Motorisiertes Kulturgut Mrz10


Motorisiertes Kulturgut

Das Automuseum in Langenburg: Regionale Schätze und kuriose Karren

Die Innenstädte Deutschlands sind vollgestopft mit Autos aller Art. Und auch in den ländlichen Gebieten ist kaum ein Ort zu finden, an dem nicht doch noch das Rauschen einer Straße zu hören ist. Wer braucht da bei einem entspannenden Museumsbesuch noch Autos? Offenbar viele, denn allein in Deutschland stellen mehr als 200 Museen Fahrzeuge, Zweiräder und Nutzfahrzeuge aus. Eine besonders beliebte Anlaufstelle für autobegeisterte Besucher ist das fürstliche „Deutsche Automuseum Schloss Langenburg e.V.“ hoch über dem idyllischen Jagsttal.

Fürstin und Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg im Oldtimer vor Schloss Langenburg.

Fürstin und Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg im Oldtimer vor Schloss Langenburg.

Die Gründungsgeschichte

Geboren aus einer spontanen Idee von dem automobilbegeis­terten Fürst Kraft zu Hohenlohe-Langenburg und dem bekannten Motorsportjournalisten und Rennfahrer Richard von Frankenberg, war es sehr schnell beschlossene Sache, den historischen Marstall des Schlosses zum Ausstellungsraum für exklusive Kraftfahrzeuge umzugestalten. Im September 1969 wurde der Sitz des seit 1964 bestehenden Vereins „Deutsches Automuseum Heidelberg” nach Langenburg verlegt und der Vereinsname in „Deutsches Automuseum Schloss Langenburg e.V.” umbenannt. Der Fahrzeugbestand von 18 Automobilen wurde anschließend von Waibstadt nach Langenburg überführt.

Mitte März des Jahres 1970 erfolgte nach zügigen Renovierungsarbeiten die Eröffnung des Deutschen Automuseums in Langenburg als eines der ersten Oldtimermuseen in Deutschland. Bereits während der ersten Saison wurde das Museum von 35 000 Automobilliebhabern besichtigt. Damaliges Grundkonzept war die Entwicklungsgeschichte wichtiger und interessanter Fahrzeuge nebst Zubehör als kleine Episode einer großen Historie in der Alltags- und Industriekultur.

Das Entwicklungspotential

Wegen des großen Besucherinteresses folgte bereits im Jahr 1972 der Anbau der zweigeschossigen Museumshalle mit umlaufender Galerie, und sechs Jahre später die Angliederung einer Wagenremise. Nach dem Umbau stand eine Ausstellungsfläche von etwa 2000 Quadratmetern zur Verfügung. Fahrzeuge wie „Benz Comfor­table”, „Horch 1903/04“, „Peugeot Quadricycle“, „Berliet 1906/ 07“ oder „Napier Sport”, um nur einige wenige zu nennen, wurden ergänzt durch Entwicklungen wie das „Winkler Einspurauto” oder den von Fritz von Opel entwickelten Rakwagen. Prototypen, wie der von einem Professor zur Messung im Windkanal entwickelte K-Wagen oder die „Neumann Neander-Fahrmaschine”, zogen Besucherströme aus allen Regionen an.

Das erste Firmenfahrzeug der Firma Würth, ein Opel Olympia aus dem Jahr 1939.

Das erste Firmenfahrzeug der Firma Würth, ein Opel Olympia aus dem Jahr 1939.

Ergänzende Ausstellungen

Die Unterstützung bedeutender Automobilhersteller sowie deren Zulieferfirmen machten es möglich, immer wieder interessante Neuheiten nach Langenburg zu holen und so ständig neue Anreize für technisch interessierte Gäs­te zu schaffen. Ergänzend zum Fahrzeugbestand wurden in sporadischen Abständen Ausstellungen präsentiert, welche immer in Zusammenhang mit dem Automobil und seiner Geschichte standen. Das Spektrum reichte dabei von Karikaturen bis hin zu Fotografien.

Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg, welcher seinem 2004 verstorbenen Vater Fürst Kraft als Vorsitzender des Vereins folgte, setzte die Tradition des Automuseums und die Leidenschaft an fahrbaren Untersätzen fort. Über die Wintermonate im Jahr 2011 und 2012 wurde das traditionsreiche Deutsche Automuseum neu strukturiert. So konnte das museale Erlebnis durch ein neues Lichtkonzept verbessert werden, und ein neues Programm zieht die Besucher ab sofort noch mehr in den automobilen Bann.

Doch was bietet das neu gestaltete Deutsche Automuseum? Der neue Ansatz für das Deutsche Automuseum auf Schloss Langenburg lautet: „Menschen, Autos & Geschichten“. Dabei werden Personen vorgestellt und zeitgeschichtliche Ereignisse beleuchtet, sowie Fahrzeuge ausgestellt, welche im Zusammenhang mit diesen Geschichten und Menschen stehen. Den Höhepunkt bilden die beiden modernen Zeitkapseln, die in besonders dekorierten Räumlichkeiten, jede Saison aufs Neue, eine spannende Geschichte erzählen und mit medialen Installationen die jeweilige Zeitgeschichte oder Persönlichkeiten beleuchten. So präsentierten die Kapseln unter anderem die siegreichen Fahrzeuge von Walter Röhrl, typische Autos mit Klischee wie die Mantas oder Rennsport-Motorräder der wilden 60er Jahre.

Rennsport-Motorräder aus den wilden 60er Jahren.

Rennsport-Motorräder aus den wilden 60er Jahren.

Die Queen zu Besuch

Eine weitere Besonderheit ist die Nachstellung des Staatsbesuches von Queen Elisabeth II. und ihrem Mann Prinz Philip in Langenburg aus dem Jahr 1965 in Anlehnung an das kürzlich gefeierte Thron­jubiläum. Das originale Auto, ein Mercedes vom Typ 300d mit Sonderausstattung, wurde in einen liebevoll gestalteten Bereich integriert, in welchem unter anderem ein Film sowie nette Anekdoten und Details der Tage vor und nach dem Besuch der Königin zu finden sind. Fortsetzung Seite14 Auch die Entwicklung der Mobilität in Hohenlohe spielt im neuen Konzept eine Rolle. Mit vielen persönlichen Geschichten von Zeitzeugen aus der Region konnte zu Beginn der Ausstellung ein Bereich erschaffen werden, der den Verlauf einer Agrarregion hin zu einer Region mit florierender Wirtschaft aufzeigt. Sinnbild dafür ist das erste Firmenfahrzeug der Firma Würth, ein Opel Olympia aus dem Jahr 1939. Diese Ausstellung soll nicht nur den Einheimischen ein Forum bieten, sondern vielmehr den interessierten Besucher von außerhalb über die Entwicklung der Region informieren.

Oldtimer mit persönlichen Geschichten im historischen Marstall.

Oldtimer mit persönlichen Geschichten im historischen Marstall.

Oldtimerliebe

Neben dem Deutschen Automuseum bietet Schloss Langenburg Autoliebhabern auch jährlich eine besondere Oldtimerveranstaltung. Wer sich im Automuseum noch nicht satt gesehen hat, kann sich bei der „Langenburg Historic“ noch einmal komplett den geschichtlichen Gefährten widmen. Über ein Wochenende verwandelt sich das Städtchen Langenburg mit seinem Teilort Bächlingen in eine Hochburg des Oldtimersports und bietet Oldtimerfans einen hautnahen Kontakt mit Fahrzeugen und Fahrern. bre