Rätsel um die Statuen Okt01


Rätsel um die Statuen

Figuren im Burggarten

Jeder kennt die Skulpturen im Burggarten. Das Arrangement der Figuren neben dem Burggartenhaus und vor dem Blick auf die gesamte Stadtkulisse ist ein „Hotspot“.
Die acht Sandsteinskulpturen sind in zwei Gruppen angeordnet. Im östlichen Feld sind die vier Jahreszeiten zu sehen: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die westliche Figurengruppe stellt die vier Elemente dar: Feuer, Luft, Wasser und Erde.
Touristen machen von den Figuren gerne Erinnerungsfotos und auch die Einheimischen zieht das von der Sonne verwöhnte Fleckchen im Burggarten an. Der Burggarten gehört zu den Top 10 Sehenswürdigkeiten Rothenburgs und Fotos von der Ansicht mit den Statuen sind ein Aushängeschild. Daher hat es eine Figur der steinernen Wächter auch auf das Titelbild von ROTOUR geschafft.

ROTOUR Steinfiguren Burggarten Rothenburg

So schön sieht der „Herbst“ wieder aus: 2006 war er noch in schlechtem Zustand. Er wurde aufwendig restauriert und zeigt sich seitdem wieder von seiner besten Seite. Foto: am


Und nun wollten wir wissen: Wo kommen die Statuen her? Aus welcher Zeit stammen sie? Wer hat sie gemacht und seit wann stehen sie eigentlich da? Viele Fragen – und es gibt keine Antworten.
Beim Stadtarchiv, beim Stadtbauamt und im RothenburgMuseum haben wir nachgefragt. Alle Beteiligten haben engagiert in Akten und Archivalien gesucht, aber nichts Konkretes gefunden. Die Quintessenz der Recherche bringt Dr. Hellmuth Möhring, Leiter des RothenburgMuseums, auf den Punkt: „Wir wissen über die Provenienz, Künstler und Aufstellungszeit gar nichts. Entstanden sind sie sicher in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, mit deutlichen Einflüssen aus der mainfränkischen Kunst. Wo sie ursprünglich standen, ist nicht bekannt.“ Nach seiner Auskunft kommen die Figuren weder auf Stadtplänen von 1745 noch von 1829 vor, ebenso wenig wie auf Fotos um 1900. Daher liegt die Vermutung nahe, sie seien erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts am jetzigen Ort aufgestellt worden.
Es ranken sich auch Gerüchte um den Ursprung der Statuen: Sie könnten aus dem ehemaligen Stadtbad am Schrannenplatz stammen, früher das Anwesen der Patrizierfamilie Rössler.
Auch Archivar Dr. Florian Huggenberger hat den Statuen nachgespürt. In einem Akt zur Neugestaltung des Burggartens ab 1859 bis 1865 (NA 1697/5), der den Schriftverkehr zur Planung und Leistungsverzeichnisse enthält, hat er bei Stichproben jedoch keine Informationen gefunden. In einem Plan der Parkanlage sind sie nicht eingezeichnet.
ROTOUR Oktober Steinstatuen Burggarten Rothenburg

Herbststimmung im Burggarten – der perfekte Platz für die Statuen. Foto: am


Auch das Gerücht des Standorts im Stadtbad, ließ sich mit Unterlagen im Archiv nicht verifizieren. Um 1937 könnte es eine Umgestaltung der Anlage gegeben haben (ein Plan dazu ist im Archiv). Eventuell wurden die Figuren dabei aufgestellt – was aber nur eine Vermutung ist.
Verbrieft ist, dass der Rothenburger Bildhauer Johannes Oertel die Figuren 1968 restauriert hat. Da standen sie also, und wahrscheinlich schon etwas länger. Im Jahr 2006 wurde erneut eine Restaurierung der Figuren im Auftrag der Stadt Rothenburg in Angriff genommen. Der „Herbst“ war damals in der schlechtesten Verfassung, statisch instabil und absturzgefährdet.
Längst ist er wieder hergerichtet und zeigt sich in diesen Tagen von seiner schönsten Seite. am