Hoch über der Stadt – Der Röderturm ist wieder geöffnet Aug01


Hoch über der Stadt – Der Röderturm ist wieder geöffnet

So recht wusste man in den vergangenen Jahren nicht, ob der Röderturm nun geöffnet ist oder nicht. Mal gab es einen Türmer, dann wieder nicht. Mehr als ein Glücksfall ist daher das Engagement von Claudia Geißler-Kraft und Eduard Schmitz. Beide sind Mitglieder im Verein Alt-Rothenburg, der der Betreiber des Turmes ist, und wollen den Verein unterstützen, indem sie in dieser Saison für geregelte Öffnungszeiten auf dem Turm sorgen.

Der Röderturm ist der zweithöchste Turm der Stadt, der besichtigt werden kann (höher ist nur der Rathausturm). Er stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist der älteste Teil der Wehranlage des Rödertors.

Nach 132 Stufen wird man mit einem fantastischen Ausblick zu allen Seiten belohnt. Aus den Fenstern in der Turmstube haben Besucher sowohl den Blick auf das zentrale Ensemble am Marktplatz mit St. Jakobs-Kirche, Rathaus und Rathausturm und ebenso einen Überblick über den Verlauf der Stadtmauer.

Die beiden Türmer unterstützen die Besucher mit Rat und Tat. Eduard Schmitz war lange Jahre der Leiter der Jugendherberge in Rothenburg, ist Mitglied im Fotoclub und kennt die Geschichte Rothenburgs auf das Beste. „Ich kann hier viel von meinem alten Job nutzen“, erklärt er. Fließend Englisch, ein gutes Gerüst in Japanisch und Kenntnisse in sechs weiteren Sprachen, die zur persönlichen Begrüßung reichen, machen den ersten Kontakt zu Touristen schnell möglich.

Claudia Geißler-Kraft ist gebürtige Rothenburgerin und in der Altstadt aufgewachsen. Mit 18 ging sie hinaus in die weite Welt und kam nun nach 30 Jahren durch ein Gespräch mit Markus Naser (Vorstand des Vereins Alt-Rothenburg) bei einem seiner Vorträge wieder in Kontakt mit ihrer Heimatstadt. Sie lebt in Colmberg, „aber der Turm hat mich wieder in die Altstadt geholt“, sagt sie. Der Turm ist für sie wie Wellness: „Lauter gut gelaunte Menschen kommen hier hoch“, erzählt sie.

Das Publikum ist bunt gemischt, wie die beiden Türmer unterstreichen. Neben den Rothenburgern, die auch gerne mal einen Blick von oben auf ihre Stadt werfen, kommen unter anderem Amerikaner, Asiaten aber auch Brasilianer, Australier, Russen und Italiener.

Die beiden Türmer kommen schnell mit den Menschen ins Gespräch. In ihrer Turmstube haben sie ein ganzes Regal voller Infomaterial in verschiedenen Sprachen. „Wir sind eine erste Infozentrale“, erklärt Eduard Schmitz. Viele Besucher steigen erst hoch und wollen danach die Stadt erkunden. Ratschläge über sehenswerte Stationen, praktische Infos und besondere Tipps gehören da zum Türmeralltag.

Die Besucher machen dann ein paar Fotos und schon ziehen sie wieder weiter. Eduard Schmitz hat bei 100 Gästen die Zeit gestoppt und Durchschnittswerte errechnet: 2 min zum Hochgehen, 2 min für den Abstieg und 10 min auf dem Turm. Zwischen 60 und 240 Besucher kommen an einem Tag. Die Türmer sehen per Video, wer das Drehkreuz passiert, denn auf dem Turm gelten strenge Sicherheitsmaßnahmen.

Eduard Schmitz und Claudia Geißler-Kraft haben viele Ideen, wie man den Turm noch mehr ins Bewusstsein rücken könnte. In Absprache mit dem Verein könnte sich Eduard Schmitz eine kleine Infoausstellung im Eingangsbereich vorstellen, die den Gästen einen ersten Eindruck geben würde, was sie oben erwartet. Das ist nämlich nicht nur der tolle Ausblick, sondern auch vom Verein angebrachte Infotafeln, die sowohl Wissenwertes über die Wehranlagen als auch über die Zerstörung von Teilen der Stadt im März 1945 vermitteln. „Viele können gar nicht glauben, dass Rothenburg im Krieg auch von der Zerstörung betroffen war“, berichtet Claudia Geißler-Kraft.

am

Info: 
Der Röderturm ist bei gutem Wetter von Freitag bis Sonntag (und an Feiertagen) von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Erkennbar auch an dem Schild, das bei Öffnung an der Turmwegstele neben dem Rödertor angebracht wird. Eintritt 2 Euro. Unter 18 Jahre 1 Euro.