Technik mit Köpfchen Mrz06

Technik mit Köpfchen

Die Firma Elektro Reuther arbeitet mit Innovation und Know-how Heute ist kein Elektrofachmann nur noch für Anschlüsse von technischem Gerät und Reparaturen zuständig. „KI“, die künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch. Thomas Reuther, Inhaber von Elektro Reuther in Rothenburg, ist gelernter Industrieelektriker für Produktions- und Automatisierungstechnik und ist von Natur aus ein Tüftler, der immer neue berufliche Herausforderungen sucht. Ausbilden ließ er sich bei der Firma AEG in Nürnberg. „Nachdem er bei diversen Firmen Erfahrungen gesammelt hatte, war es Zeit für den nächsten Schritt“, wie er selber sagt. Die Meisterprüfung stand ins Haus. Dabei sicherte sich der junge Elektrofachmann gleich den dritten Platz beim Meisterpreis Bayern im Jahr 2003. Thomas Reuther sieht als Indus­trieelektroniker das große Ganze – ähnlich wie ein Architekt, der ein fertiges Bauprojekt schon vor der Fertigstellung vor Augen hat. Egal ob es sich um ein technisch durchdachtes Smart-Haus handelt (ferngesteuerte Haustechnik) oder ob es um eine Fotovoltaikanlage für autarke Energiegewinnung geht, der erfahrene Industrieanlagenelektroniker kennt sich mit Steuer- und Vernetzungstechnik aus. Thomas Reuther hat im Jahr 2021 vom angestellten Industrieelektroniker zum selbstständigen Elektriker umgesattelt. Ernst Kaupert, der über 25 Jahre mit seiner Firma als Elektriker in Rothenburg ansässig war, ging auf die Rente zu und war auf der Suche nach einem Nachfolger. Thomas Reuther fasste den Entschluss, die Firma zu übernehmen. Im Jahr 2020 ließ er sich ein Jahr lang als Elektriker bei Ernst Kaupert anstellen, um einmal in den Elektrikerberuf reinzuschnuppern. „Es ist eine ganz andere Berufssparte. Vom Glühbirnenersatz über eine Lichtschalterinstallation bis hin zur Reparatur von Haushaltsgeräten, das war für mich eine Umstellung“, so Reuther. Dennoch wagte er am 1. April 2021 den Schritt in die Selbstständigkeit. Neue Wege „Zuvor habe ich Produktionsanlagen mit technischer Steuerung in Industriebetrieben mit entwickelt“, so Thomas Reuther. Außerdem war er als einziger Hauselektroniker für sämtliche Systeme in einer Burgbernheimer Firma mit 150 Mitarbeitern verantwortlich. Als Projektleiter bei der Firma Neuberger hat er die Heizanlage des Rothenburger Schwimmbades mitentwickelt. „Es war ein komplexes System, das auch Gebäude in der Rothenburger Altstadt und das Topplerschlösschen mit Wärme versorgen sollte. „Bei diesem Projekt lernte ich bereits Angestellte der Firma Kaupert kennen“, erzählt er. Immer einen gedanklichen Schritt voraus zu sein, das ist seine Passion. Als Firmeninhaber von Elektro Reuther in der Dr.-Bühler-Straße 7 ist ihm die Freiheit vergönnt, eigene Ideen in die Tat umzusetzen. Bei der Betriebsübernahme war seine Frau Birte als ausgebildete Steuerfachwirtin eine enorme Hilfe. Anfangs arbeitete sie noch als Angestellte in ihrem Beruf. Mehr und mehr wuchsen die Herausforderungen für Thomas Reuther im Büromanagement. Auf der einen Seite hatte Thomas Reuther völlig andere Kundenwünsche als selbstständiger Elektriker zu erfüllen als zuvor und andererseits ist er immer „selbst und ständig“ mit dem Aufbau und der Weiterentwicklung der Firma beschäftigt. Ein Grund für seine Frau Birte, sich vom Steuerfach zu trennen und die Büroorganisation der Firma Reuther zu übernehmen. Neue Technik für das Büromanagement war das Thema Nummer 1. Eine Firmenübernahme ist immer mit einem Mehraufwand verbunden. Deshalb sorgte Birte Reuther für neue Unternehmenssoftware, um die Buchhaltung zu optimieren, schaffte neue PCs und Drucker an und integrierte für die Angestellten ein I-Pad. Optimal für die digitale Zeiterfassung, für die Materialdokumentation und die digitale Datenerhebung, um Abrechnungen und Buchhaltung erledigen zu können. Das bedeutet eine enorme Zeitersparnis, wie man sich denken kann. Denn schließlich sind da ja auch noch zwei Kinder, denen die Reuthers trotz Selbstständigkeit gerecht werden wollen. „Als Steuerfachwirtin habe ich in der Vergangenheit schon viele Firmen begleiten dürfen und weiß heute, wie man es nicht machen sollte“, sagt sie mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht. Ein straffes Zeitmanagement schafft mehr Raum für das Eigentliche – die Belange des Kunden. Neben der Übernahme des Kundenstammes half die stundenweise Begleitung von Ernst Kaupert bei den Aufträgen. Zu den Daueraufträgen der ehemaligen Firma Kaupert gehörte die Wartung der Industriespülmaschinen der Rothenburger Hoteliers. „Diese Aufgabe behalten wir bei“, sagt Reuther. Immer wieder stehen auch Renovierungen der Gasthäuser an. Manchmal wird...

Weltweit einmalig Mrz06

Weltweit einmalig

Knauf-Museum Iphofen Außergewöhnlich war es damals schon bei seiner Gründung – außergewöhnlich und einzigartig zugleich ist es bis heute, das Knauf-Museum in Iphofen. Allem voraus ging die Gründung der Knauf-Gipswerke durch Dr. Alfons Knauf und dessen Bruder Karl Knauf, die noch im Deutschen Reich in Lothringen geboren wurden. Im Jahre 1932 erwerben die studierten Bergbauingenieure Abbaurechte für eine Gipsgrube in Schengen (Luxemburg) und eröffnen ein Gipsputzwerk in Perl an der Mosel. Die Gründung der Knauf-Werke im unterfränkischen Iphofen folgte im Juni 1949. Dr. Alfons Knauf war kurz vorher verstorben. Zeit ihres Lebens beschäftigten sich die Gebrüder Knauf mit der Bedeutung des Rohstoffes Gips im Bau und insbesondere aber auch in der kunsthistorischen Welt. Angeregt durch den Besuch eines befreundeten ägyptischen Archä­ologen in Kairo kam ihnen die „Erleuchtung“ zu einer Museumsgründung, wie es Markus Mergenthaler (Leiter des Knauf-Museums) zu sagen pflegt: Die Jahrtausende alte Relief-Kunst sollte die bedeutendsten Hochkulturen (Griechen, Ägypter und Römer) anhand von Relief-Exponaten in einem Museum vereinen und veranschaulichen. „Einer der größten Sammler von Repliken war übrigens Johann Wolfgang von Goethe“, sagt Markus Mergenthaler ganz nebenbei. Natürlich sollten die Ausstellungsstücke aus dem Rohstoff Gips bestehen. Zehn Jahre der Sammlung von entsprechenden Ausstellungsstücken folgten. Man reiste in alle Herren Länder von Mesopotamien, Griechenland, Ägypten und später auch nach Südasien und nach Süd- und Mittel-Amerika, um meisterhafte Silikon-Abformungen von Originalreliefs aus der ganzen Welt anzufertigen. Darunter befindet sich heute auch ein Abbild des Hochkreuzes eines irischen Klosters aus dem 6. Jahrhundert. „Als ehemaliger Schreiner und Restaurator und studierter Ethnologe kam mir mein handwerkliches Geschick bei der Herstellung von Replikationen zugute“, erklärt Mergenthaler. Hochkulturen im Überblick Im Juni 1983 fiel der Startschuss für das Knauf-Museum, das der Welt einen Gesamteindruck von den bekanntesten Hochkulturen der Geschichte anhand von Relief-Repliken vermitteln sollte. Mit dem Kauf des...

„Engel“ im irdischen Einsatz Mrz06

„Engel“ im irdischen Einsatz

Die „Engel in ROT“ besuchen Patienten im Rothenburger Krankenhaus Sie haben zwar keine Flügel, aber man erkennt sie sofort: an der lilafarbenen Klinikkleidung und an der guten Laune. Seit 2022 gibt es das Ehrenamt „Engel in ROT“ am ANregiomed Krankenhaus Rothenburg. Aktuell besuchen sieben Damen die Patienten und nehmen sich Zeit für all diese Dinge, die das Krankenhauspersonal mit seinem straffen Zeitplan nicht erfüllen kann. Eine Geschichte vorlesen, kurz mal am Kiosk etwas besorgen oder einfach nur zuhören – das sind die kleinen Momente im Leben, die oftmals eine große Wirkung entfalten. Die Initialzündung der Idee war der Wunsch eines in Berlin lebenden Sohns, ob jemand seiner Mutter im Krankenhaus einen Brief vorlesen könnte. Mit dem Anliegen wandte er sich an die kaufmännische Direktorin Amelie Becher, die es gerne annahm. Die Assistentin der Klinikleitung, Nicole Scheuenstuhl, las der Patientin dann die Nachricht des Sohnes vor. „Das war ein ergreifendes Erlebnis“, erinnert sie sich. Und so etwas sollte sich wiederholen. Also gab es im Oktober 2021 ein erstes Treffen, an dem (vermittelt durch den Förderverein Mediroth und den Evangelischen Frauenbund) zahlreiche Interessierte teilnahmen. Ein gutes halbes Jahr später, im Juli 2022, starteten die ersten sechs Damen ihren Einsatz als „Engel in ROT“. Perfekt organisiert Jeden Dienstag und Freitag, von 10 bis 12 Uhr, ist mindestens ein „Engel“ im Einsatz. Am Anfang hat Andrea Wanner, organisatorische Leitung der bettenführenden Stationen, für den reibungslosen Ablauf gesorgt. Mittlerweile haben die Damen alles selbst im Griff. Über einen Doodle-Kalender planen sie ihre Einsätze. Kommt mal was dazwischen, sprechen sie sich in ihrer WhatsApp-Gruppe ab. „Wir schauen, dass immer eine von uns da ist“, erklärt Ursula Friedel, bei der die Fäden mittlerweile zusammenlaufen. Der Einsatz der „Engel“ startet stets mit dem Einstempeln. Die Ehrenamtlichen werden nämlich in der Personalabteilung angelegt und erhalten einen Ausweis. „Das ist wichtig, denn während ihres Einsatzes sind die Damen versichert“, erklärt Nicole Scheuenstuhl. Dann geht es zum Umziehen. Die Farbe Lila gehört allein den „Engeln“. „Wir sind auf zwei Stationen im Einsatz: in der Inneren und in der Chirurgie“, sagt Elsbeth Barthelmäs. Die Krankenschwestern erwarten die jeweilige Dame dann schon und haben einige Patienten ausgewählt, die sich über einen Besuch freuen würden. Gut eine Handvoll können sie bei einem Einsatz betreuen. Die Wünsche der Patienten sind ganz unterschiedlich. Vorwiegend sind es ältere Herren oder Damen, manche davon dement. Einfühlungsvermögen ist daher gefragt. Viele wollen nur erzählen, andere haben konkrete Anliegen oder freuen sich, wenn kleine Geschichten vorgelesen werden „Manche Patienten möchten auch, dass wir ihnen das Telefon noch mal erklären“, hat Marianne Spiegel erfahren. „Ich höre oft, wenn ich heimkomme, bin ich wieder ganz allein“, erzählt Luise Hahn. Einsamkeit ist ein großes Thema. Aber auch den Wunsch, eine Kleinigkeit am Kiosk zu besorgen, erfüllen die Damen den Patienten gerne nach Rücksprache mit der Krankenschwester. Alle sieben aktiven Damen sind sich einig, dass ihr ehrenamtlicher Einsatz ein Zugewinn für sie selbst ist. Zeit zu schenken und Zuversicht zu spenden wird mit großer Dankbarkeit gewürdigt. Ebenso geschätzt wird der Einsatz der „Engel“ von der Klinikleitung. „Man hat ein Zusammengehörigkeitsgefühl“, sind sich alle einig. Die „Engel in ROT“, die es in ähnlicher Form auch am Krankenhaus in Ansbach und demnächst in Dinkelsbühl gibt, freuen sich auf weitere Unterstützung. Gerne auch von männlichen „Engeln“. Interessierte können sich an Nicole Scheuenstuhl wenden (entweder per Mail an: nicole.scheuenstuhl@anregiomed.de oder Tel.: 09861-7077528)....

Altes Wissen Mrz06

Altes Wissen

Flur-oder Gewannnamen Bei den Namen Härlebuck, Hündsgraben, Drou, Dalli oder Kohlplatte wusste dereinst jeder, was gemeint war und wo er hingehen musste. Je nach Region nennt man diese Bezeichnungen Flur- oder Gewannnamen. Damit haben die Menschen früher Äcker, Wiesen, Weiden aber auch Wege und markante Örtlichkeiten bezeichnet. „Die Flurnamen sind Ausdruck des Denkens und Fühlens unserer Vorfahren, sie sind Beweise des Beobachtens und Urteilens, oft auch ihres Mutterwitzes“, schreibt Richard Schmidt in seinem Aufsatz „Flurnamen der Gemarkung Steinach a.d. Ens (in „Die Linde“, Nr. 9, 1992). Flurnamen sind somit mehr als nur reine Bezeichnungen. Sie geben Hinweise auf frühere Lebensgewohnheiten, auf die Siedlungsgeschichte oder die wirtschaftliche Nutzung. Diese Zeugen der Vergangenheit geraten immer mehr in Vergessenheit. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde von Beamten in einer großen Aktion die Landvermessung konsequent erfasst. Neue Flurpläne und Kataster wurden angelegt. Die Schwierigkeit dabei: Die historischen Flurnamen wurden stets in Mundart weitergegeben. Schreibweise oder Deutung bedurfte einer großen Sachkenntnis. Dazu kam eine weitere Entwicklung: Durch die maschinelle Großnutzung der Flächen wurde eine detaillierte Bezeichnung der Örtlichkeiten, wo beispielsweise die Helfer der Bauern ihre Arbeit verrichten sollten, obsolet. Flurnummern wurden eingeführt, die die Parzellen und deren Besitzverhältnisse kennzeichneten. So verschwanden die historischen Bezeichnungen nach und nach aus dem alltäglichen Gebrauch. In den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts hat die Heimatforschung die Bedeutung der Flur- und Gewannnamen erkannt. „Schon seit mehreren Jahren werden in den Gemeinden die Flurnamen gesammelt und aufgeschrieben“, schreibt Oberlehrer J. Dannenbauer in seinem Aufsatz „Rothenburger Flurnamen“ (in „Die Linde“, 1939, Nr. 1). Kunst der Übersetzung Neben alten Bezeichnungen wie Eselsteig (bei der alten Burg) oder der Sausteige (Weg vom Stöberleinsturm zur Doppelbrücke) beschreibt er auch vergessene Namen. „Der Katzenbühl oder Katzenbuck (östlich von Detwang) soll seinen Namen einer Sage verdanken“, so Dannenbauer. Ein Hirte soll...

Fürstliche Ruhestätte Jan08

Fürstliche Ruhestätte

Mausoleum Schillingsfürst Das Schloss Schillingsfürst ist seit dem Jahr 1300 Sitz des Fürstenhauses Hohenlohe-Schillingsfürst und befindet sich auch heute noch im Besitz der Familie. Der aktuelle Schlossherr Constantin Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst ist ein großer Musikliebhaber und Förderer der Liszt-Akademie Schloss Schillingsfürst. Er ist auch der Ur-Ur-Enkel von Marie zu Sayn-Wittgenstein, deren Mutter Carolyne zu Sayn-Wittgenstein die Lebensgefährtin von Franz Liszt war. „Genau an der Stelle, an der einst das Liszt-Denkmal im Kardinalsgarten stand, befindet sich seit 1891 das Mausoleum der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst“, sagt Johannes Muniqie, der als Kind den fürstlichen Park als Spiel-Areal zu nutzen wusste. Denn seine Familie war seit Urgroßvaters Zeiten als Hofmaurer auf Schloss Schillingsfürst angestellt und beheimatet. Nachdem Fürst Chlodwig von seinem 1845 verstorbenen Bruder Philipp Ernst den Besitz zu Schillingsfürst geerbt hatte, erfolgte um 1850 eine umfassende Sanierung des Schillingsfürster Schlosses und auch der fürstliche Kardinalsgarten wurde dem Zeitgeist angepasst. Familienmitglieder wurden in der Pfarrkirche beerdigt. Da bei jeder Bestattung die Kirchenbänke in der Pfarrkirche entfernt und der Boden geöffnet werden musste, entschloss sich Fürst Chlodwig um 1880 zum Bau eines Mausoleums und der Anlage eines fürstlichen Privatfriedhofs in der Nähe des Hofgartens. Das Mausoleum der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst wurde als neugotischer Kapellenbau mit Altar und Gebetsstühlen im Jahre 1890/91 erbaut. Der zugehörige Friedhof, umgeben von Hecken, Sandsteinpfosten und einem schmiedeeisernen Zaun mit Eingangspforte entstand um 1890. Die Planungen und die Umsetzung für das fürstliche Mausoleum erstreckte sich zwischen 1889 bis 1891. „Mein Urgroßvater fertigte Entwürfe für das Mausoleum an, die der heutigen Gestalt sehr ähnlich sind“, sagt Munique und zeigt dabei auf eine Kopie der Zeichnung. „Die Planung erstellten der kaiserliche Ministerialrat Olivier Pavelte und das Architekturbüro Raisch aus Metz in Lothringen, da der Fürst als damaliger Statthalter von Elsaß-Lothringen ausgezeichnete Beziehungen zu den Baufachleuten aus Metz hatte“, erklärt Thomas Krause, der als Gästeführer und als Freund dem Fürstenhaus verbunden ist. Die gärtnerische Gestaltung übernahm die eigene fürstliche Hofgärtnerei. Neben dem Kardinalsgarten steht heute ein reich dekorierter zweijochiger neugotischer Sandsteinbau mit Schieferdach und allerhand Verzierungen im Innenraum. Der Kapellen-Entwurf lässt eine „Miniaturkathedrale“ in Anlehnung an die französische Hochgotik entstehen. „Außen treten besonders das schmuckvolle Eingangsportal mit dem Hohenloheschen Familienwappen, den Initialen des Erbauers und seiner Gemahlin, die Fialen, der Dachreiter samt Glocke, eine kleine Fensterrosette und zahlreiche Verzierungen ins Auge“, führt Krause weiter aus. Das im neugotischen Stil erbaute Mausoleum mit seinen reich verzierten, kegelförmigen Türmen ist der Mittelpunkt des fürstlichen Privat- Friedhofs. Der Innenraum der Kapelle besitzt eine vollständig erhaltene neugotische Ausstattung, zu der außer dem Altar die vier farbigen Glasfenster gehören sowie die Bodenfliesen und die Kniebänke. „Die Glasfenster im Mausoleum stellen verschiedene Heilige dar, die sich auf Mitglieder der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst beziehen“, führt Thomas Krause weiter aus. Maria Magdalena bezieht sich beispielsweise auf die Fürstin Marie, Gemahlin des Fürsten Chlodwig. Innenraum im Originalzustand Der Innenraum wurde wie es aussieht bis zum Jahr 1996 nie restauriert und besitzt Seltenheitswert. Zuvor wurden lediglich notdürftige Ausbesserungsarbeiten durch das Schließen von Löchern in der Dachfläche mit Blech vorgenommen. Mit dem Entwurf und der Ausführung des Marienaltars beauftragte Fürst Chlodwig die renommierte und in München ansässige Mayer’sche Hofkunstanstalt. Diese ließ die Entwürfe von Künstlern der Münchner Kunstakademie gestalten. Im Oktober 1891 kommt der fertige Altar in Schillingsfürst an. Wesentliche Bestandteile des hölzernen Altars sind die kunstvoll geschnitzten Sockel, die als Stütze für den Schrein dienten, in der die Monstranz (der Hostienbehälter) Platz fand. Heute befindet sich der Marienaltar in der Schlosskapelle. Nach Fertigstellung der Kapelle konnte die eigentliche Gruft, die für Fürst und Fürstin vorgesehen war, jedoch nie genutzt werden, da diese seit der Errichtung viel zu feucht war und die Särge dort unten völlig verfallen wären. Somit entschloss man sich außerhalb des Mausoleums einen Familienfriedhof...

Königliche Stadt Jan08

Königliche Stadt

Rothenburg als Reichsstadt In Rothenburg gibt es was zu feiern: Vor 750 Jahren, datiert am 15. Mai 1274, hat König Rudolf von Habsburg die Tauberstadt zu einer königlich privilegierten Stadt, einer Reichsstadt erhoben. Das hat Rothenburg und ihre Bewohner geprägt. Einen Herrn vor Ort, einen Fürsten oder einen Bischof, dem sie dienen mussten, hatten sie nicht. Rothenburg unterstand als Reichsstadt dem jeweiligen König bzw. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Aus den ersten Besiedlungsformen der Grafen von Comburg am Essigkrug (gegenüber dem heutigen Burggarten) entstand im 12. Jahrhundert eine Burg im heutigen Burggarten. Die Grafen von Comburg waren vom Geschlecht der Staufer abgelöst worden und der Stauferkönig Konrad III. (reg. 1139 – 1152) ließ die Burg bauen. Rothenburg war ein Herrschaftszentrum der Staufer. Eine Siedlung entwickelt sich, 1227 werden Bürger erstmals genannt, 1239 sind erste Stadtsiegel nachweisbar (in: Historisches Lexikon Bayern, „Rothenburg, Reichsstadt“ von Markus Naser). Etwa Mitte des 13. Jahrhunderts endete auch die Macht der Staufer, denn das Geschlecht starb aus. Ein Vakuum entstand: das Interregnum. In Rothenburg übernahmen die Reichsküchenmeister, ein zuvor im Dienste der Staufer stehendes Geschlecht, weitgehend die Herrschaft. „Gleichzeitig versuchten die Bürger, sich selbst zu organisieren“, so Dr. Florian Huggenberger, Stadtarchivar in Rothenburg. Die Gesellschaft und die politischen Machtverhältnisse waren Mitte des 13. Jahrhunderts im Umbruch. Es waren unruhige Jahrzehnte, bis – ebenfalls nach einigem hin und her – im Jahr 1273 Rudolf von Habsburg zum neuen König des Heiligen Römischen Reichs gewählt wurde. Das Heilige Römische Reich war kein homogener Staat, wie wir ihn heute kennen. Es gab weltliche (Adelige, Fürsten) und kirchliche (Bischöfe, Bistümer) Herrscher, die Gebiete beanspruchten. König Rudolf von Habsburg sicherte sich nach dem Interregnum wieder sein Hoheitsgebiet. Ein Instrument dazu war die Erhebung einer Stadt zur Reichsstadt, denn diese unterstand nur ihm. Eine Urkunde aus...