Kompromisslos anders Okt01


Kompromisslos anders

Ist ein echter Hingucker: Aus der einstigen Fabrikantenvilla ist ein modernes Hotel geworden Foto: am

Ist ein echter Hingucker: Aus der einstigen Fabrikantenvilla ist ein modernes Hotel geworden Foto: am

Das High-End-Hotel „Alter Ego“ baut auf ein modernes Konzept

Was Christian Mittermeier macht, das macht er entweder ganz oder gar nicht. Dafür ist der erfolgreiche Koch, Gastronom und Inhaber des Boutique Hotels und Gourmet Restaurants „Villa Mittermeier“ direkt am Würzburger Tor bekannt. Vor drei Jahren hat er sein neuestes Projekt an den Start gebracht: „Mittermeiers Alter Ego“. Schon das Gebäude mit seiner fast schwarzen Fassade fällt auf. Und innen geht es entsprechend weiter. Christian Mittermeier und seine Frau Ulli haben hier „ihr Ding gemacht“.

Eigene Erfahrungen
Ohne Rücksicht auf bestehende Hotelkategorien und ohne eine bestimmte Zielgruppe im Blick zu haben, konzipierten sie das Hotel so, wie sie es selbst gerne im Urlaub vorfinden würden. „Wir haben unsere Ideen rigoros umgesetzt und neun Monate Vollgas gegeben“, erzählt Mittermeier. Gekostet hat es am Schluss doppelt so viel.

Mitte 2018 öffnete „Alter Ego“ seine Türen – als High-End-Hotel. Die Grundidee dahinter ist, dass der Gast die Intensität des persönlichen Kontakts selbst bestimmen kann, dass ein gegenseitiges Vertrauen herrscht und dass alle digitalen und technischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Alles Überflüssige wurde verbannt, alles Notwendige sichtbar gemacht. „Alter Ego“ hat elf exklusive Zimmer. Schon vom Moment der Buchung an beginnt der Aufenthalt unkompliziert zu werden.

Individuelle Lösungen
Der Check-in funktioniert digital, die Eingangstüre wird smart gesteuert. Keine Rezeption mit den üblichen Standardfragen erwartet den Gast, sondern eine schicke Küche und ein Geselligkeit versprechender, großer Tisch. Die Küche von Bulthaup und eine Trustbar, bei der sich der Gast vertrauensvoll bedienen kann und bei Abreise bezahlt, vermitteln sofort ein angenehmes Willkommen.

Wer will, kann sich hier morgens einen schnellen Kaffee machen. Der übrigens kostenlos ist. Wer ausgiebiger frühstücken möchte, der geht hinüber zur „Villa Mittermeier“. „Eben so, wie der Gast es möchte“, kommentiert Christian Mittermeier, „Zu uns kommt der 80-Jährige, der mit seinem Smartphone eincheckt, und ebenso ein junges Paar, die lieber einen persönlichen Check-in mit Zimmerkarte möchten.“

Ganz praktisch, dass die „Villa Mittermeier“ mit Rezeption gleich nebenan ist. Wer ein Gesicht sehen will, trifft dort auf versierte Mitarbeiter. Wer das nicht möchte, hat seine Ruhe.

Ansonsten ist „Alter Ego“ zu 100 Prozent digital. Jedes Zimmer hat zur Mediensteuerung ein eigenes iPad. Überall gibt es High-End- WLAN mit maximaler Bandbreite. Wer also schnell mal die Präsentation für den nächsten Tag überarbeiten will, kann dies direkt vom Bett aus tun.

Bei so viel Affinität für neue Technologien gehört natürlich auch die Ladestation für Elektrofahrzeuge am hoteleigenen Parkplatz dazu – übrigens auch Teil des „Tesla Destination Charging Program“. Soviel zum Konzept von „Alter Ego“.

Statt einer Rezeption gibt es einen langen Küchentisch und alles Nötige zum Wohlfühlen. Ulli und Christian Mittermeier mit Tochter Maura bereiten ihren Gästen einen entspannten und unkomplizierten Aufenthalt. Foto: am

Statt einer Rezeption gibt es einen langen Küchentisch und alles Nötige zum Wohlfühlen. Ulli und Christian Mittermeier mit Tochter Maura bereiten ihren Gästen einen entspannten und unkomplizierten Aufenthalt. Foto: am

Aber wie lebt es sich denn so in einem High-End-Hotel? Christian und Ulli Mittermeier haben keine sterile Zukunftswelt erschaffen, sondern der Historie, die in Rothenburg in allen Winkeln schlummert, ein neues Zuhause gegeben.

„Alter Ego“ ist ein Haus aus der Jahrhundertwende, erbaut um 1904. Die Villa war das Privatdomizil des Seifen- und Parfüm-Fabrikanten August Schmieg und seiner Frau Anna. Bei dem Angriff auf Rothenburg Ende März 1945 brannte die Villa der Familie Schmieg in der Würzburger Straße bis zum ersten Stock ab. „Wir haben beim Umbau noch verbrannte Balken gefunden“, so Mittermeier.

Als das Gebäude, das zum Schluss teilweise unbewohnt war, zum Verkauf stand, schlug Mittermeier zu. „Abreißen war für mich aber keine Option“, stellt er fest.
Christian Mittermeier beobachtet die denkmalschützerischen Aktivitäten in seiner Heimatstadt Rothenburg genau. Er ist der Überzeugung, dass man Altes nur bewahren kann, wenn man ihm neuen Sinn gibt. Also hat er das Haus mit Sinn gefüllt.„Natürlich waren die baulichen Strukturen der alten Villa nicht für ein Hotel geeignet“, erzählt er. Gemeinsam mit dem Rothenburger Architekten Martin Schroth hat er mitunter verrückte Ideen kompromisslos umgesetzt.

Die Innenwände aus alten Backsteinen wurden abgetragen. Mit dem vorhandene Material wurden sie dann passend zur Zimmereinteilung und nach den gegebenen Schall- und Brandschutzauflagen wieder aufgebaut.

Der Charme, den diese rauen, Geschichte erzählenden Wände in den Räumen nun ausstrahlen, ist einzigartig. Filigrane Stahlregale, große Glasflächen, ein tiefschwarzer Parkettboden und ausgewählte Sessel runden das stimmige Bild ab. Das Ankommen und Abschalten dürfte hier kein Problem sein.

Im Eingangsbereich mit Küchenlösung statt Rezeption hängt ein Porträt von Anna Schmieg. Sie hat das Haus nach der Zerstörung wieder aufgebaut. Sie lebte während dieser Zeit in dem kleinen laubenähnlichen Anbau. Christian Mittermeier hat auch diesen erhalten und in eines der Zimmer integriert.

„Unser Mut wurde belohnt“, sagt er. Seit „Alter Ego“ an den Start ging, war die Auslastung besser als geplant. Selbst Corona konnte dem Hotel nicht viel anhaben, denn das kontaktlose Konzept war plötzlich aktueller denn je.

„Alter Ego“ gehört zu den „Sightsleeping“-Unterkünften. „Sightsleeping“ ist eine exklusive Marke der BayTM (Landesmarketingorganisation der bayerischen Tourismus- und Freizeitwirtschaft) für außergewöhnliche Unterkünfte. Eine anspruchsvolle Expertenjury wählt die teilnehmenden Hotels aus.

„Christian Mittermeier und sein Hotel „Alter Ego“ sind für uns der wichtigste Botschafter für einen modernen, im oberen Segment positionierten Beherbergungsbetrieb, der sich gerade auch im Bereich Kunst und Kultur ausweist“, so Dr. Jörg Christöphler, Tourismusdirektor von Rothenburg. am