Denkmalpreis für das Zollhaus Matthias Zink hat eine private Publikation verfasst. Knapp 300 Seiten hat das Buch. Es erzählt nicht nur die Geschichte des Zollhauses in Reichardsroth, sondern auch den Werdegang vom unscheinbaren Wohnhaus zum prämierten Denkmal. Zink hat für die Sanierung des historischen Hauses die bayerische Denkmalschutzmedaille 2023 erhalten. Zu Recht ist er stolz darauf. Mindestens 14 000 Stunden Eigenleistung sind in den letzten zehn Jahren in das Projekt geflossen. „Ohne die Unterstützung meiner Familie wäre das nicht möglich gewesen“, erzählt er und fügt an, „Die Auszeichnung ist für uns alle.“ Matthias Zink, beruflich als Maschinenbautechniker tätig, ist in Reichardsroth gegenüber des Zollhauses aufgewachsen. Das im Jahr 1700 erbaute Haus war bis 2000 bewohnt. Über die Jahrhunderte wurde es immer wieder verändert und hatte schließlich den Charme eines 50er-Jahre Hauses. Nur am Wappen war zu erkennen, dass hier mehr drin steckt. Als 2013 sein Nachbar das Haus zum Verkauf anbot, schlug Matthias Zink zu. „Ich war schon immer geschichtlich interessiert und habe eine Leidenschaft zum Alten“, erklärt er. Klar war für ihn auch, dass er in diesem Haus einmal leben wird. Die Reichsstadt Rothenburg beschloss im 15. Jahrhundert eine 62 km lange Landhege zu bauen, um ihr Gebiet, die Landwehr, zu sichern. Die 20 m breite Anlage bestand aus Erdwällen und Gräben. Wichtige Durchlässe wurden mit Landtürmen und Zollhäusern gesichert. So auch in Reichardsroth, dem nördlichsten Punkt der Landwehr. Der Turm blieb zwar nicht erhalten, aber das Zollhaus hat die Jahrhunderte überstanden. Matthias Zink wollte das Haus mit feinem Gespür für dessen individuelle Geschichte wieder zu neuem Leben erwecken. Vor dem Beginn aller Arbeiten standen daher die Voruntersuchungen in Absprache mit dem Denkmalamt an. Ein dendrochronologisches Gutachten stellte anhand der Altersbestimmung der verwendeten Holzbalken das Baujahr fest. „Das Holz wurde im Jahr 1699 gefällt“, erzählt Zink. Die Datierung des Zollhauses auf das Jahr 1700 war somit nachgewiesen. Weiterhin mussten ein verformungsgerechtes Aufmaß erstellt und ein Nutzungskonzept verfasst werden. Außerdem wurde die in der Denkmalpflege erfahrene Architektin Anette Sauerhammer für die Realisierung zugezogen. Nun konnte Matthias Zink auch Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln beantragen. „Ohne diese Unterstützung unter anderem durch den Entschädigungsfond hätte ich als Privatperson die Restaurierung in dieser Form nicht stemmen können“, erklärt er. Zink hat das Zollhaus nicht nur zum lebenswerten Wohnraum gemacht, sondern auch wieder die Zeitzeugen der Geschichte freigelegt. Die Außenwand zur Straße hin wurde mit speziellem Kalkputz restauriert. Dabei hat er Besonderheiten der Zollanlage entdeckt: Ein massiver Torangelstein mit Vertiefung für eine Torangel, eine Nut für eine Schranke, daneben eine Nische, um eine Laterne abzustellen, und ein kleines Fenster, das aus dem Innenraum geöffnet werden kann, weisen auf den Ablauf eine Zollstation hin. Das Fachwerk wurde mit großem Aufwand wieder instand gesetzt. Zink hat genau dokumentiert, wo Originalsubstanz erhalten ist und wo es nötig war, Holz zu ersetzen. Die Fenster hat er nach altem Vorbild mit historischen Beschlägen, vierflügelig aber mit Isolierverglasung fertigen lassen. Die Liebe zum Detail ist in allen Winkeln vertreten. Die Riegelfelder im Fachwerk wurden nach historischem Vorbild mit Staken versehen und mit einem Lehm-Stroh-Gemisch verfüllt. Bestehende Putze hat Zink aufwändig erhalten. Und auch die Fassung wurde sowohl innen wie außen nach Originalfunden farblich gestaltet. Mit Herzblut saniert In der guten Stube wurde die Balken-Bohlen-Decke unter Zentimeter starkem Putz freigelegt und sogar Fehlböden hat Zink nach einer Einweisung durch einen Spezialisten nachgebaut. „Wir waren mehrmals im Freilandmuseum“, erzählt er. Immer auf der Suche nach der originalgetreuen Verarbeitung hat er sich dort die Verlegung des Holzbodens in der guten Stube mit geschmiedeten Nägeln abgeschaut. Die älteste Türe hat Zink im Dachgeschoss des Zollhauses gefunden. Sein Bruder Michael Zink, von Beruf Schreiner, hat nach dieser Vorgabe Türen für das Zollhaus gefertigt, die individuelles Flair ausstrahlen. Historische Schlösser, Türgriffe und Riegel, alles im Einzelnen zusammengetragen, vervollständigen das Bild. Aus dem Baumarkt findet man im Zollhaus nichts: Der Boden der Räume im Erdgeschoss ist mit alten Sollnhofener Schieferplatten belegt, das Dach wurde mit handgestrichenen Ziegeln gedeckt,...
Mensch und Pferd
gepostet von ROTOUR
Begleitung mit Reittherapie Den eigenen Weg zu gehen setzt eine innere Stärke, Ruhe und vertrauensvolle Gelassenheit voraus. Das zu erreichen ist nicht immer einfach. Sabine Steinhauser scheint dies jedoch mit bodenständiger Leichtigkeit zu meistern – und mit der Hilfe ihrer Pferde. In Dottenheim betreibt sie einen Pferdehof, bietet Reittherapie an und bildet selbst angehende Therapeuten und Reitpädagogen aus. „Pferde haben schon immer zu unserer Familie gehört“, erzählt sie. Aufgewachsen im Allgäu, wo ihr Vater Landwirtschaft betrieb, zog sie 1992 nach Dottenheim (bei Dietersheim) und kaufte gemeinsam mit ihren Eltern einen Hof, den die Familie umfassend umbaute und renovierte. Da nun endlich Platz war, zog auch das erste eigene Pferd in Dottenheim mit ein. „Ich bin da schnell an meine Grenzen gekommen“, erzählt Sabine Steinhauser mit einem wissenden Lächeln im Gesicht. Das Pferd war ein sehr guter Lehrer für sie, denn sie begann mit ersten Workshops ihr Wissen im Umgang mit den Tieren zu vertiefen. In den Anfangsjahren hat sie dann Dozenten nach Dottenheim geholt und dort Workshops angeboten. Ab 1996 hat sie ihre eigene Ausbildung intensiv vorangetrieben. Ihr Ansatz war und ist dabei der achtsame Umgang mit Mensch und Tier. Die Feldenkrais-Methode oder Hakomi, eine körper- und erfahrungsorientierte Psychotherapie, sind nur einige der Methoden, die sie als Reittherapeutin anwendet. Ihr Portfolio an Ausbildungen und Fortbildungen ist umfassend und sie erweitert es fortwährend. Was sie für wertvoll und unterstützend hält, fügt sie zu einer neuen Einheit zusammen. Entstanden ist so ihr ganz eigenes Konzept, das nicht auf vorgefertigten Abläufen und Strukturen basiert, sondern je nach Thema und Wesen des Klienten eine individuelle Begleitung bietet. Ihr Grundsatz beinhaltet, dass ein Therapeut nicht den Weg kennen muss, sondern jedes Wesen selbst weiß, was es zur Heilung und Genesung benötigt. „Ich leuchte dann wie mit einer Taschenlampe dorthin“,...
Der letzte Weg
gepostet von ROTOUR
Der „Ruheforst Landhege“: würdige Bestattungen unter alten Bäumen Da, wo sich der Naturpark Frankenhöhe, die Hohenloher Ebene und das Liebliche Taubertal treffen, gibt es einen besonderen Ort des Friedens. Seit 2009 befindet sich hier der „Ruheforst Rothenburg-Landhege“ auf einem ursprünglich 14 Hektar großen Waldstück zwischen der Reichsstadt und dem württembergischen Oberrimbach. Bei der Eröffnung des Ruheforsts betrug die Friedhofsfläche 3,5 Hektar. Heute sind es bereits 6 Hektar. Es ist eine ganz andere Art der Bestattung und ermöglicht es dem Verstorbenen nach dem Ableben vollkommen in die Natur aufgenommen zu werden. Der Waldfriedhof wird von der Stadt Creglingen betrieben. Die Fläche mit der Gemarkung 222 gehört seit 1399 der Stadt Rothenburg, die der damalige Bürgermeister Heinrich Toppler einst erworben hat. „Es war von Anfang an eine gute Zusammenarbeit zwischen Rothenburgs und den Creglinger Stadtvätern,“ sagt Diplom Forstingenieur und Leiter des Rothenburger Forstamtes, Daniel Gros, der den Ruheforst damals als neues Geschäftsfeld erschlossen hat. Der Forstingenieur kannte diese Art von Begräbnis bereits und empfand das Gebiet auf der Frankenhöhe als passenden Ort für eine solch friedvolle Ruhestätte. Mitten in einem Mischwald mit 60 bis 160 Jahre alten Bäumen, der durch einen Zaun aus schwarzen Tauen abgegrenzt ist, können sich Menschen unabhängig von Konfession oder Herkunftsland einen Platz für die ewige Ruhe suchen. Viele Besucher genießen die Stille in der Natur und kommen gerne her, um ihre Angehörigen zu besuchen. Andere halten Ausschau nach der eigenen Grabstätte. „Die Wochenenden sind für einen Waldspaziergang oder einen Grabbesuch am besten geeignet, denn an diesen Tagen finden keine Beisetzungen statt,“ erzählt Gros. Hinterbliebenen bietet der Ruheforst einen Ort der Begegnung und der Stille mit einem Andachtsraum unter freiem Himmel. Die Grabpflege erübrigt sich von ganz alleine. Blumen und Pflanzen werden durch die Natur des Waldes ersetzt. Für Menschen, die nicht...
Alles was man braucht...
gepostet von ROTOUR
Karin Brenner fällt auf mit ihrer Naturoase Hortus Romanticus Hortus, das hört sich an, als wollte man einen Vorrat anlegen, horten eben. Übersetzt heißt es aber „Garten“. Karin Brenner aus Oberdachstetten ist auf dem Land mit hauseigenem Garten aufgewachsen. Heute lebt sie für ihr Naturareal „Hortus Romanticus“. Eigentlich ist sie ausgebildete Drogistin. „Früher haben wir Salben und Heilkräutertees selbst hergestellt. Als Drogist (Droge bedeutet Heilpflanze) kannte man sich in den 70er-Jahren noch mit chemischen Mitteln, aber auch mit Pflanzen und deren Nutzen aus: Substanzen zur Reinigung von Metall, Bodenwachs, Katzenfell gegen Rheuma, Zitronensäure als natürliches Mittel zur Immunstärkung, Kaiser Natron für den Säure-Basenausgleich des Körpers oder Soda als Fleckenmittel oder als Putzmittel in Küche und Bad. Vieles habe ich in meinem Beruf mit Leib und Seele hergestellt, Kunden beraten und verkauft“, sagt Karin Brenner. Bis es in den 80er-Jahren nur noch sogenannte Drogerie-Märkte mit Fertigprodukten gab. Die Naturliebhaberin leitete eine Parfümeriefiliale über sieben Jahre lang. Aber es war eben nicht mehr dasselbe. „Das Hauptanliegen war nicht mehr das Wohl des Menschen, sondern Empfehlungen von fertigen Produkten. Das hat mir nicht mehr gefallen,“ erzählt sie. Die ideenreiche junge Frau ließ sich zur Natur- und Waldpädagogin ausbilden, hält Vorträge und ist als solche beim Bund Naturschutz in Schulen und Kindergärten unterwegs. Sie möchte den jungen Menschen die Notwendigkeit nahe bringen, Lebensräume von einheimischen Pflanzen und Tieren zu erhalten. Ein Beispiel ist der europäische Biber (Castor fiber), der nicht nur als das größte Nagetier Europas gilt, sondern auch der beste „natürliche“ Ökosystem-Manager: Wo immer er lebt und anpackt, nimmt die Artenvielfalt sprunghaft zu. Jeder kann etwas tun „Die Menschen müssen die Naturkreisläufe verstehen. Denn nur wer etwas darüber weiß, kann lernen, die eigene Umwelt zu schützen,“ erklärt die Naturgartenbesitzerin. Das hat sie am eigenen Leib erfahren. Als...
Mit der persönlichen Note...
gepostet von ROTOUR
In der „Weinstube am Eck“ kann man ungestört Feste feiern Es war ein echter Herzenswunsch. Silvia und Tobias Müller wollten ihr eigenes Ding, etwas Besonderes mit persönlicher Note, realisieren – und zwar in Seldeneck. He- rausgekommen ist die „Weinstube am Eck“ mitten in dem kleinen hohenlohischen Ort, nur wenige Kilometer von Rothenburg entfernt. Die Gäste können hier entspannt feiern oder sich im engen Kreis treffen, denn die „Weinstube am Eck“ ist in den Sommermonaten nur auf Vorbestellung für Gruppen geöffnet. Dabei gilt: „Wir machen beinahe alles möglich“, so Silvia Müller. In den Wintermonaten, von September bis April, ist dagegen am jedem zweiten Wochenende für alle geöffnet. Eine Idee entsteht Tobias Müller stammt aus Seldeneck und die Weinstube befindet sich in einem Teil seines Elternhauses. Seine Frau Silvia kommt aus Markelsheim. Die beiden haben zwei Kinder. Tobias Müller arbeitet Vollzeit als Werkzeugmechaniker, nebenher hat er noch etwas Landwirtschaft. Man müsste meinen, damit wäre die Familie ausgelastet. Aber weit gefehlt, die beiden sprühen vor Energie. „Im Jahr 2016 gab mein Vater die Schweinehaltung auf“, erzählt Tobias Müller. Der Schweinestall stand also leer. „Wir haben dann ‘rumgesponnen, was wir dort machen könnten“, erzählt Silvia. Das Ehepaar schaut sich lächelnd an, wohl wissend, dass es jede Menge gute und auch ein paar verrückte Ideen gab. Schnell war jedoch klar, wenn die beiden etwas machen, dann muss es Hand und Fuß haben. Also sollte es eine Weinstube sein, die Raum für Feierlichkeiten jeder Art gibt. Bereits im Vorfeld haben sie mit den Behörden Kontakt aufgenommen, Rahmenbedingungen abgesprochen und eine Förderung beantragt. Bis diese bewilligt sein sollte, wollten sie sich schon mal um die Einrichtung kümmern. Gemütlich sollte der Gastraum werden. Also keine Plastikstühle, sondern die klassischen hölzernen Wirtshausstühle. „Die haben wir dann alle hergerichtet und grün angestrichen“, so Silvia...
Was die Natur so bietet...
gepostet von ROTOUR
Sonnenzauber, der etwas andere Hofladen Eigentlich ist es ja „nur“ ein Hofladen. Aber weit gefehlt. Es ist mehr als das. Annett Wiegner lebt und arbeitet für ihren etwas anderen Hofladen, den Sonnenzauber in Rothenburg. Sie stammt aus dem Erzgebirge und wollte schon mit 16 Jahren die Welt erobern. So ließ sie sich in Rothenburg zur Hotelfachfrau im Hotel und Weingut Glocke ausbilden. Wie der Zufall es so wollte, lernte sie ihren Mann Rainer Wiegner im Hotel Glocke kennen und lieben. Gemeinsam bauten sie sich auf dem ehemaligen Hof seines Onkels in der Ansbacher Straße 137 ein neues Leben auf. Um sich im „höfischen Alltag“ mit Gemüsegarten und Haushalt besser zurechtzufinden, ließ sie sich zur Hauswirtschaftsmeisterin fortbilden. Mit Töchterchen Michaela ging sie in den Mutterschutz. Die quirlige junge Frau blieb während dessen nicht tatenlos. Neben der Hofstelle mit Scheune und Wohnhaus liegt ein Acker mit einem Blumenfeld. Hier wurden ursprünglich Kürbisse und Schnittblumen angebaut. Nach der Bewilligung eines Nutzungsänderungsantrags der Hofstelle zu einem Hofladen öffneten sich ihr Tür und Tor für alle ihre Ideen. Mit dem grünen Daumen ihres Vaters und der Kreativität ihrer Mutter im Gepäck gestaltete sie Gestecke und Blumenarrangements und suchte nach Kürbis-Raritäten. Sie studierte Bücher und Fachzeitschriften und hat heute 40 Speisesorten und ca. zehn Zierkürbis-Sorten im Angebot. Dabei entdeckte sie die Sorte „Mandarin“, die hierzulande als Zierkürbis gehandelt wird, sich aber hervorragend als Speisekürbis eignet. Der flaschenförmige Kürbis „Kalebasse“ kann nach der Trocknung als Vase oder wie in Afrika üblich als Rassel zum Musizieren verwendet werden. Nichts, was es nicht gibt Dank ihrer hauswirtschaftlichen Kenntnisse kam ihr der Gedanke, Vorträge über alle ihre neuen Kürbis-Sorten mit Kochvorführungen zu halten. Deutschland macht es einem nicht leicht, denn dafür brauchte sie zusätzlich ein Studium als Ernährungsfachfrau. Gesagt, getan. Endlich konnte sie ihre...