Das Prestigeobjekt Topplers Aug01


Das Prestigeobjekt Topplers

Ein Hingucker: Das Topplerschlösschen prägt das Taubertal zu Füßen Rothenburgs. Fotos: am

Ein Hingucker: Das Topplerschlösschen prägt das Taubertal zu Füßen Rothenburgs. Fotos: am

Das Topplerschlösschen ist mit einer Führung zugänglich

Es fällt ins Auge: Das Topplerschlösschen ist schon aus der Ferne, vom Rothenburger Burggarten aus, zu sehen. Und wer den Taubertalweg zwischen Doppelbrücke und Barbarossabrücke entlang geht, kommt hier unweigerlich vorbei. Ein Besuch wäre nicht schlecht, mag sich so mancher denken.

Und das geht: Ursula Boas, die Inhaberin des Topplerschlösschens, öffnet das Schmuckstück so weit es ihre Zeit zulässt. An der Eingangstüre sind die aktuellen Öffnungszeiten stets angeschlagen. Ursula Boas hat das Topplerschlösschen von ihrem Vater Heinz Boas geerbt. Er ist neben dem besonderen Haus aufgewachsen, das seit 1861 im Besitz der Familie ist. Mit Herzblut hegt und pflegt die Familie das Erbstück, was nicht immer ganz leicht ist.

Insignien der Macht

Ähnlich viel Herzblut hat wahrscheinlich der Erbauer und Namensgeber des Schlösschens investiert. Heinrich Toppler (1340 – 1408) war der vielleicht mächtigste Bürgermeister Rothenburgs, der mit politischem Verhandlungsgeschick der Stadt zu Reichtum und Einfluss verhalf.

Mächtige Männer nehmen sich gerne besondere Rechte heraus und so ließ Toppler im Jahr 1388 ein Schlösschen außerhalb der Stadtmauern für sich erbauen, was dereinst nicht üblich war.

Sein Anliegen wird in der Baugeschichte als „zweigeschossiger Turm, auf dass die Mühlen beschaut und bewacht werden“ geschildert. Neben dem Topplerschlösschen befindet sich die Fuchsmühle. Für Toppler war das Ensemble aber auch ein besonderes Prestigeobjekt und ein ungestörter Rückzugsort. „Er soll hier Gespräche mit König Wenzel geführt haben“, erzählt Ursula Boas. Das Schlösschen stand einst komplett im Wasser, war nur über eine Zugbrücke zugänglich und bot somit gute Sicherheitsvorkehrungen.

Heute führt eine feste Brücke über den längst trockenen und bewachsenen Graben. Dann geht es erst einmal zwei Stockwerke hoch. Wohnzimmer und Küche befinden sich auf der ersten bewohnten Etage. Darüber sind ein Schlafzimmer und zwei weitere Räume. Die Zimmer werden jeweils durch einen zentralen Gang verbunden. Das Innenleben des Schlösschens zeigt sich größer als erwartet.

Ursula Boas führt Interessierte gerne durch das Haus und gibt fachkundige Erklärungen. Die Küche, einst die einzige Feuerstelle im Haus, scheint noch unverändert. Klein und dunkel, mit rußschwarzen Resten an der Decke, gibt sie einen kleinen Eindruck, wie schwer dereinst die Arbeit in der Küche war.

Daneben ist die gute Stube, das Wohnzimmer des Schlösschens. Der Holzboden ist Jahrhunderte alt und die Astlöcher sind mittlerweile erhaben. In der Ecke steht ein besonderer Ofen aus dem Jahr 1710. Die Tonkacheln wurden mit Grafit überzogen, was ihnen den Charakter von Eisen gibt. An den holzvertäfelten Wänden sind noch Reste der ursprünglichen Bemalung zu sehen.

Der Amerikaner Matt Borsey und seine Familie (rechts) machten Urlaub in Rothenburg. Das Topplerschlösschen wollten sie sich genauer ansehen. Ursula Boas (links) erklärt die Besonderheiten auch auf Englisch.  Fotos: am

Der Amerikaner Matt Borsey und seine Familie (rechts) machten Urlaub in Rothenburg. Das Topplerschlösschen wollten sie sich genauer ansehen. Ursula Boas (links) erklärt die Besonderheiten auch auf Englisch. Fotos: am


Ilse und Heinz Boas, die Eltern von Ursula Boas, haben das Gebäude im Jahr 1975 komplett renoviert. Das Dach wurde neu gemacht, Balken ausgebessert, die Fassade neu verputzt und gestrichen. Im Inneren sind Fresken freigelegt und mit Plexiglas gesichert worden.

Im zweiten Geschoss gibt es zwei kleine Zimmer und ein Schlafzimmer. Das Bett ist gemacht, die Waschschüssel steht griffbereit. Der Familie Boas war es immer wichtig, das Topplerschlösschen nicht als steriles Museum, sondern als bewohntes Haus zu präsentieren. Der frische Blumenstrauß auf dem Wohnzimmertisch gehört auch dazu. „Das hat meine Mutter begonnen und ich führe diese Tradition weiter“, so Ursula Boas.

Bewohnt ist das Topplerschlösschen (es gibt kein Wasser, keine Elektrizität, keine Toilette) schon lange nicht mehr. Die letzte Mieterin war eine Amerikanerin, die das Haus vor dem Zweiten Weltkrieg regelmäßig als Feriendomizil nutzte.

Zwischen Toppler und der Familie Boas hatte das Haus viele Besitzer. An der Eingangsfassade weisen schmuckvolle Wappen auf einige der bekanntesten Hauseigentümer hin. Das historische Erbe mit den anfallenden Kosten für die Instandhaltung zu bewahren, ist für Ursula Boas als Privatbesitzerin nicht einfach. am

Info: Das Topplerschlösschen hat während des Taubertal-Festivals vom 10. bis 13. August täglich von 10 bis 14 Uhr geöffnet. In dieser Zeit ist es nur zu Fuß über die Doppelbrücke erreichbar. Für Festivalbesucher direkt der Zugang. Eintritt und Führung kosten 5 Euro.