Kunstvolle Kugeln Nov08

Kunstvolle Kugeln

Gosbert Stark macht seit 20 Jahren Christbaumschmuck zum Unikat Was wäre Weihnachten ohne glänzende Kugeln am Baum? Das gehört einfach dazu. Seit genau 20 Jahren gestaltet Gosbert Stark alljährlich im Weihnachtsdorf von Käthe Wohlfahrt außerdem ganz individuelle Kugeln. Ruhig gleitet die Feder über die runde Oberfläche. In schwungvoller Schrift entstehen persönliche Wünsche. Manchmal unterhält sich der Kalligraf parallel dazu auch noch mit den Kunden, die die Entstehung des Unikats begeistert verfolgen. Gosbert Stark, studierter Grafiker und 75 Jahre alt, lebt in Karlstadt am Main. Die Liebe zu der Schrift hat ihn schon immer begleitet und wurde auch beruflich ein Alleinstellungsmerkmal für ihn. „Mit den Schriften habe ich es zu namhaften Kunden gebracht“, erzählt er. Seine Leidenschaft perfektionierte er bei Kursen ausgewiesener Kalligrafie-Experten. „Ich habe dann auch begonnen auf anderen Materialien zu schreiben“, erinnert er sich. Darunter war auch ein Osterei. Die Grafikdesignerin von Käthe Wohlfahrt hat im Rahmen der Entwicklung eines Logos im Atelier von Stark das beschriftete Osterei gesehen. Danach stand die Frage im Raum: Könnte man auch Kugeln beschriften? „Meinen ersten Einsatz im Weihnachtsdorf hatte ich am zweiten Adventswochenende 2003“, erinnert sich Stark. Der Geschäftsführer erwartete etwa 5 000 Kunden. „Ich konnte mir das gar nicht vorstellen“, erinnert sich der Kalligraf. Aber es war so. Die Italiener kamen zuhauf. Es ging ein bisschen drunter und drüber. „Am nächsten Wochenende hatte ich dann ein Bestellformular entwickelt“, erinnert sich Gosbert Stark. Die Kunden konnten nach einer Vorlage ihren Wunschtext eingeben und bekamen eine Abholzeit der fertigen Kugel. Und so ist es bis heute geblieben. „Die meisten sehen gerne zu, wenn ich ihre Kugel beschrifte“, erzählt der Künstler. Mindestens fünf Minuten plant er pro Kugel ein, je nachdem wie aufwändig die Gestaltung ist. Individuelle Botschaften Gosbert Stark schreibt mit einer Feder auf die Kugel. Er benutzt...

Über den Wolken Nov08

Über den Wolken

Der Wunsch fliegen zu können ist schon so alt wie die Menschheit selbst. Das es heute eine Selbstverständlichkeit ist, um die Welt zu fliegen und es in naher Zukunft auch möglich sein wird, einen Flug zum Mond zu unternehmen, das weiß fast jedes Kind. Aber wie wurden die ersten Fluggeräte entwickelt und wer war der Pionier der Lüfte mit einem motorisierten Flugobjekt? Das Gustav Weißkopf Museum in Leutershausen gibt seit 1987 Antworten und ist im „alten Landgericht“ untergebracht. Damals galten die amerikanischen Gebrüder Wilbur und Orville Wright als die ersten motorisierten Flugpioniere. Das sollte sich ändern, als durch noch lebende Augenzeugen und einem im Original existierenden Zeitungsartikel der „Scientific amercian“ vom 8. Juni 1901 beweisen ließ, dass der gebürtige Leutershäuser Gustav Weißkopf der wirkliche Pionier der Lüfte war. Nach dreijähriger Generalsanierung des denkmalgeschützten „Alten Landgerichts“ beherbergt es heute ein moderneres und attraktiveres Museum als zuvor. Die größte bauliche Leistung war die Verbindung des 1. und 2. Obergeschosses zu einem großen „Flugraum“ mit Öffnung des darüber liegenden Dachstuhls. „Das war eine echte Herausforderung, auch in Sachen Bauplanung, die ich als Doktorandin für Geschichte zu bewältigen hatte“, sagt Dr. Laura Gebauer (jetzige Museumsleiterin). Das Gustav Weißkopf Museum „Pioniere der Lüfte“ wurde Mitte September 2023 in Leutershausen wieder neu eröffnet. „Neben vielen Ehrengästen fand sich auch jeweils eine Enkelin von Gustav Weißkopf und seinem Bruder Johann ein“, erzählt Dr. Laura Gebauer. Die Geschichte von den ersten Flugversuchen des Menschen bis zu hochentwickelten Hightech-Flugzeugen sind hier an einem Ort ausgestellt. Haben die Urgroßeltern die Anfänge deutscher Flugtechniken noch erlebt, wollen die Jungen doch wissen, wie das damals war. Im Zentrum der Ausstellung steht die Person Gustav Weißkopf und das Rätsel um den ersten Flug mit seinem ersten motorisierten Flugzeug, der „Gustav Weißkopf Nr. 21“. Welche Beweise gibt es...

Praktische Hilfe Okt01

Praktische Hilfe

Die Flüchtlingshilfe Rothenburg packt da an, wo Unterstützung nötig ist Nicht viel reden, sondern anpacken, lautet das Motto von Herbert Eger. Er hilft Flüchtlingen, weil er die Zeit dazu hat, weil es ihn freut, wenn er sieht, dass es im Leben anderer vorangeht, und weil er es einfach kann. Der gelernte Handwerker organisiert Umzüge, repariert das Nötigste oder hört auch mal nur zu. Eger ist einer von etwa zehn Ehrenamtlichen, die in der Flüchtlingshilfe Rothenburg aktiv sind. Vor gut einem Jahr hat die Flüchtlingshilfe den früheren AK-Asyl abgelöst. Koordiniert wird der Einsatz der Ehrenamtlichen von Anke Schrenk vom Amt für Gemeinwesen und Soziales, die außerhalb ihrer Arbeitszeiten auch ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe tätig ist. Die Ehrenamtlichen treffen sich einmal monatlich zu einem Austausch. Hier werden unter anderem auch neue gesetzliche Vorgaben in der Flüchtlingspolitik besprochen und erläutert. Die Treffen finden in der Rödergasse 2-4 statt, denn diese Räumlichkeiten stehen der Flüchtlingshilfe zur Verfügung. Hier findet auch der Deutschkurs statt. „Senioren über 60 bekommen keine staatlich finanzierten Deutschkurse“, erklärt Anke Schrenk. In den Jahren 2015 bis 2017 sind junge Menschen nach Deutschland geflohen. Aus der Ukraine sind nun aber auch Senioren gekommen, die ebenfalls eine Unterstützung beim Erlernen der Sprache benötigen. Der erste Deutschkurs (zehn Einheiten) mit zwölf ukrainischen Senioren unter der Leitung von Monika Baudracco-Kastner ist bereits abgeschlossen. Aktuell läuft ein neuer Kurs. Finanziert wird das Projekt aus Spenden. Gemeinschaft erleben „Deutsch sprechen fällt leichter, wenn dabei etwas passiert“, so die Erfahrung von Anke Schrenk. Die Flüchtlingshilfe hat daher ein Bastelcafé, wo kreative Ideen umgesetzt werden. Eva Förster-Kern, die sich schon seit 2015 für die Flüchtlinge in Rothenburg engagiert, zeigt eine handvoll bemalter Teller mit kunstvollen Motiven. Diese sind am Fest der Vielfalt zum Einsatz gekommen. „Manchmal sitzen fünf Nationen am Tisch“, erklärt Schrenk....

Kunst als  Lebenselixir Okt01

Kunst als Lebenselixir...

Gemälde von Heiner Krasser In vielen Wohnzimmern Rothenburgs hängt ein echter Krasser. Sicherlich gut gerahmt und an exponierter Stelle. Heiner Krasser (1927 – 2005) war nicht nur freischaffender Künstler, sondern auch Vorsitzender des Rothenburger Künstlerbunds. Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums des Künstlerbunds Rothenburg ehrt ihn das RothenburgMuseum nun mit einer eigenen Ausstellung. Unter dem Titel „Heiner Krasser – Stillleben und Landschaften“ sind rund 40 Werke – darunter eben Stillleben und Landschaften in Öl, aber auch Kupferdrucke – bis zum 1. Mai 2024 im Sommerrefektorium des Museums zu sehen. Krasser war einer, der seine Gemälde nach hohen Qualitätsanforderungen und selbstkritisch bewertet hat. Seine Landschaften haben Strahlkraft, seine Stillleben sind üppig, die Radierungen fein gearbeitet. Er war ein Vollblutkünstler, hat nach Reichsarbeitsdienst, Fronteinsatz und Kriegsgefangenschaft an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg studiert. Im Jahr 1952 trat er dem Künstlerbund bei und war ab 1972 für 20 Jahre der Vorsitzende. Heiner Krasser ist aber auch ein Repräsentant der Zeit, als Ölgemälde und Radierungen in Rothenburg fast wie warme Semmeln über den kunstaffinen Ladentisch gingen. Davon können heutige Kulturschaffende nur noch träumen. Gleichwohl musste der Künstler von damals auch im Blick haben, was bei den Käufern ankam. Schließlich lebte man von diesen Einnahmen. Sohn Harald Krasser und Enkeltochter Stefanie Friedlein haben für die Ausstellung den Nachlass von Heiner Krasser gesichtet. Ein etwa ein Meter hoher Stapel an bemalten Leinwänden hat nur auf diese Gelegenheit gewartet. Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler und Jürgen Holstein, Kunsthistoriker und Restaurator, unterstützen bei der Auswahl. Das Besondere an den Leinwänden ist, dass der Künstler sie von beiden Seiten bemalt hat – mit unterschiedlichen Motiven und teils in entgegengesetzter Nutzung des Formats. „Das spiegelt den Schaffensprozess wider“, erklärt Christöphler. Die Hängung in der Ausstellung zollt dieser Eigenheit einen besonderen Respekt: Beinahe schwebend sind die...

Tonkunst Okt01

Tonkunst

Kammermusik-Verein Musik war seit Generationen Teil der Familie Wienand aus Kleinostheim bei Aschaffenburg. Selbst im Alltag gab es Hausmusik und jedes Familienmitglied beherrschte ein Instrument. So ist Fridolin Wienand aufgewachsen. Heute ist er als Musikpädagoge und 1. Vorsitzender des Vereins „Freunde der Kammermusik in Uffenheim (Ldkr. Neustadt/Aisch) aktiv. Nach dem Musikstudium in Würzburg erfuhr er von dem hohen Bedarf an Musikpädagogen in Uffenheim. Das örtliche Gymnasium, die Christian-von-Bomhard-Schule, führte lange Jahre den musischen Musikzweig. Also nichts wie hin, dachte sich der junge Musiklehrer und ließ sich anfangs gemeinsam mit seiner Frau im Nachbarort in Welbhausen nieder. Die beiden bezogen das alte Pfarrhaus und Fridolin Wienand wurde als Musiklehrer aktiv. Von da an war das Wohnzimmer des Ehepaares nicht nur ein Unterrichtsraum, sondern wurde immer wieder zu einem Konzertsaal, in dem maximal 50 Zuhörer Platz fanden. Über dreizehn Jahre, auch nach dem Bau des neuen Eigenheimes in Uffenheim, gab es regelmäßig zwei bis drei Kammermusikkonzerte. Die Künstlerhonorare wurden von Sponsoren übernommen oder über Spenden gedeckt. „Mir liegt besonders die junge Generation am Herzen“, sagt der heute 70-Jährige. Vereinsgründung Die Idee, einen Verein zur Förderung der Musikkultur im ländlichen Raum zu gründen und jungen Musikern eine Plattform zur Präsentation ihrer Gaben zu bieten, wuchs. „Der Bau eines weiteren Hauses mit einem Musikpavillon für Konzerte mit 100 Besucherplätzen und Räumlichkeiten für die sozial-psychologische Praxis meiner Frau folgte“, erzählt Wienand. Der Zulauf wurde nach und nach immer größer. Die Vereinsgründung unter dem Namen „Freunde der Kammermusik“ in Uffenheim vor 22 Jahren mit anfangs 18 Mitgliedern stieg schnell auf eine stolze Zahl von 48 an. Die kostenlosen Besuche für Vereinszugehörige tragen sicherlich dazu bei. „Nach der Coronazeit haben wir überraschend 20 neue Vereinsanhänger bekommen und sind heute auf 82 Mitglieder angewachsen“, so Fridolin Wienand. Eine gesunde finanzielle Basis war...

Historische Kulturlandschaft Sep01

Historische Kulturlandschaft

Burgbernheim ist die Wiege der Streuobstwiesen auf der Frankenhöhe Schon im 18. Jahrhundert versorgten sich die Menschen auf der Frankenhöhe in dem mittelfränkischen Kleinstädtchen Burgbernheim mit Saft, Marmelade, Dörrobst oder Schnaps aus Streuobst. Jeder neue Bürger wurde angehalten, drei frische Bäume zu setzen, zu pflegen und zu ernten. Daraus entstanden die Burgbernheimer Streuobstwiesen. Aber was sind eigentlich Streuobstwiesen? Das sind vom Menschen geschaffene Kulturlandschaften, die für den Obstanbau genutzt wurden. Die hochstämmigen Bäume, die „verstreut“ in der Landschaft stehen, tragen unterschiedliches Obst wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen oder Walnüsse. Meist nutzte man die „Bernheimer Hauszwetschge“, dessen wild wachsende Triebe verpflanzt und zu Obstbäumen herangezogen wurden. Andere Obstbaumsorten wie Apfel- und Birnbäume musste man käuflich erwerben. Das hatte zwischen den 50er- und 70er-Jahren ein jähes Ende. In dieser Zeit fielen ca. 80 Prozent der Streuobstbäume durch die staatlich angeordnete prämierte Obstbaumrodung zum Opfer. Nicht so in Burgbernheim. Durch die steilen Hänge war dieser Teil der Frankenhöhe für die Gewinnung von Bauland und Ackerflächen nicht geeignet. Deshalb stehen heute noch rund 30.000 Bäume auf circa 120 ha Wiesenfläche. Davon gehören 60 Prozent der Stadt und der Rest liegt in privaten Händen. Die Burg- bernheimer Streuobstwiesen gehören zu einer der größten zusammenhängenden Streuobstfläche Europas. Umgeben von Wald, Wiesen, Schafweiden, Bachauen und vielen kleinen Gewässern bietet die Obstkulturlandschaft Lebensraum für bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Bewusstsein stärken „Zum Erhalt bestehender und vor allem historischer Sorten haben wir einen Pomologen zur Sortenbestimmung beauftragt. Circa 70 Edelreiser (Jungtriebe) wurden in eine Baumschule gegeben, um sie zu Jungbäumen heranzuziehen“, so Ernst Grefig der Gartenbaufachmann vor Ort. Die Burgbernheimer haben schon früh erkannt, welchen Wert die alte Kulturlandschaft hat und gründeten im Jahr 2014 die Genossenschaft „Streuobst Mittelfranken-West e.G.“. Ziel der Initiative ist, die unverwechselbare Obstlandschaft mit ihren alten knorrigen Bäumen zu erhalten und die geernteten Früchte weiter zu verarbeiten und zu vermarkten. Seit 2017 vergibt die Stadt sogenannte Baumpatenschaften, die dazu verpflichten, die Obstbäume zu schneiden und die Früchte zu ernten. „Dazu bieten wir nicht nur Baumschnittkurse für Jungbäume, sondern auch Kurse für die alten Kollegen an“, sagt Ernst Grefig. Auch die angebotenen Schlemmerwanderungen und der alljährliche Streuobsttag erfreut sich wachsender Beliebtheit. Der nächste Streuobsttag findet am 8. Oktober von 10 bis 18 Uhr statt. Hier kann man sich Informationen über Wildobstsorten (mit Beratung und Verkauf), zur Baumwartausbildung und zur Erkennung von Krankheiten an Obstbäumen holen. Neben einem Streichelzoo, Kaffee und Kuchen werden auch Kräuterwanderungen und Führungen durch die Streuobstwiesen angeboten. Apropos Kräuterwanderungen. In Burgbernheim kann man sich in beteiligten Privatgärten zu einer Kräuterwanderung anmelden. Ein Jahr vor Corona entstand der Streuobstlehrpfad mit einem vorgelagerten Hainbuchen-Labyrinth. Hier erfährt man über eine Weglänge von vier bis sechs Kilometern Wissenswertes über Streuobstwiesen und ihre Lebensräume. Startpunkt ist der Burgbernheimer Marktplatz. Dazu kann man sich eine App mit einem kleinen Quiz und vielen Zusatzinformationen herunterladen. Infotafeln klären über alte Obstsorten, die Artenvielfalt, Lebensräume für Tiere und Pflanzen, Kleingewässer, Obstverwertung und Wildobstsorten auf. „Ich mag zwar das Wort ‚Superfood‘ nicht, aber unser Wildobst gehört dazu und wird auf Burgbernheimer Streuobstwiesen angebaut“, erklärt Ernst Grefig. Beispiele sind die Maulbeere mit ihrem hohen Gehalt an Vitamin-C und Antioxidantien, die Elsbeere, der Speierling und die Mispeln mit ihren gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. Diese alten Sorten werden auf dem Lehrpfad für die Bevölkerung wieder ins Gedächtnis gerufen. Interessant ist auch die Reifezeit der Maulbeerfrüchte, die sich nach und nach über zwei Monate hinzieht. Der bayerische Streuobstpakt aus dem Jahr 2021 kam den Burgbernheimern mit einem Förderprogramm gelegen. Dafür wurden sogenannte Streuobstmanager für jeden Regierungsbezirk in Bayern in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf geschult, um das Abkommen umzusetzen. Der Pakt sieht die Pflanzung von einer Million zusätzlich gepflanzten Obstbäumen und den Erhalt der Streuobstwiesenbestände vor. Kritik zu Fragen der Obstverwertung, der jährlich notwendigen Schnittmaßnahmen und der Pflege der Wiesen standen im Raum. Gerade hier will die Stadt Burgbernheim mit ihren Aufklärungsaktionen aktiv werden. Von Schnittkursen, Obstanbau, Baumpflanzung, Sortenberatung, Obstverwertung bis hin zu immer wiederkehrenden Veranstaltungen will...