Erntezeit im Museum Sep01


Erntezeit im Museum

Im Freilandmuseum Bad Windsheim gibt es beim Herbstfest einiges zu entdecken

Die meisten von uns leben in der Stadt. Da liegen die Kartoffeln fein verpackt in Säcken im Kaufhausregal und die Zwetschgen sind längst in Marmeladengläser verbannt. Der Ursprung unserer Ernährung ist vom Alltag entkoppelt. Das Fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim betreibt mit dem alljährlichen Herbstfest in dieser Sache Aufklärungsarbeit.
Herbstzeit ist Erntezeit, die Früchte des Feldes werden geerntet, in die Museumsbauernhöfe gebracht und dort weiterverarbeitet. Im Fränkischen Freilandmuseum wird gezeigt, wie das früher gemacht wurde, noch lange bevor es Supermärkte gab.
Wie in früherer Zeit
Am Wochenende des 19. und 20. September gibt es nicht nur viel zu sehen, sondern auch viel zu probieren. Auf den Feldern sind Ochsen- und Pferdegespanne unterwegs, um die Kartoffeln einzufahren und die Erde für den Winter vorzubereiten. Die letzten Zwetschgen, Birnen und Äpfel werden von den Obstbäumen gepflückt und wie früher haltbar gemacht.
Das kleine Dörrhäuschen aus Schlichenreuth ist angeschürt und hier werden Zwetschgen und Birnen gedörrt. Im Seubersdorfer Hof ist die Dämpfkolonne zum Kartoffeldämpfen angeschürt.
Noch bis in die 1960er Jahre war sie in vielen Dörfern im Einsatz, denn in diesem Koloss aus Eisenblech konnten große Mengen Kartoffeln als Tierfutter zubereitet werden. Mit Butter und Salz können die Kartoffeln zum Herbstfest auch probiert werden. Dazu mundet frisch gepresster Apfelsaft aus der handbetriebenen Obstpresse oder Apfelmost.
Frischen Zwiebel- oder Zwetschgenkuchen gibt es im Hopfenstadel aus Thalheim und dazu den ersten Federweißen der Saison.
Doch nicht nur Lebensmittel werden zum Herbstfest verarbeitet, sondern auch Flachs, der zur Herstellung von Leinengeweben dient. Die ersten Arbeitsschritte dazu sind im Flachsbrechhaus zu sehen, dann folgt das Spinnen, das in der Schäferei aus Hambühl vorgeführt wird und schließlich das Verweben der gesponnenen Fasern im Köblerhaus aus Oberfelden an einem originalen Webstuhl aus dem Jahr 1749.
Aber nicht nur am Herbstfest, sondern auch zum Tag des offenen Denkmals am 13. September gibt das Museum Einblicke in alte Traditionen.
Im Mittelpunkt steht das Anliegen, Kindern und Jugendlichen den Blick für alte Häuser und deren Schönheiten zu schärfen. Im Alten Bauhof am Holzmarkt in Bad Windsheim können Kinder, Jugendliche und natürlich auch Erwachsene von 10 bis 18 Uhr dem Reiz der alten Gebäude in verschiedenen Werkstätten nachspüren.
Von der Lehmverarbeitung über Wandgestaltung, Zimmerei, Steinmetzarbeiten, Schmieden und Ziegelfertigung ist in den Werkstätten alles dabei, was es braucht, um ein Haus auf traditionelle Art zu errichten. An einem Fachwerkmodell kann auch das Zusammenfügen eines Fachwerks ausprobiert werden. Die Museumshandwerker lassen sich bei ihrer Tätigkeit nicht nur zusehen. Selbermachen ist ausdrücklich erwünscht.am

Info: Freilandmuseum in Bad Windsheim: Herbstfest am 19. und 20. September (Museumseintritt 6 Euro bzw. Ermäßigungen). Der Handwerkertag am Tag des offenen Denkmals mit Vorführungen (im Alten Bauhof am Holzmarkt, Eintritt 3 Euro bzw. Ermäßigungen) findet am 13. September statt.