Kunst mit Partizipation Okt01


Kunst mit Partizipation

Die Künstler von Breathe Earth Collective binden die Rothenburger mit ein

Markus Jeschaunig, Andreas Goritschnig und Bernhard König (mit Sohn) beim Luft-Poetik-Workshop. Foto: am

Markus Jeschaunig, Andreas Goritschnig und Bernhard König (mit Sohn) beim Luft-Poetik-Workshop. Foto: am

Eine Klimakultur als globale Bewegung, das wünschen sich die fünf Künstler des Breathe Earth Collective aus Graz. Sie sind die vierten Teilnehmer des Art Residency Projekts im Wildbad Rothenburg. Jedes Jahr wählt eine renommierte Jury Einzelkünstler oder eine Künstlergruppe aus, die ein Kunstwerk für den Park des Wildbads entwickeln, das dann auf Dauer dort zu sehen ist. Die Österreicher, die mit ihrer temporären Klimainstallation des österreichischen Pavillons für die Expo in Mailand (2015) für Aufsehen gesorgt haben, stehen nun kurz vor der Vollendung ihres Werks in Rothenburg. Am 15. Oktober wird ihre Installation im Rahmen eines Kunsttags der Öffentlichkeit übergeben. Und eben jene Öffentlichkeit spielt dabei eine ganz besondere Rolle.

Individueller Zugang
Das Breathe Earth Collective steht üblicherweise für eine architektonische Raumgestaltung, die Luft und Klima bewusst erleben lässt. Die fünf Künstler Karlheinz Boiger, Lisa Maria Enzenhofer, Andreas Goritschnig, Markus Jeschaunig und Bernhard König kommen aus den Bereichen Architektur, Landschaftsarchitektur oder bildender Kunst. Aktuell haben sie zwei permanente Klimakunstwerke in Wien realisiert, für 2021 entwickeln sie ein Kunstwerk für den verschobenen Klima-Pavillon in Graz. Bei ihrer Arbeit im Wildbad haben sie nun schon eine beinahe perfekte Natur vorgefunden. „Dieser Raum macht uns bewusst, wie unperfekt wir sind“, so Andreas Goritschnig. Das Anliegen der Künstler kann hier also nicht sein, Luft zu säubern. Vielmehr wollen die Fünf in Rothenburg Klimakultur betreiben.

Arbeit mit den Bürgern
„Um in eine nachhaltige Zeit einzutreten, muss sich noch viel ändern“, sagt Markus Jeschaunig, „Wir wollen aber keine fertigen Lösungen anbieten, sondern zur klimabewussten Einkehr anregen.“ Die Reflexionen der Künstler, die seit vielen Jahren miteinander arbeiten, gingen hin zur Einbindung der Menschen. An zwei Wochenenden haben die Kreativen die Einwohner zu offenen Ateliertagen eingeladen. Die Resonanz war beeindruckend. Der erste Zyklus widmete sich dem Erleben der Natur mit allen Sinnen. „Wir haben aus Wildkräutern Essenzen, Destillate oder Sirup gemacht“, so Bernhard König. Die zweite öffentliche Entdeckungsreise war als Luft-Poetik-Workshop angelegt. Die Künstlergruppe will mit ihrer Installation den Luftraum, um den es bei allen Klimabelangen geht, erlebbar machen. „Wir spannen Narrative auf“, so König. Wie genau das aussehen wird, soll bis zum 15. Oktober eine Überraschung bleiben.

Die Künstler hätten natürlich selbst Schriftzüge oder Wörter entwerfen können. Aber das wollen sie nicht. Vielmehr moderieren sie den Prozess im Rahmen der Textwerkstatt und filtrieren daraus die künstlerische Essenz. „Wir gehen wieder, aber die Schrift bleibt“, erklären sie. Die Kunst hat so die DNA der Menschen vor Ort aufgenommen. Die Künstler können sich selbstleuchtende Buchstaben vorstellen, aber ebenso auch auf Stäbe gesteckte und mit Spots beleuchtete Wörter oder schwebende Schriftzüge. Die Kunst soll einen Waldspaziergang der besonderen Art initiieren. Ein „Wild-Wald-Baden“, das den Einzelnen zu mehr Klimasensibilität inspiriert. am