Praktische Hilfe Okt01


Praktische Hilfe

Von links: Eva Förster-Kern, Anke Schrenk, Rudolf Dietrich, Zahedeh Jadgal, Ursula Ilgenfritz und Herbert Eger setzen sich für Flüchtlinge ein. Foto: am

Von links: Eva Förster-Kern, Anke Schrenk, Rudolf Dietrich, Zahedeh Jadgal, Ursula Ilgenfritz und Herbert Eger setzen sich für Flüchtlinge ein. Foto: am

Die Flüchtlingshilfe Rothenburg packt da an, wo Unterstützung nötig ist

Nicht viel reden, sondern anpacken, lautet das Motto von Herbert Eger. Er hilft Flüchtlingen, weil er die Zeit dazu hat, weil es ihn freut, wenn er sieht, dass es im Leben anderer vorangeht, und weil er es einfach kann. Der gelernte Handwerker organisiert Umzüge, repariert das Nötigste oder hört auch mal nur zu.

Eger ist einer von etwa zehn Ehrenamtlichen, die in der Flüchtlingshilfe Rothenburg aktiv sind. Vor gut einem Jahr hat die Flüchtlingshilfe den früheren AK-Asyl abgelöst. Koordiniert wird der Einsatz der Ehrenamtlichen von Anke Schrenk vom Amt für Gemeinwesen und Soziales, die außerhalb ihrer Arbeitszeiten auch ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe tätig ist. Die Ehrenamtlichen treffen sich einmal monatlich zu einem Austausch. Hier werden unter anderem auch neue gesetzliche Vorgaben in der Flüchtlingspolitik besprochen und erläutert. Die Treffen finden in der Rödergasse 2-4 statt, denn diese Räumlichkeiten stehen der Flüchtlingshilfe zur Verfügung.

Hier findet auch der Deutschkurs statt. „Senioren über 60 bekommen keine staatlich finanzierten Deutschkurse“, erklärt Anke Schrenk. In den Jahren 2015 bis 2017 sind junge Menschen nach Deutschland geflohen. Aus der Ukraine sind nun aber auch Senioren gekommen, die ebenfalls eine Unterstützung beim Erlernen der Sprache benötigen.

Der erste Deutschkurs (zehn Einheiten) mit zwölf ukrainischen Senioren unter der Leitung von Monika Baudracco-Kastner ist bereits abgeschlossen. Aktuell läuft ein neuer Kurs. Finanziert wird das Projekt aus Spenden.

Gemeinschaft erleben

„Deutsch sprechen fällt leichter, wenn dabei etwas passiert“, so die Erfahrung von Anke Schrenk. Die Flüchtlingshilfe hat daher ein Bastelcafé, wo kreative Ideen umgesetzt werden. Eva Förster-Kern, die sich schon seit 2015 für die Flüchtlinge in Rothenburg engagiert, zeigt eine handvoll bemalter Teller mit kunstvollen Motiven. Diese sind am Fest der Vielfalt zum Einsatz gekommen. „Manchmal sitzen fünf Nationen am Tisch“, erklärt Schrenk. Die gemeinsame Aktion und die deutsche Sprache sind die verbindenden Elemente.

Zaheded Jadgal kam 2017 im Familiennachzug selbst als Flüchtende nach Rothenburg. „Ich habe am Anfang sehr wenig verstanden, bin aber einfach immer gekommen“, erklärt sie. Heute ist sie eine engagierte Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe.

Im vergangenen Jahr, seit der Umfirmierung zur Flüchtlingshilfe, hat die Initiative schon viel bewirkt. Von April bis September 2022 haben die Ehrenamtlichen ein Spendenzentrum für ukrainische Flüchtlinge in der Sporthalle Erlbacherstraße auf die Beine gestellt. Es gab dort alles: Kleider, Schuhe, Bettwäsche, Geschirr, Töpfe.

Im Rahmen des Bastelcafés haben ukrainische Familien Ostereier in ihren Nationalfarben angemalt, mit denen Ursula Ilgenfritz dann den Brunnen am Plönlein geschmückt hat. Foto: Privat

Im Rahmen des Bastelcafés haben ukrainische Familien Ostereier in ihren Nationalfarben angemalt, mit denen Ursula Ilgenfritz dann den Brunnen am Plönlein geschmückt hat. Foto: Privat


Vor Weihnachten war dann Basteln für den Weihnachtsmarkt angesagt. Der Städtepartnerschaftsverein hatte die Einnahmen aus dem Budenverkauf der Flüchtlingshilfe versprochen. „Wir haben 8 000 Euro gespendet“, erklärt Herbert Eger, der auch im Städtepartnerschaftsverein aktiv ist.

Die Flüchtlingshilfe konnte mit dem Geld mehrere Projekte unterstützen: Eine Dorfschule westlich von Kiew beim Wiederaufbau, den Ausbau eines Bombenkellers zu Klassen- und Unterrichtsräumen für Kinder und ein Kinderkrankenhaus in Charkiw.

Neben gemeinsamen Aktionen steht aber auch die Betreuung von Einzelnen im Fokus der Flüchtlingshilfe. Rudolf Dietrich betreut seit mehreren Jahren drei äthiopische junge Männer. Obwohl er selbst in der Verwaltung tätig war, ist er über die Hürden der Bürokratie in der Flüchtlingspolitik mehr als verwundert.

Um auch die Leichtigkeit des Lebens spürbar zu machen, lädt die Flüchtlingshilfe seit Februar 14-tägig am Dienstag, um 18 Uhr, zur Trommelgruppe in die Schrannenscheune ein (für Flüchtlinge wie auch Einheimische), macht gemeinsame Ausflüge, Wandernachmittage oder auch mal ein Grillfest.
Bei Interesse an diesem Ehrenamt ist eine Kontaktaufnahme über Anke Schrenk, Tel.: 09861-8739424, möglich. am