Innovative Lösungen Mrz06


Innovative Lösungen

„Hi Bread“ kann deutlich mehr als die üblichen Backautomaten. Werner Huprich will damit den Markt revolutionieren. Foto: am

„Hi Bread“ kann deutlich mehr als die üblichen Backautomaten. Werner Huprich will damit den Markt revolutionieren. Foto: am

Automatisierung von „Winnovation“

Neue Ideen braucht das Land. Eine davon befindet sich gerade bei der Firma „Winnovation“ in Gallmersgarten in der finalen Phase. Gereift ist die Vision über viele Jahre im Kopf von Werner Huprich, dem Geschäftsführer von „Winnovation“. „Hi Bread“ ist ihr Name.

Werner Huprich stammt aus der Gemeinde Ohrenbach. Nach der Ausbildung zum Werkzeugmacher hat er den Techniker und technischen Betriebswirt aufgesattelt. Sein Wissen ist fundiert. Beruflich hat er die Entwicklung der Backautomaten ab Beginn der 2000er-Jahre sowohl als Praktiker im Aufbau und Service als auch in leitender Funktion in der Planung erlebt. „Ich dachte immer, da muss es bessere Lösungen geben“, erinnert er sich.

Als engagierter Techniker und Tüftler hat er etwa sechs Jahre an seiner Idee gefeilt und dann das Patent für „Hi Bread“ angemeldet. Nun war es so weit und die Idee sollte Wirklichkeit werden. Er hat 2018 eine Firma gegründet und im Jahr 2020 die Halle in Gallmersgarten gekauft.

Entwicklungen in dieser Dimension sind sehr kostenintensiv und geht das Produkt dann in Serie, muss einfach ein Global Player der Branche mit im Boot sein. „Große Hersteller sind schon auf unsere Idee aufmerksam geworden“, erinnert sich Huprich. Die Wahl fiel dann auf die Firma Wiesheu. Seit vergangenem Jahr gehört „Winnovation“ zur Wiesheu Gruppe. Wiesheu ist einer der führenden Hersteller von Backöfen für den Ladenbereich. In der Folge kam noch die Firma Wachtel dazu, die Öfen für Bäckereien herstellt. Durch die Geschäftsfelderweiterung entstanden Synergieeffekte: Die großen Firmen haben lange Erfahrung und Kompetenzen in Technik und Anforderung des Backvorgangs und „Winnovation“ bringt die Automatisierungstechnik, clevere Ideen und eine schnelle Umsetzung durch flache Hierarchien eines jungen Unternehmens mit.

Flexibel für alle Anforderungen

Werner Huprich hat schon vor Jahren gesehen, dass die Automatisierung des Backprozesses mehr leisten kann als bestehende Backautomaten bieten. „Hi Bread“ ist daher die Zukunft und kann sowohl bei Filialbäckereien als auch im Lebensmittel-Einzelhandel eingesetzt werden.

Die Anlage beruht auf einem modularen System, das auf individuellen Kundenwunsch gefertigt wird. Allein die Anzahl der Produkte, die gebacken und verkauft werden sollen sowie der vorgegebene Platz bestimmen die Größe. Ebenso individuell kann „Hi Bread“ in Betrieb genommen werden: entweder teil- oder vollautomatisiert. Gesteuert wird die Anlage unter Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI). Das bedeutet, dass der Backautomat während seines Einsatzes lernfähig ist. Anhand von Verkaufsdaten, zu welcher Zeit welches Produkt entnommen wird, gibt die KI Befüllungsvorschläge. „Somit ist immer das richtige Produkt zur gewünschten Zeit vorrätig“, erklärt Huprich. Der Ausschuss reduziert sich und zusätzlich steuert die KI die Öfen der Anlage äußerst energieeffizient.

Bei „Hi Bread“ kann nach Wunsch der komplette Prozess des Backens automatisiert werden. Die Produkte werden aus der Kühlung geholt, in den Backofen eingelegt, nach dem Backvorgang entnommen und in die Auslage übergeben. „Durch die KI-Steuerung kann auch der Personaleinsatz geplant werden“, so Huprich. An einem Steuerungselement moderiert ein Mitarbeiter zur vorgegebenen Zeit die Befüllung. Werner Huprich hat an alles gedacht. Ein Reinigungsprogramm macht abends sauber und sollte die Anlage ja mal ausfallen, kann sie per Hand betrieben werden.

Der „Freund des Bäckers“: Der Cobot „Bakers Friend“ ist ein eifriger Kollege.   Foto: Privat

Der „Freund des Bäckers“: Der Cobot „Bakers Friend“ ist ein eifriger Kollege. Foto: Privat


In der Halle in Gallmersgarten steht der Prototyp, an dem aktuell kundenspezifische Speziallösungen entwickelt werden. „Auf einer der nächsten Branchenmessen wird ‚Hi Bread‘ vorgestellt“, erzählt Werner Huprich.

„Winnovation“ hat zwölf Mitarbeiter: Entwickler, Elektroingenieure und -techniker, Maschinenbautechniker und eine Auszubildende. „Wir entwickeln hier alle Lösungen selbst“, so der Geschäftsführer. Mechanik, Elektrotechnik und Software entstehen in direkter Absprache in Gallmersgarten. Mit so viel Know-how bleibt es natürlich nicht nur bei der Idee für einen innovativen Backautomaten.

Zu „Hi Bread“ gesellt sich nämlich „Bakers Friend“, ein kollaborierender Roboter (Cobot). Durch den Einbau von Sensoren kann er mit dem Menschen zusammenarbeiten. „Bakers Friend“ unterstützt als softwaregestützte Automatisierungslösung den Fertigungsprozess, indem er beispielsweise Bleche mit Rohlingen in den Backofen einlegt und nach dem Backvorgang wieder in einen Wagen einsortiert. Werner Huprich führt vor, dass der Werkzeugwechsel mit einem Handgriff funktioniert. Außerdem kann der Roboter mit einem Hubwagen an anderer Stelle eingesetzt werden. Die Entwicklung eines digitalen Zwillings gehört dabei zum Unternehmensportfolio. Virtuell wird die neue Tätigkeit des „Bakers Friend“ dann vorab simuliert und er ist im Produktionsablauf sofort einsatzbereit. Zusätzlich gibt es bei „Winnovation“ noch „Tray Motion“, ein automatisches Beschickungssystem für Backöfen.

Lösungen für die Industrie

Die Kompetenzen des Unternehmens werden in der Region auch im Bereich Sondermaschinenbau angefragt. „Wir bieten branchenübergreifende Lösungen an“, so Huprich. Robotik und Automatisierung führen zur Wertschöpfung. Beratung vor Ort, die Simulation von Prozessen und Abläufen, die gesamte Planung, virtuelle Inbetriebnahme sowie das Projektmanagement kommen dann aus einer Hand.

Werner Huprich sieht großes Potenzial in der zukünftigen Entwicklung von „Winnovation“. Wachstumsorientiert und international gedacht möchte er das Unternehmen am Markt weiter etablieren. am