Früh übt sich

Gudrun Gross begleitet die Kleinsten in die Welt der Musik Musik begleitet sie schon ein Leben lang. Gudrun Gross ist als Pfarrerstochter in Hermannstadt (Siebenbürgen) aufgewachsen. „Mein Vater war Kirchenmusiker und es wurde von morgens bis abends zu Hause gesungen und musiziert. Er gründete eine Kirchenmusikschule, in der wir alle fünf Kinder vor allem Orgel spielen gelernt haben“, erinnert sie sich. Eine prägende Zeit, die sie die Liebe zur Musik gelehrt hat. Mit Kindern arbeiten machte ihr besonders Freude. So entschied sich Gudrun Gross für ein Studium auf Lehramt, fand jedoch ihr berufliches Zuhause durch ein weiteres Studium für elementare Musikpädagogik in Trossingen. Wohl wissend, was Musik im Kindesalter bewirken kann, bietet sie seit 2010 in Rothenburg Musikkurse über das Bildungswerk „Bildung Evangelisch zwischen Tauber und Aisch“ für Erwachsene mit Kleinkindern an. „Der Unterricht wird sehr gut angenommen und die Kurse sind fast immer ausgebucht“, sagt sie. In den ersten Lebensjahren sind für die Entwicklung eines Kindes das Zuhause der schönste Platz und die Familie der Inbegriff von Liebe, und Geborgenheit. Bei dem musikpädagogischen Konzept von Gudrun Gross erfahren Eltern und ihre Kinder, wie positiv sich die Musik in Form von Freude und Sinneserfahrungen auswirken kann. Es fördert die Bindung, die Kommunikation und eröffnet Möglichkeiten der Freizeitgestaltung innerhalb der Familie. Wenn die Kleinen zwischen ein und vier Jahre alt sind und Eltern mit Kindern Lust auf Musik und Bewegung haben, sind sie hier genau richtig. „Wir musizieren in kleinen Gruppen bis maximal zehn Kindern“, erklärt Gudrun Gross. Schlau durch musikalische Reize In den musikalischen Früherziehungskursen im Gemeindehaus in Gebsattel erlernen die Kleinsten auf spielerische Art und Weise wichtige Fähigkeiten in folgenden Bereichen: musische Entwicklung, Rhythmik, Bewegung, Feinmotorik, Konzentration, Lernfähigkeit, Ausdrucksfähigkeit und emotionale Entwicklung. Dazu gehört das Erlernen von Liedern, Fingerspielen, kleinen Tänzen und Bewegungsspielen,...

Menschen beistehen

Yvonne Bär ist Türmerin von Rothenburg und berät Kranke „Ich bin eine geborene Vogel, heiße heute Bär mit Nachnamen und wohne am Katzenbuckel in Rothenburg“, waren ihre ersten Worte, als eine Turm-Besucherin das Gespräch mit Yvonne Bär suchte. Ja, richtig, sie ist Türmerin auf dem Rothenburger Rathausturm und hat nach 17 Jahren so manche Anekdote zu erzählen. Menschen lagen ihr schon immer am Herzen. In ihrer Schweinfurter Familie gibt es viele Krankenschwestern: „Ich war zehn Jahre alt, als meine Tante mit 19 Jahren ihre Ausbildung als Krankenschwester antrat“, erinnert sie sich. Je mehr ihre Tante von der Tätigkeit und den schönen Momenten mit kranken Menschen erzählte, wuchs ihr Interesse an dieser Arbeit. In der Würzburger Rotkreuzklinik hat Yvonne Bär ihre Ausbildung zur Krankenschwester absolviert. Verschiedene Stationen als Anästhesie-Schwester in Werneck und auf der Neurologie in Neustadt-Saale folgten. Aber glücklich ist sie nicht geworden. „Ich war immer gestresst, es gab nie genug Zeit für die Patienten und die Stationen waren stets unterbesetzt“, sagt sie. Erst in der TCM-Klinik im Steigerwald für chronisch Erkrankte hatte sie endlich mehr Zeit, sich um das Wohl der Menschen zu kümmern. Mit Chinesischer Medizin, biologischen Naturheilverfahren, kombiniert mit schulmedizinischen Ansätzen wurde den Patienten geholfen. Von der Pflege in den Turm Die gebürtige Schweinfurterin, lernte im Jahr 2009 ihren künftigen Ehemann Marcus Bär kennen. Die Rothenburger kennen ihn als Mitglied der Band „Holz Klang“ unter dem Spitznamen „Chicken“. „In unserer Kennenlernphase schrieb er seinen ersten Song, den ‚Chicken Blues‘. Ich war eine der Ersten, die ihn hören durfte“, erzählt sie. So kam sie nach Rothenburg, stetig auf der Suche nach alternativen Berufszweigen. Eine Anstellung als ambulante Krankenschwester in der Diakonie kam gelegen. „Hier ist es noch möglich, sich ein wenig mehr Zeit für den Patienten zu nehmen“, erklärt Yvonne Bär. Allerdings...

Eigenes Potenzial erkennen

Quatoro und Forum für Schönheit, Angebote zur Selbstfürsorge „Jeder ist seines Glückes Schmied“, heißt es in einem Gedicht des römischen Konsuls Appius Claudius Caesus um 300 v. Chr.. Das ist heute nicht mehr so einfach. Die Schnelllebigkeit, der Leistungsdruck und die Medien durch die sich schon junge Menschen beeinflussen lassen und sogar durch „Likes“ in den sozialen Medien bewertet werden, sind gang und gebe. „Das alltägliche Hamsterrad frisst uns auf. Ich möchte Menschen motivieren herauszufinden, wer sie sind und was sie brauchen“, sagt die Inhaberin des Friseursalons Flex in Rothenburg Martina Model. Aber was kann man tun? Sich um sich kümmern ist die Devise. „Das fing bei mir mit dem Angebot eines Seelen- oder Naturhaarschnitts an“, sagt die kreative Haardesignerin. Die Frisur ist für die Meisterin ein Spiegel der Seele und zeigt wie es im Inneren des Menschen aussieht. Es geht darum, die natürliche Schönheit der Person zum Vorschein zu bringen. „Denn wenn ich mich schön fühle, strahle ich das aus“, sagt sie. Es ruft ein Glücksgefühl und Selbstannahme hervor. Das ist das Ziel. Die Person sieht sich nicht im Spiegel. Sie spürt während der nächsten zwei Stunden wie die Kopfhaut sich bei einer Massage entspannt, wie die Sinne durch Farben und Düfte angeregt werden, um sich wieder spüren zu lernen. Danach schaut die Person in den Spiegel und sieht sich anders. Das Gesicht wirkt straffer, offener und entspannter. Das ist es, was Martina Model den Menschen geben kann. Aber es gibt so viele gute andere Möglichkeiten, sich selbst wieder wahrzunehmen und sich etwas Gutes zu tun. Diesen Angeboten wollte sie Raum geben. Aus diesem Grund hat Martina Model im Januar 2022 das Forum für Schönheit ins Leben gerufen. Ein Raum neben der Molkerei, in dem verschiedenste Kurse und Workshops für Körper, Geist und Seele angeboten werden. Einmal im Monat gibt es einen Infoabend auf dem sich Menschen mit Potenzial anbieten können, die sonst keine Gelegenheit dazu haben. Im Juli 2022 gab es ein Sommerfest mit Wellness, Mode, Meditation und mehr. Aber ein Raum schien zu wenig für alles, was Rothenburg und Umgebung so zu bieten hat. Die Internetplattform „Quatoro“ wurde erstellt. Hier können sich kreative Leute mit ihren Fähigkeiten präsentieren, um sie mit anderen zu teilen und zum Wohlbefinden seiner Nächsten beizutragen. Es ist keine eigene Webseite nötig, man findet Gleichgesinnte mit unterschiedlichen Ideen und es werden die vielen Möglichkeiten, sich um sich zu kümmern auf einer Internetseite gebündelt. Es ist ein Forum für Anbieter und Suchende. Geboten wird eine gesunde Mischung aus Möglichkeiten Kraft zu tanken und Bedürfnissen nach Ruhe oder nach Aktivität zu stillen. Gesundheit, Wellness, Reisen, Bewegung, Meditation, Ideen rund um die Natur und vieles mehr ist für Suchende zu finden. Anbieter können sich unter der entsprechenden Rubrik kostenlos mit einer Kurzbeschreibung präsentieren oder mit einer geringen Kostenbeteiligung umfangreicher darstellen. Wer sich beteiligen möchte, findet alles Wichtige im Internet unter: www.quatoro.de...

Die Historie bewahren

Denkmalpreis für das Zollhaus Matthias Zink hat eine private Publikation verfasst. Knapp 300 Seiten hat das Buch. Es erzählt nicht nur die Geschichte des Zollhauses in Reichardsroth, sondern auch den Werdegang vom unscheinbaren Wohnhaus zum prämierten Denkmal. Zink hat für die Sanierung des historischen Hauses die bayerische Denkmalschutzmedaille 2023 erhalten. Zu Recht ist er stolz darauf. Mindestens 14 000 Stunden Eigenleistung sind in den letzten zehn Jahren in das Projekt geflossen. „Ohne die Unterstützung meiner Familie wäre das nicht möglich gewesen“, erzählt er und fügt an, „Die Auszeichnung ist für uns alle.“ Matthias Zink, beruflich als Maschinenbautechniker tätig, ist in Reichardsroth gegenüber des Zollhauses aufgewachsen. Das im Jahr 1700 erbaute Haus war bis 2000 bewohnt. Über die Jahrhunderte wurde es immer wieder verändert und hatte schließlich den Charme eines 50er-Jahre Hauses. Nur am Wappen war zu erkennen, dass hier mehr drin steckt. Als 2013 sein Nachbar das Haus zum Verkauf anbot, schlug Matthias Zink zu. „Ich war schon immer geschichtlich interessiert und habe eine Leidenschaft zum Alten“, erklärt er. Klar war für ihn auch, dass er in diesem Haus einmal leben wird. Die Reichsstadt Rothenburg beschloss im 15. Jahrhundert eine 62 km lange Landhege zu bauen, um ihr Gebiet, die Landwehr, zu sichern. Die 20 m breite Anlage bestand aus Erdwällen und Gräben. Wichtige Durchlässe wurden mit Landtürmen und Zollhäusern gesichert. So auch in Reichardsroth, dem nördlichsten Punkt der Landwehr. Der Turm blieb zwar nicht erhalten, aber das Zollhaus hat die Jahrhunderte überstanden. Matthias Zink wollte das Haus mit feinem Gespür für dessen individuelle Geschichte wieder zu neuem Leben erwecken. Vor dem Beginn aller Arbeiten standen daher die Voruntersuchungen in Absprache mit dem Denkmalamt an. Ein dendrochronologisches Gutachten stellte anhand der Altersbestimmung der verwendeten Holzbalken das Baujahr fest. „Das Holz wurde im Jahr 1699 gefällt“, erzählt Zink. Die Datierung des Zollhauses auf das Jahr 1700 war somit nachgewiesen. Weiterhin mussten ein verformungsgerechtes Aufmaß erstellt und ein Nutzungskonzept verfasst werden. Außerdem wurde die in der Denkmalpflege erfahrene Architektin Anette Sauerhammer für die Realisierung zugezogen. Nun konnte Matthias Zink auch Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln beantragen. „Ohne diese Unterstützung unter anderem durch den Entschädigungsfond hätte ich als Privatperson die Restaurierung in dieser Form nicht stemmen können“, erklärt er. Zink hat das Zollhaus nicht nur zum lebenswerten Wohnraum gemacht, sondern auch wieder die Zeitzeugen der Geschichte freigelegt. Die Außenwand zur Straße hin wurde mit speziellem Kalkputz restauriert. Dabei hat er Besonderheiten der Zollanlage entdeckt: Ein massiver Torangelstein mit Vertiefung für eine Torangel, eine Nut für eine Schranke, daneben eine Nische, um eine Laterne abzustellen, und ein kleines Fenster, das aus dem Innenraum geöffnet werden kann, weisen auf den Ablauf eine Zollstation hin. Das Fachwerk wurde mit großem Aufwand wieder instand gesetzt. Zink hat genau dokumentiert, wo Originalsubstanz erhalten ist und wo es nötig war, Holz zu ersetzen. Die Fenster hat er nach altem Vorbild mit historischen Beschlägen, vierflügelig aber mit Isolierverglasung fertigen lassen. Die Liebe zum Detail ist in allen Winkeln vertreten. Die Riegelfelder im Fachwerk wurden nach historischem Vorbild mit Staken versehen und mit einem Lehm-Stroh-Gemisch verfüllt. Bestehende Putze hat Zink aufwändig erhalten. Und auch die Fassung wurde sowohl innen wie außen nach Originalfunden farblich gestaltet. Mit Herzblut saniert In der guten Stube wurde die Balken-Bohlen-Decke unter Zentimeter starkem Putz freigelegt und sogar Fehlböden hat Zink nach einer Einweisung durch einen Spezialisten nachgebaut. „Wir waren mehrmals im Freilandmuseum“, erzählt er. Immer auf der Suche nach der originalgetreuen Verarbeitung hat er sich dort die Verlegung des Holzbodens in der guten Stube mit geschmiedeten Nägeln abgeschaut. Die älteste Türe hat Zink im Dachgeschoss des Zollhauses gefunden. Sein Bruder Michael Zink, von Beruf Schreiner, hat nach dieser Vorgabe Türen für das Zollhaus gefertigt, die individuelles Flair ausstrahlen. Historische Schlösser, Türgriffe und Riegel, alles im Einzelnen zusammengetragen, vervollständigen das Bild. Aus dem Baumarkt findet man im Zollhaus nichts: Der Boden der Räume im Erdgeschoss ist mit alten Sollnhofener Schieferplatten belegt, das Dach wurde mit handgestrichenen Ziegeln gedeckt,...

Historische Kulturlandschaft Sep01

Historische Kulturlandschaft

Burgbernheim ist die Wiege der Streuobstwiesen auf der Frankenhöhe Schon im 18. Jahrhundert versorgten sich die Menschen auf der Frankenhöhe in dem mittelfränkischen Kleinstädtchen Burgbernheim mit Saft, Marmelade, Dörrobst oder Schnaps aus Streuobst. Jeder neue Bürger wurde angehalten, drei frische Bäume zu setzen, zu pflegen und zu ernten. Daraus entstanden die Burgbernheimer Streuobstwiesen. Aber was sind eigentlich Streuobstwiesen? Das sind vom Menschen geschaffene Kulturlandschaften, die für den Obstanbau genutzt wurden. Die hochstämmigen Bäume, die „verstreut“ in der Landschaft stehen, tragen unterschiedliches Obst wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen oder Walnüsse. Meist nutzte man die „Bernheimer Hauszwetschge“, dessen wild wachsende Triebe verpflanzt und zu Obstbäumen herangezogen wurden. Andere Obstbaumsorten wie Apfel- und Birnbäume musste man käuflich erwerben. Das hatte zwischen den 50er- und 70er-Jahren ein jähes Ende. In dieser Zeit fielen ca. 80 Prozent der Streuobstbäume durch die staatlich angeordnete prämierte Obstbaumrodung zum Opfer. Nicht so in Burgbernheim. Durch die steilen Hänge war dieser Teil der Frankenhöhe für die Gewinnung von Bauland und Ackerflächen nicht geeignet. Deshalb stehen heute noch rund 30.000 Bäume auf circa 120 ha Wiesenfläche. Davon gehören 60 Prozent der Stadt und der Rest liegt in privaten Händen. Die Burg- bernheimer Streuobstwiesen gehören zu einer der größten zusammenhängenden Streuobstfläche Europas. Umgeben von Wald, Wiesen, Schafweiden, Bachauen und vielen kleinen Gewässern bietet die Obstkulturlandschaft Lebensraum für bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Bewusstsein stärken „Zum Erhalt bestehender und vor allem historischer Sorten haben wir einen Pomologen zur Sortenbestimmung beauftragt. Circa 70 Edelreiser (Jungtriebe) wurden in eine Baumschule gegeben, um sie zu Jungbäumen heranzuziehen“, so Ernst Grefig der Gartenbaufachmann vor Ort. Die Burgbernheimer haben schon früh erkannt, welchen Wert die alte Kulturlandschaft hat und gründeten im Jahr 2014 die Genossenschaft „Streuobst Mittelfranken-West e.G.“. Ziel der Initiative ist, die unverwechselbare Obstlandschaft mit ihren alten knorrigen Bäumen zu erhalten und die geernteten Früchte weiter zu verarbeiten und zu vermarkten. Seit 2017 vergibt die Stadt sogenannte Baumpatenschaften, die dazu verpflichten, die Obstbäume zu schneiden und die Früchte zu ernten. „Dazu bieten wir nicht nur Baumschnittkurse für Jungbäume, sondern auch Kurse für die alten Kollegen an“, sagt Ernst Grefig. Auch die angebotenen Schlemmerwanderungen und der alljährliche Streuobsttag erfreut sich wachsender Beliebtheit. Der nächste Streuobsttag findet am 8. Oktober von 10 bis 18 Uhr statt. Hier kann man sich Informationen über Wildobstsorten (mit Beratung und Verkauf), zur Baumwartausbildung und zur Erkennung von Krankheiten an Obstbäumen holen. Neben einem Streichelzoo, Kaffee und Kuchen werden auch Kräuterwanderungen und Führungen durch die Streuobstwiesen angeboten. Apropos Kräuterwanderungen. In Burgbernheim kann man sich in beteiligten Privatgärten zu einer Kräuterwanderung anmelden. Ein Jahr vor Corona entstand der Streuobstlehrpfad mit einem vorgelagerten Hainbuchen-Labyrinth. Hier erfährt man über eine Weglänge von vier bis sechs Kilometern Wissenswertes über Streuobstwiesen und ihre Lebensräume. Startpunkt ist der Burgbernheimer Marktplatz. Dazu kann man sich eine App mit einem kleinen Quiz und vielen Zusatzinformationen herunterladen. Infotafeln klären über alte Obstsorten, die Artenvielfalt, Lebensräume für Tiere und Pflanzen, Kleingewässer, Obstverwertung und Wildobstsorten auf. „Ich mag zwar das Wort ‚Superfood‘ nicht, aber unser Wildobst gehört dazu und wird auf Burgbernheimer Streuobstwiesen angebaut“, erklärt Ernst Grefig. Beispiele sind die Maulbeere mit ihrem hohen Gehalt an Vitamin-C und Antioxidantien, die Elsbeere, der Speierling und die Mispeln mit ihren gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. Diese alten Sorten werden auf dem Lehrpfad für die Bevölkerung wieder ins Gedächtnis gerufen. Interessant ist auch die Reifezeit der Maulbeerfrüchte, die sich nach und nach über zwei Monate hinzieht. Der bayerische Streuobstpakt aus dem Jahr 2021 kam den Burgbernheimern mit einem Förderprogramm gelegen. Dafür wurden sogenannte Streuobstmanager für jeden Regierungsbezirk in Bayern in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf geschult, um das Abkommen umzusetzen. Der Pakt sieht die Pflanzung von einer Million zusätzlich gepflanzten Obstbäumen und den Erhalt der Streuobstwiesenbestände vor. Kritik zu Fragen der Obstverwertung, der jährlich notwendigen Schnittmaßnahmen und der Pflege der Wiesen standen im Raum. Gerade hier will die Stadt Burgbernheim mit ihren Aufklärungsaktionen aktiv werden. Von Schnittkursen, Obstanbau, Baumpflanzung, Sortenberatung, Obstverwertung bis hin zu immer wiederkehrenden Veranstaltungen will...

Lesefutter für alle Sep01

Lesefutter für alle

Das neue Büchertauschregal im Eingang des Bioladens in der Galgengasse Geschätzt rund 200 Bücher warten auf neue Leser – und morgen können es schon wieder andere sein. Kochbücher, Krimis, Kinderbücher, Romane, Ratgeber, sogar englische Literatur stehen im Bücherregal im Eingangsbereich des Rothenburger Bioladens Vreimann, noch vor der reinen Verkaufsfläche. Barbara Haag-Mayer und Marion Fresz, beide echte Leseratten, hatten die Idee dazu. „Wir haben dann überlegt, wo und wie wir ein Büchertauschregal organisieren können“, erzählt Barbara Haag-Mayer. Ein geschützter Raum sollte es sein. Also haben sie mit Angelika Klein vom Bioladen gesprochen und sie war schnell begeistert. „Ein Regal war noch vorhanden“, erzählt sie. Innerhalb von wenigen Wochen war die Idee umgesetzt. Marion Fresz und Barbara HaagMayer haben im Familien- und Freundeskreis ausrangierte Bücher gesammelt, sich einen Namen für das Projekt, nämlich „Lesefutter“, und ein Logo überlegt. Anfang Juli stand alles und die Bücher konnten einziehen. „Es war, als ob es einfach so sein sollte“, sagen alle drei Frauen. Das Bücherregal wurde von Beginn an gut angenommen. Jeder kann ein aussortiertes Buch einstellen oder sich eines nehmen. Ganz unkompliziert. „Der soziale Aspekt war uns ganz wichtig“, fügt Marion Fresz an. Die drei Frauen kümmern sich um das Regal. Es soll ansprechend sein. Die Bücher sind sortiert oder werden in kleinen Körben präsentiert. Zugänglich ist das Büchertauschregal zu den Öffnungszeiten des Bioladens....

Fest zu Ehren der Stadt Sep01

Fest zu Ehren der Stadt

Die Reichsstadttage So wie jeder Mensch in seinem Leben ganz individuelle Erfahrungen macht, so geht es auch einer Stadt. Rothenburg wurde bereits im 11. Jahrhundert erwähnt, aber richtig los ging es erst knapp zwei Jahrhunderte später. König Rudolf von Habsburg erhob Rothenburg am 15. Mai 1274 zur Freien Reichsstadt. Das bedeutete Ruhm und Einfluss für die Stadt. Die damit verbundenen Privilegien sorgten für einen erheblichen Bedeutungszuwachs und die Tauberstadt wurde mit über 6 000 Einwohnern eine der größten Städte im Alten Reich und somit zu einem politischen Machtzentrum. Bis 1802 Napoleon die Welt neu aufteilte, sollte das so bleiben. Diese 528 Jahre Stadtgeschichte sind das historische Erbe der Stadt und werden alljährlich mit einem besonderen Fest, den Reichsstadttagen, gefeiert. Vom 1. bis 3. September ist es wieder so weit. Die Reichsstadttage werden von etwa 900 Teilnehmern aus verschiedenen Historiengruppen und in originalgetreuen Gewandungen präsentiert. In der Altstadt, in den Gassen, auf den Plätzen und auch vor der Stadtmauer lagern die Gruppen. Am Samstag und Sonntag ziehen einzelne Gruppierungen durch die Stadt und unterhalten die Besucher mit kleinen Einlagen. Los geht das Fest schon am Freitagabend mit einem stimmungsvollen Auftakt. Vom Taubertal her ziehen die Historiengruppen über die Kobolzeller Steige zum Marktplatz. Der Einzug ist mit Fackeln beleuchtet und wird von Besuchern gesäumt. Am Marktplatz angekommen, werden alle Gruppen begrüßt und kurz vorgestellt. Nach dem Experiment ohne Feuer im Vorjahr wird es in diesem Jahr wieder eine Feuershow am Rathaus geben. Der Samstag und Sonntag sind dann ein buntes Fest für die ganze Familie. Treiben lassen und Stadtgeschichte erleben heißt das Motto. An beiden Tagen stellt der „Pickelhering“ alias Schauspieler Reiyk Bergemann auf einer kleinen Bühne vor dem Rathaus die Historiengruppen unterhaltsam und informativ vor. In der Herrngasse können Besucher das mittelalterliche Bürgerleben mit „Kind und Kegel“ erleben. Vor dem Brunnen in der Herrngasse werden zu angegebenen Zeiten Gerichtsverhandlungen wie anno dazumal nachgespielt. Manchmal schaut auch ein Medikus vorbei und hilft mit außergewöhnlichen Mitteln bei alltäglichen Wehwehchen. Unterhaltsam und kurzweilig sind die Vorführungen gestaltet. An beiden Tagen schwingen auch die Schäfer ihre Beine. Der traditionelle Schäfertanz ist stets ein besonderes Erlebnis. Wenn die Gruppe mit ihren bunten Kleidern am Marktplatz einzieht und der Oberschäfer mit einem schmissigen Pfiff den Tanz startet, dann ist das Publikum gebannt bei der Sache. In verschiedenen Formationen und mit viel Kondition führen die Männer und Frauen ihre Tänze auf. Über 500 Jahre Stadtgeschichte beinhaltet natürlich verschiedene Epochen. Nur am Samstagnachmittag zeigt die Stadtpfeifferey auf der Stöberleinsbühne Tänze und Musik der Renaissance. Wer ein ganz besonderes Stück der Stadtgeschichte erleben möchte, ist bei der Aufführung des Festspiels „Der Meistertrunk“ im Kaisersaal des Rathauses richtig. Die Laienschauspieler zeigen die Errettung der Stadt nach der Eroberung durch den obersten Heerführer Johann T’Serclaes Tilly im Dreißigjährigen Krieg auf der Bühne (am Samstag um 15.30 Uhr und 18 Uhr). Am Samstagabend gibt es (wetterabhängig) ein besonderes Spektakel zu erleben: Rothenburg in Flammen. In Erinnerung an die Belagerung leuchtet Rothenburg an Abend in flammend roten Farben. Das Spektakel ist am besten von der Doppelbrücke aus zu beobachten. Wenn die „Flammen“ dann langsam abnehmen, wird noch ein beeindruckendes Feuerwerk gen Himmel geschickt, das die Freude über den Erhalt der Stadt repräsentiert. Gespräche mit Darstellern Und auch am Sonntag ist einiges geboten: Am Kapellenplatz findet nur an diesem Tag ein besonderer Markt statt: Bäuerliche Handwerksgeräte aus früheren Zeiten werden gezeigt, es gibt eine kleine Tierschau, besondere musikalische und unterhaltsame Einlagen und Besucher können einem Korbflechter über die Schulter schauen. Im Spitaltorgraben, vor dem Rödertor und in der Klingenbastei lagern wie auch schon am Samstag historische Gruppen und freuen sich auf einen Besuch. Gerne kommt man miteinander ins Gespräch – so wie es sich bei einem Jubelfest eben ziemt....

Hochachtung Sep01

Hochachtung

Liebe Leser, Rothenburgs Erbe ist auch seine Zukunft. Die Altstadt mit ihren stimmungsvollen Gassen, die Stadtmauer, die historischen Gebäude, der einzigartig gelegene Burggarten – all das zieht Menschen aus der ganzen Welt an. Rothenburg hat sich seine Vergangenheit bewahrt und feiert dies jedes Jahr mit den Reichsstadttagen. Hunderte von Darsteller verschiedener Historiengruppen lassen die gut 500-jährige Zeit der freien Reichsstadt lebendig werden. Aber auch mit dem Tag des offenen Denkmals zollen Rothenburg und die umliegenden Städte ihrer Vergangenheit den gebührenden Respekt. Mit einer kleinen Übersicht wollen wir Ihnen Anregungen geben, um besondere Denkmäler zu entdecken. Dass ein baukulturelles Erbe nicht nur erhaltenswert ist, sondern auch zum eigenen Lebensraum mit besonderem Flair werden kann, zeigt Matthias Zink aus Reichardsroth. Zehn Jahre lang hat er das einstige Zollhaus der Landhege restauriert und dafür die Denkmalschutzmedaille erhalten. Die Verantwortung gegenüber dem geschichtlichen Erbe trägt aber noch eine weitere Herausforderung: Das Alte muss mit Leben gefüllt werden. Rothenburgs Altstadt ist nicht zum Museum geworden, sondern ein pulsierendes Zentrum geblieben. Kunst hat hier ihren Raum, viele Nationen leben miteinander und feiern ein Fest und die Menschen fühlen sich wohl und realisieren kreative Ideen und Unternehmenskonzepte. Die Hochachtung vor der bewegten Geschichte führt stets zu Neuem. Ihre Andrea...

September Sep01

September

Das Inhaltsverzeichnis des ROTOUR-Heftes für September Kultur Editorial: Mit Respekt Ein Fest mit historischen Wurzeln Teilnehmer am Tag des offenen Denkmals Neues Büchertauschregal Ehrenamt: Die Wegwarte Kulturlandschaft der Streuobstwiesen Veranstaltungen Die Schokolade im Mittelpunkt Buntes Fest der Vielfalt Jahresausstellung des Kunstkreises Ausgehtermine Rund um die Frankenhöhe Wohin im Hohenloher Land Wirtschaft Matthias Zink hat das Zollhaus bewahrt Schicke Halle für Lebensträume aus Holz Panoramafoto: Die Fahnen wehen Dauerhafter Schutz für Wohnmobile Quatoro: gebündeltes Potenzial Information Rundgang durch die Jahrhunderte A walk through centuries Sozialdienste TITELBILD: Pikeniere im Burggarten Foto: ul Service Wohin ausgehen in Rothenburg? Sehenswürdigkeiten in deutsch/englisch Informationen von A bis Z Impressum Freizeitideen Gesellschaft Personalia: Yvonne Bär Der Traum vom ersten Roman Heimatküche: Kichererbsen Szenegeflüster: Treffen mit „BossHoss“ Rückblick auf das Taubertal-Festival Fritz Klinglers Gedicht: Neues...

Mensch und Pferd

Begleitung mit Reittherapie Den eigenen Weg zu gehen setzt eine innere Stärke, Ruhe und vertrauensvolle Gelassenheit voraus. Das zu erreichen ist nicht immer einfach. Sabine Steinhauser scheint dies jedoch mit bodenständiger Leichtigkeit zu meistern – und mit der Hilfe ihrer Pferde. In Dottenheim betreibt sie einen Pferdehof, bietet Reittherapie an und bildet selbst angehende Therapeuten und Reitpädagogen aus. „Pferde haben schon immer zu unserer Familie gehört“, erzählt sie. Aufgewachsen im Allgäu, wo ihr Vater Landwirtschaft betrieb, zog sie 1992 nach Dottenheim (bei Dietersheim) und kaufte gemeinsam mit ihren Eltern einen Hof, den die Familie umfassend umbaute und renovierte. Da nun endlich Platz war, zog auch das erste eigene Pferd in Dottenheim mit ein. „Ich bin da schnell an meine Grenzen gekommen“, erzählt Sabine Steinhauser mit einem wissenden Lächeln im Gesicht. Das Pferd war ein sehr guter Lehrer für sie, denn sie begann mit ersten Workshops ihr Wissen im Umgang mit den Tieren zu vertiefen. In den Anfangsjahren hat sie dann Dozenten nach Dottenheim geholt und dort Workshops angeboten. Ab 1996 hat sie ihre eigene Ausbildung intensiv vorangetrieben. Ihr Ansatz war und ist dabei der achtsame Umgang mit Mensch und Tier. Die Feldenkrais-Methode oder Hakomi, eine körper- und erfahrungsorientierte Psychotherapie, sind nur einige der Methoden, die sie als Reittherapeutin anwendet. Ihr Portfolio an Ausbildungen und Fortbildungen ist umfassend und sie erweitert es fortwährend. Was sie für wertvoll und unterstützend hält, fügt sie zu einer neuen Einheit zusammen. Entstanden ist so ihr ganz eigenes Konzept, das nicht auf vorgefertigten Abläufen und Strukturen basiert, sondern je nach Thema und Wesen des Klienten eine individuelle Begleitung bietet. Ihr Grundsatz beinhaltet, dass ein Therapeut nicht den Weg kennen muss, sondern jedes Wesen selbst weiß, was es zur Heilung und Genesung benötigt. „Ich leuchte dann wie mit einer Taschenlampe dorthin“,...

Die Faszination für den Himmel

Die Sternwarte Weikersheim bietet Beobachtungsabende und Führungen für Interessierte an Was am Himmel geschieht, bewegt die Menschen schon seit Jahrhunderten. Die Astronomie gilt als eine der ältesten Wissenschaften. „Jeder Blick ins All ist ein Blick in die Vergangenheit“, stellt Rainer Zierlein fest. Er ist der Vorsitzende des Vereins „Astronomische Vereinigung Weikersheim e.V.“. Der 1977 gegründete Verein hat im Jahr 1978 auf dem Karlsberg bei Weikersheim die Sternwarte erbaut. Im Jahr 2007 wurde durch die Unterstützung von Leader-Fördermitteln die Sternwarte vergrößert. Neben der großen Kuppel, die noch mit der ursprünglichen, in den Anfangsjahren selbstgebauten Holzkuppel mit einem Durchmesser von sechs Metern bedeckt ist, steht eine zweite, etwas kleinere Kuppel. In beiden Kuppeln stehen professionelle Teleskope. Zusätzlich wurde ein Seminarraum mit Projektor und Leinwand, der 35 Sitzplätze hat, gebaut. „Wir verstehen uns als eine Volks- und Schulsternwarte“, macht Zierlein klar. Der Verein hat etwa 120 Mitglieder, vorwiegend Hobbyastronomen. „Wir betreiben hier keine Forschung“, merkt Jens Hackmann an, ebenfalls Vorstandsmitglied und äußerst versierter Himmelsfotograf. Den etwa 20 aktiven Vereinsmitgliedern liegt neben der eigenen Weiterentwicklung ihres Hobbys auch die Vermittlung der Astronomie an ein interessiertes Publikum am Herzen. Schulklassen, Interessengemeinschaften, Betriebsausflüge und private Gruppen können individuelle Führungen vereinbaren. Das Wissen weiter geben Bis zu 50 Besuchergruppen in der Größe zwischen 5 bis 60 Personen führen die ehrenamtlichen Mitglieder im Jahr durch die Sternwarte. Bei schlechtem Wetter wird in dem Seminarraum ein virtuelles Programm geboten. Der Verein hat in seiner Satzung einen Bildungsauftrag verankert. „Es macht uns Freude die Schönheit des Himmels den Menschen nahezubringen“, erklärt Manuel Thoma, der auch dem Vorstand angehört. Der Höhepunkt eines Besuchs der Sternwarte ist natürlich der Blick durch das Teleskop. In der großen Kuppel stehen gleich zwei Geräte: ein Spiegelteleskop mit einem 18 Zoll Spiegel (46 cm Durchmesser) und ein Linsenteleskop zur Sonnenbeobachtung. Auch wenn der Nachthimmel natürlich spektakulär ist, können am Tag die Sonne und ein gutes Dutzend Objekte beobachtet werden. Die Teleskope sind mit einem Computer verbunden, der die aktuellen Daten der 5 000 wichtigsten Himmelsobjekte eingespeichert hat. Die Teleskope richten sich daher zielgenau aus. „Wenn die Objekte eingestellt sind, dreht sich die Erde ja weiter“, erklärt Zierlein. Eine Nachführung gleicht die Erdbewegung aus. Die Sonne im Fokus Um die Sonne betrachten zu können, muss dem Teleskop eine Keramiklichtfalle vorgelagert werden. Das Auge würde sonst sofort erblinden. „Nur ein Bruchteil des Lichts wird umgeleitet“, so Jens Hackmann. Gestochen scharf zeigt sich die Sonne, mit winzigen dunklen, weil kühleren Flecken, in die die Erde aber zigmal passen würde. Im August sind am Nachthimmel Sternschnuppenschwärme zu sehen und in der zweiten Jahreshälfte zeigen sich Großplaneten wie Jupiter und Saturn. An den öffentlichen Beobachtungsterminen, die am ersten Wochenende des Monats stattfinden, können Interessierte einfach vorbeikommen und den Blick gen Himmel richten. Im Zuge der Vergrößerung der Sternwarte im Jahr 2007 wurde auch der bereits bestehende Planetenweg erneuert. Er beginnt mit der Sonne und endet mit Pluto. Der etwa sechs Kilometer lange Weg zeigt maßstabsgetreu die Planeten. Daten und Fakten sind auf den zugehörigen Infotafeln zu erfahren. Und jeder Schritt auf dem Planetenweg (der auch als Rundweg mit dem Wanderweg 1 verbunden werden kann) entspricht einer Million Kilometer in unserem Sonnensystem. Das Vereinsleben gestaltet sich aktiv und unkompliziert. Neuzugänge werden von den „alten Hasen“ schrittweise an die Instrumente herangeführt. Ein gutes Miteinander gehört zum Blick zu den Sternen einfach dazu. am Info: Folgende Veranstaltungen finden im August in der Sternwarte statt: am 5. August, um 21 Uhr: Beobachtungsabend bei klarem Himmel; am 6. August, von 14 bis 16 Uhr: Sonnenbeobachtung bei klarem Himmel; am 12. August, um 20 Uhr: Wein und Sterne, Genießerabend. Hierfür ist einen Anmeldung unter weinundsterne@sternwarte-weikersheim.de erforderlich. Am 18. August, um 20 Uhr findet der öffentliche Vereinsabend/Medienabend statt. Anmeldung zu den individuellen Führungen unter webmaster@sternwarte-weikersheim.de oder unter Tel.: 07931-477631. Alle Veranstaltungen Eintritt frei, Spenden...

Rundum Handarbeit

Hobbydrechsler Eduard Nagel Alles hat seinen Platz in der kleinen Hobbywerkstatt von Eduard Nagel in Gebsattel. In einem Nebenraum befindet sich das Holzlager mit Rohholz und Rohlingen für allerlei Drechselarbeiten. Er stammt aus einer kleinen Landwirtschaft in Craintal bei Creglingen. Schon als Kind hat er es verstanden, aus heimischem Holz etwas Nützliches zu machen. Bei einem benachbarten Schreiner ließ er das Rohmaterial zuschneiden oder hobeln. Als ausgebildeter Landwirt konnte er nicht wirklich Fuß fassen. Eine Umschulung zum Industriemechaniker wurde zu seiner beruflichen Lebensaufgabe. Das Drechselhandwerk hat sich der Autodidakt in seiner Freizeit Schritt für Schritt selber beigebracht. „Im Jahr 1980 haben meine Frau und ich in Gebsattel gebaut. Meine Drechselwerkstatt wurde von Anfang an mit eingeplant“, erzählt er. Seither findet er Ruhe bei der Herstellung seiner hölzernen Unikate. „Ein französisches Nudelholz liegt bei weitem besser in der Hand, als die Herkömmlichen ihrer Art“, stellt seine Frau fest. Ob Kaffeelöffel, filigraner Halsschmuck oder eine Strickschale, in der das Knäuel durch eine schneckenförmige Öffnung fein säuberlich abgewickelt wird, Eduard Nagel findet immer neue Ideen, etwas Schönes zu kreieren. Auch Wunschobjekte sind jedes Mal eine willkommene Herausforderung. Nachweislich ist das Drechseln eines der ältesten Handwerke der Erde. Die erste Drehbank entstand aus dem ersten mechanisierten Gerät der Menschheit, dem Fiedelbohrer. Gedrehte Gegenstände wurden bereits vor mindestens 3500 Jahren gefertigt. Eduard Nagel hat seine eigene Drehbank, eine Fräsmaschine aus dem Jahr 1966 zu einer Drechselmaschine umfunktioniert. Das hohe Gewicht sorgt für Standfestigkeit bei der Arbeit. Mittlerweile hat der 76-Jährige viele Bekannte, die ihm das Hartholz, sei es Obst-, Eichen- oder Eschenholz, anbieten. Drechseln ist Übungssache Bei einer Schüssel wird eine runde Form ausgesägt und als Zylinder vor gedrechselt. Dazu bohrt der leidenschaftliche Handwerker mit einem Bohrkopf eine runde Vertiefung in den Boden der Schale, um sie in die...