Hoher Besuch zum Fest

11. November 2024

Hoher Besuch zum Fest

Menschen und ihre Tradition: Ein fliegender Nikolaus, ein Weihnachtsmann und zwei luftige Christkinder

„Alle Jahre wieder“ heißt eines der vielen traditionellen Weihnachtslieder. Drei außergewöhnliche Bräuche werden dem Lied alljährlich gerecht: Ein fliegender Nikolaus auf dem Fliegerhorst des Aero-Club Rothenburg e. V. in Schweinsdorf, ein Weihnachtsmann mit Christkind aus Leutershausen, bei dem Süßes in die Hände der Wartenden fällt und das traditionelle Christkind auf dem Balkon des Schlosses zu Hohenlohe Schillingsfürst zum alljährlichen Weihnachtsmarkt. Hoher Besuch ist also alle Jahre wieder an allen drei Orten angesagt. Einer davon ist seit nunmehr dreizehn Jahren der fliegende Nikolaus Reinhard Thormeyer, der mit seiner Maschine von den Kindern ungeduldig auf dem Schweinsdorfer Landeplatz erwartet wird. „Es war so im Jahre 2011, als mich unser Ausbildungsleiter fragte, ob ich den fliegenden Nikolaus spielen würde“, erinnert sich Thormeyer. In seinem Alter (heute 76 Jahre) und dazu noch ein schöner Bart, sei er doch schon damals der perfekte Mann dafür gewesen. Seither setzt er alle Jahre wieder erneut zur Landung an.

In diesem Jahr wird er am 8. Dezember pünktlich um 14 Uhr ankommen. Je nach Wetter landet er tatsächlich aus schwindelnden Höhen oder er lässt die Maschine die Landebahn entlang rollen, um anschließend seinen Dienst zu tun. Gerade ausgestiegen, begibt sich Knecht Ruprecht zu seinem Nikolausstuhl, der mit einem roten Tuch umhüllt ist, in die Flughalle. Ihm bereitet sein jährlich wiederkehrender Auftritt große Freude. „Je kleiner die Kinder, desto größer werden die Augen“, erzählt Reinhard Thormeyer mit einem Strahlen im Gesicht. Aber umsonst kommt er nicht. Es werden Gedichte vorgetragen oder er bekommt wundervoll gezeichnete Bilder, von denen er bereits eine ganze Sammlung besitzt. Danach kehrt er in die Lüfte zurück oder rollt auf der Landebahn davon.

Der zweite „Streich“ folgt zugleich: Denn in Leutershausen fährt das Christkind mit dem Pelzmärtel mit voll beladenem Schlitten zum „Herunterläuten“ zum Glockenturm. Das „Christkindles-Herunterläuten“ aus dem Turm in Leutershausen wird im Jahre 1905 das erste Mal urkundlich erwähnt. Seither stehen das Christkind und der Pelzmärtel jedes Jahr am Weihnachtstag am Fenster des Turmes und beschenken arme Kinder zu Heilig Abend. Alle Jahre wieder, am 24. Dezember, um 14 Uhr, werfen sie Gebäckbruch aus den örtlichen Feinbäckereien wie Marzipanbruch, gebräunter Wasserzucker und andere leckere Dinge aus dem Turmfenster. Nach der Kriegspause im Jahr 1955 übernahm der damalige Stadttürmer Willi May die Rolle des Weihnachtsmannes und seine Töchter übernahmen nacheinander die Rolle des Christkindes.

„Bis Herr May meinem Vater Georg Krauß das Zepter des Pelzmärtels übergab“, erzählt Barbara Riess, die seit ihrem 14. Lebensjahr (1980 bis 1993) als Christkind gekleidet, die süßen Geschenke an einem Luftballon befestigt, langsam in die Hände der Wartenden schweben lässt. Ehemann Wolfgang Riess übernahm (1986) die Rolle des Weihnachtsmannes, später die Nichten von Barbara Riess, bis ihre Tochter die Rolle des Christkindes übernahm. Seit 2016 tritt Sohn Hannes Riess als Pelzmärtel in die Fußstapfen des Vaters.

Die dritte Tradition, die alle Jahre wiederkehrt (12. Mal) ist der Prolog des Christkindes auf dem Schillingsfürster Weihnachtsmarkt. Für Vanessa Taubitz (20 Jahre) geht der schon lange währende Kindheitstraum in Erfüllung. „Ich bin ein Winter- und Weihnachtskind. Deshalb liebe ich diese Zeit gemeinsam mit meiner Familie“, sagt sie voller Vorfreude. Es macht ihr Freude, den Menschen (auch im Seniorenheim) ein gesegnetes Fest und Frieden zu wünschen. Diese wunderschöne Tradition ist der Idee entsprungen, den Schillingsfürster Weihnachtsmarkt im Schlossinnenhof zu veranstalten. Das erste Kostüm stammt aus dem Bestand von Marina Gröner, die später eine neues „Christkindlgewand“ entwarf. Die Krone kreierte der Kunstschmied Volker Mahl. „Seit dem letzten Weihnachtsmarkt 2023 mit hohem Besuch von Dr. Markus Söder, wie auch in diesem Jahr hat Vanessa Taubitz das Privileg, den Fürstlichen Weihnachtsmarkt vom Balkon des adventlich geschmückten Innenhofes (29. November bis 1. Dezember) feierlich zu eröffnen. Am Eröffnungsabend um 20.30 Uhr vollzieht das Christkind in „güldenem Gewand“ die Ziehung der Tagespreise.ul

Von links: Der fliegende Weihnachtsmann Reinhard Thormeyer vom Aero-Club Rothenburg, die Geschwister Riess aus Leutershausen und Vanessa Taubitz aus Schillingsfürst. Sie alle verbindet eine alljährliche Tradition in der Adventszeit. Foto: ul
Nikolaus Reinhard Thormeyer kommt geflogen, um die Kinder zu erfreuen. Foto: Privat
Die Familie Riess hat seit den 80er-Jahren das „Herunterläuten“ in Leutershausen in der Hand. Foto: Privat

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