Von der Idee zur Kugel Dez01


Von der Idee zur Kugel

Das Deutsche Weihnachtsmuseum

Museumsleiterin Felicitas Höptner mit den mechanischen Weihnachtsdarstellungen, einer Besonderheit des Museums. Foto: am

Museumsleiterin Felicitas Höptner mit den mechanischen Weihnachtsdarstellungen, einer Besonderheit des Museums. Foto: am

Rothenburg hat einen Ruf als Weihnachtsstadt zu verteidigen, daher muss es hier natürlich auch ein Weihnachtsmuseum geben – das einzige in Deutschland. Im ersten Stock des Weihnachtsdorfs von Käthe Wohlfahrt wird wissenschaftlich und historisch belegt, was die Herzen der Menschen im Dezember höher schlagen lässt: Die Romantik rund um das Weihnachtsfest.

Felicitas Höptner ist die Leiterin des Museums, das es seit zehn Jahren gibt. „Mein Herz schlägt für diese Sammlung“, sagt sie mit Nachdruck. Was auf den 250 m² gezeigt wird, hat Harald Wohlfahrt, Inhaber des Unternehmens Käthe Wohlfahrt, zusammengetragen. „Was wir im Museum zeigen, ist nur ein kleiner Ausschnitt der Sammlung“, so Höptner.

Weihnachten, so wie wir es kennen, ist erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, gibt Höptner zu bedenken. Die Entwicklung in der Pädagogik und damit einhergehend eine veränderte Wahrnehmung des Kindes, machte Weihnachten zum Familienfest und schärfte das Bewusstsein für das Brauchtum. Parallel dazu sind durch die industrielle Entwicklung neue Fertigungsmöglichkeiten entstanden.

Das Weihnachtsmuseum empfängt seine Besucher mit den ersten Ideen zur Weihnachtszeit. Die Bäume waren mit Naturmaterialien geschmückt. Inspiriert von den alltäglichen Dingen, war dem Ideenreichtum kaum Grenzen gesetzt. Wo heute vorwiegend Kugeln den Baum zieren, gab es im 19. Jahrhundert Elefanten, Eichhörnchen, Fische, Füchse oder Hasen. Eine Besonderheit der Sammlung ist ein Koffer mit drei Lagen Dresdner Pappeschmuck. „Das ist ein Mekka für Sammler“, so Höptner. Etwa zwischen 1880 und 1919 wurden die Figuren hergestellt. Die Einklebung des Koffers lässt die gezeigten Objekte auf 1887 datieren.

Drei üppig geschmückte Weihnachtsbäume zeigen im Museum die verschiedenen Schmuckvarianten, die dereinst auch eine Modeerscheinung waren. Einer ist mit Watte- und Pappeobjekten geschmückt, ein Anderer im Trend des Jugendstils mit Silberkugeln und etwa zwei Meter langen Lamettastreifen. Den ersten Nachweis der Fertigung von Glaskugeln gibt es von Anfang des 19. Jahrhunderts. In den Vitrinen ist nicht nur die Entwicklung der Kugeln dargestellt, sondern auch die ersten Kerzenhalter für den Baum sind zu sehen.

„Für uns ist die Beleuchtung des Baums selbstverständlich, aber früher waren keine Kerzen am Baum“, erklärt die Museumsleiterin. Das Patent für den ersten Kerzenhalter, eine einfache Halterung mit Dorn, stammt aus dem Jahr 1878.

Der dritte Weihnachtsbaum ist mit Gabloner Perlenschmuck bestückt. Die Perlen, zum Teil in Reihe geblasen, formieren sich zu Scheren, Hummern, Spinnen im Netz oder Kinderwagen. Allen Exponaten zur Seite steht eine zweisprachige (englisch/deutsch) Erläuterung.

Aber nicht nur die Entwicklung des Schmucks, sondern auch die Einbindung des Weihnachtsfests ins Brauchtum beleuchtet das Museum. Es gibt zahlreiche Nussknacker zu entdecken und auch Gabenbringer wie der Nikolaus und der Weihnachtsmann in unterschiedlichsten Versionen warten im Museum auf ihren Einsatz – und haben es auf unser ROTOUR-Titelbild geschafft.

Neben einer der größten historischen Adventskalendersammlungen macht Felicitas Höptner auf die mechanischen Darstellungen aufmerksam. Die Automaten (Ende des 19. Jahrhunderts) sind funktionsfähig und werden von Uhrwerken angetrieben. Auf einem Monitor kann man den Gruß des Weihnachtsmanns so live erleben. „Solche Objekte gibt es nicht mehr auf dem Sammlermarkt“, weiß die Museumsleiterin. am