Einblicke in die Imkerei Jul01


Einblicke in die Imkerei

Der Lehrbienenstand des Zeidlervereins Rothenburg: Ausbildungsort für Imker und Arbeitsplatz der Bienen

Alfred Wegele am Lehrbienenstand des Zeidlervereins, der direkt neben dem Hochzeitswald liegt. Hier arbeiten nicht nur die Bienen, sondern eine Infotafel hält Wissenswertes bereit. Foto: Privat

Alfred Wegele am Lehrbienenstand des Zeidlervereins, der direkt neben dem Hochzeitswald liegt. Hier arbeiten nicht nur die Bienen, sondern eine Infotafel hält Wissenswertes bereit. Foto: Privat

Ein konstantes Surren liegt in der Luft. Rund um den Lehrbienenstand nahe dem Rothenburger Hochzeitswald tummeln sich Hunderte von fleißigen Bienen bei der Arbeit. Der Zeidlerverein 1868 Rothenburg e.V. hat den Lehrbienenstand im März 2019 aus der Taufe gehoben. „Wir wollten hier richtig was aufziehen“, erklärt Marcel Budaker, der im Verein die Imker auf Probe ausbildet.

Der Zeidlerverein besteht schon seit 152 Jahren. Der Name „Zeidler“ hat eine lange Tradition: Im Mittelalter nannte man so die gewerbsmäßigen Sammler des Honigs der wilden und halbwilden Bienen. Die Zeiten des Sammelns sind aber längst vorbei und die Imker arbeiten heute mit ihren eigenen Bienenstöcken.

Der Rothenburger Verein hat drei eigene Völker. Zusätzlich haben die 32 Vereinsmitglieder weitgehend alle eigene Völker, das reicht von ein paar wenigen bis zu über 20 Völkern.
Alfred Wegele, Vereinsvorsitzender seit 22 Jahren, hat schon über 30 Jahre lang eigene Bienen. Gemeinsam mit Marcel Budaker, ebenso langjähriger Imker, hat er den Verein in den letzten Jahren geöffnet und weiterentwickelt.

Ein aktiver Verein
Das Bewusstsein in der Bevölkerung war über das Volksbegehren „Artenvielfalt“ geschärft und vermehrt erreichten interessierte Nachfragen die Hobbyimker. Also wurde die „wilde Zeit“ des Vereins zum Frühjahr 2019 mit einer Satzung und der Anerkennung der Gemeinnützigkeit geerdet. Dies war die Basis zur Beantragung von finanziellen Mitteln aus dem Programm des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Errichtung des Lehrbienenstands und die Anschaffung von Werkzeug. Auch Spenden und die Unterstützung der Stadt Rothenburg kamen dazu.

Die Mitglieder haben engagiert angepackt und im März 2019 stand der Lehrbienenstand. „Nach 150 Arbeitsstunden haben wir aufgehört zu zählen“, erzählt Alfred Wegele. Ein eigenes Vereinslogo ziert die Holzkästen, ein Hinweisschild gibt Informationen zum Verein und rund um den Bienenstand ist ein eigenes Ökosystem mit Wildbienenhotel, Eidechsengrube, Totholzhaufen und eine bunt-blühende Wiese aus Veitshöchheimer Wildbienenmischung entstanden.

Fundierte Ausbildung
Marcel Budaker ist zuständig für die zweijährige Ausbildung der Hobbyimker, den „Imker auf Probe“. Budaker ist Bienensachverständiger des Landesverbands Bayerischer Imker und ebenso der Fachwart im Verein. Regelmäßig besucht er Lehrgänge und eine Hobbyimker-Ausbildung im Zeidlerverein hat den Vorteil, dass Marcel Budaker auch den Theorieteil der Ausbildung vor Ort unterrichtet.

Im Jahr 2019 haben neun Interessierte mit der Ausbildung begonnen, 2020 sind es drei. „Durch Corona läuft das Meiste aktuell online“, erklärt Budaker. Die Ausbildung „Imker auf Probe“ vermittelt im ersten Jahr die Grundlagen wie Gerätekunde, Biologie und die Kontrolle der Völker. „Im zweiten Ausbildungsjahr legen wir den Schwerpunkt auf die Königinnenzucht“, so Budaker. Die interessierten Neu-Imker bekommen vom Bienenei bis hin zur begatteten Königin einen umfassenden Einblick. Für die zweijährige Ausbildung können die Hobbyimker mit den vereinseigenen Völkern arbeiten. Immer samstags, von 13 bis 15 Uhr, treffen sich die „Imker auf Probe“ mit ihrem Ausbilder am Lehrbienenstand (abhängig von Corona-Auflagen). „Die Königinnenzucht ist uns ein wichtiges Anliegen“, sagt Marcel Budaker. Im Durchschnitt verbleibt eine Königin zwei Jahre in ihrem Volk. Dann wird sie ausgetauscht – und somit braucht es Nachschub an Königinnen.

Durch den Lehrbienenstand hat der Verein auf sich aufmerksam gemacht und neue Mitglieder und somit interessierte Imker gewonnen für ein Hobby, das besondere Qualitäten hat. „Wenn man bei den Bienen ist, dann vergisst man die Zeit“, sagt Marcel Budaker. Die Naturverbundenheit und das vielfältige Spezialwissen ergänzen das Spektrum. „Und die große Kunst des Imkers ist es, ruhig zu bleiben“, fügt Alfred Wegele an.

Jakob Geißendörfer, 11 Jahre alt, absolviert gerade die Ausbildung „Imker auf Probe“. Foto: am

Jakob Geißendörfer, 11 Jahre alt, absolviert gerade die Ausbildung „Imker auf Probe“. Foto: am

Wenn für den Menschen der Sommer so richtig beginnt, dann endet schon das Bienenjahr. Mitte Juli werden die Tiere bereits auf den Winter vorbereitet. Wichtig ist dabei vor allem, die Gesundheit der Bienen zu erhalten. „Bei uns gibt es keine Medikamente am Bienenstand. Wir arbeiten nach Ökorichtlinien“, so Budaker.

Die Bienen haben aktuell also schon ihre Arbeit getan und zweimal wurde Honig „geerntet“. Die Frühtracht wird etwa ein bis zwei Wochen nach Ende der Rapsblüte geschleudert, die Sommertracht etwa Mitte Juli. Der Honig vom Lehrbienenstand ist ein genetischer Abdruck der Landschaft, denn die Bienenstöcke wandern nicht. Eine Schleuder und eine Dampfwachsschmelze hat der Verein neu angeschafft.

Neben der Ausbildung und der Arbeit an der Biene ist der Zeidlerverein auch gesellschaftlich aktiv. Schul- und Kindergartengruppen können zu Führungen kommen (abhängig von Corona-Auflagen). Die Kinder bekommen Schutzhauben – zur Sicherheit, auch wenn die Vereinsbienen entspannt sind. „Unsere Bienen kann man streicheln“, sagt der Vereinsvorsitzende schmunzelnd. Die Drohnen (männliche Bienen) kann man sogar auf die Hand setzen, denn diese haben keinen Stachel. Außerdem stellt sich der Verein an der Herbstmesse vor und nimmt am Ferienprogramm teil.

Den engagierten Imkern liegt aber auch am Herzen, bewusst zu machen, dass man mit diesem Hobby eine Verantwortung gegenüber den Tieren übernimmt und sich um deren Gesundheit und Wohlbefinden kontinuierlich kümmern muss. 
am