Kunst überdauert – Neue Bilder von Walter John sind in der Galerie John zu sehen Aug01


Kunst überdauert – Neue Bilder von Walter John sind in der Galerie John zu sehen

Ein „Juwel im Verborgenen“ nennt Udo Rödel die Galerie John in Rothenburg. Und er muss es wissen: Rödel ist künstlerischer Berater der Stiftung Walter John, deren Aufgabe es ist, das Oeuvre von Walter John in Erinnerung zu halten. Gemeinsam mit den beiden Rechtsanwälten Jutta Brannaschk und Peter Froeschmann verwaltet er das Erbe des Künstlers.

Udo Rödel, selbst Künstler, ist von der Kraft Walter Johns begeistert. John, der in den 1930er Jahren an der Akademie in Mannheim studiert hatte und schnell für Aufsehen in der Kunstwelt sorgte, wurde durch den Krieg, Verletzung und Gefangenschaft aus seiner Laufbahn geworfen. Nach dem Krieg versuchte er sich mit der Malerei duchzuschlagen, aber die Anerkennung blieb aus.

Erst als er Anfang der 1960er Jahre seine Frau Edelgard kennenlernte, konnte er sich wieder der Kunst widmen und all das aufholen, was die entbehrungsreichen Jahre nicht zuließen. 1962 zog das Ehepaar in das Haus in der Herrngasse. Edelgard John ermöglichte ihrem Mann als Lehrerin mit eigenem Vermögen seine existentielle und seine künstlerische Freiheit.

Und Walter John hat sozusagen die Entwicklungsgeschichte in der Kunst hier nachgeholt: Von der Münchner Schule über den Naturalismus und den Expressionismus bis hin zum Abstrakten spiegeln seine Werke mit eigener Handschrift die Kunstgeschichte wider. Udo Rödel erinnert an die Aufbauarbeit der Künstler der Nachkriegsgeneration, die die Grundlagen legten für eine Neuordnung in der Kunstszene. 

1973 wurde Walter John schwer krank, 1974 verstarb er. Seine Frau Edelgard überlebte ihn über 20 Jahre und verfügte in ihrem Testament, dass eine Stiftung das Erbe ihres Mannes bewahren soll.

Über persönliche Kontakte der Testamentsvollstreckerin Katrin Bräunlein-Thomm (2008 verstorben) kam das Anliegen zu Jutta Brannaschk, Peter Froeschmann und Udo Rödel. Alle drei sind in Münchberg zu Hause und verwalten seit 1997 die Stiftung. Hätte sich kein Stiftungsgremium gefunden, wäre der Nachlass entweder an das Rote Kreuz oder den Tierschutz gegangen – und ziemlich sicher nicht erhalten geblieben.

Jutta Brannaschk erinnert sich noch an den ersten Besuch in der heutigen Galerie, das Wohnhaus von Edelgard John bis zu ihrem Tod. „Die Bilder lagen in Stapeln überall“, erzählt sie. Edelgard John hat alles aufbewahrt. Udo Rödel kam die Aufgabe zu, das Werk Walter Johns zu sichten, die Bilder wieder herzurichten, zu rahmen und in verschiedenen Ausstellungen zu kuratieren.

Das einstige Wohnhaus und Atelier des Künstlers ist heute eine öffentliche Galerie. Foto: am

„Um das Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, mussten erst mal 100 000 Euro investiert werden“, erklärt Peter Froeschmann. Das Stiftungsvermögen, zu dem auch ein Wohnhaus (in dem ebenfalls zahlreiche Bilder gelagert waren) in Kaiserslautern gehörte, das die Stiftung verkauft hat, ist in Aktien angelegt. „Die finanzielle Zukunft der Stiftung ist somit gesichert“, so Froeschmann.

Die aktuelle Ausstellung in der Galerie John zeigt das Alterswerk des Künstlers. „John hat in den letzten zehn Jahren die Farbe als Material erkannt“, sagt Rödel. Mit kräftiger Spachteltechnik hat er als 60-Jähriger modernen Weitblick bewiesen. Auf zwei Etagen sind neben den Gemälden auch Skulpturen des Künstlers zu sehen. Verkauft wird nichts – ganz nach dem Willen von Edelgard John.
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Die Galerie John in der Herrngasse hat am Wochenende von 10 bis 15.30 Uhr geöffnet.