„Engel“ im irdischen Einsatz Mrz06


„Engel“ im irdischen Einsatz

Nicole Scheuenstuhl (zweite von links) mit den „Engeln“ (von links) Elsbeth Rosner, Ursula Friedel, Luise Hahn, Marianne Spriegel, Elsbeth Barthelmäs und Monika Mönikheim. Erika Muss fehlte beim Fototermin. Foto: am

Nicole Scheuenstuhl (zweite von links) mit den „Engeln“ (von links) Elsbeth Rosner, Ursula Friedel, Luise Hahn, Marianne Spriegel, Elsbeth Barthelmäs und Monika Mönikheim. Erika Muss fehlte beim Fototermin. Foto: am

Die „Engel in ROT“ besuchen Patienten im Rothenburger Krankenhaus

Sie haben zwar keine Flügel, aber man erkennt sie sofort: an der lilafarbenen Klinikkleidung und an der guten Laune. Seit 2022 gibt es das Ehrenamt „Engel in ROT“ am ANregiomed Krankenhaus Rothenburg. Aktuell besuchen sieben Damen die Patienten und nehmen sich Zeit für all diese Dinge, die das Krankenhauspersonal mit seinem straffen Zeitplan nicht erfüllen kann.

Eine Geschichte vorlesen, kurz mal am Kiosk etwas besorgen oder einfach nur zuhören – das sind die kleinen Momente im Leben, die oftmals eine große Wirkung entfalten.

Die Initialzündung der Idee war der Wunsch eines in Berlin lebenden Sohns, ob jemand seiner Mutter im Krankenhaus einen Brief vorlesen könnte. Mit dem Anliegen wandte er sich an die kaufmännische Direktorin Amelie Becher, die es gerne annahm. Die Assistentin der Klinikleitung, Nicole Scheuenstuhl, las der Patientin dann die Nachricht des Sohnes vor. „Das war ein ergreifendes Erlebnis“, erinnert sie sich. Und so etwas sollte sich wiederholen.

Also gab es im Oktober 2021 ein erstes Treffen, an dem (vermittelt durch den Förderverein Mediroth und den Evangelischen Frauenbund) zahlreiche Interessierte teilnahmen. Ein gutes halbes Jahr später, im Juli 2022, starteten die ersten sechs Damen ihren Einsatz als „Engel in ROT“.

Perfekt organisiert

Jeden Dienstag und Freitag, von 10 bis 12 Uhr, ist mindestens ein „Engel“ im Einsatz. Am Anfang hat Andrea Wanner, organisatorische Leitung der bettenführenden Stationen, für den reibungslosen Ablauf gesorgt. Mittlerweile haben die Damen alles selbst im Griff. Über einen Doodle-Kalender planen sie ihre Einsätze. Kommt mal was dazwischen, sprechen sie sich in ihrer WhatsApp-Gruppe ab. „Wir schauen, dass immer eine von uns da ist“, erklärt Ursula Friedel, bei der die Fäden mittlerweile zusammenlaufen.

Patient Peter Meyer freut sich über die Abwechslung und die nette Unterhaltung. Foto: am

Patient Peter Meyer freut sich über die Abwechslung und die nette Unterhaltung. Foto: am


Der Einsatz der „Engel“ startet stets mit dem Einstempeln. Die Ehrenamtlichen werden nämlich in der Personalabteilung angelegt und erhalten einen Ausweis. „Das ist wichtig, denn während ihres Einsatzes sind die Damen versichert“, erklärt Nicole Scheuenstuhl. Dann geht es zum Umziehen. Die Farbe Lila gehört allein den „Engeln“.

„Wir sind auf zwei Stationen im Einsatz: in der Inneren und in der Chirurgie“, sagt Elsbeth Barthelmäs. Die Krankenschwestern erwarten die jeweilige Dame dann schon und haben einige Patienten ausgewählt, die sich über einen Besuch freuen würden. Gut eine Handvoll können sie bei einem Einsatz betreuen.

Die Wünsche der Patienten sind ganz unterschiedlich. Vorwiegend sind es ältere Herren oder Damen, manche davon dement. Einfühlungsvermögen ist daher gefragt. Viele wollen nur erzählen, andere haben konkrete Anliegen oder freuen sich, wenn kleine Geschichten vorgelesen werden „Manche Patienten möchten auch, dass wir ihnen das Telefon noch mal erklären“, hat Marianne Spiegel erfahren. „Ich höre oft, wenn ich heimkomme, bin ich wieder ganz allein“, erzählt Luise Hahn. Einsamkeit ist ein großes Thema. Aber auch den Wunsch, eine Kleinigkeit am Kiosk zu besorgen, erfüllen die Damen den Patienten gerne nach Rücksprache mit der Krankenschwester.

Alle sieben aktiven Damen sind sich einig, dass ihr ehrenamtlicher Einsatz ein Zugewinn für sie selbst ist. Zeit zu schenken und Zuversicht zu spenden wird mit großer Dankbarkeit gewürdigt.

Ebenso geschätzt wird der Einsatz der „Engel“ von der Klinikleitung. „Man hat ein Zusammengehörigkeitsgefühl“, sind sich alle einig.

Die „Engel in ROT“, die es in ähnlicher Form auch am Krankenhaus in Ansbach und demnächst in Dinkelsbühl gibt, freuen sich auf weitere Unterstützung. Gerne auch von männlichen „Engeln“. Interessierte können sich an Nicole Scheuenstuhl wenden (entweder per Mail an: nicole.scheuenstuhl@anregiomed.de oder Tel.: 09861-7077528). am