Weltweit einmalig Mrz06


Weltweit einmalig

Markus Mergenthaler leitet das Knauf Museum seit mehr als 26 Jahren. Exponate aus sechs Kulturen werden mannshoch und größer in beeindruckender Weise präsentiert. Hier die Darstellung der Maya-Kultur. Foto: ul

Markus Mergenthaler leitet das Knauf Museum seit mehr als 26 Jahren. Exponate aus sechs Kulturen werden mannshoch und größer in beeindruckender Weise präsentiert. Hier die Darstellung der Maya-Kultur. Foto: ul

Knauf-Museum Iphofen

Außergewöhnlich war es damals schon bei seiner Gründung – außergewöhnlich und einzigartig zugleich ist es bis heute, das Knauf-Museum in Iphofen.

Allem voraus ging die Gründung der Knauf-Gipswerke durch Dr. Alfons Knauf und dessen Bruder Karl Knauf, die noch im Deutschen Reich in Lothringen geboren wurden. Im Jahre 1932 erwerben die studierten Bergbauingenieure Abbaurechte für eine Gipsgrube in Schengen (Luxemburg) und eröffnen ein Gipsputzwerk in Perl an der Mosel. Die Gründung der Knauf-Werke im unterfränkischen Iphofen folgte im Juni 1949. Dr. Alfons Knauf war kurz vorher verstorben.

Zeit ihres Lebens beschäftigten sich die Gebrüder Knauf mit der Bedeutung des Rohstoffes Gips im Bau und insbesondere aber auch in der kunsthistorischen Welt. Angeregt durch den Besuch eines befreundeten ägyptischen Archä­ologen in Kairo kam ihnen die „Erleuchtung“ zu einer Museumsgründung, wie es Markus Mergenthaler (Leiter des Knauf-Museums) zu sagen pflegt: Die Jahrtausende alte Relief-Kunst sollte die bedeutendsten Hochkulturen (Griechen, Ägypter und Römer) anhand von Relief-Exponaten in einem Museum vereinen und veranschaulichen.

„Einer der größten Sammler von Repliken war übrigens Johann Wolfgang von Goethe“, sagt Markus Mergenthaler ganz nebenbei. Natürlich sollten die Ausstellungsstücke aus dem Rohstoff Gips bestehen. Zehn Jahre der Sammlung von entsprechenden Ausstellungsstücken folgten.

Man reiste in alle Herren Länder von Mesopotamien, Griechenland, Ägypten und später auch nach Südasien und nach Süd- und Mittel-Amerika, um meisterhafte Silikon-Abformungen von Originalreliefs aus der ganzen Welt anzufertigen. Darunter befindet sich heute auch ein Abbild des Hochkreuzes eines irischen Klosters aus dem 6. Jahrhundert. „Als ehemaliger Schreiner und Restaurator und studierter Ethnologe kam mir mein handwerkliches Geschick bei der Herstellung von Replikationen zugute“, erklärt Mergenthaler.

Hochkulturen im Überblick

Im Juni 1983 fiel der Startschuss für das Knauf-Museum, das der Welt einen Gesamteindruck von den bekanntesten Hochkulturen der Geschichte anhand von Relief-Repliken vermitteln sollte. Mit dem Kauf des barocken Rentamtsgebäudes aus dem Jahre 1866 auf dem Iphofer Marktplatz wurde der Standort des Museums (1967) festgelegt. Die Schirmherrschaft übernimmt bis heute Schwiegertochter Ingrid Knauf. Ausstellungsgegenstand sollten die populärsten Stücke aus den großen Museen (Ägyptisches Museum Berlin, dem Louvre in Paris, oder dem Britischen Museum in London) sein.

Ständiger wissenschaftlicher Begleiter (70/80er-Jahre) in der Kozeptionierung des Museums war Prof. Dr. Dietrich Wildungen (ehemals Direktor des Ägyptischen Museums München und Berlin) gemeinsam mit Spezialisten aus der gesamten Welt.

Bisher wurden über 70 Jahre lang mehr als 250 Exponate auf mehr als 350 qm dauerhaft ausgestellt. Das größte davon, das tibetische Gebetsbuch misst acht Meter Breite und fünfzehn Meter Höhe. Eines der jüngeren Objekte ist der 1,6 Tonnen schwere Altar aus dem Tempel in Naga, einer der ältesten schwarzafrikanischen Kulturen.

Bis ins Jahr 1997 war Kurt Schmitt Direktor des außergewöhnlichen Museums mit Zeugnissen aus der Zeit von 3000 v. Chr. bis ins Jahr 1000 n. Chr., der sich bis dato auf Gruppenführungen konzentriert hatte. „Meine liebsten Besucher sind mir allerdings Privatpersonen, die tiefer in die Geschichte der Hochkulturen einsteigen wollen“, sagt Markus Mergenthaler, der seit 1997 das Museum leitet. Allerdings sieht er das Knauf-Museum als einen besonders für Schulklassen geeigneten Ort, um das Leben der alten Kulturkreise zu erfassen und mit kindgerechten Angeboten echtes Interesse zu wecken. Gemeinsam mit seiner Frau Julia Jänicke-Mergenthaler entwarf der Museumsleiter spannende Begleithefte, die die jungen Menschen in Kombination mit Medientischen in die Welt z.B. der alten Ägypter eintauchen lassen. Dazu gehören visuelle Memory-Karten, hinter denen sich mehr Informationen zum Thema verbergen.

Kleine Rätsel und Videospiele machen auch Jugendliche neugierig. Hörbücher mit zwei imaginären ägyptischen Kindern namens Abuh und dem Königskind Ramsis der Dritte, wird das gesellschaftliche wie königliche Leben erlebbar gemacht. Gerade im Zusammenhang mit dem Geschichtsunterricht hebt sich das Knauf-Museum als ein sehr wertvolles wie nützliches Werkzeug für erlebten Geschichtsunterricht hervor. Zu jeder Sonderausstellung gibt es ein kindgerecht informatives Heft namens „Gipsi“.

Mit zunehmender Anzahl von Ausstellungsstücken die eigens von Knauf-Mitarbeitern „absilikoniert“ und als Relief originalgetreu nachgeformt wurden, wurde das Museum um einen Neubau in der Nachbarschaft erweitert. Der Kontrast zwischen dem barocken Rentamt als Erstsitz des Museums und der hochmodernen Konstruktion des Neubaus ist besonders für Architekten interessant. Nirgendwo sonst können Besucher die berühmtesten Reliefs aller früheren Kulturvölker und deren Lebensbedingungen unter einem Dach vereint vorfinden.

Mehr als 70 Prozent der Stammbesucher kommen laut Erfahrung immer wieder. Entweder nehmen sich Geschichtsinteressierte eine der Hochkulturen vor oder sie werden von jährlich wechselnden Sonderausstellungen angezogen, um sich anschließend einer der Dauerausstellungen zu widmen. Egal welcher Thematik man sich zuwendet, ein Audioguide ermöglicht einen Quereinstieg in unterschiedliche Epochen der Weltgeschichte. Jährlich werden 25 000 Besucher (innerhalb von sieben Monaten) auch von den Sonderausstellungen angezogen.

In der Vergangenheit wurde das Leben der Kultfigur Marylin Monroe anhand einer großen Privatsammlung dargestellt oder Schuhe aus verschiedenen Epochen präsentiert, worunter sich auch ein Schuh des Film-Hauptdarstellers des Winnetou (Pierre Briece) befand. Seine Ehefrau zählt heute noch zu den Stammgästen. Am 17. März startet die neue Ausstellung „Das Gold der Akan – Höfischer Goldschmuck aus Westafrika“. Man darf gespannt sein. ul