Die Kipper von Burger – Die Burger Brüder fertigen seit 60 Jahren in Rothenburg individuelle Anhänger Jul01


Die Kipper von Burger – Die Burger Brüder fertigen seit 60 Jahren in Rothenburg individuelle Anhänger

Ein Firmenschild gibt es nicht. Auf der Hauswand steht einfach „Burger“ in weißer Schrift auf rotem Grund. Aber mehr braucht es auch gar nicht, denn die Burger-Brüder kennt sowieso jeder. Friedrich, Erhard, Georg und bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1999 auch Hans Burger fertigen seit 60 Jahren die Burger-Anhänger. Jeder Landwirt im Umkreis von etwa 40 Kilometern rund um Rothenburg kennt die Burger-Kipper und ihre Hersteller. Friedrich Burger ist mit 80 Jahren der Jüngste. Erhard Burger ist 83 und Georg Burger ist mit 86 der Älteste. Noch immer kommen die drei Brüder jeden Tag in ihre Firma in Rothenburg und bauen ihre Kipper. Friedrich ist stets der Erste. Von morgens um sieben bis abends um sechs ist er am Schaffen.
Die Burgers stammen aus Binzwangen. Ihr Vater war Wagner, also haben drei Brüder auch Wagner gelernt, nur Friedrich machte eine Ausbildung zum Schmied. Im Dorf gab es damals noch überall Schmiede, „also hat Kreisbaumeister Hofmann zu uns gesagt, in Rothenburg ist eine Halle leer, da geht ihr hin“, erzählt Friedrich Burger. So haben die Burgers 1957 ihre Werkstatt in Rothenburg eröffnet.
Angefangen hat alles mit kleinen Holzhängern, da mussten Achsen eingebaut werden und Gummireifen montiert werden. Die Hänger sind dann immer größer geworden und damit die Anforderungen.

Drei Mal Anhänger und Kipper von Burger bei der Ausstellung in Triesdorf. In der Mitte das Meisterstück von Hans Burger aus den 1960er Jahren.  				                                           Foto: Privat

Drei Mal Anhänger und Kipper von Burger bei der Ausstellung in Triesdorf. In der Mitte das Meisterstück von Hans Burger aus den 1960er Jahren. Foto: Privat


Friedrich Burger hat in Kaiserslautern die Ausbildung zum Fahrzeug- und Karosseriebaumeister absolviert und 1963 auch das Firmenlogo entwickelt. Der Schriftzug „Burger-Kipper“ und ein vierblättriges Kleeblatt für die vier Brüder. „Ja, wir waren auf Zack“, sagt er schmunzelnd.
In den vergangenen 60 Jahren haben die Burger-Brüder etwa 9 000 Kipper gebaut. In den 1970er Jahren sind Achttonner richtig gut gegangen, in den 1990er Jahren waren Multikipper mit 22 Tonnen gefragt. Drei Wochen brauchen die Burger-Brüder für einen 22 Tonner. In die Anforderungen sei man hineingewachsen, meint Friedrich Burger, „schließlich wollten wir weiter kommen.“
Friedrich Burger ist der Ingenieurskopf der Firma. Einen Computer findet man in seinem Büro im Charme der 60er Jahre aber nicht. Nach den ersten Gesprächen mit dem Bauern oder Landwirt geht der „alte Fritz“, wie er sich humorvoll nennt, an das Zeichenbrett. Bleistift, Lineal und Meterstab, mehr braucht Friedrich Burger nicht um einen modernen Kipper zu planen.
Volle 60 Jahre technische Entwicklung im Karosseriebau stecken ihm und seinen Brüdern in den Knochen. Anfangs wurden Kipper noch mechanisch hochgekurbelt. Dann kam die Hydraulik. Früher gab es die Auflaufbremse, jetzt bauen sie Druckluftbremsen ein. Früher hat er sogar die Lichtanlagen selbst entwickelt, jetzt gibt es modernes LED-Licht.
Auch in den Werkstatträumen sind 60 Jahre Handwerk in all seinen Details greifbar. Die Werkbänke sind voller Handwerkszeug mit der Patina der Jahre, die Halle dagegen ist bestückt mit modernen Hebeeinrichtungen. Die Burger-Brüder mögen reich an Lebens-
jahren sein, altmodisch sind sie auf keinen Fall.
Keiner der Kipper, der ihren Hof verlassen hat, war ein Serienprodukt. Hier liegt das Erfolgsrezept der Brüder: Die Menschen kommen mit ihren Wünschen, die Burgers bauen ihnen den Kipper oder Anhänger sozusagen auf den Leib. „Kein Problem“, sagt Friedrich Burger.
Vom Hänger für das Holz oder zum Transport der Schweine bis hin zum 3-Seiten-Multikipper mit 22 Tonnen – Friedrich, Erhard und Georg Burger, der Chef der Holzwerkstatt, haben die Lösung parat. Die Burger-Anhänger waren auf allen Ausstellungen zu sehen: auf der Messe in Rothenburg, auf der Muswiese, in Uffenheim, bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf. Friedrich Burger ist bis nach Paris auf Messen gefahren, um sich zu informieren. Als Meisterstück hat er einst einen Wohnwagen ge-
baut. „Das war unser mobiles Büro“, erzählt er.
Burger-Kipper findet man daher überall: neben den Landwirten in der Region gehört auch das Juliusspital in Würzburg oder die Besamungsanstalt in Neustadt zu den Kunden, die meist nicht nur einen einzigen Burger Anhänger haben.
Friedrich Burger zählt die endlose Liste der Mitbewerber auf, die einst auch Anhänger und Kipper nach individuellen Vorgaben gebaut haben. Übrig geblieben ist davon keiner mehr. Die Burgers dürften eine der Letzten sein, die noch individuell fertigen. Das hat auch das Fernsehen angelockt und der Bayerische Rundfunk hat in der Serie „Unser Land“ über die Firma Burger berichtet.
Mittlerweile ist es zwangsweise etwas ruhiger geworden. Auch wenn Achsen und Räder zugekauft werden, können die drei Brüder nicht mehr alles leisten, da die Fertigung weitgehend in Handarbeit stattfindet.
Ein Anhänger ist mitunter vier Meter hoch. „Uns alte Kerle kann man da nicht mehr rauf lassen“, mein Friedrich Burger. Vorwiegend Reparaturen erledigen die drei Brüder noch mit Unterstützung von zwei Mitarbeitern, die beinahe genauso lange im Unternehmen sind. Obwohl Friedrich Burger schon lieber etwas Neues bauen würde, wie er anmerkt.
Die Suche nach einem Nachfolger wird momentan immer schwieriger. Zwei Söhne hätten Interesse gehabt, aber aus gesundheitlichen und privaten Gründen ließ sich dies nicht realisieren. Die Auftragsbücher wären jedoch voll. „Wir wären spielend ein halbes Jahr ausgebucht“, sagt Friedrich Burger. Das Telefon läutet stetig, die Bauern kommen und fragen nach, ein Kunde hat einen 18 Tonner bestellt und ein Jahr Lieferzeit eingeräumt.„Wenn sich jemand als Nachfolger finden würde, dann könnten wir die nächsten fünf Jahre noch mithelfen“, meint der 80-jährige Friedrich Burger. Der Ruhestand, das ist nicht sein Ding. Etwas wehmütig schaut er sich in seiner Werkstatt um. „Aber die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt er mit Humor. am