Wie wär‘s einmal mit Fisch?

Fisch & Mee(h)r: Das einzige Fischfachgeschäft in Rothenburg hat etwas zu bieten „Wenn der Vater mit dem Sohne“ heißt ein bekanntes Lied des beliebten Schauspielers Heinz Rühmann (1902-1994). Es erzählt von lustigen, aber auch von lehrreichen Dingen, die der Große dem Kleinen beibringen will. Genauso war es auch bei ­Jochen Hiermann aus Rothenburg. Sein Vater besaß zwei Fischteiche und angelte für sein Leben gern. „Das wurde auch meine Leidenschaft“, erzählt Jochen Hiermann. Vom Hobby zum Beruf war später seine Devise. Weitere Fischteiche wurden hinzugekauft. Im Jahr 2005 entschied sich der junge Mann für eine Ausbildung zum Fischwirt in einem bekannten fränkischen Fischzuchtbetrieb. Den Fischwirtschaftsmeister-Brief hatte er im Jahr 2009 in der Tasche. Etwas verrückt fanden es seine fränkischen Mitmenschen, als Jochen Hiermann mit seinem Vater hauptberuflich für frischen Fisch auf den Tellern seiner Kunden in der Region sorgte. Aber warum eigentlich nicht? Ist es denn in Franken nicht üblich, den Freitag für eine gesunde Fischmahlzeit zu reservieren? Nach einem schleppend anlaufenden Start ließ die Nachfrage nach heimischen Frischfisch nicht lange auf sich warten. Gastronomen, Angler und Privatleute waren begeistert und nutzten umso mehr die kulinarische Bereicherung in Rothenburg und Umgebung. Eine Hälterungsanlage in Erlbach bei Neusitz mit stetigem Frischwasserzulauf aus dem Erlbach wurde im Jahr 2007 angelegt. Das ist ein Betonbecken mit frischem Bachwasserzulauf, in dem Karpfen, Saibling, Forelle oder Lachsforelle als Jungfische von regionalen Fischzuchtbetrieben oder aus eigener Anzucht gehalten wurden. (befindet sich momentan in der Renovierungsphase). „Die Bio-Qualität wurde durch gutes Wasser, gepflegte Teiche, geringe Besatzdichte, stressfreie Haltung, Hege und Pflege und fachgerechten Transport sowie der Überwachung durch den Fischgesundheitsdienst gewährleistet. In einem kleinen Laden im Reimerweg 5, wo die Familie zu Hause war, wurde der Fisch geschlachtet und veredelt. Das heißt, der Fisch wurde filetiert, halbiert oder je nach Art auch geräuchert angeboten. Jeden Donnerstag, Freitag und Samstag kamen Kunden teilweise von weit her, um den Fisch, ob Saibling, Forelle, Lachsforelle oder Karpfen aus dem Familienbetrieb Hiermann zu beziehen. Zum Leidwesen vieler Kunden sank die Nachfrage und Jochen Hiermann musste sich hauptberuflich umorientieren. Heute arbeitet er als Gerätewart bei der Rothenburger Feuerwehr und lebt mit seiner Familie seit 2012 im eigenen Haus. Aber es gibt ihn heute noch, den frischen Fisch aus der Region bei der Familie Hiermann. Statt selbst zu züchten, bezieht die Familie den verkaufsfertigen Lebendfisch (im Alter von drei Jahren) von regionalen Züchtern, die in der Hälterungsanlage der Hiermanns bis zu drei Monaten vor dem Verkauf gehalten werden. „In der neu renovierten Hälterungsanlage ist zudem eine Überwinterung der Fische möglich“, erläutert Ehefrau Andrea Hiermann. Durch den stetigen Bachwasserzulauf werden die Kiemen und Mägen der Fische durchgespült, sodass keine Schlammrückstände mehr vorhanden sind. Die Karpfensaison läuft von September bis April, in der einmal pro Woche geschlachtet wird. Die fränkische Delikatesse wird entweder einvakuumiert oder frisch bestellt und verkauft. „Für Ostern und Weihnachten behält sich die Familie ein zusätzliches Angebot von Saibling, Bach- und Lachsforelle in ganzer oder Filetform vor. Als speisefertige Fischsorte ist auch tiefgekühltes Zanderfilet oder geräuchertes Wallerfilet zu haben. „Die größte Nachfrage nach frischem Fisch im ganzen Jahr herrscht allerdings für den Karfreitag“, sagt Jochen Hiermann. Der Karpfen mit Kartoffelsalat zählt dabei wohl auch zu den Leibspeisen der Franken. Viele Stammkunden bestellen den Fisch einvakuumiert in verschiedenen Sorten, um jederzeit Fisch aus der Tiefkühltruhe parat zu haben. Ein besonderes Angebot sind die wunderbar dekorierten Fischplatten, die die Hiermanns für Hochzeiten, Konfirmationen, zu Geburtstagen, Jubiläen, zu Ostern und Weihnachten im Cateringverfahren liefern. Neben leckeren Rezepten in der Grillsaison gibt es die Möglichkeit, Grillfische zu bestellen. Auf Wunsch werden sie mit hauseigenen Gewürzmischungen zu einem Geschmackserlebnis. Wer auf Vorrat verschiedene Fischsorten als ganzen Fisch, in Filetform oder geräuchert vorbestellen möchte, findet alles Wissenswerte auf der Homepage unter: www.fischundmeer-rothenburg.de....

Entschleunigung

Ludwig Herz war neun Wochen wandern – dabei sind Gedichte entstanden „Ich wollte ganz bewusst einen Schnitt machen“, erzählt Ludwig Herz. Fast sein ganzes Berufsleben hat er an der Förderschule in Rothenburg verbracht – 21 Jahre davon als Schulleiter. „Das war mein Leben“, sagt er. Als zum Ende des vergangenen Schuljahres sein Wechsel in den Ruhestand anstand, war das nicht einfach für ihn. Als erfahrener Wanderer hat er schon früher stets in den Pfingstferien mit Freunden die Pyrenäen, Alpen oder die Region um dem Comer See erkundet. Diese Touren waren aber immer zeitlich begrenzt. Nun wollte er sich ohne Zeitdruck auf den Weg begeben. Fernwanderwege in der ganzen Welt standen zur Disposition, aber seine Wahl fiel auf den Fernwanderweg E3 durch das Balkangebirge. „Ich bin eher der vorsichtige Typ und wollte in Europa bleiben, aber eine Region erkunden, die ich noch nicht kannte“, erklärt er. Genau am 11. September, als für seine Kollegen in der Förderschule mit der ersten Konferenz das neue Schuljahr startete, ist Ludwig Herz in den Flieger nach Sofia in Bulgarien gestiegen. „Das habe ich bewusst so geplant“, sagt er. Wichtig war für ihn, diesmal alleine unterwegs zu sein und kein Rückflugticket zu haben. „Ich wusste nicht, wo ich am Ende sein werde“, erzählt er. Von Sofia ging es zum Berg Kom, dem Startpunkt des Fernwanderwegs. Gleich bei seiner ersten Übernachtung auf einer Hütte nahe dem Berg hat Ludwig Herz die außergewöhnliche Gastfreundschaft der Bulgaren erfahren, die ihn immer wieder begleiten sollte. Zeit, sich treiben zu lassen Seine geplante Strecke auf dem Fernwanderweg bis zum Kap Emine am Schwarzen Meer, insgesamt 650 km, erwies sich zu dieser Jahreszeit als schwierig. Teile der Hütte schließen im Spätherbst und so konnte Ludwig Herz nur rund 400 km in den Bergen wandern. Per Zug...

Innovative Lösungen

Automatisierung von „Winnovation“ Neue Ideen braucht das Land. Eine davon befindet sich gerade bei der Firma „Winnovation“ in Gallmersgarten in der finalen Phase. Gereift ist die Vision über viele Jahre im Kopf von Werner Huprich, dem Geschäftsführer von „Winnovation“. „Hi Bread“ ist ihr Name. Werner Huprich stammt aus der Gemeinde Ohrenbach. Nach der Ausbildung zum Werkzeugmacher hat er den Techniker und technischen Betriebswirt aufgesattelt. Sein Wissen ist fundiert. Beruflich hat er die Entwicklung der Backautomaten ab Beginn der 2000er-Jahre sowohl als Praktiker im Aufbau und Service als auch in leitender Funktion in der Planung erlebt. „Ich dachte immer, da muss es bessere Lösungen geben“, erinnert er sich. Als engagierter Techniker und Tüftler hat er etwa sechs Jahre an seiner Idee gefeilt und dann das Patent für „Hi Bread“ angemeldet. Nun war es so weit und die Idee sollte Wirklichkeit werden. Er hat 2018 eine Firma gegründet und im Jahr 2020 die Halle in Gallmersgarten gekauft. Entwicklungen in dieser Dimension sind sehr kostenintensiv und geht das Produkt dann in Serie, muss einfach ein Global Player der Branche mit im Boot sein. „Große Hersteller sind schon auf unsere Idee aufmerksam geworden“, erinnert sich Huprich. Die Wahl fiel dann auf die Firma Wiesheu. Seit vergangenem Jahr gehört „Winnovation“ zur Wiesheu Gruppe. Wiesheu ist einer der führenden Hersteller von Backöfen für den Ladenbereich. In der Folge kam noch die Firma Wachtel dazu, die Öfen für Bäckereien herstellt. Durch die Geschäftsfelderweiterung entstanden Synergieeffekte: Die großen Firmen haben lange Erfahrung und Kompetenzen in Technik und Anforderung des Backvorgangs und „Winnovation“ bringt die Automatisierungstechnik, clevere Ideen und eine schnelle Umsetzung durch flache Hierarchien eines jungen Unternehmens mit. Flexibel für alle Anforderungen Werner Huprich hat schon vor Jahren gesehen, dass die Automatisierung des Backprozesses mehr leisten kann als bestehende Backautomaten bieten. „Hi...

Endlich wieder: Kultur und Kulinarik

„Format F“ übernimmt die „Molkerei“ mit dynamisch-kreativen Ideen Die „Molkerei“ in Rothenburg hat Tradition. Gut 25 Jahre gibt es sie: Nun ist Zeit für einen Neustart. Seit Jahresbeginn heißen die neuen Pächter „Format F“. Dahinter steht das Fünfer-Gespann aus Johannes und Stephan Keitel, Oliver Götz sowie Florian und Lina ­Schmalbach. Dass die Fünf nicht zögern und die Dinge beherzt angehen, haben sie bereits bewiesen. Mitten in Zeiten von Corona haben sie das Lokal „Landwehr-Bräu am Turm“ gepachtet und daraus eine kleine, junge und durchaus progressive Kneipe im Herzen Rothenburgs gemacht. Nun packen sie mit frischen Ideen die „Molkerei“ an. „Wir sehen darin eine Art kulturelles Zentrum“, so Oliver Götz. In der Molke ist was los, soll wieder zum geflügelten Wort werden. Hier trifft man sich. Am Wochenende und teils unter der Woche gibt es ein Veranstaltungsprogramm. Kulinarisch sorgt eine dynamische, kreative und vorwärts gedachte Küche für ein buntes Angebot. Eröffnet wurde die „Molkerei“ am 1. März. Gut überlegtes Projekt Gereift ist das Projekt bereits seit zwei Jahren. Volker und Claudia Hirsch betrieben die „Molkerei“ seit Anbeginn. Am Taubertal Festival 2022 sprachen sie erstmals konkret mit „Format F“ über die Idee einer Übergabe. Es lag ihnen am Herzen, das Lokal in den passenden Händen zu wissen. „Anfangs hatten wir eine gehörige Portion Respekt vor dem Ausmaß dieses Projekts“, erinnert sich Johannes Keitel. Das finanzielle Risiko sowie die größere Mitarbeiterzahl wollten gut durchdacht sein. „Format F“ hat aber eine besondere Gabe: Die fünf Mitstreiter sind sowohl bodenständige Unternehmer wie auch visionäre Freigeister. Sie lassen sich nicht so schnell abschrecken. Die „Molkerei“ bot Raum für Ideen, die schon lange in ihren Köpfen reiften. Also haben sie zugegriffen. Durch die Größe der „Molkerei“ hatten sie nun einen Raum für Veranstaltungen und die Möglichkeit, ein kulinarisches Angebot zu realisieren, das in dieser Form in Rothenburg noch nicht existiert. Zwei Monate lang wurde die „Molkerei“ grundlegend saniert und erhielt die eigene ästhetische Note von „Format F“. Der Restaurantbereich wurde mit Leidenschaft und viel Liebe zum Detail stimmungsvoll arrangiert. Im hinteren Bereich der Lokalität ist eine Art Live-Club im Industriestil entstanden, der sowohl für eher dunkle Techno-Events wie auch als stimmungsvolle Lounge genutzt werden kann. Besonders stolz ist Johannes Keitel auf das neue Soundsystem „Void“. „Das findet man sonst nur in den gehobenen Berliner Clubs“, erläutert er. Ein neuer Treffpunkt Auf der Bühne ist jede Menge geboten. Aktuell startet „Format F“ mit einem Drei-Monats-Programm (ein Auszug davon im roten Kasten). „Wir tasten uns vor, was angenommen wird“, so Oliver Götz. Es treten Livebands der unterschiedlichsten Stilrichtungen auf: Punk, Blues, Soul, R&B oder auch Mundart ist geplant. Dazu wird es Improtheater geben, Diskussionen und Stadtgespräche oder auch besondere Reiseberichte. In der „Molkerei“ soll die ganze Bandbreite der Kultur eine Plattform erhalten. „Jeden Samstag ist hier definitiv etwas los“, so Keitel. Bekannte DJs aus der Elektroszene sind dabei einer der Schwerpunkte. Den neuen Betreibern der „Molkerei“ ist aber nicht nur die Vielfalt in der Kultur ein Anliegen. Auch auf dem Teller wollen sie zeigen, was eine junge Küche alles zu bieten hat. „Im Vergleich zu ‚Landwehr-Bräu am Turm‘ gibt es in der ‚Molkerei‘ eine viel größere Karte“, sagt Oliver Götz. Sowohl Vegetarisches und Veganes, aber auch qualitativ hochwertige Fleischgerichte werden angeboten. Salate, Bowls und junge Kreationen – so manches, was in den großen Studentenstädten gerade angesagt ist – ziehen in der „Molkerei“ ein. „Format F“ will in Zeiten, in denen auch viel Negatives das Leben prägt, eine gewisse Aufbruchstimmung vermitteln. „Endlich wieder“ heißt die Grundintention der fünf Gastronomen. „Wir wollen etwas hochziehen mit Strahlkraft“, erklärt Oliver Götz. Und das kommt an. „Wir stoßen damit auf extrem viel Zuspruch, aber natürlich auch auf hohe Erwartungen“, fügt Johannes Keitel an. „Format F“ hat es geschafft, ein tolles Team zusammenzustellen, das sich auf das Projekt freut. Die fünf Macher werden in der „Molkerei“ von 32 Mitarbeitern unterstützt. Im „Landwehr-Bräu am Turm“ sind nochmals 18 Mitarbeiter im Einsatz....

Technik mit Köpfchen Mrz06

Technik mit Köpfchen

Die Firma Elektro Reuther arbeitet mit Innovation und Know-how Heute ist kein Elektrofachmann nur noch für Anschlüsse von technischem Gerät und Reparaturen zuständig. „KI“, die künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch. Thomas Reuther, Inhaber von Elektro Reuther in Rothenburg, ist gelernter Industrieelektriker für Produktions- und Automatisierungstechnik und ist von Natur aus ein Tüftler, der immer neue berufliche Herausforderungen sucht. Ausbilden ließ er sich bei der Firma AEG in Nürnberg. „Nachdem er bei diversen Firmen Erfahrungen gesammelt hatte, war es Zeit für den nächsten Schritt“, wie er selber sagt. Die Meisterprüfung stand ins Haus. Dabei sicherte sich der junge Elektrofachmann gleich den dritten Platz beim Meisterpreis Bayern im Jahr 2003. Thomas Reuther sieht als Indus­trieelektroniker das große Ganze – ähnlich wie ein Architekt, der ein fertiges Bauprojekt schon vor der Fertigstellung vor Augen hat. Egal ob es sich um ein technisch durchdachtes Smart-Haus handelt (ferngesteuerte Haustechnik) oder ob es um eine Fotovoltaikanlage für autarke Energiegewinnung geht, der erfahrene Industrieanlagenelektroniker kennt sich mit Steuer- und Vernetzungstechnik aus. Thomas Reuther hat im Jahr 2021 vom angestellten Industrieelektroniker zum selbstständigen Elektriker umgesattelt. Ernst Kaupert, der über 25 Jahre mit seiner Firma als Elektriker in Rothenburg ansässig war, ging auf die Rente zu und war auf der Suche nach einem Nachfolger. Thomas Reuther fasste den Entschluss, die Firma zu übernehmen. Im Jahr 2020 ließ er sich ein Jahr lang als Elektriker bei Ernst Kaupert anstellen, um einmal in den Elektrikerberuf reinzuschnuppern. „Es ist eine ganz andere Berufssparte. Vom Glühbirnenersatz über eine Lichtschalterinstallation bis hin zur Reparatur von Haushaltsgeräten, das war für mich eine Umstellung“, so Reuther. Dennoch wagte er am 1. April 2021 den Schritt in die Selbstständigkeit. Neue Wege „Zuvor habe ich Produktionsanlagen mit technischer Steuerung in Industriebetrieben mit entwickelt“, so Thomas Reuther. Außerdem war er als einziger Hauselektroniker für sämtliche Systeme in einer Burgbernheimer Firma mit 150 Mitarbeitern verantwortlich. Als Projektleiter bei der Firma Neuberger hat er die Heizanlage des Rothenburger Schwimmbades mitentwickelt. „Es war ein komplexes System, das auch Gebäude in der Rothenburger Altstadt und das Topplerschlösschen mit Wärme versorgen sollte. „Bei diesem Projekt lernte ich bereits Angestellte der Firma Kaupert kennen“, erzählt er. Immer einen gedanklichen Schritt voraus zu sein, das ist seine Passion. Als Firmeninhaber von Elektro Reuther in der Dr.-Bühler-Straße 7 ist ihm die Freiheit vergönnt, eigene Ideen in die Tat umzusetzen. Bei der Betriebsübernahme war seine Frau Birte als ausgebildete Steuerfachwirtin eine enorme Hilfe. Anfangs arbeitete sie noch als Angestellte in ihrem Beruf. Mehr und mehr wuchsen die Herausforderungen für Thomas Reuther im Büromanagement. Auf der einen Seite hatte Thomas Reuther völlig andere Kundenwünsche als selbstständiger Elektriker zu erfüllen als zuvor und andererseits ist er immer „selbst und ständig“ mit dem Aufbau und der Weiterentwicklung der Firma beschäftigt. Ein Grund für seine Frau Birte, sich vom Steuerfach zu trennen und die Büroorganisation der Firma Reuther zu übernehmen. Neue Technik für das Büromanagement war das Thema Nummer 1. Eine Firmenübernahme ist immer mit einem Mehraufwand verbunden. Deshalb sorgte Birte Reuther für neue Unternehmenssoftware, um die Buchhaltung zu optimieren, schaffte neue PCs und Drucker an und integrierte für die Angestellten ein I-Pad. Optimal für die digitale Zeiterfassung, für die Materialdokumentation und die digitale Datenerhebung, um Abrechnungen und Buchhaltung erledigen zu können. Das bedeutet eine enorme Zeitersparnis, wie man sich denken kann. Denn schließlich sind da ja auch noch zwei Kinder, denen die Reuthers trotz Selbstständigkeit gerecht werden wollen. „Als Steuerfachwirtin habe ich in der Vergangenheit schon viele Firmen begleiten dürfen und weiß heute, wie man es nicht machen sollte“, sagt sie mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht. Ein straffes Zeitmanagement schafft mehr Raum für das Eigentliche – die Belange des Kunden. Neben der Übernahme des Kundenstammes half die stundenweise Begleitung von Ernst Kaupert bei den Aufträgen. Zu den Daueraufträgen der ehemaligen Firma Kaupert gehörte die Wartung der Industriespülmaschinen der Rothenburger Hoteliers. „Diese Aufgabe behalten wir bei“, sagt Reuther. Immer wieder stehen auch Renovierungen der Gasthäuser an. Manchmal wird...

Weltweit einmalig Mrz06

Weltweit einmalig

Knauf-Museum Iphofen Außergewöhnlich war es damals schon bei seiner Gründung – außergewöhnlich und einzigartig zugleich ist es bis heute, das Knauf-Museum in Iphofen. Allem voraus ging die Gründung der Knauf-Gipswerke durch Dr. Alfons Knauf und dessen Bruder Karl Knauf, die noch im Deutschen Reich in Lothringen geboren wurden. Im Jahre 1932 erwerben die studierten Bergbauingenieure Abbaurechte für eine Gipsgrube in Schengen (Luxemburg) und eröffnen ein Gipsputzwerk in Perl an der Mosel. Die Gründung der Knauf-Werke im unterfränkischen Iphofen folgte im Juni 1949. Dr. Alfons Knauf war kurz vorher verstorben. Zeit ihres Lebens beschäftigten sich die Gebrüder Knauf mit der Bedeutung des Rohstoffes Gips im Bau und insbesondere aber auch in der kunsthistorischen Welt. Angeregt durch den Besuch eines befreundeten ägyptischen Archä­ologen in Kairo kam ihnen die „Erleuchtung“ zu einer Museumsgründung, wie es Markus Mergenthaler (Leiter des Knauf-Museums) zu sagen pflegt: Die Jahrtausende alte Relief-Kunst sollte die bedeutendsten Hochkulturen (Griechen, Ägypter und Römer) anhand von Relief-Exponaten in einem Museum vereinen und veranschaulichen. „Einer der größten Sammler von Repliken war übrigens Johann Wolfgang von Goethe“, sagt Markus Mergenthaler ganz nebenbei. Natürlich sollten die Ausstellungsstücke aus dem Rohstoff Gips bestehen. Zehn Jahre der Sammlung von entsprechenden Ausstellungsstücken folgten. Man reiste in alle Herren Länder von Mesopotamien, Griechenland, Ägypten und später auch nach Südasien und nach Süd- und Mittel-Amerika, um meisterhafte Silikon-Abformungen von Originalreliefs aus der ganzen Welt anzufertigen. Darunter befindet sich heute auch ein Abbild des Hochkreuzes eines irischen Klosters aus dem 6. Jahrhundert. „Als ehemaliger Schreiner und Restaurator und studierter Ethnologe kam mir mein handwerkliches Geschick bei der Herstellung von Replikationen zugute“, erklärt Mergenthaler. Hochkulturen im Überblick Im Juni 1983 fiel der Startschuss für das Knauf-Museum, das der Welt einen Gesamteindruck von den bekanntesten Hochkulturen der Geschichte anhand von Relief-Repliken vermitteln sollte. Mit dem Kauf des...

„Engel“ im irdischen Einsatz Mrz06

„Engel“ im irdischen Einsatz

Die „Engel in ROT“ besuchen Patienten im Rothenburger Krankenhaus Sie haben zwar keine Flügel, aber man erkennt sie sofort: an der lilafarbenen Klinikkleidung und an der guten Laune. Seit 2022 gibt es das Ehrenamt „Engel in ROT“ am ANregiomed Krankenhaus Rothenburg. Aktuell besuchen sieben Damen die Patienten und nehmen sich Zeit für all diese Dinge, die das Krankenhauspersonal mit seinem straffen Zeitplan nicht erfüllen kann. Eine Geschichte vorlesen, kurz mal am Kiosk etwas besorgen oder einfach nur zuhören – das sind die kleinen Momente im Leben, die oftmals eine große Wirkung entfalten. Die Initialzündung der Idee war der Wunsch eines in Berlin lebenden Sohns, ob jemand seiner Mutter im Krankenhaus einen Brief vorlesen könnte. Mit dem Anliegen wandte er sich an die kaufmännische Direktorin Amelie Becher, die es gerne annahm. Die Assistentin der Klinikleitung, Nicole Scheuenstuhl, las der Patientin dann die Nachricht des Sohnes vor. „Das war ein ergreifendes Erlebnis“, erinnert sie sich. Und so etwas sollte sich wiederholen. Also gab es im Oktober 2021 ein erstes Treffen, an dem (vermittelt durch den Förderverein Mediroth und den Evangelischen Frauenbund) zahlreiche Interessierte teilnahmen. Ein gutes halbes Jahr später, im Juli 2022, starteten die ersten sechs Damen ihren Einsatz als „Engel in ROT“. Perfekt organisiert Jeden Dienstag und Freitag, von 10 bis 12 Uhr, ist mindestens ein „Engel“ im Einsatz. Am Anfang hat Andrea Wanner, organisatorische Leitung der bettenführenden Stationen, für den reibungslosen Ablauf gesorgt. Mittlerweile haben die Damen alles selbst im Griff. Über einen Doodle-Kalender planen sie ihre Einsätze. Kommt mal was dazwischen, sprechen sie sich in ihrer WhatsApp-Gruppe ab. „Wir schauen, dass immer eine von uns da ist“, erklärt Ursula Friedel, bei der die Fäden mittlerweile zusammenlaufen. Der Einsatz der „Engel“ startet stets mit dem Einstempeln. Die Ehrenamtlichen werden nämlich in der Personalabteilung angelegt und erhalten einen Ausweis. „Das ist wichtig, denn während ihres Einsatzes sind die Damen versichert“, erklärt Nicole Scheuenstuhl. Dann geht es zum Umziehen. Die Farbe Lila gehört allein den „Engeln“. „Wir sind auf zwei Stationen im Einsatz: in der Inneren und in der Chirurgie“, sagt Elsbeth Barthelmäs. Die Krankenschwestern erwarten die jeweilige Dame dann schon und haben einige Patienten ausgewählt, die sich über einen Besuch freuen würden. Gut eine Handvoll können sie bei einem Einsatz betreuen. Die Wünsche der Patienten sind ganz unterschiedlich. Vorwiegend sind es ältere Herren oder Damen, manche davon dement. Einfühlungsvermögen ist daher gefragt. Viele wollen nur erzählen, andere haben konkrete Anliegen oder freuen sich, wenn kleine Geschichten vorgelesen werden „Manche Patienten möchten auch, dass wir ihnen das Telefon noch mal erklären“, hat Marianne Spiegel erfahren. „Ich höre oft, wenn ich heimkomme, bin ich wieder ganz allein“, erzählt Luise Hahn. Einsamkeit ist ein großes Thema. Aber auch den Wunsch, eine Kleinigkeit am Kiosk zu besorgen, erfüllen die Damen den Patienten gerne nach Rücksprache mit der Krankenschwester. Alle sieben aktiven Damen sind sich einig, dass ihr ehrenamtlicher Einsatz ein Zugewinn für sie selbst ist. Zeit zu schenken und Zuversicht zu spenden wird mit großer Dankbarkeit gewürdigt. Ebenso geschätzt wird der Einsatz der „Engel“ von der Klinikleitung. „Man hat ein Zusammengehörigkeitsgefühl“, sind sich alle einig. Die „Engel in ROT“, die es in ähnlicher Form auch am Krankenhaus in Ansbach und demnächst in Dinkelsbühl gibt, freuen sich auf weitere Unterstützung. Gerne auch von männlichen „Engeln“. Interessierte können sich an Nicole Scheuenstuhl wenden (entweder per Mail an: nicole.scheuenstuhl@anregiomed.de oder Tel.: 09861-7077528)....

Altes Wissen Mrz06

Altes Wissen

Flur-oder Gewannnamen Bei den Namen Härlebuck, Hündsgraben, Drou, Dalli oder Kohlplatte wusste dereinst jeder, was gemeint war und wo er hingehen musste. Je nach Region nennt man diese Bezeichnungen Flur- oder Gewannnamen. Damit haben die Menschen früher Äcker, Wiesen, Weiden aber auch Wege und markante Örtlichkeiten bezeichnet. „Die Flurnamen sind Ausdruck des Denkens und Fühlens unserer Vorfahren, sie sind Beweise des Beobachtens und Urteilens, oft auch ihres Mutterwitzes“, schreibt Richard Schmidt in seinem Aufsatz „Flurnamen der Gemarkung Steinach a.d. Ens (in „Die Linde“, Nr. 9, 1992). Flurnamen sind somit mehr als nur reine Bezeichnungen. Sie geben Hinweise auf frühere Lebensgewohnheiten, auf die Siedlungsgeschichte oder die wirtschaftliche Nutzung. Diese Zeugen der Vergangenheit geraten immer mehr in Vergessenheit. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde von Beamten in einer großen Aktion die Landvermessung konsequent erfasst. Neue Flurpläne und Kataster wurden angelegt. Die Schwierigkeit dabei: Die historischen Flurnamen wurden stets in Mundart weitergegeben. Schreibweise oder Deutung bedurfte einer großen Sachkenntnis. Dazu kam eine weitere Entwicklung: Durch die maschinelle Großnutzung der Flächen wurde eine detaillierte Bezeichnung der Örtlichkeiten, wo beispielsweise die Helfer der Bauern ihre Arbeit verrichten sollten, obsolet. Flurnummern wurden eingeführt, die die Parzellen und deren Besitzverhältnisse kennzeichneten. So verschwanden die historischen Bezeichnungen nach und nach aus dem alltäglichen Gebrauch. In den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts hat die Heimatforschung die Bedeutung der Flur- und Gewannnamen erkannt. „Schon seit mehreren Jahren werden in den Gemeinden die Flurnamen gesammelt und aufgeschrieben“, schreibt Oberlehrer J. Dannenbauer in seinem Aufsatz „Rothenburger Flurnamen“ (in „Die Linde“, 1939, Nr. 1). Kunst der Übersetzung Neben alten Bezeichnungen wie Eselsteig (bei der alten Burg) oder der Sausteige (Weg vom Stöberleinsturm zur Doppelbrücke) beschreibt er auch vergessene Namen. „Der Katzenbühl oder Katzenbuck (östlich von Detwang) soll seinen Namen einer Sage verdanken“, so Dannenbauer. Ein Hirte soll...

Neuer Elan Mrz06

Neuer Elan

Liebe Leser, endlich lockt der Frühling wieder – vielleicht zum ersten Cappuccino mit Blick auf den Marktplatz, zum Spaziergang durch den sonnigen Burggarten, zur ausgedehnten Wanderung oder auch zu Rock- und Popmusik bei der Kneipentour? So bunt wie die Ostereier, die hoffentlich wieder an den Brunnen zu sehen sind, so bunt darf unser Alltag wieder werden. Mit der März/April-Ausgabe von ROTOUR, der letzten Doppelnummer (ab Mai erscheint ROTOUR wieder monatlich), wollen wir Sie mit interessanten Berichten und anregenden Tipps auf den Frühling einstimmen. Auf 28 Seiten geben wir Ihnen einen Überblick über die aktuellen Veranstaltungen. Vom Genießermarkt in Niederstetten über die Berufsinfomesse und die Frühjahrswanderwoche bis hin zu den Musikevents „Sundowner“, ein Elektrofestival in der Tagungsstätte Wildbad, und dem Kneipenfestival in zwölf Lokalitäten reicht der Reigen. Es ist also für jeden etwas dabei. Der wiedergekehrte Elan im Frühling macht Lust auf Neues – auch auf dem Teller. In unserer Serie „Heimatküche“ haben wir Rothenburgs einziges Fisch-Fachgeschäft besucht. Lassen Sie sich zu neuen Kochkünsten inspirieren. Ebenso neu ist vielen, dass es in Rothenburg eine Galerie mit hochwertigen Muranoglas-Objekten gibt und in Gallmersgarten eine Idee entwickelt wird, die den Markt der Backautomatisierung revolutionieren möchte. ROTOUR wird an weit über 500 Verteilstellen ausgelegt und Sie können es kostenfrei mitnehmen. Suchen Sie sich einen sonnigen Platz und tauchen Sie ein in die nächsten 104 Seiten. Ihre Andrea...

März/April Mrz06

März/April

Das Inhaltsverzeichnis des ROTOUR-Heftes für März/April Kultur Editorial: Neuer Elan im Frühling Osterbrunnen mit echten Eiern Historischer Kreuzweg in der Riviera Besondere Zeitzeugen: Flurnamen Ehrenamt: „Engel“ am Krankenhaus Neuer Gedichtband von Fritz Klingler Reliefkunst im Knauf-Museum Veranstaltungen Genussmesse in Niederstetten Berufsinfotag Rothenburg Vorfreude auf die Stadtmosphäre Ausgehtermine Rund um die Frankenhöhe Wohin im Hohenloher Land Wirtschaft Elektro Reuther: Technik mit System Panoramabild: Aussicht vom Heinzlesturm Neustart in der „Molkerei“ Neueste Technologie zum Backen Kreative Murano-Glaskunst aus Rothenburg Information Rundgang durch die Jahrhunderte A walk through centuries Sozialdienste Karte Rothenburg und Umgebung TITELBILD: Drehorgelspieler am Plönlein mit geschmücktem Osterbrunnen. Foto: am Service Wohin ausgehen in Rothenburg? Sehenswürdigkeiten in deutsch/englisch Informationen von A bis Z Freizeitideen Impressum Gesellschaft Personalia: Matthias Angene Schnappschuss: Die Zeit der Handys Entschleunigung im Ruhestand Heimatküche: Fischgenuss aus Rothenburg Beeindruckende Fotos mit der Drohne Szenegeflüster: Für Kindernotfälle gerüstet Fritz Klinglers Gedicht:...

Täglich ein Lauf

Extremsportler Heino Siedentopf Alles begann vor drei Jahren. Heino Siedentopf, damals 74 Jahre alt, war seit Jahrzehnten begeisterter und erfolgreicher Turnierhundesportler. Dann kam Corona und alle Turniere wurden abgesagt. „Mir war einfach langweilig“, sagt er. Also hat er seine Turnschuhe angezogen und ist losgelaufen. Sein erster Lauf ging sofort über 10 250 Meter. Seitdem läuft er jeden Tag – und zwar mindestens zehn Kilometer. In den letzten drei Jahren ist er etwas über 10 000 Kilometer gelaufen. Sein Ziel ist es, die Erde läuferisch einmal zu umrunden. Also gut 40 000 Laufkilometer. „Dafür brauche ich noch knapp zehn Jahre“, überlegt der 77-Jährige, „es sei denn, ich erhöhe die tägliche Distanz.“ Heino Siedentopf lebt mit seiner Familie seit zehn Jahren mitten in Wettringen. Er stammt aus Mühldorf am Inn und kam einst aus beruflichen Gründen nach Mittelfranken. Als Jugendlicher sei er schon sportlich gewesen und hatte Erfolge in der Kurzstrecke und im Weitsprung, erzählt er. Im Hundesport, seiner langjährigen Leidenschaft, hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten: Sechsmal war er Deutscher Meister, achtmal Verbandssieger des Südwestdeutschen Hundesportverbands. Er war Ausbilder und hat mehrmals die Woche mit seinen drei Hunden gearbeitet. Läufer oder Extremsportler war er jedoch nie. „Laufen ist lebensverlängernd“, sagt er heute mit Überzeugung. Seit seinem ersten Lauf ist er von dem Sport begeistert. Jeden Tag, meist am Vormittag, macht er sich bei Wind und Wetter auf. Selbst Minustemperaturen schrecken ihn nicht ab. Nahe Wettringen hat er eine Laufstrecke ausgemessen, die 2 080 Meter lang ist. Dort dreht er seine Runden. „Ich mache mich nicht warm, sondern laufe einfach los“, erklärt er. Erst langsam, dann die Oberschenkel etwas höher, dann mit ganzer Kraft. Einen Pulsmesser oder ein ausgeklügeltes Trainingsprogramm braucht er nicht. „Ich höre einfach in mich hinein“, so sein Credo. Fühlt er sich wohl, macht er Tempo. Gibt es...

Frische Ideen fürs Museum

Inga Benedix ist die neue Leiterin des RothenburgMuseums Nach knapp zwei Jahren Vakanz hat das RothenburgMuseum wieder eine Leitung: Inga Benedix ist seit Oktober 2023 für das Museum zuständig. „Das ist eine wunderbare Aufgabe“, sagt sie begeistert. Schritt für Schritt will sie das Museum weiter öffnen, sowohl für die Einheimischen wie auch für internationale Gäste. Mit 27 Jahren ist die Übernahme der Leitung eines Museums ein mutiger Schritt, aber Inga Benedix kennt ihre Stärken. Inga Benedix stammt aus Kassel. Dass ihre Leidenschaft der Historie gehört, war klar. Nach dem Abitur wollte sie sich aber etwas Bedenkzeit geben, beim Einschlagen ihres Lebenswegs. „Ich habe damals ein freiwilliges soziales Jahr auf Gran Canaria gemacht“, erzählt sie. Sie war im Kindergarten der deutschen Schule eingesetzt und möchte diese Erfahrungen nicht missen. Eigenständigkeit zu entwickeln, eine andere Kultur zu erleben und mal „über den Tellerrand hinauszuschauen“, das kann sie jedem jungen Menschen nur empfehlen. In dieser gut genutzten Auszeit hat sich dann auch ihr weiterer Werdegang gestaltet. Aus dem ursprünglichen Wunsch, Geschichte zu studieren, wurde der Studiengang Museologie und materielle Kultur. Inga Benedix hat an der Universität Würzburg studiert und im Anschluss an den Bachelor Abschluss noch ihren Master im Bereich Sammlungen, Provenienz und kulturelles Erbe absolviert. Lehre und Forschung Nach Abschluss des Studiums war sie ein Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Museologie tätig. Neben ihrer Lehrtätigkeit betrieb sie im Rahmen eines Projekts, das zwischen 2019 und 2022 vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste finanziert wurde, auch Provenienzforschung. Dabei geht es um die Ermittlung der Herkunft eines Werkes, mitunter in Hinblick an die Aneignung von Kunstgütern während des NS-Regimes. Inga Benedix hat das Gemälde „Geizhals und Tod“ (um 1700 von einem deutschen Meister in Öl auf Kupfer gemalt) aus der Sammlung des Martin von Wagner Museums der Universität Würzburg untersucht und die Würzburger Freimaurerloge als rechtmäßigen Eigentümer bestätigt. Ihre Untersuchung war im Rahmen des Projekts die zweite Restitution (neben dem Renaissance-Altärchen). „Es geht dabei immer auch um das Auffinden einer fairen und gerechten Lösung“, so Benedix. „Geizhals und Tod“ ging zurück an die Freimaurerloge, das Altärchen blieb als Leihgabe im Museum. Von Würzburg zog Inga Benedix weiter nach München. Am renommierten Lenbachhaus war sie ein Jahr in der Provenienzforschung und im Sammlungsarchiv tätig. Über eine Ausschreibung erfuhr sie dann von der Stelle in Rothenburg. „Ich dachte, ich probier‘s mal“, erzählt sie mit einem Lächeln – und es hat geklappt. Mittlerweile arbeitet sie sich mit Elan ein und erkundet die Stadt. „Rothenburg hat etwas Besonderes“, ist sie sich sicher. „Ich habe mich auch gefreut, dass ich wieder zurück nach Franken komme“, fügt sie an. Mit den Menschen hier kann sie gut und die fränkische Mentalität hat sie schon in Würzburg lieben gelernt. Im RothenburgMuseum will sie nun all ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen. Schon während ihrer Studienzeit hat sie mehrere Praktika unter anderem im Hessischen Landesmuseum Kassel, in der Grimmwelt Kassel oder in der Staatsgalerie Stuttgart gemacht. „Außerdem war ich immer viel in Museen unterwegs“, erzählt sie. Die Stärken schätzen Beeindruckt ist sie von der engen Verzahnung des RothenburgMuseums mit der Stadtgeschichte. Das Museum ist im ehemaligen Dominikanerinnenkloster beheimatet. Eine der ältesten Klosterküchen aus dem Jahr 1260 ist hier noch erhalten. Inga Benedix ist begeistert. „Man steht mitten drin in der Geschichte. Darauf kann man stolz sein“, erklärt sie. Schritt für Schritt möchte sie das Museum weiter öffnen. Eng verzahnt mit der Universität und im Kontakt mit Studierenden ist sie nah dran an den aktuellen Kernthemen in der Museumslandschaft. Eine gewisse Interaktivität und moderne Technik, bei der Besucher selbst Hand anlegen können, wäre in der Zukunft schön. Das RothenburgMuseum (im Januar und Februar täglich von 13 bis 16 Uhr geöffnet) hat neben seiner Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt auch in diesem Jahr wieder viele Veranstaltungen und Sonderausstellungen geplant. Inga Benedix stellt in diesem Kontext vor allem die Interimsleitung von Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler mitsamt seinem Team heraus, die in der Vakanz...