Der letzte Weg Aug01


Der letzte Weg

Im Zentrum des Waldfriedhofes liegt eine naturnahe Andachtsstelle mit einem schlichten Holzkreuz. Foto: ul

Im Zentrum des Waldfriedhofes liegt eine naturnahe Andachtsstelle mit einem schlichten Holzkreuz. Foto: ul

Der „Ruheforst Landhege“: würdige Bestattungen unter alten Bäumen

Da, wo sich der Naturpark Frankenhöhe, die Hohenloher Ebene und das Liebliche Taubertal treffen, gibt es einen besonderen Ort des Friedens. Seit 2009 befindet sich hier der „Ruheforst Rothenburg-Landhege“ auf einem ursprünglich 14 Hektar großen Waldstück zwischen der Reichsstadt und dem württembergischen Oberrimbach. Bei der Eröffnung des Ruheforsts betrug die Friedhofsfläche 3,5 Hektar. Heute sind es bereits 6 Hektar.

Es ist eine ganz andere Art der Bestattung und ermöglicht es dem Verstorbenen nach dem Ableben vollkommen in die Natur aufgenommen zu werden.

Der Waldfriedhof wird von der Stadt Creglingen betrieben. Die Fläche mit der Gemarkung 222 gehört seit 1399 der Stadt Rothenburg, die der damalige Bürgermeister Heinrich Toppler einst erworben hat. „Es war von Anfang an eine gute Zusammenarbeit zwischen Rothenburgs und den Creglinger Stadtvätern,“ sagt Diplom Forstingenieur und Leiter des Rothenburger Forstamtes, Daniel Gros, der den Ruheforst damals als neues Geschäftsfeld erschlossen hat. Der Forstingenieur kannte diese Art von Begräbnis bereits und empfand das Gebiet auf der Frankenhöhe als passenden Ort für eine solch friedvolle Ruhestätte.

Mitten in einem Mischwald mit 60 bis 160 Jahre alten Bäumen, der durch einen Zaun aus schwarzen Tauen abgegrenzt ist, können sich Menschen unabhängig von Konfession oder Herkunftsland einen Platz für die ewige Ruhe suchen.

Viele Besucher genießen die Stille in der Natur und kommen gerne her, um ihre Angehörigen zu besuchen. Andere halten Ausschau nach der eigenen Grabstätte.

„Die Wochenenden sind für einen Waldspaziergang oder einen Grabbesuch am besten geeignet, denn an diesen Tagen finden keine Beisetzungen statt,“ erzählt Gros. Hinterbliebenen bietet der Ruheforst einen Ort der Begegnung und der Stille mit einem Andachtsraum unter freiem Himmel.

Die Grabpflege erübrigt sich von ganz alleine. Blumen und Pflanzen werden durch die Natur des Waldes ersetzt. Für Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, ist der Waldfriedhof mit dem Auto zu erreichen.

Ruhebiotop statt Grab

Der Begriff Ruhebiotop, so heißt die Urnen-Grabstätte im Ruheforst, steht für „Bios“, das heißt Leben und „Topos“ bedeutet Ort. Also eine Art Lebensraum. Das Ruhebiotop ist meist durch einen Baum oder ein mit Moos überzogenen Baumstumpf gekennzeichnet und kann bis zu 99 Jahre gepachtet werden.

Ausgewählte Begräbnisbäume mit maximal zwölf Grabstätten werden mit Namenstäfelchen der Verstorbenen versehen. Foto: ul

Ausgewählte Begräbnisbäume mit maximal zwölf Grabstätten werden mit Namenstäfelchen der Verstorbenen versehen. Foto: ul


In einem Gemeinschaftsbiotop, dessen Begräbnisbaum mit einer gelben Plakette gekennzeichnet ist, können Nutzungsrechte von einem oder mehreren Plätzen erworben werden. Ein blaue Markierung deutet auf eine Familiengrabstätte hin. Bäume ohne Kennzeichnungen sind nicht für Grabstellen gedacht.

„Ausgewählte Bäume hat der Ruheforst für sogenannte Sternenkinder reserviert, die meist bei der Geburt oder kurz danach verstorben sind“, erklärt Daniel Gros.
Da der Wald in einem Wasserschutzgebiet liegt, müssen die Schmuckurnen mit einer „Überurne“ aus unvergänglichem Edelstahl versehen werden.

Damit soll verhindert werden, dass Schwermetalle, die sich in der Asche des Verstorbenen befinden können, ins Grundwasser gelangen. Genaugenommen bleibt die Ruhestätte durch die Überurne für immer bestehen. Der ungebrochene Trend für Waldbestattungen (im Ruheforst sind es bis dato 900) veranlasste die Rothenburger und Creglinger Stadtherren im Juli, das Gelände um weitere 2,5 Hektar mit 250 Grabstellen zu erschließen.

Für Autofahrer wurde eine Wendemöglichkeit eingerichtet, da der benachbarte Ackerrand nicht befahren werden darf. Der Ruheforst verfügt mittlerweile auch über einen hölzernen Schuppen mit Dixi-Klo und einer Umkleide für Mitarbeiter. Denn nach dem Aushub der Urnengrabstätte können sie sich passend für die Begräbnisandacht kleiden.

Die Kosten für ein Einzelgrab belaufen sich je nach Wertstufe des Baumes zwischen 515 und 1  780 Euro. Familien und Freunde, die sich gemeinsam einen Baum reserviert haben, zahlen zwischen 2975 und 9520 Euro. Hinzu kommt eine einmalige Beisetzungsgebühr von 400 Euro.

Informationen zum Ruheforst Landhege Rothenburg und Creglingen stehen im Internet unter: www.ruheforst-landhege.de ul