Afrika in Franken – Malawi-Buntbarschzucht von Josef Uwe Baumann Jan11


Afrika in Franken – Malawi-Buntbarschzucht von Josef Uwe Baumann

Bei der Tierwelt Afrikas denken die meisten an Elefanten, Löwen und Giraffen. Josef Uwe Baumann aus Preuntsfelden jedoch kommt ins Schwärmen, wenn er an die Unterwasserwelt in den Seen des großen afrikanischen Grabenbruchs denkt – und viele Fischfreunde weltweit mit ihm. Er züchtet Cichliden, der Fachausdruck für Buntbarsche. Spezialisiert hat er sich auf die im Malawi-See heimischen Arten.
Der Malawi-See ist mit rund 30 000 km2 Fläche der drittgrößte See Afrikas und damit fast exakt genauso groß wie Belgien. Um die 1 000 verschiedene Buntbarscharten leben hier (zum Vergleich: in ganz Europa leben ca. 200 Süßwasserfischarten) – und zwar nur hier.
Die im Malawi-See lebenden Arten finden sich in dieser Form nirgends sonst auf der Erde, ebenso wenig wie sich im Malawi-See Arten aus etwa dem nicht weit entfernten Tanganjika-See finden. In der Biologie spricht man hier von endemischen Arten.

Wohlfühlatmosphäre
Da sich selbst innerhalb des Mala-
wi-Sees die Arten von Ort zu Ort in der Farbgebung unterscheiden können, wird ihrer Artbezeichnung oft noch der Ort hinzugefügt. Die fachliche Bezeichnung setzt sich dann wie folgt zusammen: Gattungsbezeichnung (z. B. Aulonocara) + Artbezeichnung (z. B. baenschi nach einem norddeutschen Zookaufmann) + Ort (z. B. benga für einen Ort am Südwestufer des Malawi-Sees).
Die meisten Arten leben in den felsigen Uferregionen des Sees, sie werden deshalb von den einheimischen Fischern „mbuna“ genannt, was so viel wie „Steinfisch“ bedeutet. Nur wenige Gattungen leben im offenen Wasser.
Bei der Haltung im Aquarium achtet Josef Baumann darauf, den Tieren eine Umgebung entsprechend ihrer Bedürfnisse zu schaffen. Die Buntbarsche sind anspruchsvoll und ihre Haltung eine Herausforderung, was für Josef Baumann auch einen Teil der Faszination ausmacht.
Wichtig ist eine Wassertemperatur zwischen 24 und 27° C sowie sauberes Wasser. Entsprechend müssen die Aquarien regelmäßig gesäubert werden, Filter übernehmen einen großen Teil der Wasserklärung. Doch die Filter allein können bei einem geschlossenen System wie dem Aquarium nicht gewährleisten, dass der Schadstoffanteil in einem angemessenen Rahmen gehalten wird. Hier hilft nur der regelmäßige Was-
serwechsel, bei dem ein Teil des Wassers (niemals das ganze!) abgelassen und durch Frischwasser ersetzt wird.
Gedankt wird Josef Baumann der Aufwand mit einer faszinierenden Farbenvielfalt. Und dem Erfolgserlebnis, wenn die Nachzucht gelingt – wenn sich Wildfänge aus Afrika im Aquarium in Preuntsfelden fortpflanzen und so zur Arterhaltung beitragen.
Die Cichliden sind Maulbrüter. Das Weibchen legt jeweils ein bis zwei Eier auf einmal ab, das Männchen schwimmt darüber und befruchtet sie. Danach nimmt das Weibchen die befruchteten Eier sofort zum Schutz in ihr Maul auf und brütet sie dort innerhalb von 18 bis 21 Tagen aus. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die einen Dottersack am Bauch hängen haben, über den sie ernährt werden.

Sicher aufgehoben
Die Zahl der Eier, die das Weibchen auf diese Weise insgesamt ablegt und in ihr Maul aufnimmt, ist von der Art abhängig und kann zwischen 10 und 50 Stück liegen. Bei Arten mit kleineren Jungtieren, gibt es häufig mehr Nachwuchs – der Verlust eines Teils von ihnen ist gewissermaßen schon mit eingeplant. Bei Arten, wo die Jungtiere von Anfang an größer sind, legen die Weibchen weniger und dafür größere Eier.
Während der Brutzeit nimmt das Weibchen in der Regel keine Nahrung zu sich. Sie spült aber durch Öffnen und Schließen des Mauls die Eier regelmäßig mit Frischwasser, was die Eier umlagert, den Keimgehalt im Gleichgewicht hält und einer möglichen Verpilzung entgegenwirkt. Zudem wird so die Temperatur reguliert.
Einige Fachleute gehen davon aus, dass die Umgebungstemperatur das spätere Geschlecht der Fische beeinflusst: So sollen bei wärmeren Temperaturen mehr Männchen und bei niedrigeren Temperaturen mehr Weibchen entstehen.
Die kleinen Fische sind voll entwickelt, wenn ihr Dottersack aufgebraucht ist. Das Weibchen entlässt sie dann aus ihrem Maul, nimmt sie aber auch bis zu drei Wochen danach (solange sie noch ins Maul hineinpassen) bei drohender Gefahr wieder auf, um sie zu schützen. Gefahr droht vor allem von größeren Fischen. Arten wie etwa der Buccochromis rhoadesii können bis zu 40 cm groß werden und fressen kleinere Fische bis zu einer Größe von 7 cm.

Mahlzeit: Farbenprächtige Räuber beim Fressen.                     Fotos: Schmid

Mahlzeit: Farbenprächtige Räuber beim Fressen. Fotos: Schmid


Feingefühl des Züchters
Um dieses Risiko auszuschließen, greift Josef Baumann als Züchter in den natürlichen Ablauf ein und bringt das brütende Weibchen dazu, die befruchteten Eier bzw. die Larven in ein mit Wasser gefülltes Gefäß auszuspucken. Die Herausforderung liegt hier darin, zu erkennen, wann ein Weibchen das Maul voll hat und dann den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Die Eier oder Larven müssen dann an einem möglichst dunklen Ort und in Bewegung gehalten werden. Eigens zu diesem Zweck gibt es Inkubatoren, die über ein Pumpensystem einen geschlossenen Wasserkreislauf erzeugen und durch die Strömung den Fischnachwuchs in Bewegung halten.
Gelegentlich kommt es sowohl in freier Wildbahn wie im Aquarium vor, dass das Weibchen die Eier von selbst ausspuckt. In der Regel geschieht dies nach ca. drei Tagen, die Eier waren dann nicht befruchtet. Es kann jedoch auch ein zu aufdringliches Balzverhalten des Männchens der Auslöser sein. Hört dieses nach der erfolgreichen Befruchtung nicht mit dem Balzen auf, kann das beim Weibchen so großen Stress erzeugen, dass es das Brüten vorzeitig abbricht.
Jungtiere, die all dies einmal überstanden haben, wachsen langsam zu ganzer Pracht heran. Zwei Jahre dauert es, bis sie ihre volle Größe erreicht haben – das können je nach Art zwischen 10 und 40 cm in der Länge sein. Insbesondere die Männchen in Balzfärbung schillern dann in leuchtenden Farben von kanariengelb bis marineblau. Sie haben Streifen wie ein Zebra, schachbrettartige Zeichnungen oder einen leuchtend roten Bauch und zieren damit zahlreiche Aquarien in aller Herren Länder. ake