Gertrud Schneider hat vor 50 Jahren die Stadtpfeifferey gegründet Gertrud Schneider, 92 Jahre alt und geistig topfit, ist ein bescheidener Mensch. Geht es um die Stadtpfeifferey und ihre Verdienste, dann wiegelt sie ab. Sie sieht nicht sich im Vordergrund, sondern betont das Wirken in der Gemeinschaft. „Aber eine Gemeinschaft braucht jemanden, der alles zusammenhält. Und das war immer Gertrud“, erzählt Hans Hauptmann, der – damals als Gymnasiast – von Anfang an dabei war. Eigentlich begann alles in den 60er-Jahren. Gertrud Schneider besuchte ein Konzert mit historischen Instrumenten auf der Kaiserburg in Nürnberg. Eine Leidenschaft war gesät. Sie nahm Gesangsstunden, gehörte zum Rothenburger Kammermusikkreis und sang im Madrigalchor des Taubertals. In den 70er-Jahren kam in Rothenburg die Idee eines historisch fundierten Fests auf – die Reichsstadttage. Gertrud Schneider wurde gefragt, ob sie einen Beitrag leisten könnte. „In den ersten beiden Jahren der Reichsstadttage zogen wir als Gesangsgruppe mit Geigen- und Flötenspielern durch die Stadt“, erinnert sie sich. Wenn Gertrud Schneider etwas anpackt, dann hat es stets eine fundierte Basis. Sie recherchiert Hintergründe auf wissenschaftlicher Basis, ist dabei beharrlich und weiß gleichzeitig, wie man seine Mitmenschen dazu motiviert, mitzumachen. Zur Musik der Renaissance gehören auch Tänze. Also hat sie für die Reichsstadttage 1977 eine Tanzgruppe ins Leben gerufen. Hans Hauptmann, damals der Jugendfreund ihrer Tochter, ist unter den Abiturienten des Jahrgangs auf Tänzersuche gegangen. Mit fünf Tanzpaaren war die Stadtpfeifferey im Jahr 1977 an den Reichsstadttagen vertreten. Das Konzept ist seitdem unverändert: Musiker, Chor und Tänzer lassen die Zeit der Renaissance lebendig werden. Im Goethe- und im Burggarten treten sie an den Reichsstadttagen (6. bis 8. September, Programm Seite 36) auf. „Jeder konnte mitmachen“, so Schneider. Der Anspruch an Musiker und Tänzer war aber groß. Über Hans Hauptmann entstand der Kontakt zu Franco Ferrarese. Der in Salzburg und London ausgebildete Tanzlehrer gab der Rothenburger Gruppe Unterricht. Dabei ging es um die exakte Kopfdrehung oder wo genau ein Fuß zu setzen war. Der Gruppe war stets wichtig, die Zeit der Renaissance fundiert darzustellen. Für alles andere wäre Gertrud Schneider nicht zu gewinnen gewesen. Aus dem Wunsch nach Perfektion heraus haben sie und ihre Mitstreiter auch zahlreiche historische Instrumente angeschafft und gelernt, diese zu spielen. Im Keller ihres Hauses war lange Jahre der Probenraum der Stadtpfeifferey. Noch heute hängen hier viele Plakate an den Wänden, darunter auch eines aus Japan, wohin die Gruppe eingeladen war. Die Stadtpfeifferey, die sich um einen harten Kern locker firmiert und bis zu 80 Personen umfasst, hat viele Kontakte geknüpft. Seit 40 Jahren kommt ein Bläserensemble aus Nürnberg, Profimusiker, zu den Reichsstadttagen und begleitet Musiker und Tänzer. Ganze Familien sind in die Stadtpfeifferey hineingewachsen und der Generationenwechsel wurde gepflegt. Gertrud Schneider hat sich vor acht Jahren vom aktiven Geschehen zurückgezogen. Die Teilnahme an den Reichsstadttagen ist aber nur das eine. Gertrud Schneider hatte noch weitere Ideen für die Tänzer und Musiker der Stadtpfeifferey. Die Märchen Aschenputtel und König Drosselbart wurden aufgeführt und sie hat die Drehbücher dazu geschrieben. Außerdem unterhielt die Stadtpfeifferey mit Hochzeitsmusik aus dem Hause Medici. Und dann war da noch der „Totentanz“. Ein Herzensprojekt. Neben der ausführlichen Recherche und einem Jahr Beharrlichkeit, bis sie die Noten erhielt, hat Schneider auch die Choreografie geprägt. „Da habe ich mich durchgesetzt“, erinnert sie sich. Die 16 Typen, die der Tod umgarnt, arrangierte sie in einem Kreis und lässt sie konsequent im Pavanschritt schreiten. „Ich wollte die Unerbittlichkeit des Todes darstellen“, so Schneider. Für den „Totentanz“, der dreimal in Rothenburg und achtmal in anderen Städten aufgeführt wurde, gab es viel Lob. Sogar eine Professorin aus Salzburg, die sich mit der Totentanzforschung beschäftigte, würdigte die herausragende Aufführung. Neben all diesen Projekten mit der Stadtpfeifferey hat Gertrud Schneider 50 Jahre im Kirchenchor und Kammermusikkreis gesungen, war im Literaturkreis des Frauenbunds engagiert und hat über 30 Jahre als Führerin in der St-Jakobs-Kirche und der Detwanger Kirche Interessierten Wissen vermittelt. Auf die Frage, was ihr Antrieb war, antwortet sie: „Es ging immer um...
Aus Alt wird Neu
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Restaurierung von Oldtimern „Man muss sich überall auskennen“, sagt Rene Stoltze. Metall, Holz, Farbe, Glas oder Stoff, alles hat er im Blick, wenn er aus einem alten Auto wieder ein neues macht. Die Marke spielt dabei keine Rolle: Ob VW, Opel, Plymouth oder ein Feuerwehrauto, alles ist schon durch seine Hände gewandert. „Ich brauche die Abwechslung“, so der Unternehmer, der seine Werkstatt am Schafhof in Neusitz hat. Dass er „irgendwas mit Autos“ machen werde, wusste er schon als Kind. Stoltze ist in Magdeburg aufgewachsen. Eines Tages brachte sein Onkel begeistert einen alten DKW F8 aus den 40er-Jahren an. „Zu DDR-Zeiten war das noch ein tolles Auto“, erklärt er schmunzelnd, „als Kind habe ich aber schon gesehen, wie viel da kaputt war.“ Für ihn war klar, so etwas wird er mal reparieren. Im Jahr 1988 begann er eine Ausbildung zum Fahrzeugsattler. „In Magdeburg gab es zwei Planstellen. Eine davon habe ich bekommen“, sagt er. Im ersten Ausbildungsjahr, im Sozialismus, kümmerte er sich um Autos, die in der Sowjetunion hergestellt wurden, und um Militärfahrzeuge. Im zweiten Ausbildungsjahr, nach dem Mauerfall, wurde die Firma dann zur Adam Opel AG. „Ich habe da viel erlebt“, so sein Credo. In der damaligen Übergangszeit war Arbeit im Raum Magdeburg rar, also machte er sich per Anhalter auf in Richtung Allgäu. In Wendelstein strandete er – und ist geblieben. Bei einer Autofirma hat er eine Lehre zum Karosserie- und Fahrzeugbauer mit Fachrichtung Lkw und Spezialfahrzeuge gemacht. Der Job war hart. Daher wechselte er 1999 in die Richtung Oldtimer. Er hat bei Unternehmen in Bayern, Baden-Württemberg und Österreich Erfahrungen gesammelt, bis er 2005 in Nürnberg sein eigenes Unternehmen zur Oldtimer-Restaurierung eröffnete. Als ihm 2021 der Pachtvertrag gekündigt wurde, siedelte er in die Halle in Neusitz über, die er schon zuvor als Lagerfläche...
Der Arzt der Herzen
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Dr. Christian Wacker hat die Rothenburger Kardiologie zum Leuchtturm gemacht „Daheim mit meinen Lieben ist immer wie Urlaub“, sagt Dr. Christian Wacker. Sein Garten ist eine Pracht, das Ambiente außergewöhnlich. Seit 2009 lebt er mit seiner Familie im Windelsbacher Markgrafen-Schloss. Sie haben es restauriert, umgebaut, renoviert und „jetzt ist endlich alles fertig“. Wacker ist ein Gestalter auf vielen Ebenen. Er will sehen, wie sich etwas entwickelt. „Dieser Gestaltungsspielraum ist für mich sehr wichtig“, erklärt der Chefarzt der Inneren Medizin an der Klinik Rothenburg. Jeden Tag, bei Wind und Wetter, schwingt er sich auf sein Rennrad und fährt zur Arbeit nach Rothenburg. Auf dem Rückweg muss er die Frankenhöhe hinauf. „Je nachdem wie mein Arbeitstag war, fahre ich dann schneller oder langsamer“, erzählt er. Im Jahr 2005 hat er sich ganz bewusst für die Rothenburger Klinik entschieden. „Das habe ich noch keinen Tag bereut“, stellt der Kardiologe fest, der mit leicht schwäbischem Einschlag spricht. Wacker stammt aus Heilbronn und ist in Bad Rappenau (Kraichgau) aufgewachsen. Die Medizin war nicht seine erste Leidenschaft, das war die Musik. Seit seinem achten Lebensjahr spielt er Klavier und Kirchenorgel. Eigentlich wollte er klassische Musik studieren. Aber das Hobby zum Beruf machen? Nein, das kam dann doch nicht infrage. Er entschied sich für die Medizin und pflegt sein Hobby bis heute. In seiner Jugend und in Studienzeiten war er als Kirchenorganist in verschiedenen Gemeinden und als Keyboarder in einer christlichen Rockband aktiv. „Zu Spitzenzeiten hatten wir bis zu 80 Auftritte im Jahr“, erinnert er sich. Flüchtlinge aufgenommen Die Familie öffnet ihr Schloss, das auch das offizielle Standesamt von Windelsbach ist, für Seminare (der Rothenburger Hospizverein führt Helferschulungen und -ausbildungen durch) und Veranstaltungen. Die Windelsbacher Kulturinitiative (Wiki) lädt zu italienischen Nächten oder zu Konzerten im Schlossgarten mit mehreren hundert Besuchern ein....
Die Zukunft im Fokus
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Die Firma Wirthwein in Creglingen blickt auf 75 Jahre Erfahrung Es ist eine Unternehmensgeschichte, die nicht nur von harter Arbeit, sondern auch von Pioniergeist, Risikobereitschaft und mutigen Entscheidungen im richtigen Moment geprägt ist: Die Firma Wirthwein im Creglingen hat sich innerhalb von 75 Jahren aus den Produktionsanfängen im Keller eines Wohnhauses zu einem international agierenden Konzern entwickelt. Das Jubiläum sollte Mitte Juni mit einem großen Festakt gefeiert werden. Als der Seniorchef Udo Wirthwein unerwartet verstarb, wurde der offizielle Termin abgesagt. „Nur der Familientag für unsere Mitarbeiter fand statt“, sagt Marcus Wirthwein, der seit Jahren an der Spitze des Unternehmens steht und seit Mai auch Aufsichtsratsvorsitzender ist. Den Fokus schärfen Der Rückzug seines Vaters war schon geplant, der Wechsel im Vorsitz umgesetzt. Die Trauer ist groß, aber das Familienunternehmen blickt dennoch in die Zukunft und stellt sich neuen Herausforderungen. „In letzter Zeit wurden viele Veränderungen von außen initiiert“, so Marcus Wirthwein. Die Coronapandemie, gestiegene Energiepreise, die geopolitischen Auswirkungen des Ukrainekriegs, der Wirtschaftskrieg zwischen USA und China und aktuell die Entscheidung der EU, Zölle zu verhängen, haben Auswirkungen auf das Unternehmen. „Von den Zöllen halte ich nichts. Das muss man anders in den Griff bekommen“, so Marcus Wirthwein. Das große Weltgeschehen wirkt in das Creglinger Familienunternehmen hinein. „Wir müssen uns stärker fokussieren“, erklärt er daher. Wirthwein ist das viertgrößte Unternehmen im Bereich Kunststoffspritzguss in Europa und setzt klare Prioritäten. Die sechs Geschäftsfelder Mobility, Rail Infrastructure, Home Apiliance, New Energy, Medical und Interior Design werden weiter spezialisiert. Synergieeffekte kommen zum Tragen, denn beispielsweise die Kompetenzen im Bereich Automotive werden als Mobilitätslösungen nicht mehr nur in Autos, sondern auch in Nutzfahrzeugen, E-Bikes oder Schienenfahrzeugen eingesetzt. Neben einem Kabelkanal, den das Unternehmen als Eigenprodukt für den Bereich Bahn oder auch zum Einsatz in Solarparks bereits entwickelt hat, beschreitet Wirthwein...
Perspektive Zukunft
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Endress Feuerungen: Wärme aus Restholz Immer wieder standen nach den Wochenenden Altölgebinde vor der kleinen Tankstelle des Inhabers Hans Endress in München. Er rieb sich das Kinn und überlegte wie man das Altöl innovativ nutzen könnte. Das war der Startschuss für die heutige Firma Endress Holzfeuerungsanlagen GmbH in Burgbernheim. Keiner wusste damals wohin mit der aus allen Fahrzeugbranchen anfallenden Altlast. Hans Endress war gleich „Feuer und Flamme“. Er zog mit seiner Frau nach Freudenbach (Creglingen) wo er im Jahr 1966 seine Firma „Hansen Metallbau“ gründete. Ähnlich wie Thomas Alva Edison, der Erfinder der Glühbirne und des „Phonographen“ (1908), mit dem die Wiedergabe menschlicher Stimmen möglich wurde, tüftelte Hans Endress unermüdlich an einer Anlage für Altöl zur Wärmeerzeugung. Prototypen wurden entwickelt und optimiert. Viel Zeit und Geld ging ins Land. Dann endlich konnten erste Werkstattöfen von zehn bis 15 kW ohne jegliche Regeltechnik produziert werden. Das ist übrigens bis heute das Erfolgsrezept der Firma: Entwickeln und Forschen an immer neuen umweltschonenden Technologien. Die Nachfrage nach Altölöfen war enorm. Internationale Speditionen und Fahrzeug-Werkstätten wollten diese neueste Errungenschaft erwerben. Im Jahr 1970 trat Sohn Hans-Dieter Endress in den Betrieb ein. Im selben Jahr zog das kleine Unternehmen nach Vorbach bei Rothenburg. Vater und Sohn experimentierten stetig in langen grauen Werkstattkitteln. Es rauchte und immer brannte irgendwo ein Feuer in der „Experimentierscheune.“ Das Unternehmen wuchs zehn Jahre lang stetig, bis ins Jahr 1979, als die neue Abgasverordnung das Verbrennen von Altöl untersagte. „Jetzt startete Großvater Hans eine Revolte“, erzählt der Enkel und heutiger Geschäftsführer der Firma Endress Holzfeuerungsanlagen GmbH Klaus Endress. Kurzum, Hans Endress gründete mit seinen Kunden einen Interessen-Verein. Gemeinsam suchten sie den Markt in den USA und Südamerika zu erschließen. Die Öfen waren gefragt, wurden geliefert, aber nicht bezahlt und landeten letztendlich wieder in der Vorbacher...
Eine Stadt wehrt sich
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Die Waffen der Reichsstadt Vor 750 Jahren wurden Rothenburg die Reichsstadtprivilegien verliehen. Für die Stadt begann 1274 eine Blütezeit; für die Bürger Rothenburgs ging damit die Pflicht zur Verteidigung der Stadt einher. Und dazu braucht es Waffen. Mit einer interaktiven und kurzweiligen Ausstellung, die auch einiges für Kinder zu bieten hat, greift das RothenburgMuseum diesen Aspekt der reichsstädtischen Zeit auf. „Waffen einer Reichsstadt“ ist die Ausstellung im ersten Geschoss des Museums betitelt. Waffen gab es an dieser Stelle schon immer zu sehen. Der Rothenburger Unternehmer Hermann Baumann hatte dem Museum seine bedeutende Waffen- und Kunstsammlung im Rahmen einer Stiftung überlassen. Der rote Faden aber fehlte. In der aktuellen Ausstellung werden nun ausgewählte Objekte der Sammlung und ergänzende Exponate gezeigt, die in der Reichsstadt Rothenburg verwendet wurden. In fünf Hauptthemen, dem Spätmittelalter, dem Bauernkrieg, dem Dreißigjährigen Krieg, dem Übergang zu Bayern und jenen Waffen, die noch im Stadtbild zu sehen sind, ist die Schau unterteilt. Dazwischen wird schlaglichtartig Interessantes zur Stadtgesellschaft, zu den Folgen von Gewalt, der Rechtsprechung als Waffe und Waffen als Statussymbole erzählt. Optisch ist die Ausstellung interessant kuratiert. Wie in einzelnen Fenstern werden die Exponate mit kurzen Texten in Deutsch und Englisch und kleinen Erklärungen speziell für Kinder präsentiert. Dazu gibt es eine Hörstation, einen Fotospot mit Partisanen und Plastikschwertern und kreative Impulse für Kinder. Die Ausstattung der Rothenburger Bürger mit Kettenhemd, Eisenhut und Knebelspieß, alles Exponate aus dem 15./16. Jahrhundert, begrüßt die Besucher. Auch ein Pulverrezept aus dem Jahr 1378 ist nachzulesen. Die Geschichte der Musketiere wird erklärt und ihre Ausstattung mit Hakenbüchsen und Musketen gezeigt. Der Dreißigjährige Krieg und die Belagerung Tillys von Rothenburg ist durch die Pfingstfestspiele auch ein touristischer Anziehungspunkt. Die damaligen Waffen von Reitersäbel über den Kanonierdolch bis hin zu den Handgranaten sind in der Ausstellung zu sehen. Außerdem wird die Kriegsführung in der Formation der Gewalthaufen, den Fußkämpfern mit Stangenwaffen, bildlich erklärt. Sowohl Waffen wie auch Kriegsführung haben sich über die Jahrhunderte verändert. Gleichwohl waren Waffen auch ein Statussymbol. Die Ausstellung zeigt ein schmuckvolles Rapier aus dem Jahr 1616, das die Bürger im Alltag getragen haben. Nachweisbar wurden die Waffen in Rothenburg hergestellt. „Es gibt Rechnungen von den Messerschmieden“, so Archivar Huggenberger. Mit dem Ende der reichsstädtischen Zeit und dem Übergang zu Bayern (1802) endete die Verpflichtung der Bürger, ihre Stadt zu verteidigen. 1845 gab es noch mal eine Art Bürgermilitär. „Das war der letzte Nachhall von Eigenverantwortung“, erklärt Florian Huggenberger....
Schäferkirche
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Historischer Schäfertanz Der Schäfertanz hat in Rothenburg eine gar historische Tradition. Schon im Mittelalter spielten Schäferei und Wollhandel eine wichtige Rolle im Leben der Stadt. Seit 1472 kam die Schäfer-Bruderschaft alljährlich zum Bartholomäi-Fest zu ihrem „Schäferytag“ zusammen, der mit einem Gottesdienst begann. Auf einem Betplatz vor dem Klingentor verehrten sie den Heiligen Wolfgang, den Beschützer der Herden. Nach dem Gottesdienst zogen die Schäfer zu Speis, Trank und Tanz in das „Lambswirtshaus“ am Marktplatz. Und die Jungschäfer tanzten mit den Bürgerstöchtern. Der damalige Bischof Rudolf gab einen Erlass heraus, damit die Gottesdienste am „Schäferytag“ geordnet ablaufen sollten. „In diesem Zuge sollte der Ort geheiligt werden, ein Tragaltar aufgestellt und die Stätte überdacht werden“, führt der heutige Oberschäfer des Vereins „Historischer Schäfertanz“ Uwe Bach aus. Somit wurde der Bau der St. Wolfgangskirche angeordnet. Kaum war der Erlass rechtens, soll der wohlhabende Wollhändler Michael Otnat (Großvater war noch Tagelöhner) Spitzhacken, Schaufeln und Tragkörbe besorgt und alle Manneskraft um sich versammelt haben, um den Bau der heute noch unveränderten reizvollen Wehrkirche im Nordwesten der Stadt (1474–1492) zu beginnen. Von außen sollte es ein trutziges Befestigungsbauwerk mit starken Mauern, Schießscharten, Kasematten, Verlies und Geschützboden und von innen eine Kirche mit kunstvoller spätgotischer Ausgestaltung werden. Die Kirche wurde in eine Wehranlage der Stadtmauer integriert. „Interessant ist, dass das Steinmetzzeichen der Bauhütte Möllner aus Nürnberg in der St. Wolfgangskirche auch in der St. Jakobs-Kirche zu finden ist, die wohl nahezu zeitgleich entstanden ist“, sagt Bach. Der Flügelaltar im Chor wurde 1514 gebaut. Die mittlere Figur des Altars stellt den Kirchenpatron St. Wolfgang als Bischof dar, der eine identische Optik wie die Riemenschneiderfigur des St. Kilian in der Stadtkirche Haßfurt aufweist. „Wir vermuten, dass die Figur des St. Wolfgang in der Schäferkirche aus der Riemenschneiderwerkstatt stammen könnte“, so Oberschäfer Bach, der seit...
Veränderung
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Liebe Leser, auch wenn wir es alle gerne hätten, nichts bleibt auf Dauer so, wie es ist. „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ – das erkannte schon Friedrich Schiller. Also raffen wir Menschen uns immer wieder auf und bezwingen das Leben mit neuen Ideen. Die Reichsstadttage fanden vor 50 Jahren das erste Mal statt. Zeit für ein paar Neuerungen: Eine historische Schlacht mit rund 500 Teilnehmern wird im Taubertal nachgestellt. Die Firma Wirthwein in Creglingen, ein „Global Player“, fokussiert sich auf ihre Stärken und bringt mit einer vorfüllbaren Spritze ein eigenes Produkt auf den Weltmarkt. Und manchmal sitzt man auf einem Schatz, der nicht als solcher wahrgenommen wird. Im RothenburgMuseum kommen in der neuen Ausstellung „Waffen einer Reichsstadt“ die besten Exponate der Sammlung nun richtig zur Geltung. „Mit der Zeit“ geht auch PD Dr. Christian Wacker. Der Kardiologe und Chefarzt der Inneren Abteilung in der Klinik Rothenburg ist ein Verfechter von Gestaltungsspielräumen und sieht das Rothenburger Krankenhaus trotz aller Reformdiskussionen nicht in Gefahr. Eine neue Idee, nämlich Wein anzubauen, hatten drei „Tauberhasen“. Die prämierten Gastronomen wurden so zu ebenso erfolgreichen Winzern. Sie werden auf den folgenden Seiten noch mehr „neue Ideen“ finden. Rothenburg hat seine Wurzeln im Mittelalter, aber die Menschen, die hier leben, greifen mit wachem Geist nach der Zukunft. Veränderung kann etwas Positives sein. Ihre Andrea...
September
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Das Inhaltsverzeichnis des ROTOUR-Heftes für September Kultur Editorial: Neue Ideen Das Wissen um Jüdisches Leben Eine Schlacht zum Jubiläum Das Schäfertanzmuseum in der St.-Wolfgangskirche Die Münzer prägen eine Gedenkmedaille Ausstellung: Waffen einer Reichsstadt Dokumentarfilme am Campus Veranstaltungen Jahresausstellung vom Kunstkreis Führungen am Tag des offenen Denkmals Programm der Reichsstadttage Ausgehtermine Rund um die Frankenhöhe Wohin im Hohenloher Land Wirtschaft Endress: Aus Restholz Wärme erzeugen Panoramabild: Beflaggtes Rathaus Die Zukunft im Fokus: Wirthwein Geige, Cello oder Bratsche vom Profi Information Rundgang durch die Jahrhunderte A walk through centuries Sozialdienste Karte: Rothenburg und Umgebung TITELBILD: Einzug der Gruppen an den Reichsstadttagen Foto: am Service Wohin ausgehen in Rothenburg? Inserentenübersicht Sehenswürdigkeiten in deutsch/englisch Informationen von A bis Z Freizeitideen Impressum Gesellschaft Personalia: PD Dr. Christian Wacker Restaurierung von Oldtimern Schnappschuss: Mannschaft der Schafe Gertrud Schneider und die Stadtpfeifferey Heimatküche: Die Tauberhasen Der Winzertanz in Niederstetten Fritz Klinglers Gedicht:...
Bereicherung
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Mode-Designerin Susan Franz Gerade mal sechs Jahre war sie alt, als sie handgenähte Stoffbeutelchen, gefüllt mit Süßigkeiten in der Schule an die Mitschüler verkaufte. „Ich habe alles, was ich an Geld hatte, ,investiert“, so die Amerikanerin Susan Franz, die vor gut eineinhalb Jahren in Rothenburg ein neues Zuhause in der Hafengasse 16 gefunden hat. „Wie kann ich meine Fähigkeiten als Modedesignerin hier in der Stadt einbringen und mit der Angebotsvielfalt und den Bedürfnissen der Menschen verknüpfen“, sind ihre Beweggründe. „Vor etwa dreißig Jahren hatte ich einen Traum, in dem ich das Taubertal hautnah erlebt habe. Das war das eine, und zum anderen habe ich als Kind in meinem Lieblingsfilm ,Tschiti Tschiti Bäng Bäng‘ (1968) das Bild von Rothenburg und Schloss Neuschwanstein im Kopf, in dem eine Familie mit wunderschönen romantischen Kleidern in einem fliegenden Auto agieren“, erzählt sie aus dem Nähkästchen. Für die aus Huntsville, Alabama stammende Künstlerin waren es Hinweise auf ihre heutige Wahlheimat Rothenburg. Das ist wohl auch der Grund, warum sie schon früh romantische Puppenkleider nähte. Ihre Mutter war für sie ein Vorbild, was das Schneidern angeht. Sie fertigte aufwändig genähte, mittelalterliche Kostüme für landesübliche Straßentheater verschiedener Kirchengruppierungen an. Ein weiterer Schwerpunkt der Nähkunst waren Anzüge für Jockeys beim Pferderennen. Detailreich und anspruchsvoll empfand Susan Franz die Nähkunst ihrer Mutter. „Das kann ich auch“, dachte sie sich. Mit 17 Jahren zog sie nach Seattle zu ihrer Schwester und bestritt ihren Lebensunterhalt mit Putzjobs und Küchenarbeit. Dort kam sie mit dem Geschäft ihres früheren Chefs für Stoffdruck im Siebdruckverfahren in Kontakt. Die Motive waren aus der „Rock‘n Roll“-Szene. Dort lernte Susan Franz die Technik, die sie in Eigenregie zu Hause weiterentwickelte. Viele Jahre arbeitete sie bei „Cicada Bridal“ in Seattle Washington, einem Geschäft für maßgeschneiderte Brautmode. „Dort bat ich immer um die...
Eine Herzenssache: das Altmühlbad...
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Das idyllische Flussbad in Leutershausen wird von einem Förderverein betrieben Es braucht kein Chlor und kein aufwändiges Reinigungskonzept: Im Altmühlbad in Leutershausen ist das Wasser immer top. „Vor der Brücke wachsen die Seerosen und im Wasser gedeiht die Flussmuschel“, erklärt Kerstin Schwab. Die Natur ist hier noch in Ordnung. Schwab ist Vorsitzende des Fördervereins Altmühlbad Leutershausen und Günther Konrad der Schriftführer des Vereins. Das Altmühlbad bedeutet für die Leutershäuser mehr als nur die Möglichkeit zur sommerlichen Abkühlung. Das Bad ist den Menschen ein Herzensanliegen. Der Eintritt ist frei, die Liegewiese groß genug, dass auch an heißen Tagen jeder ein ruhiges Örtchen findet. Die Enten Sissi und Franz ziehen gerne von Badedecke zu Badedecke auf der Suche nach einer Leckerei. „Die beiden fressen aus der Hand“, sagt Günther Konrad schmunzelnd. Sechs üppige Linden sorgen für Schatten. Es gibt einen Kleinkinderbereich, abgegrenzte Nichtschwimmerbereiche im Fluss mit Rutsche und sogar ein Trampolin im Wasser. Surfbretter können ebenso ausgeliehen werden wie Schläger für die angrenzende Minigolfanlage. Und zwar umsonst. Fast schon in Vergessenheit geratene alte hölzerne Umkleidekabinen rahmen die Liegewiese ein. Nicht der sonst in den Bädern eingezogene silbergraue Chic, sondern eine gepflegte Nostalgie ist hier noch am Werk. „Und diesen Charme möchten wir auch weiter erhalten“, erklärt Kerstin Schwab. Bis zu 300 Besucher kommen an schönen Tagen in das Flussbad. Längst hat sich die Idylle an der Altmühl auch außerhalb der Stadtgrenzen herumgesprochen. Hier steigt man bei 18 bis 22 Grad Wassertemperatur im Sommer einfach in den Fluss, der in der Mitte etwa zweieinhalb bis drei Meter tief ist. Die Schwimmer können rund 300 Meter zurücklegen. Flussabwärts geht es bis zu einem Wehr. In die andere Richtung, flussaufwärts, begrenzt eine Steinbrücke den Schwimmerbereich. „Hier war einst eine Furt“, weiß Günther Konrad. „Und wir Leutershäuser finden die Steine,...
Alles für den Fischer...
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Vom Rauchladen zum Angelladen Lukas Heinold steht meist barfuß in seinem Laden. Er ist eher der Outdoor-Typ. Sein Auto ist immer gepackt: Rund 30 Angelruten, ein Zelt und ein Schlafsack, Gummistiefel, denn manchmal zieht auch er Schuhe an, sogar eine Heizung für kalte Nächte sind jederzeit einsatzbereit. „Zur Coronazeit hatte ich fast 200 Angeltage im Jahr. Jetzt wäre ich ganz glücklich über 100“, sagt er, denn schließlich kümmert er sich tagtäglich um seinen Angelladen „Nirwana“ in Schrozberg und den gegenüberliegenden Rauchladen. Lukas Heinold hat schon als Teenager die Leidenschaft zum Angeln entdeckt. Das ist sein Lebensinhalt. „Angeln ist die spannendste Art der Langeweile, denn jede Sekunde kann ein Biss kommen“, erklärt er. Das Areal der Familie Heinold gruppiert sich rund um die Tankstelle mitten in Schrozberg, die seine Mutter Helga Heinold führt. Zusätzlich zu den üblichen Zigaretten verkauften die Heinolds in ihrer Tankstelle auch weiteres Rauchzubehör. Das lief gut und so eröffnete Lukas Heinold, der selbst vor zehn Jahren das Rauchen aufgehört hat, im Jahr 2018 gegenüber der Tankstelle einen Rauchladen. Seitdem gibt es dort Shishas, Bongs, Wasserpfeifen, E-Zigaretten, Feuerzeuge und mehr. „Alles, was Raucher wollen – aber im legalen Rahmen“, erklärt sein Bruder Valentin Heinold, der seine Mutter und seinen Bruder in den drei Läden unterstützt. Außerdem hatte der passionierte Angler im Rauchladen auch etwas Angelzubehör im Angebot sowie einen Kühlschrank mit Lebendköder. Sein Lieferant wollte ihn aber nicht mehr beliefern. „Der meinte, ich sei zu billig“, sagt er, „zum Trotz habe ich dann den Angelladen gestartet.“ Ruten für jeden Fisch Die ehemalige Autowerkstatt neben der Tankstelle stand leer. In wenigen Monaten hat Heinold diese ausgeräumt und mit Schrozberger Handwerksfirmen zum Ladengeschäft umgebaut. Seit vier Jahren gibt es nun den Angelladen, der stetig gewachsen ist. Hier findet sich wirklich alles, was ein Anglerherz...