Altes Handwerk – neue Ideen Aug01


Altes Handwerk – neue Ideen

Steffen Breiter führt in vierter Generation das Familienunternehmen

„Es war klar, dass ich das weiter mache“, sagt Steffen Breiter. Er ist der vierte Schmied in der Familie. Seit 110 Jahren beherrschen die Breiters in Gebsattel die Kunst, harten Stahl in die Form zu bringen, die zu den Lebensumständen der Menschen passt.
Mit Weitblick haben sie ihr Handwerksunternehmen stets an den Anforderungen der Zeit ausgerichtet. Seit 2008 ist Steffen Breiter nun der Chef im Haus: Die Bauspenglerei und der moderne Stahlbau sind seine Schwerpunkte.
Begonnen hat alles im Jahr 1909 als sein Urgroßvater Ernst Breiter die Dorfschmiede in Gebsattel gekauft hat. „Laut Chronik gab es die Schmiede schon im Dreißigjährigen Krieg“, so Breiter. Peu à peu hat Ernst Breiter weitere Gebäude und Scheunen zugekauft. Noch heute ist das Unternehmen mitten in Gebsattel ansässig.

Funktionsfähige Esse
1939 übernahm sein Sohn Wilhelm, der Großvater von Steffen Breiter, die Schmiede. Der Betrieb ruhte in Kriegszeiten und erst 1950, als Wilhelm Breiter aus der Gefangenschaft zurückkehrte, legte er richtig los. Im Büro des Unternehmens hängt noch immer ein Foto, das ihn beim Abschluss der Meisterprüfung in der staatlichen Hufbeschlagschule in Nürnberg zeigt.
Die Kunst, Pferdehufe oder auch Reifen zu beschlagen, war einst ein gefragtes Handwerk. Noch heute haben die Breiters eine voll funktionsfähige Esse in ihrer Werkstatt. „Und die verkaufen wir auch nicht“, so Steffen Breiter. Als 1978 sein Vater Ernst Breiter den Betrieb übernahm, war der Wandel schon voll im Gange. Er ist gelernter Schmied und Landmaschinenmechanikermeister. „Als die Pferde weniger wurden, haben wir uns eben um die Landmaschinen gekümmert“, so Ernst Breiter.

ROTOUR: Steffen Breiter, Metallbau Breiter in Gebsattel

Steffen Breiter beherrscht das Handwerk der Metallverarbeitung in allen Varianten. Foto: am

Am Zeitgeist orientiert
Dann sahen die Breiters mehr Nachfrage im Bereich Gas-Wasser-Installationen und Steffen Breiter hat in diesem Bereich eine erste Ausbildung gemacht. Aber der Schmied in seinen Genen war zu dominant. „Schon mit sechs Jahren hat er mit seinem Großvater zusammen an der Esse gestanden. Beide mit leuchtenden Augen“, erinnert sich sein Vater. Also hat Steffen Breiter noch den Meister im Metallbau gemacht. Als Meisterarbeit hat er ganz traditionell über dem offenen Feuer ein Schwert geschmiedet. Sicher in Schaumstoff in eine Holzkiste gebettet, ist es ein wahres Schmuckstück. Sein Herz schlägt für das alte Handwerk. Leider wird die traditionelle Schmiedekunst heutzutage selten nachgefragt.

Neuer Schwerpunkt
Der Schwerpunkt des Traditionsbetriebs liegt beim Metallbau, bei Schweißarbeiten (Steffen Breiter ist zertifizierter Schweißfachmann) und der Spenglerei.
An erster Stelle nennt Steffen Breiter die Bauspenglerei: Dachrinnen, Schloteindeckungen, Verkleidungen mit Blech, Blechdächer bis hin zu Blechfassaden umfasst sein Auftragsportfolio.
In der Werkstatt hat er als einer der wenigen Betriebe der Region eine sechs Meter lange Abkantmaschine stehen. „Für lange Abschlussbleche oder Mauerabdeckungen“, erklärt er.
Das zweite Standbein des Gebsattler Handwerksbetriebs ist der Stahlbau: Treppen, Geländer, französische Balkongeländer vor bodentiefen Fenstern oder vorgesetzte Stahlbalkone sind die Haupteinsatzgebiete.

Alles Handarbeit
In der Werkstatt lagert das Rohmaterial: Sechs Meter lange Stahlstangen, Rohre oder große Rollen aus Stahlblech. Was Steffen Breiter und seine Mitarbeiter, alle Profis ihres Handwerks, fertigen, ist stets individuell. „Wir gehen zum Kunden, beraten, machen das Aufmaß, entwerfen den Plan“, so Steffen Breiter. Was einst schnell skizziert wurde, entsteht heute in akribischer Detailarbeit am Computer. Steffen Breiter arbeitet mit einem CAD-Computersystem. Der Kunde sieht hier in dreidimensionaler Darstellung, wie seine Treppe aussehen kann, was es für Geländermöglichkeiten gibt, ob eine Glasfüllung oder nur Streben besser aussehen. Sogar ein persönliches Logo arbeitet Steffen Breiter nach Wunsch ein. Der Individualität sind keine Grenzen gesetzt.

ROTOUR: Steffen Breiter mit Team und Vater Ernst Breiter

Steffen Breiter (zweiter von rechts) mit seinem Team. Auch sein Vater Ernst Breiter (zweiter von links) hilft bei Bedarf noch mit. Foto: Privat

In der Region verankert
Der Maschinenpark in der Werkstatt ist bestens bestückt. Auf der mit einer Emulsion gekühlten Bandsäge kann er Stahlelemente bis zur Höhe von 140 mm sägen. Daneben stehen Maschinen zum Runden von Handläufen. „Der Handlauf aus Edelstahl am Geländer ist momentan voll im Trend“, so Breiter.
Die Fachkenntnis des Traditionsbetriebs ist auch bei vorgesetzten Stahlbalkonen gefragt. Auch hier erstellt Steffen Breiter die Konstruktionszeichnungen am Computer.
Als alteingesessenes Unternehmen kommen 90 Prozent der Kunden aus dem näheren Umkreis, etwa 15 km entfernt. Dabei muss es nicht der Großauftrag sein, damit Steffen Breiter vorbeikommt. Von der Dachrinne auf dem Gartenhäuschen bis hin zur 30 Meter Rinne auf dem Mehrfamilienhaus, von der Privatperson bis hin zur Wohnbaugesellschaft, erhält jeder Auftrag die gleiche Aufmerksamkeit.
So geht es weiter im Hause Breiter. „Aus dem einstigen Schlosser und Schmied ist mittlerweile der Metallbauer geworden“, fasst Steffen Breiter die Entwicklung zusammen.
Auch wenn der archaische Ursprung seiner Zunft, das Schmieden über dem Feuer, noch immer seine Augen leuchten lässt, so hat er dennoch sein Unternehmen mit Blick auf die Zukunft und vor allem mit qualitativ hochwertiger Handwerksarbeit, bestens aufgestellt. 
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