Hilfe am Ende des Lebens Mrz09


Hilfe am Ende des Lebens

Der Hospizverein begleitet Schwerkranke und Angehörige nach deren Wünschen

Der Tod und der Weg eines Sterbenden sind noch immer Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Der Hospizverein Rothenburg bricht mit seiner ehrenamtlichen Arbeit diese verkrusteten Strukturen auf.

Vereinsvorsitzende Petra Underbrink und Koordinatorin Ursula Memhardt möchten das Thema der Endlichkeit des Lebens wieder zu den Menschen bringen – und zwar mit Würde, Leichtigkeit und guten Ideen. Foto: am

Vereinsvorsitzende Petra Underbrink und Koordinatorin Ursula Memhardt möchten das Thema der Endlichkeit des Lebens wieder zu den Menschen bringen – und zwar mit Würde, Leichtigkeit und guten Ideen. Foto: am


Der Verein hat 55 aktive Helfer im Einsatz, zehn weitere pausieren aktuell. Dazu kommen zwölf Ehrenamtliche in der Trauerbegleitung und fünf im Besuchsdienst. Aktuell läuft ein einjähriger Schulungskurs mit zehn Interessierten, die voraussichtlich im September das ehrenamtliche Team ergänzen. „Unsere Helfer sagen, sie werden mehr beschenkt, als sie geben“, erklärt Ursula Memhardt das rege Interesse an einem Ehrenamt beim Hospizverein. Sie ist gemeinsam mit Elisabeth Dechand die Koordinatorin für die vielfältigen Einsätze des Vereins. Die beiden Mitarbeiterinnen sind die einzigen Festangestellten. Alles andere läuft auf ehrenamtlicher Basis.

„Was wir machen, ist Zeit schenken“, erklärt Petra Underbrink, seit elf Jahren erste Vorsitzende des Hospizvereins. Ist ein Mensch schwer krank, steht meist im Fokus, was nicht mehr geht. Der Mensch selbst mit seinen Wünschen wird nicht wahrgenommen. Der Hospizverein setzt sich dafür ein, auch am Lebensende noch Lebensqualität und wertvolle Tage zu schaffen.

Dabei wird dem Menschen nichts übergestülpt. „Ein Großteil der Helferausbildung befasst sich damit, zu erkunden, was der Schwerkranke will“, erklärt Ursula Memhardt. Ein mitgebrachter Apfel aus dem Garten kann schöne Erinnerungen wecken oder eine letzte Fahrt auf das Feld führt zu innerer Ruhe. Die Biografie der Menschen zu erfahren ist dabei ein wichtiger Anknüpfungspunkt. Manche Menschen haben am Lebensende auch noch offene Themen, die sie keinen Frieden finden lassen.

Fundierte Ausbildung
Im Zwei-Jahres-Rhythmus bietet der Verein eine einjährige Hospizbegleiter-Ausbildung an. Die 100-stündige Schulung und ein daran angeschlossenes 15-stündiges Praktikum vermitteln den Interessierten ein fundiertes Wissen im Umgang mit schwerst kranken Menschen, Sterbenden und deren Angehörigen. Je nach zeitlichem Volumen, das die Ehrenamtlichen selbst bestimmen, werden die Einsätze dann koordiniert. Ursula Memhardt achtet dabei auf Gemeinsamkeiten, die eine Vertrautheit zwischen Begleiter und Schwerkrankem wachsen lassen.

„Aber auch die Angehörigen mitzunehmen ist ungemein wichtig“, weiß Petra Underbrink. Die Situation ist oft angespannt. „Unser Ziel ist es, dass der schwer kranke Mensch von denen begleitet wird, die er braucht“, so Ursula Memhardt. Im besten Fall sind das die Angehörigen. Hospizbegleiter nehmen auch hier den Druck heraus, schaffen kleine Freiräume, damit Angehörige wieder Kraft schöpfen können. „Wir sind nicht im Vordergrund. Wir stützen“, fasst Underbrink zusammen.

Underbrink und Memhardt wünschen sich daher auch einen früheren Kontakt zum Hospizverein. Der Fokus steht nicht auf dem Moment des Sterbens, sondern in der Hoffnung und den kleinen Dingen, die den Weg zur Endlichkeit bereichern können. Eine Begleitung kann auch über längere Zeit gehen.

Bei den Festlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum des Hospizvereins wurden ehrenamtliche Mitarbeiter geehrt. Foto: Krauß

Bei den Festlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum des Hospizvereins wurden ehrenamtliche Mitarbeiter geehrt. Foto: Krauß


Neben der Hospizbegleitung bietet der Verein, der 2002 gegründet wurde und im Januar sein 20-jähriges Bestehen gefeiert hat, auch Kinderhospizarbeit und Trauerbegleitung an. Ein Trauercafé, die Trauervesper in Schillingsfürst und der Trauerstammtisch in Rothenburg werden jeweils einmal im Monat angeboten. Dazu kommt ein Beratungsangebot bei Vorsorgevollmachten, Betreuungs- und Patientenverfügungen und in der außerklinischen Ethikberatung (mit dem Seniorenbeirat) sowie das Angebot eines „letzte Hilfe Kurses“ (nächster am 13. Oktober).

Jeder Mensch muss sterben. „Das Thema muss für uns alle leichter werden“, wünscht sich Petra Underbrink. Der Verein betreibt daher aktiv Öffentlichkeitsarbeit und bietet Veranstaltungen an. Mit einer Lesung der Autorin Petra Frey aus ihrem Buch „Sterbemund“ am 1. April (19 Uhr) im Musiksaal will der Verein Interessierte erreichen. Am 26. Oktober (19 Uhr, Musiksaal) wird der Film „Beim Tod meiner Mutter“ gezeigt, mit anschließender Diskussion. Weitere Infos gibt es online unter www.hospizverein-rothenburg.de.

am