Orientierung im Leben Mai01


Orientierung im Leben

Seminare im Wildbad

Wildbadleiter Dr. Wolfgang Schuhmacher (Mitte) bezieht gerne die Kunstwerke im Park in die morgendliche Andacht bei einem Seminar mit ein. Foto: am

Wildbadleiter Dr. Wolfgang Schuhmacher (Mitte) bezieht gerne die Kunstwerke im Park in die morgendliche Andacht bei einem Seminar mit ein. Foto: am

Sinnsuche, Spiritualität, Yoga – die Kernthemen des modernen Lebens, die immer mehr in den Fokus rücken, hat die Tagungsstätte Wildbad schon längst im Blick. Die Bildungsformate des Hauses der Evangelischen Kirche stehen nun einem weiteren Kreis Interessierter zur Verfügung und öffnen sich für Tagesgäste.

Das idyllische Jugendstilensemble des Wildbads liegt zu Füßen der Tauberstadt. Eigentlich sind es vom Spitaltor aus nur wenige Schritte bis dorthin, aber mitunter schwingt eine gewisse Schwellenangst mit: Das Haus gehört schließlich der evangelischen Kirche, also ist es nur etwas für Gläubige oder bedarf einer dezidierten Gesinnungshaltung. „Wir sind nicht doktrinär, sondern möchten in einen Prozess mit den Menschen einsteigen“, räumt Dr. Wolfgang Schuhmacher, Theologe, Pfarrer, zertifizierter Yogalehrer und Leiter der Tagungsstätte die Vorurteile aus dem Weg.

Niemand muss hier Bibelfestigkeit unter Beweis stellen. Die Nähe zum Glauben ist natürlich wünschenswert, aber kein Muss. Mit dem Seminarangebot des Wildbads können interessierte Menschen auf ihre persönliche Sinnsuche gehen. „Darunter gibt es Formate für Gläubige, aber auch für solche, die unsicher sind. Und darüber darf sich ausgetauscht werden“, erklärt Wolfgang Schuhmacher.

Das Seminarangebot ist unter seiner Leitung seit einigen Jahren angewachsen und umfasst die Themen des menschlichen Lebens. Als zertifizierter Yogalehrer bietet er mit dem „christlichen Yoga“, wie er es selbst nennt, einen durchaus avantgardistischen Zugang zur eigenen Bewusstseinsebene an. „Body and Soul“ heißen die Seminare, die sich Schwerpunkten wie der „Kraft des Atmens“ oder „Schöpfungsspiritualiät verantwortlich leben“ widmen. Der Unterschied zu den vielfältigen Yogaangeboten liegt darin, „dass es im Wildbad aufbereitet wird für Menschen, die aufgefangen werden wollen“, so die Erklärung des Theologen. Neben dem Thema Yoga gibt es Seminare zum „Kunst des Älterwerdens“ oder auch spezielle Pilgerangebote, die eingebunden sind in Achtsamkeitsübungen. Im nächsten Jahr ist auch wieder ein größeres Hildegard von Bingen-Seminar zu den Heilkräften der Schöpfung und der Seele vorgesehen.

In der Tagungsstätte Wildbad stimmen Ambiente und inhaltliche Ausrichtung überein. Foto: am

In der Tagungsstätte Wildbad stimmen Ambiente und inhaltliche Ausrichtung überein. Foto: am

Die mehrtägigen Seminare verbinden stets Vorträge, eventuell körperliche Übungen, mitunter Gesang und geistliche Begleitung. Wolfgang Schuhmacher holt sich dazu erfahrene Referenten aus den verschiedenen Spezialgebieten an seine Seite. Eine offene Form der Spiritualität soll es den Menschen so erleichtern, einen Zugang zu finden.

Teilnahme für Tagesgäste

Bis Ende 2021 war das Seminarangebot des Wildbads den Hausgästen vorbehalten. Wollte man teilnehmen, musste man im Wildbad auch übernachten. Was, nebenbei gesagt, in den schicken Zimmern mit Himmelbett nicht die schlechteste Idee ist. Nun hat das Wildbad aber dieses Konzept umgestellt und eine Teilnahme (am kompletten Seminar) ist auch ohne Übernachtung möglich. Man kann also zu Hause schlafen und tagsüber die Sinne im Wildbad anregen. Das soll unter anderem auch ein Signal an die Region sein, mal einen Blick zu wagen, was dort unten an der Tauber so alles geschieht.

Die Seminare und Bildungsangebote im Wildbad sind aber nicht ein Angebot, mit dem ein paar Höhepunkte über das Jahr eingestreut werden. Die Tagungsstätte Wildbad hat ganz bewusst den Weg zu einem ganzheitlichen Lebensverständnis eingeschlagen.

Das Tagungshaus arbeitet nach Gemeinwohl orientierten Vorgaben. Ist Eco-Management- und biozertifiziert. Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz, Mitbestimmung und Regionalität sind hier nicht nur Schlagworte, sondern die Basis, auf der das gesamte Konzept des Hauses fußt.

Zu den besonderen Seminarformaten kommt das Kunstprojekt Art Residency, das jährlich wechselnde Künstler oder Künstlergruppen einlädt, die während ihres Schaffensprozesses im Wildbad ein Kunstwerk realisieren, das dann auf Dauer im Park verbleibt.

All das ist Ausdruck eines umfassenden Selbstverständnisses. „Wir gehen mit unserem Bildungsauftrag in die Gesellschaft hinein und öffnen uns“, erklärt Stephan Michels, wirtschaftlicher Leiter des Wildbads.

Eingebettet in das Gesamtkonzept gibt es außerdem immer sonntags, stets um 13 Uhr, Führungen zum Thema Park Pittoresk oder zu den bereits bestehenden fünf Kunstwerken. Anschließend spielt Musik und auf der sonnigen Terrasse kann man einen Kaffee trinken. Christliche Lebenskunst ist hier nicht nur ein Seminartitel, es ist die Klammer, die alles eint. am