Mensch und Pferd Aug15


Mensch und Pferd

Begleitung mit Reittherapie

Sabine Steinhauser hat einen engen Bezug zu Pferden. Ihre Pferde leben in einem Trail-Stall und genießen ein freies Leben. Foto: am

Sabine Steinhauser hat einen engen Bezug zu Pferden. Ihre Pferde leben in einem Trail-Stall und genießen ein freies Leben. Foto: am


Den eigenen Weg zu gehen setzt eine innere Stärke, Ruhe und vertrauensvolle Gelassenheit voraus. Das zu erreichen ist nicht immer einfach. Sabine Steinhauser scheint dies jedoch mit bodenständiger Leichtigkeit zu meistern – und mit der Hilfe ihrer Pferde. In Dottenheim betreibt sie einen Pferdehof, bietet Reittherapie an und bildet selbst angehende Therapeuten und Reitpädagogen aus.

„Pferde haben schon immer zu unserer Familie gehört“, erzählt sie. Aufgewachsen im Allgäu, wo ihr Vater Landwirtschaft betrieb, zog sie 1992 nach Dottenheim (bei Dietersheim) und kaufte gemeinsam mit ihren Eltern einen Hof, den die Familie umfassend umbaute und renovierte. Da nun endlich Platz war, zog auch das erste eigene Pferd in Dottenheim mit ein. „Ich bin da schnell an meine Grenzen gekommen“, erzählt Sabine Steinhauser mit einem wissenden Lächeln im Gesicht.

Das Pferd war ein sehr guter Lehrer für sie, denn sie begann mit ersten Workshops ihr Wissen im Umgang mit den Tieren zu vertiefen. In den Anfangsjahren hat sie dann Dozenten nach Dottenheim geholt und dort Workshops angeboten. Ab 1996 hat sie ihre eigene Ausbildung intensiv vorangetrieben.

Ihr Ansatz war und ist dabei der achtsame Umgang mit Mensch und Tier. Die Feldenkrais-Methode oder Hakomi, eine körper- und erfahrungsorientierte Psychotherapie, sind nur einige der Methoden, die sie als Reittherapeutin anwendet. Ihr Portfolio an Ausbildungen und Fortbildungen ist umfassend und sie erweitert es fortwährend. Was sie für wertvoll und unterstützend hält, fügt sie zu einer neuen Einheit zusammen.

Entstanden ist so ihr ganz eigenes Konzept, das nicht auf vorgefertigten Abläufen und Strukturen basiert, sondern je nach Thema und Wesen des Klienten eine individuelle Begleitung bietet. Ihr Grundsatz beinhaltet, dass ein Therapeut nicht den Weg kennen muss, sondern jedes Wesen selbst weiß, was es zur Heilung und Genesung benötigt. „Ich leuchte dann wie mit einer Taschenlampe dorthin“, so Sabine Steinhauser.

Pferde haben feine Antennen

Über die Jahre hat sie Menschen mit den verschiedensten Themen begleitet und geholfen: Burnout oder Mobbing, ein Verlust in der Familie, das Auflösen von alten Verhaltensmustern oder die heilsame Begegnung bei traumatischen Erfahrungen sind nur einige der Beispiele ihrer Arbeit. Bei der Reittherapie entsteht dabei eine Einheit zwischen Klient, Therapeut und Pferd. „Mit dem Pferd ist man schnell an dem Thema, worum es geht“, erzählt die Reittherapeutin. Die offene Haltung im Sitz auf dem Tier oder die angepassten Bewegungen des Pferdes ermöglichen eine Öffnung.

Durch Spiel und Spaß auf dem Pferd wird die Körperwahrnehmung verbessert.  Foto: Privat

Durch Spiel und Spaß auf dem Pferd wird die Körperwahrnehmung verbessert. Foto: Privat

Pferde sind empathische Wesen, die mit ihren feinen Antennen mitgebrachte Themen erspüren. „Wobei man nicht unbedingt auf dem Pferd sitzen muss“, erzählt Steinhauser. Auch die Bodenarbeit kann ein Ansatz zur persönlichen Entwicklung sein.

Insgesamt zwölf Pferde hat Steinhauser, sechs davon sind sozusagen in Rente, vier sind in der Thearapiearbeit im Einsatz und zwei Pferde bildet sie aktuell noch zu Therapiepferden aus. „Das ist ein langer Weg“, erzählt die Trainerin. Etwa vier bis fünf Jahre arbeitet sie dreimal die Woche intensiv mit den Tieren, bis sie bereit sind für die Arbeit mit dem Klienten. Die Ausbildung fußt dabei auf viel Körperachtsamkeit. „Ich biete den Tieren dabei unter anderem ungewöhnliche Bewegungen an“, erklärt Steinhauser.

Die Pferde leben bei ihr in einem offenen Trail-Stall. Die Innenanlagen sind mit den Außenanlagen verbunden und die Tiere können ihren Aufenthaltsort frei wählen. Ein Trail (Weg) sorgt für mehr Bewegung. Ein kleiner Hügel ist ein begehrtes Hindernis der Tiere und es soll noch eine Brücke und eine kleine Wasseranlage entstehen.

Zusätzlich zur Reittherapie mit Klienten und diversen Workshops bildet Sabine Steinhauser seit 2006 Reittherapeuten und Therapiepferdetrainer auf ihrem Pferdehof aus. Im Jahr 2021 hat sie ihre eigene Marke die „Steinhauser Akademie“ gegründet, die mit dem Ausbildungsangebot mittlerweile der Schwerpunkt ihrer Arbeit geworden ist.

Ausgebildet werden Reitpädagogen. Erzieher, Pädagogen oder Trainer, die aus dem Pferdesport kommen, erhalten das nötige Wissen um einen fundierten Reitunterricht zu vermitteln.

Wer tiefer und therapeutischer arbeiten möchte, für den sind die beiden Ausbildungsrichtungen Reittherapie Solid und Master richtig. Solid (acht Wochenenden) wendet sich dabei an Menschen, die schon Erfahrung in der Begleitung von anderen haben. Der Masterkurs (zehn Wochenenden) geht noch einen Schritt weiter und ist für Interessierte gedacht, die neben der intensiven Therapiearbeit mit dem Pferd auch die Persönlichkeitsentwicklung der Klienten miteinbeziehen wollen.

Neue Kurse starten im September

Die Gruppen sind zwischen sechs bis acht Personen groß und die Schüler von Sabine Steinhauser kommen aus dem süddeutschen Raum, aber auch von Düsseldorf, Berlin oder Hannover. Im September starten neue Ausbildungseinheiten. Wichtig ist der Ausbilderin, dass stets der Mensch mit seinen individuellen Stärken und Anliegen im Mittelpunkt der Therapiebegleitung steht.

Sabine Steinhauser plant ihr Konzept weiterzuentwickeln. Ihre Tochter Sironi macht aktuell die Ausbildung zur körperorientierten Kindheitspädagogin. „Ich kann mir gut vorstellen, das auf das Pferd zu übernehmen“, sagt sie. Außerdem möchte sie die Akademie Steinhauser erweitern und ihre Ausbildungen mit einem eigenen Lehrerteam an mehreren Standorten in Deutschland anbieten. am