Ein neues Dreigestirn Dez01


Ein neues Dreigestirn

Das Familienunternehmen „Käthe Wohlfahrt“ geht in die nächste Generation

Die Romantik hat es in diesem Coronajahr wirklich nicht leicht. „Käthe Wohlfahrt“ kämpft dagegen an. Das international bekannte Unternehmen ist in Sachen stimmungsvoller Weihnacht das ganze Jahr über präsent – und zwar mit neuer, junger Unterstützung. Corona hin, Corona her, das Familienunternehmen geht in die dritte Generation. Kenta, Aska und Takuma Wohlfahrt sind im Unternehmen angekommen. Ihr Vater Harald Wohlfahrt steht zwar noch an der Spitze der Firma, aber peu à peu sollen die Zügel in ihre Hände übergehen. „Das sind ja auch etwas größere Schuhe, in die wir hineinwachsen dürfen“, so Aska Wohlfahrt.

Kenta, Aska und Takuma Wohlfahrt (von links) bereiten sich auf die zukünftige Leitung des Familienunternehmens vor. Foto: am

Kenta, Aska und Takuma Wohlfahrt (von links) bereiten sich auf die zukünftige Leitung des Familienunternehmens vor. Foto: am

In Rothenburg verwurzelt
Seit 1977 hat das Unternehmen seinen Hauptsitz in Rothenburg. Wilhelm und Käthe Wohlfahrt eröffneten damals das erste ganzjährige Weihnachtsgeschäft in der Tauberstadt. Ende der 70er Jahre trat deren Sohn Harald Wohlfahrt in das Familienunternehmen ein und kreierte mit dem Weihnachtsdorf das erste weihnachtliche
Indoor-Erlebnis. Seine Frau Humiko Wohlfahrt ist in der Produktentwicklung wegweisend tätig.

„Käthe Wohlfahrt“ ist in acht deutschen Städten vertreten, hat Läden in Spanien, England, Frankreich, Belgien und USA. Stünde Weihnachten vor der Türe – und es gäbe kein Corona – dann würde man das Unternehmen auf 60 Weihnachtsmärkten in Deutschland und in der ganzen Welt finden. Die Leitung des Unternehmens lag dabei stets in Familienhand und es war der Wunsch, dass es auch so weiter geht. „Da hat man schon auf uns gesetzt“, so Takuma Wohlfahrt.

Trotzdem, da sind sich alle drei Jungunternehmer einig, habe es ihnen nicht an Freiheiten gefehlt und es war der ausdrückliche Wunsch des Vaters, erste Erfahrungen außerhalb der Firma zu sammeln. Als im Jahr 2018 aber Käthe Wohlfahrt starb, die Namensgeberin der Firma und Großmutter der Drei, war es an der Zeit, an das Zurückkommen zu denken.

Takuma Wohlfahrt, mit 28 Jahren der jüngste, hat in London Design mit dem Schwerpunkt Produktdesign studiert. Danach arbeitete er als Kommunikationsberater in einer Münchner Agentur, die renommierte Marken vertrat. Warum sich für fremde Marken anstrengen, wenn zuhause die eigene wartet, dachte er sich und ist seit Dezember 2018 im Marketing des Familienunternehmens tätig.

Seine Schwester Aska Wohlfahrt (32) hat nach dem BWL-Studium mit Masterabschluss in Marketing und Management zuerst im Einkauf für einen großen Internet-
händler und danach ebenfalls im Einkauf für einen Münchner Online-Versandhändler von Designerware gearbeitet. Seit Oktober 2019 ist sie gemeinsam mit ihrer Tante Carmen Wohlfahrt für den Einkauf bei „Käthe Wohlfahrt“ zuständig.

Ein eigener Stil
Kenta Wohlfahrt (31) hat nach verschiedenen Stationen seine Ausbildung zum Handelsfachwirt im Familienunternehmen absolviert und ist im Bereich Eigenentwicklung tätig. „Ich habe gelernt, dass wir sehr speziell sind in dem, was wir machen, und wie wir es machen“, sagt er.

Wenn in anderen Unternehmen eine zukünftige Führungsspitze aus drei Geschwistern an den Start geht, könnte man auf Zankereien gefasst sein. Bei „Käthe Wohlfahrt“ aber nicht. „Unsere Interessensgebiete haben sich gut ergeben und ergänzen sich“, erzählt Takuma Wohlfahrt. Ganz nebenbei erfährt man, dass sein modernes Büro direkt über dem Weihnachtsdorf, einst das Kinderzimmer der Drei war. Die Jungs hatten ein Stockbett, das Bett der Schwester stand daneben.

„Unsere Eltern haben immer gesagt, von nichts kommt nichts“, erzählt Aska Wohlfahrt. „Für jedes Lebensjahr bekamen wir einen Euro Taschengeld, den Rest konnten wir uns mit Ferienjobs dazu verdienen“, erinnert sich Takuma Wohlfahrt. Die Jungs haben in Neusitz im Lager des Unternehmens gejobbt, von wo aus alle Geschäfte und Weihnachtsmärkte beliefert werden und alle Zollabwicklungen stattfinden. Aska Wohlfahrt hat im Weihnachtsdorf Ferienarbeit gemacht. „Viele der langjährigen Mitarbeiter kennen uns daher schon als Kinder“, sagt Kenta Wohlfahrt.

Der Familientradition verpflichtet arbeiten sie sich nun langsam ein und bringen ihre eigenen Ideen an den Start. Das wäre zum Beispiel ein neues Logo. Ein Nussknacker mit Schaukelpferd als Reminiszenz an die Ursprünge der Firma mit erzgebirgischen Holzartikeln wird in Zukunft sowohl die Produkte als auch die Außendarstellung prägen. „Wir führen das neue Logo sukzessive ein“, erklärt Takuma Wohlfahrt. Nachhaltigkeit soll dabei noch stärker, als bereits umgesetzt, in den Fokus kommen. Die Verpackung wird auf Naturkartons und Papiertaschen umgestellt – natürlich mit dem neuen Logo, das reduzierter gestaltet ist, ohne kühl zu wirken.
Der Kern der Marke „Käthe Wohlfahrt“ bleibt unverändert – aber die Kommunikation soll ausgebaut werden. Daher gibt es einen neu überarbeiteten Online-Shop. „Das wollten wir schon vor Corona umsetzen“, so Takuma Wohlfahrt. Nun ist der Auftritt umso aktueller. Etwa 5 000 der insgesamt rund 25 000 Produkte sind digital zugreifbar. Der Fokus liegt dabei auf den Eigenentwicklungen des Unternehmens, den erzgebirgischen Produkten, die exklusiv für „Käthe Wohlfahrt“ gefertigt werden, und den traditionellen deutschen Marken. Parallel dazu nutzen die jungen Unternehmer Facebook, Instagram und Pinterest, um neben den bewährten Kunden auch die jüngere Generation anzusprechen.

Neu ist eine Tier-Glasserie, von deren Preis zwei Euro an eine Institution im Bereich Artenrettung geht. „Nach den Buschbränden in Australien haben wir überlegt, eine Spendenaktion mit einem Produkt zu koppeln“, erklärt Takuma Wohlfahrt. Die hauseigene Designabteilung hat daraufhin einen Koala und ein Känguru als Glasschmuck entwickelt.

Trotz Corona ist die Zukunft bei „Käthe Wohlfahrt“ gut aufgestellt. „Wir stehen auch für alle Märkte parat, die stattfinden“, erklärt Pressesprecherin Felicitas Höptner. Das Unternehmen hat sich auf die Weihnachtssaison unverändert vorbereitet. Wo genau Weihnachtsstimmung aufkommen darf, ist von der aktuellen Pandemiesituation abhängig. In Köln und Hamburg eröffnet „Käthe Wohlfahrt“ daher in der Vorweihnachtszeit auch Saisongeschäfte. Durch die internationalen Einschränkungen leben alle Standorte, auch in den USA, Spanien, Frankreich oder England, von den regionalen Besuchern.

Online Zeitfenster buchen
Die Hauptgeschäfte in Deutschland, darunter Rothenburg, Berlin oder Heidelberg, planen für den Bummel in der Vorweihnachtszeit ergänzend über die Webseite eine Vorab-Registrierung mit einem gebuchten Zeitfenster anzubieten. „Wir setzen darauf, dass wir die Zeit positiv überstehen“, sagt Felicitas Höptner. Die Weichen dafür sind schließlich mit dem jungen und engagierten, neuen Dreigestirn bestens gestellt. am