Nur fliegen ist schöner Jan14


Nur fliegen ist schöner

Ein Vogelliebhaber lebt seinen Kindertraum mit einer Greifvogel Auffangstation

Schwups ist der Hut weg – Andreas Ritz hält seine geliebte „Inka“, ein Schopfkarakara-Weibchen (Bild) aus Südamerika auf dem Arm. „Am liebsten macht sie Schnürsenkel und Reißverschlüsse auf und ist verschmuster als so manches Schoßhündchen“, führt der Vogelliebhaber stolz sein Lieblingstier vor.

Die gefiederten Freunde aus der Natur lagen ihm schon immer am Herzen. Schon als kleiner Bub päppelte er verletzte Spatzen, Singvögel und Tauben zu Hause wieder auf. Seit mehr als 20 Jahren sind es die kranken Greifvögel wie Falken, Bussarde, Habichte und Rotmilane aus der Region, die er in seiner eigenen Auffangstation in Schnepfendorf hegt und pflegt.

Schopfkarakara-Weibchen „Inka“, braucht ihre tägliche Bespaßung. Foto: ul

Schopfkarakara-Weibchen „Inka“, braucht ihre tägliche Bespaßung. Foto: ul


Ein großer Holzschuppen mit mehr als zehn Volieren und einer Wärmekammer für den Winter, die auch zur Aufzucht des Nachwuchses dient, ist zu einer Krankenstation der Vögel geworden. Im Jahr 2015 gründete Ritz den Verein „Greifvogel Auffangstation Mittelfranken e. V.“, um die immer aufwendiger werdende Arbeit leisten zu können. „Wir sind ein tolles Team aus 25 Mitgliedern aus dem Raum Würzburg, Schillingsfürst und Nürnberg“, freut sich Ritz über das große Engagement für die heimischen Vögel.
Allein in diesem Jahr wurden 135 verletzte Greifvögel, die zu 80 Prozent Autounfällen zuzuschreiben sind, in die Auffangstation gebracht. Vögel, die nie wieder fliegen können, wie Storch Taschi (Bild im ROTOUR-Magazin) bleiben in der Obhut seiner Station.

Besonders kritisch betrachtet Ritz die zunehmenden Fälle von Vögeln mit Vergiftungserscheinungen. „In den letzten Wochen wurden mir fünf Schleiereulen und vier Mäusebussarde gebracht“, erzählt er betroffen. Nur eine der Schleiereulen überlebte. Der Vogelexperte führt diese Tatsache auf das extrem hohe Mäuseaufkommen in diesem Sommer zurück. Vergiftete Tiere werden von Mardern, Füchsen und Greifvögeln gefressen und verenden oft jämmerlich. „Das Problem dabei ist, dass die Mäusepopulation vorübergehend reduziert wird, die natürlichen Feinde aber auch, was zu einer erneuten Explosion der Mäusefamilien führt“, warnt Ritz.

Die kleinen Nager vermehren sich rasend schnell, ein Greifvogel Pärchen dagegen bringt jährlich nur zwei bis drei Nachkommen zur Welt. Andreas Ritz möchte, dass die Menschen die Natur verstehen lernen. Dazu gehören auch, die meist im Frühjahr berichteten Angriffe von Greifvögeln auf Jogger. Oft sitzen Jungvögel, die flügge werden wollen, auf dem Boden. Die Eltern halten sich meist in der Nähe auf und gehen nur auf die Sportler zu, wenn sie das Leben ihrer Jungen bedroht sehen. „Also bitte nicht auf die Kleinen zugehen“, empfiehlt Ritz.

Die größte Sorge stellt allerdings die Corona-Pandemie dar. Mit Greifvogel-Vorführungen bei den Reichsstadttagen, an den Rittertagen in Uffenheim und bei der Stadtmosphäre wird die Auffangstation zu 90 Prozent finanziert. „Ich bin eigentlich mit Vorführungen meiner Flugakrobaten über 15 Jahre auf Gut Mergenthau im bayerischen Kissing ausgebucht“, erzählt Ritz. Alle Vorführungen brechen durch die Coronasituation weg.

Bisher konnte der engagierte Greifvogelfreund die anfallenden Kosten in dieser Krisenzeit für Nahrung, Tierarztbehandlungen und Instandhaltungen des Gebäudes durch Eigenfinanzierung und Spendengelder decken. „Lange schaffen wir das nicht mehr“, so Ritz. Was viele Umweltschützer nicht verstehen, ist der Einsatz von gesunden Greifvögeln wie der „Schwarze Milan“ „Morpheus“, der bei Schauflügen auf verschiedenen Veranstaltungen mitwirkt. „Morpheus“ ist der erste „Brexitflüchtling“, der nach einem Autounfall in der Auffangstation wieder gesund gepflegt wurde. Er war mit einem englischen Ring am Fuß markiert. Der britische Besitzer konnte nicht gefunden werden. Also hat „Morpheus“ die deutsche „Staatsbürgerschaft“ annehmen dürfen.

„Um unseren heimischen Wildvögeln helfen zu können, müssen wir gesunde Vögel für unsere Flugshows nutzen und auch in der Auffangstation halten, um das nötige Kleingeld verdienen zu können“, so Ritz. Interessierte können sich bei Andreas Ritz unter der Tel.: 0175-1500549 über alles rund um die Greifvogel-Auffangstation informieren. ul