Regionalität

1. Mai 2022

Regionalität

Weiterer BAG-Dorfladen in Dombühl

Kleine Läden braucht das Land. Bewusstes Einkaufen, regionale Erzeuger stärken und durch kurze Wege etwas für die Umwelt tun: Das wird vielen Bewohnern im ländlichen Raum immer wichtiger. Dorfläden boomen und entstehen im Gegensatz zu den Tante-Emma Läden (Einzelhändler) meist aus Bürgerinitiativen. So auch der Oberländer Dorfladen in Finsterlohr.

Mit einer Einladung des stellvertretenden Bürgermeisters von Finsterlohr im Jahr 2010 hat alles begonnen, erzählt der Geschäftsführer der BAG-Raiffeisen eG in Creglingen, Wilfried Kleinschrodt. „Als ich heimkam, war ich Dorfladenbesitzer“, erinnert er sich heute noch sehr gut an diese besondere Begebenheit.

Regionale Produkte sind auch das Anliegen der im Jahr 1913 als Genossenschaft gegründeten BAG Raiffeisen eG in Creglingen. Sie gehört zu 100 Prozent ihren Mitgliedern. Traditionell und bodenständig hat sie sich in ihrer über 100-jährigen Geschichte von der reinen Genossenschaft hin zu einem modernen Handels- und Dienstleistungsunternehmen für Agrarprodukte entwickelt. So heißt es auf der Homepage der BAG. Baustoffe, Futtermittel inklusive Beratung und ein umfangreiches Angebot an Haus- und Gartenprodukten ist seither das Geschäft der Genossenschaft.

Um die Dorfladen-Idee in Finsterlohr umzusetzen, folgte die Gründung einer GbR, dessen Mitglieder einen Anteil von 200 bis 500 Euro einlegten. Das VR-Bank-Gebäude im Stadtkern wurde mietfrei für das neue Ladengeschäft zur Verfügung gestellt. Seit 2012 sorgt eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach für zusätzliche Einnahmen. Ein Bücherschrank und eine Café-Ecke laden zum Verweilen ein. Dabei sind viele Produkte von Direktvermarktern aus der Region an einem zentralen Ort gebündelt. Das stärkt Produzenten und vereinfacht die vollständige Nahversorgung der Bürger.

Aber auch im Wettringer Dorfladen ist die BAG Schirmherr. Mit rund 1 000 Einwohnern machten sich im Jahr 2016 einheimische Frauen für einen Dorfladen stark. Ein ehemaliges Stallgebäude in zentraler Lage am Marktplatz bot sich als Altbaunutzung geradezu an.

Neben einem Zuschuss des Amtes für Ländliche Entwicklung zeigte sich der gebürtige Wettringer Georg Gackstatter, der seit einiger Zeit in den USA seinen Wohnsitz hat, mit einem nennenswerten Betrag großzügig und trug auf diese Weise ein weiteres Mal zu gemeindlichen Projekten seiner Heimatstadt bei.

„So ein Dorfladen ist zehnmal besser sortiert als der Tante Emma-Laden in meiner Kindheit. Ich konnte froh sein, wenn es auch mal einen Mohrenkopf gab“, erzählt Kleinschrodt. Heute ist ein Dorfladen nicht nur ein Stück Infrastruktur, sondern auch ein Nahversorgungszentrum und sozialer Mittelpunkt der Gemeinde.
Das angegliederte Café ist mittlerweile Treffpunkt für Stammtische, Vereine und Touristen. Wenn man will, kann man alles kaufen, was man zum täglichen Leben braucht.

Seit einiger Zeit bezieht das Geschäft Produkte des täglichen Bedarfs von einem neuen Dorfladen-Lieferanten bei Eibelstadt, der durchaus mit den Discounter-Preisen im sechs Kilometer entfernten Wörnitz mithalten kann. „Jung und Alt, insbesondere Eltern mit kleinen Kindern wissen den Einkauf über kurze Wege zu schätzen“, so die Geschäftsleiterin Isolde Ley.

Mittlerweile kommen täglich bis zu 150 Kunden zum Einkaufen. Das besondere Angebot, auch an frischen Produkten aus der Region, wie die Milcherzeugnisse aus der Molkerei in Schrozberg, die hochwertigen Demeter-Produkte aber auch konventionelle Waren, ist sehr gefragt.

Backwaren der Semmelmacherei Braun, Wurst und Fleisch von der Metzgerei Schott aus Gebsattel sowie regionale hochwertige Speiseöle und Mehl- und Dinkelprodukte aus der Kräutlein-Mühle in Bechhofen tragen maßgeblich zum typisch fränkischen Sortiment bei. Besonders gut angekommen sind Handarbeiten wie Schals, Mützen, Handschuhe und Socken aus der Wettringer Alpaka-Produktion.

Der Dorfladen zieht außerdem viele Radwanderer an, die im angegliederten Café ein Stück Kuchen aus einer regionalen Bäckerei genießen können, während das E-Bike zum Laden angeschlossen werden kann. Auch für Autofahrer gibt es eine E-Ladestation.

„Saisonales Obst und Gemüse das kaum reichhaltiger an Vitaminen sein kann, findet auch großen Absatz. Der heimische Apfel , „Cox Orange“ ist ein Beispiel dafür. „Im Gegensatz zum ,guten‘ Bodensee-Apfel, der bis zu 18 Mal im Jahr mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wird oder dem Vinschgauer Obst mit bis zu 30 Spritzungen jährlich, kann man bei unserem „Cox Orange“ mit einer einmaligen Gabe im Frühjahr fast von einem Bioapfel sprechen“, betont Wilfried Kleinschrodt, der als Nebenerwerbslandwirt weiß wovon er spricht. Er ist der Meinung: „Besser konventionell hergestellte Lebensmittel aus der Heimat als Bio-Ware aus dem Ausland“.

Des Öfteren hat Kleinschrodt in seiner Genossenschaft teure „vitaminreiche“ Südfrüchte auf Pilzgifte prüfen lassen. Das Ergebnis: Die Belastung war so hoch, dass es nach deutschen Richtlinien nicht einmal mehr als Tierfutter hätte verfüttert werden dürfen. „Regional ist eben genial“, ist sich Kleinschrodt sicher.

Der dritte im Bunde

Der frisch herausgeputzte Bahnhofs-Dorfladen mit seinem Café namens „Gleis D“ in Dombühl ist seit März 2021 das jüngste Glied im Bunde der BAG-Dorfläden.

Bereits im Jahre 1876 machte das Königreich Bayern Dombühl zu einem zentralen Verkehrsknotenpunkt, weil die Bahnverbindung über Feuchtwangen wohl zu teuer war. Vielleicht lag der Grund aber auch am Reichskanzler Chlodwig, der seine Verkehrsanbindung in der Nähe seiner Residenz wissen wollte. Zumindest wird es so erzählt.

Wie der Name Café „Gleis D“ des Dorfladens schon erahnen lässt, wird man mit einem Ambiente wie in einem Zugwaggon überrascht. Ein aus dem Jahre 1973 stammender Foto-Schnappschuss im Gastraum zeigt den aus dem Zug winkenden Ex-Bundeskanzler Willi Brandt, der im Rahmen eines Besuchs in Rothenburg „geschossen“ wurde.

Ob Touristen, Wanderer oder Einheimische, der Dorfladen im Bahnhof besticht mit fünfzehn verschiedenen Regionalprodukten wie Metzgerwaren von Schmidt´s Hofladen aus Habelsee, Kaffee und Naturprodukte vom Naturhof Sackenreuther aus Rothenburg und vieles mehr. Besonders sind eben die Öffnungszeiten, die auch an Sonntagen zu einem Plausch im Bahnhofscafé „Gleis D“ einladen, natürlich mit Kuchen von einer Bäckerei aus der Region.ul

Der neue Dorfladen am Dombühler Bahnhof mit seinem Café „Gleis D“ ist auch am Sonntag geöffnet. Foto: Privat
Regionales und Dinge des täglichen Lebens sind preislich zunehmend konkurrenzfähig. Ein Grund mehr, regional einzukaufen. Foto: Privat

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