Digitale Welten erleben Jul01


Digitale Welten erleben

Bernd Böhm und Daniel Köder haben den Roboter Nao in ihre Mitte genommen.

Bernd Böhm und Daniel Köder haben den Roboter Nao in ihre Mitte genommen. Foto: Privat

In Neustadt a.d. Aisch ist das einzige BayernLab Mittelfrankens

Wurden Sie schon mal von einem Roboter begrüßt? Nein, na dann wird es Zeit. Im BayernLab in Neustadt a. d. Aisch übernimmt das formvollendet der Roboter Nao. Und als Zugabe macht er noch ein bisschen Tai Chi. Nao hört dabei auf die Anweisungen von Bernd Böhm und Daniel Köder.

Bernd Böhm (Vermessungsbeamter) ist Leiter des BayernLab, Daniel Köder (Geograf) ist einer von drei Mitarbeitern. Das BayernLab ist ein Informationszentrum rund um die Themen der Digitalisierung und als Fachbereich beim Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Neustadt a. d. Aisch angesiedelt. In der alten Brauerei in Neustadt, die 30 Jahre lang eine Industriebrache war, hat das BayernLab nagelneue Räumlichkeiten bezogen.

Potenzial im ländlichen Raum
Im Jahr 2014 fiel auf Initiative des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat der Startschuss zum Aufbau von zuerst acht BayernLabs. Jede Institution sollte in einem anderen Regierungsbezirk liegen, bewusst außerhalb der Ballungszentren. Mit den BayernLabs soll gerade im ländlichen Raum der digitale Fortschritt für die Bürger erlebbar und erklärt werden. Die Initiative kam gut an und 2017 wurden fünf weitere BayernLabs geplant. Mittlerweile sind acht dieser „Labore“ geöffnet. Das BayernLab in Neustadt a.d. Aisch war das Fünfte und ist seit Juni 2018 in Betrieb.

Was genau macht nun ein BayernLab? „Wir möchten jeden abholen“, erklärt der aus Insingen stammende Bernd Böhm. Das BayernLab ist eine Einrichtung für alle Bürger, für Senioren, Schüler, Kommunen, Verbände, Vereine, Institutionen, und bietet sowohl Vorträge und Workshops wie auch erlebbare moderne Technik im eigene Multifunktionsraum an. Und nun das Beste – alle Angebote sind kostenlos.

Hintergründe erklären
Gleich neben dem Eingang geht es in den Multifunktionsraum. Nao hat den Besucher dabei sofort im Visier. Er ist ein Teil der Ausstellung im Bereich Robotik und „eher für den universitären Bereich interessant“, wie Daniel Köder erklärt. Er führt Sprachbefehle aus und ist natürlich auch der Renner, wenn Schulklassen vor Ort sind.
Neben Nao steht ein Multicopter, umgangssprachlich Drohne genannt. Bernd Böhm führt am Drohnensimulator vor, wie das Objekt zu fliegen ist und was es kann. „Wir nutzen die Drohne selbst bei Vermessungsarbeiten“, erklärt Böhm. Im BayernLab sollen dabei nicht nur die spektakulären Errungenschaften im Mittelpunkt stehen, sondern auch der pädagogische Effekt ist von Bedeutung.

Jede Station im Multifunktionsraum ist mit einem Computerbildschirm mit schnell und einfach zugänglichen Informationen ausgestattet. Beim Multikopter geht es unter anderem um Regeln bei der Benutzung, erlaubte Einsatzgebiete und die speziellen Bauformen.

Erleben, anfassen und ausprobieren gehören bei einem Besuch des BayernLabs dazu. Da darf natürlich die virtuelle Realität nicht fehlen: Der Gang durch Schloss Neuschwanstein, der Blick vom Windrad oder vom Eiffelturm, oder auch ein Besuch des mittlerweile abgerissenen Gymnasiums in Scheinfeld, das mit der eigenen Drohne und einer 360-Grad-Kamera digital konserviert wurde, ist mitten in Neustadt  a. d. Aisch möglich. Das BayernLab macht virtuelle Realität anhand von zwei Systemen erlebbar, der Vive-Brille und einer Brille mit vorgestecktem Smartphone. Nicht nur der Effekt, auch der technische und digitale Weg dorthin gehören zum Konzept.

Weitere Schwerpunkte im BayernLab in Neustadt a. d. Aisch sind der innovative Einsatz von Geodaten und die Augmented-Reality (AR). Daniel Köder führt mit einem Touchpad vor, was sich hinter dem T-Shirt-Aufdruck verbirgt: Das Innenleben eines Menschen.

Mit AR (Deutsch: erweiterte Realität) kann computergestützt die Realität um eine digitale Wahrnehmung erweitert werden. Auch hier erläutern die Spezialisten die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und führen beispielsweise ihr Höhenlinien-Modell mit kinetischem Sand vor. Mit den digitalen Möglichkeiten von AR können Schüler in der praktischen Anwendung den Einsatz von Höhenlinien im Gelände erfahren.

Brille auf und abtauchen in virtuelle Realitäten: Im BayernLab gibt es verschiedene Varianten – und fachkundige Erklärungen dazu.

Brille auf und abtauchen in virtuelle Realitäten: Im BayernLab gibt es verschiedene Varianten – und fachkundige Erklärungen dazu. Foto: am

Bernd Böhm und seinen Mitarbeitern ist es wichtig, dass sie interessierten Gruppen die nötige Aufmerksamkeit geben können. Daher ist die Gruppengröße im Multifunktionsraum auf etwa 15 Personen begrenzt. Bei den Vorführungen an etwa zehn verschiedenen Stationen (unter anderem auch 3D-Druck oder digitale Umstellung in Kommunen) erläutern sie engagiert die technischen und digitalen Hintergründe.

„Bei größeren Schulklassen teilen wir die Schüler auf und organisieren z.B. für eine Gruppe eine Geocaching-Tour“, so der Leiter der Einrichtung. In den nächsten Wochen wird neben dem BayernLab das Bayerische Luftbildzentrum mit über einer Million Luftbilder aus sieben Jahrzehnten einziehen, was zu weiteren Synergieeffekten bei der Planung eines Besuchs von Gruppen führt.

Schulen aus dem ganzen Landkreis haben das BayernLab bereits besucht, ebenso Wirtschaftsförderer, Seniorengruppen, Kommunen, Vereine. Dabei ändert sich der Inhalt der Ausstellung von Zeit zu Zeit. Ganz neu ist der Flugsimulator Icaros, der demnächst in Neustadt a. d. Aisch zur Nutzung bereitsteht.

Interessante Workshops
Neben den interaktiven Vorführungen im Multifunktionsraum liegt der zweite Schwerpunkt des BayernLab auf den Workshops. Im eigenen Veranstaltungsraum, der für maximal 50 Personen vor Coronazeiten und unter den aktuellen Absandsregeln für zehn Personen ausgerichtet ist, bieten Böhm und seine Mitarbeiter ein breit gefächertes Programm an. Themen wie „Souverän im Netz“, „Daddeln – aber richtig“ oder „Roboter programmieren“ sind nur einige davon. Für Schulklassen beginnt das Angebot ab der 1. Klasse und reicht hin bis zur Lehrerfortbildung.
Bernd Böhm versteht sich mit dem BayernLab als Dienstleister, was bedeutet, dass Interessengruppen ihre Themen anfragen können. „So wissen wir, was gebraucht wird“, erklärt Böhm. Aber auch Vorträge in Schulen, VHS-Kurse und Veranstaltungen realisiert das BayernLab.

Aufgrund von Corona gibt es aktuelle Anpassungen: Alle Vorträge bis August sind verschoben oder werden online abgehalten. Die für den 15. Juli geplante Live-Hacking-Veranstaltung „Die Hacker kommen“ in der Rothenburger Reichsstadthalle wird ins Jahr 2021 verlegt. Das BayernLab hat aktuell zwar geöffnet, aber Besuche und Führungen sind für Familien und Kleingruppen nur auf Reservierung möglich. Entweder per mail unter: neustadt-aisch@bayernlab.bayern.de oder telefonisch (Tel: 09161-6229700) können mögliche Zeitfenster abgesprochen werden. 
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