Blütezeit Sep01


Blütezeit

Die Skulpturen im Burggarten scheinen immer eine gute Zeit zu haben. Foto: am

Die Skulpturen im Burggarten scheinen immer eine gute Zeit zu haben. Foto: am

Liebe Leser,

alles und jedes hat seine Blütezeit, sein eigenes goldenes Zeitalter. Uns Menschen selbst wird der Zeitraum meist erst bewusst, wenn er vorüber ist. „Die besten Jahre, das waren sie. Und nun?“, wird sich so mancher fragen.

Da hat es eine Stadt natürlich einfacher. Ihre Blütezeit wird getragen von verbrieften Erinnerungen und von dem, was die Menschen, die diesem Ort geneigt sind, daraus machen. In diesem Geiste feiert Rothenburg am ersten Septemberwochenende seine „besten Jahre“. Von 1274 bis 1803 war Rothenburg eine Reichsstadt. Die Hochphase der kulturellen oder wirtschaftlichen Entwicklung dauerte also 529 Jahre – dagegen wirken die besten Jahre eines Menschenlebens gerade mal wie ein schönes Wochenende.

Zum Glück entwickeln goldene Zeiten immer eine gewisse Strahlkraft, die ins hier und jetzt hineinreicht. Im RothenburgMuseum (Seite 9) ist die Wirkung der Vergangenheit mit über 2 000 Exponaten verbrieft. Eichii Takeyama, ein japanischer Professor für Kunst und Philosophie, lebt und arbeitet seit fast 30 Jahren in seiner Wahlheimat Rothenburg. Die Stadt, die Quintessenz ihrer Blütezeit, hat ihn sofort gefesselt (Seite 86).

Und außerdem gibt es viele neue oder bewährte Ideen und Initiativen, von der schicken Bar (Seite 56) bis hin zum Musikfestival (Seite 102), vom visionären Bäcker (Seite 48) bis hin zur Rettung von Lebensmitteln (Seite 60), die längst eine weitere Blütezeit eingeläutet haben. Auch da ist eine Stadt eindeutig im Vorteil im Vergleich zu einem Menschenleben.

Ihre Andrea Müller