Die Historie bewahren

Denkmalpreis für das Zollhaus Matthias Zink hat eine private Publikation verfasst. Knapp 300 Seiten hat das Buch. Es erzählt nicht nur die Geschichte des Zollhauses in Reichardsroth, sondern auch den Werdegang vom unscheinbaren Wohnhaus zum prämierten Denkmal. Zink hat für die Sanierung des historischen Hauses die bayerische Denkmalschutzmedaille 2023 erhalten. Zu Recht ist er stolz darauf. Mindestens 14 000 Stunden Eigenleistung sind in den letzten zehn Jahren in das Projekt geflossen. „Ohne die Unterstützung meiner Familie wäre das nicht möglich gewesen“, erzählt er und fügt an, „Die Auszeichnung ist für uns alle.“ Matthias Zink, beruflich als Maschinenbautechniker tätig, ist in Reichardsroth gegenüber des Zollhauses aufgewachsen. Das im Jahr 1700 erbaute Haus war bis 2000 bewohnt. Über die Jahrhunderte wurde es immer wieder verändert und hatte schließlich den Charme eines 50er-Jahre Hauses. Nur am Wappen war zu erkennen, dass hier mehr drin steckt. Als 2013 sein Nachbar das Haus zum Verkauf anbot, schlug Matthias Zink zu. „Ich war schon immer geschichtlich interessiert und habe eine Leidenschaft zum Alten“, erklärt er. Klar war für ihn auch, dass er in diesem Haus einmal leben wird. Die Reichsstadt Rothenburg beschloss im 15. Jahrhundert eine 62 km lange Landhege zu bauen, um ihr Gebiet, die Landwehr, zu sichern. Die 20 m breite Anlage bestand aus Erdwällen und Gräben. Wichtige Durchlässe wurden mit Landtürmen und Zollhäusern gesichert. So auch in Reichardsroth, dem nördlichsten Punkt der Landwehr. Der Turm blieb zwar nicht erhalten, aber das Zollhaus hat die Jahrhunderte überstanden. Matthias Zink wollte das Haus mit feinem Gespür für dessen individuelle Geschichte wieder zu neuem Leben erwecken. Vor dem Beginn aller Arbeiten standen daher die Voruntersuchungen in Absprache mit dem Denkmalamt an. Ein dendrochronologisches Gutachten stellte anhand der Altersbestimmung der verwendeten Holzbalken das Baujahr fest. „Das Holz wurde im Jahr 1699 gefällt“, erzählt Zink. Die Datierung des Zollhauses auf das Jahr 1700 war somit nachgewiesen. Weiterhin mussten ein verformungsgerechtes Aufmaß erstellt und ein Nutzungskonzept verfasst werden. Außerdem wurde die in der Denkmalpflege erfahrene Architektin Anette Sauerhammer für die Realisierung zugezogen. Nun konnte Matthias Zink auch Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln beantragen. „Ohne diese Unterstützung unter anderem durch den Entschädigungsfond hätte ich als Privatperson die Restaurierung in dieser Form nicht stemmen können“, erklärt er. Zink hat das Zollhaus nicht nur zum lebenswerten Wohnraum gemacht, sondern auch wieder die Zeitzeugen der Geschichte freigelegt. Die Außenwand zur Straße hin wurde mit speziellem Kalkputz restauriert. Dabei hat er Besonderheiten der Zollanlage entdeckt: Ein massiver Torangelstein mit Vertiefung für eine Torangel, eine Nut für eine Schranke, daneben eine Nische, um eine Laterne abzustellen, und ein kleines Fenster, das aus dem Innenraum geöffnet werden kann, weisen auf den Ablauf eine Zollstation hin. Das Fachwerk wurde mit großem Aufwand wieder instand gesetzt. Zink hat genau dokumentiert, wo Originalsubstanz erhalten ist und wo es nötig war, Holz zu ersetzen. Die Fenster hat er nach altem Vorbild mit historischen Beschlägen, vierflügelig aber mit Isolierverglasung fertigen lassen. Die Liebe zum Detail ist in allen Winkeln vertreten. Die Riegelfelder im Fachwerk wurden nach historischem Vorbild mit Staken versehen und mit einem Lehm-Stroh-Gemisch verfüllt. Bestehende Putze hat Zink aufwändig erhalten. Und auch die Fassung wurde sowohl innen wie außen nach Originalfunden farblich gestaltet. Mit Herzblut saniert In der guten Stube wurde die Balken-Bohlen-Decke unter Zentimeter starkem Putz freigelegt und sogar Fehlböden hat Zink nach einer Einweisung durch einen Spezialisten nachgebaut. „Wir waren mehrmals im Freilandmuseum“, erzählt er. Immer auf der Suche nach der originalgetreuen Verarbeitung hat er sich dort die Verlegung des Holzbodens in der guten Stube mit geschmiedeten Nägeln abgeschaut. Die älteste Türe hat Zink im Dachgeschoss des Zollhauses gefunden. Sein Bruder Michael Zink, von Beruf Schreiner, hat nach dieser Vorgabe Türen für das Zollhaus gefertigt, die individuelles Flair ausstrahlen. Historische Schlösser, Türgriffe und Riegel, alles im Einzelnen zusammengetragen, vervollständigen das Bild. Aus dem Baumarkt findet man im Zollhaus nichts: Der Boden der Räume im Erdgeschoss ist mit alten Sollnhofener Schieferplatten belegt, das Dach wurde mit handgestrichenen Ziegeln gedeckt,...

Historische Kulturlandschaft Sep01

Historische Kulturlandschaft

Burgbernheim ist die Wiege der Streuobstwiesen auf der Frankenhöhe Schon im 18. Jahrhundert versorgten sich die Menschen auf der Frankenhöhe in dem mittelfränkischen Kleinstädtchen Burgbernheim mit Saft, Marmelade, Dörrobst oder Schnaps aus Streuobst. Jeder neue Bürger wurde angehalten, drei frische Bäume zu setzen, zu pflegen und zu ernten. Daraus entstanden die Burgbernheimer Streuobstwiesen. Aber was sind eigentlich Streuobstwiesen? Das sind vom Menschen geschaffene Kulturlandschaften, die für den Obstanbau genutzt wurden. Die hochstämmigen Bäume, die „verstreut“ in der Landschaft stehen, tragen unterschiedliches Obst wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen oder Walnüsse. Meist nutzte man die „Bernheimer Hauszwetschge“, dessen wild wachsende Triebe verpflanzt und zu Obstbäumen herangezogen wurden. Andere Obstbaumsorten wie Apfel- und Birnbäume musste man käuflich erwerben. Das hatte zwischen den 50er- und 70er-Jahren ein jähes Ende. In dieser Zeit fielen ca. 80 Prozent der Streuobstbäume durch die staatlich angeordnete prämierte Obstbaumrodung zum Opfer. Nicht so in Burgbernheim. Durch die steilen Hänge war dieser Teil der Frankenhöhe für die Gewinnung von Bauland und Ackerflächen nicht geeignet. Deshalb stehen heute noch rund 30.000 Bäume auf circa 120 ha Wiesenfläche. Davon gehören 60 Prozent der Stadt und der Rest liegt in privaten Händen. Die Burg- bernheimer Streuobstwiesen gehören zu einer der größten zusammenhängenden Streuobstfläche Europas. Umgeben von Wald, Wiesen, Schafweiden, Bachauen und vielen kleinen Gewässern bietet die Obstkulturlandschaft Lebensraum für bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Bewusstsein stärken „Zum Erhalt bestehender und vor allem historischer Sorten haben wir einen Pomologen zur Sortenbestimmung beauftragt. Circa 70 Edelreiser (Jungtriebe) wurden in eine Baumschule gegeben, um sie zu Jungbäumen heranzuziehen“, so Ernst Grefig der Gartenbaufachmann vor Ort. Die Burgbernheimer haben schon früh erkannt, welchen Wert die alte Kulturlandschaft hat und gründeten im Jahr 2014 die Genossenschaft „Streuobst Mittelfranken-West e.G.“. Ziel der Initiative ist, die unverwechselbare Obstlandschaft mit ihren alten knorrigen Bäumen zu erhalten und die geernteten Früchte weiter zu verarbeiten und zu vermarkten. Seit 2017 vergibt die Stadt sogenannte Baumpatenschaften, die dazu verpflichten, die Obstbäume zu schneiden und die Früchte zu ernten. „Dazu bieten wir nicht nur Baumschnittkurse für Jungbäume, sondern auch Kurse für die alten Kollegen an“, sagt Ernst Grefig. Auch die angebotenen Schlemmerwanderungen und der alljährliche Streuobsttag erfreut sich wachsender Beliebtheit. Der nächste Streuobsttag findet am 8. Oktober von 10 bis 18 Uhr statt. Hier kann man sich Informationen über Wildobstsorten (mit Beratung und Verkauf), zur Baumwartausbildung und zur Erkennung von Krankheiten an Obstbäumen holen. Neben einem Streichelzoo, Kaffee und Kuchen werden auch Kräuterwanderungen und Führungen durch die Streuobstwiesen angeboten. Apropos Kräuterwanderungen. In Burgbernheim kann man sich in beteiligten Privatgärten zu einer Kräuterwanderung anmelden. Ein Jahr vor Corona entstand der Streuobstlehrpfad mit einem vorgelagerten Hainbuchen-Labyrinth. Hier erfährt man über eine Weglänge von vier bis sechs Kilometern Wissenswertes über Streuobstwiesen und ihre Lebensräume. Startpunkt ist der Burgbernheimer Marktplatz. Dazu kann man sich eine App mit einem kleinen Quiz und vielen Zusatzinformationen herunterladen. Infotafeln klären über alte Obstsorten, die Artenvielfalt, Lebensräume für Tiere und Pflanzen, Kleingewässer, Obstverwertung und Wildobstsorten auf. „Ich mag zwar das Wort ‚Superfood‘ nicht, aber unser Wildobst gehört dazu und wird auf Burgbernheimer Streuobstwiesen angebaut“, erklärt Ernst Grefig. Beispiele sind die Maulbeere mit ihrem hohen Gehalt an Vitamin-C und Antioxidantien, die Elsbeere, der Speierling und die Mispeln mit ihren gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. Diese alten Sorten werden auf dem Lehrpfad für die Bevölkerung wieder ins Gedächtnis gerufen. Interessant ist auch die Reifezeit der Maulbeerfrüchte, die sich nach und nach über zwei Monate hinzieht. Der bayerische Streuobstpakt aus dem Jahr 2021 kam den Burgbernheimern mit einem Förderprogramm gelegen. Dafür wurden sogenannte Streuobstmanager für jeden Regierungsbezirk in Bayern in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf geschult, um das Abkommen umzusetzen. Der Pakt sieht die Pflanzung von einer Million zusätzlich gepflanzten Obstbäumen und den Erhalt der Streuobstwiesenbestände vor. Kritik zu Fragen der Obstverwertung, der jährlich notwendigen Schnittmaßnahmen und der Pflege der Wiesen standen im Raum. Gerade hier will die Stadt Burgbernheim mit ihren Aufklärungsaktionen aktiv werden. Von Schnittkursen, Obstanbau, Baumpflanzung, Sortenberatung, Obstverwertung bis hin zu immer wiederkehrenden Veranstaltungen will...

Lesefutter für alle Sep01

Lesefutter für alle

Das neue Büchertauschregal im Eingang des Bioladens in der Galgengasse Geschätzt rund 200 Bücher warten auf neue Leser – und morgen können es schon wieder andere sein. Kochbücher, Krimis, Kinderbücher, Romane, Ratgeber, sogar englische Literatur stehen im Bücherregal im Eingangsbereich des Rothenburger Bioladens Vreimann, noch vor der reinen Verkaufsfläche. Barbara Haag-Mayer und Marion Fresz, beide echte Leseratten, hatten die Idee dazu. „Wir haben dann überlegt, wo und wie wir ein Büchertauschregal organisieren können“, erzählt Barbara Haag-Mayer. Ein geschützter Raum sollte es sein. Also haben sie mit Angelika Klein vom Bioladen gesprochen und sie war schnell begeistert. „Ein Regal war noch vorhanden“, erzählt sie. Innerhalb von wenigen Wochen war die Idee umgesetzt. Marion Fresz und Barbara HaagMayer haben im Familien- und Freundeskreis ausrangierte Bücher gesammelt, sich einen Namen für das Projekt, nämlich „Lesefutter“, und ein Logo überlegt. Anfang Juli stand alles und die Bücher konnten einziehen. „Es war, als ob es einfach so sein sollte“, sagen alle drei Frauen. Das Bücherregal wurde von Beginn an gut angenommen. Jeder kann ein aussortiertes Buch einstellen oder sich eines nehmen. Ganz unkompliziert. „Der soziale Aspekt war uns ganz wichtig“, fügt Marion Fresz an. Die drei Frauen kümmern sich um das Regal. Es soll ansprechend sein. Die Bücher sind sortiert oder werden in kleinen Körben präsentiert. Zugänglich ist das Büchertauschregal zu den Öffnungszeiten des Bioladens....

Fest zu Ehren der Stadt Sep01

Fest zu Ehren der Stadt

Die Reichsstadttage So wie jeder Mensch in seinem Leben ganz individuelle Erfahrungen macht, so geht es auch einer Stadt. Rothenburg wurde bereits im 11. Jahrhundert erwähnt, aber richtig los ging es erst knapp zwei Jahrhunderte später. König Rudolf von Habsburg erhob Rothenburg am 15. Mai 1274 zur Freien Reichsstadt. Das bedeutete Ruhm und Einfluss für die Stadt. Die damit verbundenen Privilegien sorgten für einen erheblichen Bedeutungszuwachs und die Tauberstadt wurde mit über 6 000 Einwohnern eine der größten Städte im Alten Reich und somit zu einem politischen Machtzentrum. Bis 1802 Napoleon die Welt neu aufteilte, sollte das so bleiben. Diese 528 Jahre Stadtgeschichte sind das historische Erbe der Stadt und werden alljährlich mit einem besonderen Fest, den Reichsstadttagen, gefeiert. Vom 1. bis 3. September ist es wieder so weit. Die Reichsstadttage werden von etwa 900 Teilnehmern aus verschiedenen Historiengruppen und in originalgetreuen Gewandungen präsentiert. In der Altstadt, in den Gassen, auf den Plätzen und auch vor der Stadtmauer lagern die Gruppen. Am Samstag und Sonntag ziehen einzelne Gruppierungen durch die Stadt und unterhalten die Besucher mit kleinen Einlagen. Los geht das Fest schon am Freitagabend mit einem stimmungsvollen Auftakt. Vom Taubertal her ziehen die Historiengruppen über die Kobolzeller Steige zum Marktplatz. Der Einzug ist mit Fackeln beleuchtet und wird von Besuchern gesäumt. Am Marktplatz angekommen, werden alle Gruppen begrüßt und kurz vorgestellt. Nach dem Experiment ohne Feuer im Vorjahr wird es in diesem Jahr wieder eine Feuershow am Rathaus geben. Der Samstag und Sonntag sind dann ein buntes Fest für die ganze Familie. Treiben lassen und Stadtgeschichte erleben heißt das Motto. An beiden Tagen stellt der „Pickelhering“ alias Schauspieler Reiyk Bergemann auf einer kleinen Bühne vor dem Rathaus die Historiengruppen unterhaltsam und informativ vor. In der Herrngasse können Besucher das mittelalterliche Bürgerleben mit „Kind und Kegel“ erleben. Vor dem Brunnen in der Herrngasse werden zu angegebenen Zeiten Gerichtsverhandlungen wie anno dazumal nachgespielt. Manchmal schaut auch ein Medikus vorbei und hilft mit außergewöhnlichen Mitteln bei alltäglichen Wehwehchen. Unterhaltsam und kurzweilig sind die Vorführungen gestaltet. An beiden Tagen schwingen auch die Schäfer ihre Beine. Der traditionelle Schäfertanz ist stets ein besonderes Erlebnis. Wenn die Gruppe mit ihren bunten Kleidern am Marktplatz einzieht und der Oberschäfer mit einem schmissigen Pfiff den Tanz startet, dann ist das Publikum gebannt bei der Sache. In verschiedenen Formationen und mit viel Kondition führen die Männer und Frauen ihre Tänze auf. Über 500 Jahre Stadtgeschichte beinhaltet natürlich verschiedene Epochen. Nur am Samstagnachmittag zeigt die Stadtpfeifferey auf der Stöberleinsbühne Tänze und Musik der Renaissance. Wer ein ganz besonderes Stück der Stadtgeschichte erleben möchte, ist bei der Aufführung des Festspiels „Der Meistertrunk“ im Kaisersaal des Rathauses richtig. Die Laienschauspieler zeigen die Errettung der Stadt nach der Eroberung durch den obersten Heerführer Johann T’Serclaes Tilly im Dreißigjährigen Krieg auf der Bühne (am Samstag um 15.30 Uhr und 18 Uhr). Am Samstagabend gibt es (wetterabhängig) ein besonderes Spektakel zu erleben: Rothenburg in Flammen. In Erinnerung an die Belagerung leuchtet Rothenburg an Abend in flammend roten Farben. Das Spektakel ist am besten von der Doppelbrücke aus zu beobachten. Wenn die „Flammen“ dann langsam abnehmen, wird noch ein beeindruckendes Feuerwerk gen Himmel geschickt, das die Freude über den Erhalt der Stadt repräsentiert. Gespräche mit Darstellern Und auch am Sonntag ist einiges geboten: Am Kapellenplatz findet nur an diesem Tag ein besonderer Markt statt: Bäuerliche Handwerksgeräte aus früheren Zeiten werden gezeigt, es gibt eine kleine Tierschau, besondere musikalische und unterhaltsame Einlagen und Besucher können einem Korbflechter über die Schulter schauen. Im Spitaltorgraben, vor dem Rödertor und in der Klingenbastei lagern wie auch schon am Samstag historische Gruppen und freuen sich auf einen Besuch. Gerne kommt man miteinander ins Gespräch – so wie es sich bei einem Jubelfest eben ziemt....

Hochachtung Sep01

Hochachtung

Liebe Leser, Rothenburgs Erbe ist auch seine Zukunft. Die Altstadt mit ihren stimmungsvollen Gassen, die Stadtmauer, die historischen Gebäude, der einzigartig gelegene Burggarten – all das zieht Menschen aus der ganzen Welt an. Rothenburg hat sich seine Vergangenheit bewahrt und feiert dies jedes Jahr mit den Reichsstadttagen. Hunderte von Darsteller verschiedener Historiengruppen lassen die gut 500-jährige Zeit der freien Reichsstadt lebendig werden. Aber auch mit dem Tag des offenen Denkmals zollen Rothenburg und die umliegenden Städte ihrer Vergangenheit den gebührenden Respekt. Mit einer kleinen Übersicht wollen wir Ihnen Anregungen geben, um besondere Denkmäler zu entdecken. Dass ein baukulturelles Erbe nicht nur erhaltenswert ist, sondern auch zum eigenen Lebensraum mit besonderem Flair werden kann, zeigt Matthias Zink aus Reichardsroth. Zehn Jahre lang hat er das einstige Zollhaus der Landhege restauriert und dafür die Denkmalschutzmedaille erhalten. Die Verantwortung gegenüber dem geschichtlichen Erbe trägt aber noch eine weitere Herausforderung: Das Alte muss mit Leben gefüllt werden. Rothenburgs Altstadt ist nicht zum Museum geworden, sondern ein pulsierendes Zentrum geblieben. Kunst hat hier ihren Raum, viele Nationen leben miteinander und feiern ein Fest und die Menschen fühlen sich wohl und realisieren kreative Ideen und Unternehmenskonzepte. Die Hochachtung vor der bewegten Geschichte führt stets zu Neuem. Ihre Andrea...

September Sep01

September

Das Inhaltsverzeichnis des ROTOUR-Heftes für September Kultur Editorial: Mit Respekt Ein Fest mit historischen Wurzeln Teilnehmer am Tag des offenen Denkmals Neues Büchertauschregal Ehrenamt: Die Wegwarte Kulturlandschaft der Streuobstwiesen Veranstaltungen Die Schokolade im Mittelpunkt Buntes Fest der Vielfalt Jahresausstellung des Kunstkreises Ausgehtermine Rund um die Frankenhöhe Wohin im Hohenloher Land Wirtschaft Matthias Zink hat das Zollhaus bewahrt Schicke Halle für Lebensträume aus Holz Panoramafoto: Die Fahnen wehen Dauerhafter Schutz für Wohnmobile Quatoro: gebündeltes Potenzial Information Rundgang durch die Jahrhunderte A walk through centuries Sozialdienste TITELBILD: Pikeniere im Burggarten Foto: ul Service Wohin ausgehen in Rothenburg? Sehenswürdigkeiten in deutsch/englisch Informationen von A bis Z Impressum Freizeitideen Gesellschaft Personalia: Yvonne Bär Der Traum vom ersten Roman Heimatküche: Kichererbsen Szenegeflüster: Treffen mit „BossHoss“ Rückblick auf das Taubertal-Festival Fritz Klinglers Gedicht: Neues...

Mensch und Pferd

Begleitung mit Reittherapie Den eigenen Weg zu gehen setzt eine innere Stärke, Ruhe und vertrauensvolle Gelassenheit voraus. Das zu erreichen ist nicht immer einfach. Sabine Steinhauser scheint dies jedoch mit bodenständiger Leichtigkeit zu meistern – und mit der Hilfe ihrer Pferde. In Dottenheim betreibt sie einen Pferdehof, bietet Reittherapie an und bildet selbst angehende Therapeuten und Reitpädagogen aus. „Pferde haben schon immer zu unserer Familie gehört“, erzählt sie. Aufgewachsen im Allgäu, wo ihr Vater Landwirtschaft betrieb, zog sie 1992 nach Dottenheim (bei Dietersheim) und kaufte gemeinsam mit ihren Eltern einen Hof, den die Familie umfassend umbaute und renovierte. Da nun endlich Platz war, zog auch das erste eigene Pferd in Dottenheim mit ein. „Ich bin da schnell an meine Grenzen gekommen“, erzählt Sabine Steinhauser mit einem wissenden Lächeln im Gesicht. Das Pferd war ein sehr guter Lehrer für sie, denn sie begann mit ersten Workshops ihr Wissen im Umgang mit den Tieren zu vertiefen. In den Anfangsjahren hat sie dann Dozenten nach Dottenheim geholt und dort Workshops angeboten. Ab 1996 hat sie ihre eigene Ausbildung intensiv vorangetrieben. Ihr Ansatz war und ist dabei der achtsame Umgang mit Mensch und Tier. Die Feldenkrais-Methode oder Hakomi, eine körper- und erfahrungsorientierte Psychotherapie, sind nur einige der Methoden, die sie als Reittherapeutin anwendet. Ihr Portfolio an Ausbildungen und Fortbildungen ist umfassend und sie erweitert es fortwährend. Was sie für wertvoll und unterstützend hält, fügt sie zu einer neuen Einheit zusammen. Entstanden ist so ihr ganz eigenes Konzept, das nicht auf vorgefertigten Abläufen und Strukturen basiert, sondern je nach Thema und Wesen des Klienten eine individuelle Begleitung bietet. Ihr Grundsatz beinhaltet, dass ein Therapeut nicht den Weg kennen muss, sondern jedes Wesen selbst weiß, was es zur Heilung und Genesung benötigt. „Ich leuchte dann wie mit einer Taschenlampe dorthin“,...

Die Faszination für den Himmel

Die Sternwarte Weikersheim bietet Beobachtungsabende und Führungen für Interessierte an Was am Himmel geschieht, bewegt die Menschen schon seit Jahrhunderten. Die Astronomie gilt als eine der ältesten Wissenschaften. „Jeder Blick ins All ist ein Blick in die Vergangenheit“, stellt Rainer Zierlein fest. Er ist der Vorsitzende des Vereins „Astronomische Vereinigung Weikersheim e.V.“. Der 1977 gegründete Verein hat im Jahr 1978 auf dem Karlsberg bei Weikersheim die Sternwarte erbaut. Im Jahr 2007 wurde durch die Unterstützung von Leader-Fördermitteln die Sternwarte vergrößert. Neben der großen Kuppel, die noch mit der ursprünglichen, in den Anfangsjahren selbstgebauten Holzkuppel mit einem Durchmesser von sechs Metern bedeckt ist, steht eine zweite, etwas kleinere Kuppel. In beiden Kuppeln stehen professionelle Teleskope. Zusätzlich wurde ein Seminarraum mit Projektor und Leinwand, der 35 Sitzplätze hat, gebaut. „Wir verstehen uns als eine Volks- und Schulsternwarte“, macht Zierlein klar. Der Verein hat etwa 120 Mitglieder, vorwiegend Hobbyastronomen. „Wir betreiben hier keine Forschung“, merkt Jens Hackmann an, ebenfalls Vorstandsmitglied und äußerst versierter Himmelsfotograf. Den etwa 20 aktiven Vereinsmitgliedern liegt neben der eigenen Weiterentwicklung ihres Hobbys auch die Vermittlung der Astronomie an ein interessiertes Publikum am Herzen. Schulklassen, Interessengemeinschaften, Betriebsausflüge und private Gruppen können individuelle Führungen vereinbaren. Das Wissen weiter geben Bis zu 50 Besuchergruppen in der Größe zwischen 5 bis 60 Personen führen die ehrenamtlichen Mitglieder im Jahr durch die Sternwarte. Bei schlechtem Wetter wird in dem Seminarraum ein virtuelles Programm geboten. Der Verein hat in seiner Satzung einen Bildungsauftrag verankert. „Es macht uns Freude die Schönheit des Himmels den Menschen nahezubringen“, erklärt Manuel Thoma, der auch dem Vorstand angehört. Der Höhepunkt eines Besuchs der Sternwarte ist natürlich der Blick durch das Teleskop. In der großen Kuppel stehen gleich zwei Geräte: ein Spiegelteleskop mit einem 18 Zoll Spiegel (46 cm Durchmesser) und ein Linsenteleskop zur Sonnenbeobachtung. Auch wenn der Nachthimmel natürlich spektakulär ist, können am Tag die Sonne und ein gutes Dutzend Objekte beobachtet werden. Die Teleskope sind mit einem Computer verbunden, der die aktuellen Daten der 5 000 wichtigsten Himmelsobjekte eingespeichert hat. Die Teleskope richten sich daher zielgenau aus. „Wenn die Objekte eingestellt sind, dreht sich die Erde ja weiter“, erklärt Zierlein. Eine Nachführung gleicht die Erdbewegung aus. Die Sonne im Fokus Um die Sonne betrachten zu können, muss dem Teleskop eine Keramiklichtfalle vorgelagert werden. Das Auge würde sonst sofort erblinden. „Nur ein Bruchteil des Lichts wird umgeleitet“, so Jens Hackmann. Gestochen scharf zeigt sich die Sonne, mit winzigen dunklen, weil kühleren Flecken, in die die Erde aber zigmal passen würde. Im August sind am Nachthimmel Sternschnuppenschwärme zu sehen und in der zweiten Jahreshälfte zeigen sich Großplaneten wie Jupiter und Saturn. An den öffentlichen Beobachtungsterminen, die am ersten Wochenende des Monats stattfinden, können Interessierte einfach vorbeikommen und den Blick gen Himmel richten. Im Zuge der Vergrößerung der Sternwarte im Jahr 2007 wurde auch der bereits bestehende Planetenweg erneuert. Er beginnt mit der Sonne und endet mit Pluto. Der etwa sechs Kilometer lange Weg zeigt maßstabsgetreu die Planeten. Daten und Fakten sind auf den zugehörigen Infotafeln zu erfahren. Und jeder Schritt auf dem Planetenweg (der auch als Rundweg mit dem Wanderweg 1 verbunden werden kann) entspricht einer Million Kilometer in unserem Sonnensystem. Das Vereinsleben gestaltet sich aktiv und unkompliziert. Neuzugänge werden von den „alten Hasen“ schrittweise an die Instrumente herangeführt. Ein gutes Miteinander gehört zum Blick zu den Sternen einfach dazu. am Info: Folgende Veranstaltungen finden im August in der Sternwarte statt: am 5. August, um 21 Uhr: Beobachtungsabend bei klarem Himmel; am 6. August, von 14 bis 16 Uhr: Sonnenbeobachtung bei klarem Himmel; am 12. August, um 20 Uhr: Wein und Sterne, Genießerabend. Hierfür ist einen Anmeldung unter weinundsterne@sternwarte-weikersheim.de erforderlich. Am 18. August, um 20 Uhr findet der öffentliche Vereinsabend/Medienabend statt. Anmeldung zu den individuellen Führungen unter webmaster@sternwarte-weikersheim.de oder unter Tel.: 07931-477631. Alle Veranstaltungen Eintritt frei, Spenden...

Rundum Handarbeit

Hobbydrechsler Eduard Nagel Alles hat seinen Platz in der kleinen Hobbywerkstatt von Eduard Nagel in Gebsattel. In einem Nebenraum befindet sich das Holzlager mit Rohholz und Rohlingen für allerlei Drechselarbeiten. Er stammt aus einer kleinen Landwirtschaft in Craintal bei Creglingen. Schon als Kind hat er es verstanden, aus heimischem Holz etwas Nützliches zu machen. Bei einem benachbarten Schreiner ließ er das Rohmaterial zuschneiden oder hobeln. Als ausgebildeter Landwirt konnte er nicht wirklich Fuß fassen. Eine Umschulung zum Industriemechaniker wurde zu seiner beruflichen Lebensaufgabe. Das Drechselhandwerk hat sich der Autodidakt in seiner Freizeit Schritt für Schritt selber beigebracht. „Im Jahr 1980 haben meine Frau und ich in Gebsattel gebaut. Meine Drechselwerkstatt wurde von Anfang an mit eingeplant“, erzählt er. Seither findet er Ruhe bei der Herstellung seiner hölzernen Unikate. „Ein französisches Nudelholz liegt bei weitem besser in der Hand, als die Herkömmlichen ihrer Art“, stellt seine Frau fest. Ob Kaffeelöffel, filigraner Halsschmuck oder eine Strickschale, in der das Knäuel durch eine schneckenförmige Öffnung fein säuberlich abgewickelt wird, Eduard Nagel findet immer neue Ideen, etwas Schönes zu kreieren. Auch Wunschobjekte sind jedes Mal eine willkommene Herausforderung. Nachweislich ist das Drechseln eines der ältesten Handwerke der Erde. Die erste Drehbank entstand aus dem ersten mechanisierten Gerät der Menschheit, dem Fiedelbohrer. Gedrehte Gegenstände wurden bereits vor mindestens 3500 Jahren gefertigt. Eduard Nagel hat seine eigene Drehbank, eine Fräsmaschine aus dem Jahr 1966 zu einer Drechselmaschine umfunktioniert. Das hohe Gewicht sorgt für Standfestigkeit bei der Arbeit. Mittlerweile hat der 76-Jährige viele Bekannte, die ihm das Hartholz, sei es Obst-, Eichen- oder Eschenholz, anbieten. Drechseln ist Übungssache Bei einer Schüssel wird eine runde Form ausgesägt und als Zylinder vor gedrechselt. Dazu bohrt der leidenschaftliche Handwerker mit einem Bohrkopf eine runde Vertiefung in den Boden der Schale, um sie in die...

Mit Herz und Tatkraft...

Johann Stein hat sich für seine Baufirma und die Gesellschaft eingesetzt Es ist einer dieser unglaublich heißen Sommertage. Ich treffe Johann Stein im Firmensitz in Wachsenberg. Das Besprechungszimmer ist klimatisiert, denn er hat bei der Hitze etwas Schwierigkeiten beim Atmen. Ansonsten wirkt er mit seinen 82 Jahren topfit. Johann Stein ist noch einer vom alten Schlag. Über 40 Jahre hat er die Geschicke der Firma Stein geschmiedet. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Unternehmer, der nie geruht hat. „Wenn ich in all den Jahren vielleicht 20 Tage Urlaub gemacht habe, dann ist das viel“, erzählt er. Mittlerweile hat er natürlich mehr Freizeit, ist aber trotzdem noch regelmäßig in der Baufirma Stein anzutreffen und steht beratend zur Seite. Mit gebührlichem Respekt „Seine Meinung zählt nach wie vor“, sagt Franziska Eberlein, die als Auszubildende bei ihm gelernt hat, lange Jahre seine Sekretärin war und heute kaufmännische Leiterin ist. Seine Jahrzehnte lange Erfahrung gepaart mit einer bodenständigen Menschlichkeit ist ein Füllhorn, aus dem er schöpfen kann. Wenn er zurückblickt auf sein Leben, dann fallen die Worte: „Ich bin sehr zufrieden“. Dabei wurde ihm nichts geschenkt. Ganz im Gegenteil. Heutzutage ist die Baufirma Stein in der ganzen Region und weit darüber hinaus bekannt. Als Johann Stein im Jahr 1961 das Unternehmen von seinem Vater übernahm, kannte den Namen Stein keiner. „Ich war das kleinste Licht der Bauunternehmer in Rothenburg und Uffenheim“, erinnert er sich. Und auch der erste Moment, als er Verantwortung tragen musste, hat sich ihm eingeprägt. Die Familie stammt aus Wachsenberg und sein Vater Johann Georg Stein hat 1938 die Baufirma gegründet. Johann Stein ging mit 15 Jahren bei ihm als Maurer in die Lehre. Die Steins hatten etwa fünf Mitarbeiter und nebenher noch Landwirtschaft. Das Unternehmen lief gut, aber die klassischen Büroarbeiten ließ...

Der letzte Weg

Der „Ruheforst Landhege“: würdige Bestattungen unter alten Bäumen Da, wo sich der Naturpark Frankenhöhe, die Hohenloher Ebene und das Liebliche Taubertal treffen, gibt es einen besonderen Ort des Friedens. Seit 2009 befindet sich hier der „Ruheforst Rothenburg-Landhege“ auf einem ursprünglich 14 Hektar großen Waldstück zwischen der Reichsstadt und dem württembergischen Oberrimbach. Bei der Eröffnung des Ruheforsts betrug die Friedhofsfläche 3,5 Hektar. Heute sind es bereits 6 Hektar. Es ist eine ganz andere Art der Bestattung und ermöglicht es dem Verstorbenen nach dem Ableben vollkommen in die Natur aufgenommen zu werden. Der Waldfriedhof wird von der Stadt Creglingen betrieben. Die Fläche mit der Gemarkung 222 gehört seit 1399 der Stadt Rothenburg, die der damalige Bürgermeister Heinrich Toppler einst erworben hat. „Es war von Anfang an eine gute Zusammenarbeit zwischen Rothenburgs und den Creglinger Stadtvätern,“ sagt Diplom Forstingenieur und Leiter des Rothenburger Forstamtes, Daniel Gros, der den Ruheforst damals als neues Geschäftsfeld erschlossen hat. Der Forstingenieur kannte diese Art von Begräbnis bereits und empfand das Gebiet auf der Frankenhöhe als passenden Ort für eine solch friedvolle Ruhestätte. Mitten in einem Mischwald mit 60 bis 160 Jahre alten Bäumen, der durch einen Zaun aus schwarzen Tauen abgegrenzt ist, können sich Menschen unabhängig von Konfession oder Herkunftsland einen Platz für die ewige Ruhe suchen. Viele Besucher genießen die Stille in der Natur und kommen gerne her, um ihre Angehörigen zu besuchen. Andere halten Ausschau nach der eigenen Grabstätte. „Die Wochenenden sind für einen Waldspaziergang oder einen Grabbesuch am besten geeignet, denn an diesen Tagen finden keine Beisetzungen statt,“ erzählt Gros. Hinterbliebenen bietet der Ruheforst einen Ort der Begegnung und der Stille mit einem Andachtsraum unter freiem Himmel. Die Grabpflege erübrigt sich von ganz alleine. Blumen und Pflanzen werden durch die Natur des Waldes ersetzt. Für Menschen, die nicht...

Alles was man braucht...

Karin Brenner fällt auf mit ihrer Naturoase Hortus Romanticus Hortus, das hört sich an, als wollte man einen Vorrat anlegen, horten eben. Übersetzt heißt es aber „Garten“. Karin Brenner aus Oberdachstetten ist auf dem Land mit hauseigenem Garten aufgewachsen. Heute lebt sie für ihr Naturareal „Hortus Romanticus“. Eigentlich ist sie ausgebildete Drogistin. „Früher haben wir Salben und Heilkräutertees selbst hergestellt. Als Drogist (Droge bedeutet Heilpflanze) kannte man sich in den 70er-Jahren noch mit chemischen Mitteln, aber auch mit Pflanzen und deren Nutzen aus: Substanzen zur Reinigung von Metall, Bodenwachs, Katzenfell gegen Rheuma, Zitronensäure als natürliches Mittel zur Immunstärkung, Kaiser Natron für den Säure-Basenausgleich des Körpers oder Soda als Fleckenmittel oder als Putzmittel in Küche und Bad. Vieles habe ich in meinem Beruf mit Leib und Seele hergestellt, Kunden beraten und verkauft“, sagt Karin Brenner. Bis es in den 80er-Jahren nur noch sogenannte Drogerie-Märkte mit Fertigprodukten gab. Die Naturliebhaberin leitete eine Parfümeriefiliale über sieben Jahre lang. Aber es war eben nicht mehr dasselbe. „Das Hauptanliegen war nicht mehr das Wohl des Menschen, sondern Empfehlungen von fertigen Produkten. Das hat mir nicht mehr gefallen,“ erzählt sie. Die ideenreiche junge Frau ließ sich zur Natur- und Waldpädagogin ausbilden, hält Vorträge und ist als solche beim Bund Naturschutz in Schulen und Kindergärten unterwegs. Sie möchte den jungen Menschen die Notwendigkeit nahe bringen, Lebensräume von einheimischen Pflanzen und Tieren zu erhalten. Ein Beispiel ist der europäische Biber (Castor fiber), der nicht nur als das größte Nagetier Europas gilt, sondern auch der beste „natürliche“ Ökosystem-Manager: Wo immer er lebt und anpackt, nimmt die Artenvielfalt sprunghaft zu. Jeder kann etwas tun „Die Menschen müssen die Naturkreisläufe verstehen. Denn nur wer etwas darüber weiß, kann lernen, die eigene Umwelt zu schützen,“ erklärt die Naturgartenbesitzerin. Das hat sie am eigenen Leib erfahren. Als...