Besondere Talente Mai01


Besondere Talente

Martina Trumpp ist Violinistin, Mathematikerin und Hochschuldozentin

Ausnahmegeigerin, Mathematikerin, hochbegabt – das Flair eines „Wunderkindes“ umweht Martina Trumpp. Die 28-Jähri­-
ge ist seit zwei Jahren Dozentin an der Musikhochschule Tros­singen. Sie unterrichtet das Hauptfach Violine. Ihre Studenten sind genauso alt wie sie. „Aber man fühlt sich anders, wenn man die Verantwortung trägt“, erzählt sie, lacht und nimmt einen Schluck von ihrem Cappuccino.
Gerade kommt sie von einem kurzen Wellnessurlaub am Spitzingsee zurück. Sie wohnt in Tübingen, ihr Elternhaus ist in Leutershausen. Hier ist sie aufgewachsen und auch noch regelmäßig anzutreffen.

Martina Trumpp als Zwölfjährige beim Meisterkurs mit Prof. Kurt Saßmannshaus aus Cincinatti/USA am Institut für Begabungsforschung in Paderborn.

Martina Trumpp als Zwölfjährige beim Meisterkurs mit Prof. Kurt Saßmannshaus aus Cincinatti/USA am Institut für Begabungsforschung in Paderborn.


Die Geige musste es sein
Dem Klischee des introvertierten Musikstars entspricht sie nicht. Dunkler Pulli, kurzer gepunkteter Rock, die Haare locker hinter die Ohren geschoben und den Geigenkasten in der Hand, ist Martina Trumpp eine attraktive junge Frau, die die Blicke auf sich zieht. Die Worte sprudeln aus ihr heraus. Und sie weiß genau, was sie will.
Mit acht Jahren war das Geige spielen. „Meine Oma hatte eine, und ich wollte das einfach lernen“, so Martina Trumpp. Martina Trumpp war anders als das Durchschnittskind. Schon in der Grundschule hat sie eine Klasse übersprungen, ebenso die 6. Klasse
im Platengymnasium in Ansbach. „Ein bisschen Englisch musste ich schon nachlernen und mein Vater hat mir im Urlaub kurz das Bruchrechnen erklärt“, sagt sie. An­sons­ten sei da nichts Besonderes dran gewesen.
Ähnlich unprätentiös, aber erfolgreich, ging es auch mit der Geige voran. Nach gut zwei Jahren Geigenunterricht hat sie das erste Mal beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen und kam gleich in den Landeswettbewerb. „Geige üben war für mich wie spielen. Da war kein Druck“, erinnert sie sich.
Beim internationalen Violinwettbewerb Premio Lipizer in Italien hat  Martina Trumpp den Preis für herausragendes künstlerisches Temperament als jüngste Teilnehmerin (damals 18 Jahre) bekommen. Foto: privat

Beim internationalen Violinwettbewerb Premio Lipizer in Italien hat Martina Trumpp den Preis für herausragendes künstlerisches Temperament als jüngste Teilnehmerin (damals 18 Jahre) bekommen. Foto: privat


Energie durch die Musik
Mit 12 Jahren hat sie dann die Aufnahmeprüfung für Jungstudenten an der Musikhochschule in Würzburg gemacht. „Technisch war da vieles noch suboptimal, aber die haben gesehen, dass ich das will“, so die Musikerin.
Einmal die Woche ist sie nach der Schule von Ansbach mit dem Zug nach Würzburg zum Unterricht gefahren. „Am Tag danach hatte ich immer meine Hausaufgaben“, erzählt sie verschmitzt. Am Wochenende haben sie ihre Eltern ein zweites Mal nach Würzburg gefahren. „Ohne das wäre es in der Schule auch nicht so gut gelaufen“, sagt Martina Trumpp, „Die Musik hat mir positive Energie gegeben.“
Gleichzeitig mit dem Abitur hat Martina Trumpp am Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“ teilgenommen. Zwei Tage nach dem Kolloquium war ihr Auftritt. Und sie hat einen der ersten Preise gewonnen. „Der erste Preis auf Bundesebene ist die Spitze der Pyramide, und man wird dann interessant für Konzertveranstalter“, erklärt sie.
Klar war zu dem Zeitpunkt allerdings auch, dass sie Musik studieren wird. Mit ihren Eltern hatte sie die weitsichtige Vereinbarung, dass „die zwei Jahre, die ich mir in der Schule geklaut habe“ ins Musikstudium investiert werden. Nach dem Vordiplom sollte noch „was anders dazukommen“. Die Musikbranche ist hart umkämpft, und ein zweites Standbein immer gut.
Also hat Martina Trumpp noch Mathematik studiert, zuerst in Würzburg, später in Tübingen. „Nur Musik fand ich auch zu einseitig und Mathe war einfach mein Bedürfnis“, erklärt sie. Zwei Studiengänge gleichzeitig zu studieren, hat die junge Frau locker gemeistert. „Etwas früher aufstehen und abends weniger feiern“, lautet ihr Credo.

Mathe und Musik passen in der Welt von Martina Trumpp gut zusammen. „Es ist sinnvoll, alle Interessen zu verfolgen, für den Geist und die eigene Persönlichkeit“, erklärt sie und öffnet ihren Geigenkasten. Darin klemmt ein Bild von Albert Einstein, wie er Geige spielt. „Mit der Mathematik trainiert man strukturiertes Arbeiten und erwirbt einen anderen Blickwinkel“, sagt sie. Gerade für ihre Arbeit als Dozentin ein großer Gewinn.
Die Musik stand jedoch stets im Vordergrund, und Martina Trumpp hat mehrere Abschlüsse erworben. Im Jahr 2008, mit 21 Jahren, ihr Diplom mit Auszeichnung. Danach ging es für zwei Jahre an die Musikhochschule nach München mit dem Abschluss des Konzertexamens. Von 2011 bis 2013 hat sie am königlichen Konservatorium in Brüssel bei Philippe Graffin ihr Masterstudium absolviert. „Das war unglaublich“, erzählt sie.
Martina Trumpp hat als Solistin mit den „Düsseldorfer Synphonikern“, dem „Wiener Kammerorchester“, der „Klassikphilharmonie Hamburg“, den „Würzburger Philharmonikern“, dem „Georgischen Kammerorchester“ und vielen mehr gespielt. Ihren persönlichen „Grand Slam“, das mit Orchester gespielte Standardrepertoire großer Violinkonzerte von Bach, Vivaldi, Mozart, Haydn, Beethoven, Mendelssohn, Bruch, Saint-Saëns, Dvoˇrák, Tchaikowski, Brahms, Sibelius und Berg, hat sie im letzten Jahr voll gemacht.
In der Schweiz stand sie auf der Bühne, hat an Kammermusiktourneen in England teilgenommen, auf Festivals in Kanada und in Schweden gespielt. Dort hat sie auch Philippe Graffin gehört und war von dem herausragenden Künstler und Violinisten so begeistert, dass sie noch bei ihm studierte. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien bekommen, ist Jugendkulturpreisträgerin der Stadt Ansbach und erhielt unter anderem 2009 den „Wolfram-von-Eschenbach-Förderpreis“.
Von jedem Lehrer, von jedem Professor hat sie sich ihre eigene Essenz herausgezogen. Selbst mit Ana Chumachenco, deren Kurse zu den renommiertesten der Welt gehören, konnte Martina Trumpp arbeiten.
All diese Erfahrungen fließen nun in ihren eigenen Unterricht. Bereits in Würzburg hat sie an der Hochschule eine Lehrtätigkeit ausgeübt. An der Musikhochschule in Trossingen wurde dann 2013 eine Dozentin für Schulmusik (Geige) gesucht. Martina Trumpp hat sich beworben. Konnte jedoch nicht berücksichtigt werden, da sie überqualifiziert war. Die Verantwortlichen wollten sie trotzdem kennenlernen, und waren so begeis­tert, dass sie einfach eine neue Stelle für sie schufen. Seit 2013 ist Martina Trumpp eine der jüngsten Hauptfachdozentinnen an einer Musikhochschule in Deutschland, die jüngste in Trossingen. „Eine wunderbare Arbeit und eine riesen Chance“, strahlt sie.
„Musik erfordert viel Emotion und Intellektualität“, erklärt sie. „Geistige Offenheit ist unbedingt notwendig.“ Ihr Ansatz ist daher effizient zu arbeiten, mit Fokus und Bedacht in der Übungszeit viel zu erreichen. „Manche Musiker üben 6 Stunden und werden nicht besser“, erklärt sie. Die eigenen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Weltklasse-Musikern geben ihr nun ein breit gefächertes Handwerkszeug und den Mut, neue Wege zu gehen. Zurzeit beschäftigt sie sich außerdem mit ihrer Dissertation. „Ich habe schon als Kind immer gesagt, ich werde mal Geigenprofessorin“, erzählt sie schmunzelnd.
Martina Trumpp ist jung, sie ist offen – und sie will etwas bewegen. Im Jahr 2014 hat sie erstmals das Kammermusikfestival ins Leben gerufen. Ursprünglich sollte das Festival in Rothenburg stattfinden, aber diese Idee ließ sich nicht verwirklichen. Nun ist es in Dinkelsbühl beheimatet, mit Strahlkraft in die Region.
Engagement in der Heimat
Martina Trumpp möchte mit dem Festival die Hemmschwelle zur klassischen Musik überwinden und von der „traditionellen Konzertkruste abgestaubte Veranstaltungen“ bieten. Schon im ersten Jahr hat das Festival mit neuen Konzertformen für Aufsehen gesorgt.
In diesem Jahr hat Martina Trumpp gemeinsam mit den Vorständen des neu gegründeten Vereins, Erich Schneider (Direktor der Berufsfachschule für Musik ) und Hans von Draminski (Journalist), und unter dem neuen Namen „D’accord, das Klassikfestival“ wieder ein interessantes Programm zusammengestellt. So wird es ein Club-Conzert mit Cross over-Repertoire von Bach bis Metallica, ein Open-Air mit Gitarrenmusik oder ein Wandelkonzert geben. Eingeladen sind internationale Musiker, die nicht nur die Konzerten spielen, sondern in Workshops ausgewählte Nachwuchsmusiker unterrichten. Ganz bewusst will sie Konzertformate präsentieren, die neue Wege gehen – aber stets auf höchstem Niveau. am

D’accord, das Klassikfestival vom 9. bis 17. Mai

9. Mai, um 19.30 Uhr: Eröffnungskonzert: „Fratres“ in Dinkelsbühl in der St. Paulskirche
13. Mai, um 20 Uhr: „Classical Club Concert“ in Ansbach in den Kammerspielen
15. Mai, um 19.30 Uhr: „Kammermusikgala“ in Leutershausen im Lutherhaus
16. Mai, um 19 Uhr: „Das andere Wandelkonzert“ in Dinkelsbühl, St. Paulskirche und Arkadenhof der Berufsfachschule für Musik
17. Mai, um 11 Uhr: „Brunchkonzert der Workshop-Teilnehmer“ in Dinkelsbühl in der Berufsfachschule
17. Mai, um 17 Uhr: „Vielsaitig Open-Air“ in Dörzbach auf Schloss Eyb
Kartenvorverkauf: Bfs-Musik Dinkelsbühl
Tel.: 09851-57250, Mail: bfs-musik@t-online.de