Fürstliche Ruhestätte Jan08


Fürstliche Ruhestätte

Das Mausoleum fällt gleich im Eingangsbereich des Kardinalsgarten ins Auge. Foto: Munique

Das Mausoleum fällt gleich im Eingangsbereich des Kardinalsgarten ins Auge. Foto: Munique

Mausoleum Schillingsfürst

Das Schloss Schillingsfürst ist seit dem Jahr 1300 Sitz des Fürstenhauses Hohenlohe-Schillingsfürst und befindet sich auch heute noch im Besitz der Familie.

Der aktuelle Schlossherr Constantin Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst ist ein großer Musikliebhaber und Förderer der Liszt-Akademie Schloss Schillingsfürst. Er ist auch der Ur-Ur-Enkel von Marie zu Sayn-Wittgenstein, deren Mutter Carolyne zu Sayn-Wittgenstein die Lebensgefährtin von Franz Liszt war. „Genau an der Stelle, an der einst das Liszt-Denkmal im Kardinalsgarten stand, befindet sich seit 1891 das Mausoleum der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst“, sagt Johannes Muniqie, der als Kind den fürstlichen Park als Spiel-Areal zu nutzen wusste. Denn seine Familie war seit Urgroßvaters Zeiten als Hofmaurer auf Schloss Schillingsfürst angestellt und beheimatet.

Nachdem Fürst Chlodwig von seinem 1845 verstorbenen Bruder Philipp Ernst den Besitz zu Schillingsfürst geerbt hatte, erfolgte um 1850 eine umfassende Sanierung des Schillingsfürster Schlosses und auch der fürstliche Kardinalsgarten wurde dem Zeitgeist angepasst. Familienmitglieder wurden in der Pfarrkirche beerdigt. Da bei jeder Bestattung die Kirchenbänke in der Pfarrkirche entfernt und der Boden geöffnet werden musste, entschloss sich Fürst Chlodwig um 1880 zum Bau eines Mausoleums und der Anlage eines fürstlichen Privatfriedhofs in der Nähe des Hofgartens.

Das Mausoleum der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst wurde als neugotischer Kapellenbau mit Altar und Gebetsstühlen im Jahre 1890/91 erbaut. Der zugehörige Friedhof, umgeben von Hecken, Sandsteinpfosten und einem schmiedeeisernen Zaun mit Eingangspforte entstand um 1890. Die Planungen und die Umsetzung für das fürstliche Mausoleum erstreckte sich zwischen 1889 bis 1891.

„Mein Urgroßvater fertigte Entwürfe für das Mausoleum an, die der heutigen Gestalt sehr ähnlich sind“, sagt Munique und zeigt dabei auf eine Kopie der Zeichnung. „Die Planung erstellten der kaiserliche Ministerialrat Olivier Pavelte und das Architekturbüro Raisch aus Metz in Lothringen, da der Fürst als damaliger Statthalter von Elsaß-Lothringen ausgezeichnete Beziehungen zu den Baufachleuten aus Metz hatte“, erklärt Thomas Krause, der als Gästeführer und als Freund dem Fürstenhaus verbunden ist.

Die gärtnerische Gestaltung übernahm die eigene fürstliche Hofgärtnerei. Neben dem Kardinalsgarten steht heute ein reich dekorierter zweijochiger neugotischer Sandsteinbau mit Schieferdach und allerhand Verzierungen im Innenraum.

Johannes Munique ist der letzter Nachfahre der Maurerfamilie am Hofe von Schloss Schillingsfürst. Foto: ul

Johannes Munique ist der letzter Nachfahre der Maurerfamilie am Hofe von Schloss Schillingsfürst. Foto: ul


Der Kapellen-Entwurf lässt eine „Miniaturkathedrale“ in Anlehnung an die französische Hochgotik entstehen. „Außen treten besonders das schmuckvolle Eingangsportal mit dem Hohenloheschen Familienwappen, den Initialen des Erbauers und seiner Gemahlin, die Fialen, der Dachreiter samt Glocke, eine kleine Fensterrosette und zahlreiche Verzierungen ins Auge“, führt Krause weiter aus.

Das im neugotischen Stil erbaute Mausoleum mit seinen reich verzierten, kegelförmigen Türmen ist der Mittelpunkt des fürstlichen Privat- Friedhofs. Der Innenraum der Kapelle besitzt eine vollständig erhaltene neugotische Ausstattung, zu der außer dem Altar die vier farbigen Glasfenster gehören sowie die Bodenfliesen und die Kniebänke.

„Die Glasfenster im Mausoleum stellen verschiedene Heilige dar, die sich auf Mitglieder der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst beziehen“, führt Thomas Krause weiter aus. Maria Magdalena bezieht sich beispielsweise auf die Fürstin Marie, Gemahlin des Fürsten Chlodwig.

Innenraum im Originalzustand

Der Innenraum wurde wie es aussieht bis zum Jahr 1996 nie restauriert und besitzt Seltenheitswert. Zuvor wurden lediglich notdürftige Ausbesserungsarbeiten durch das Schließen von Löchern in der Dachfläche mit Blech vorgenommen. Mit dem Entwurf und der Ausführung des Marienaltars beauftragte Fürst Chlodwig die renommierte und in München ansässige Mayer’sche Hofkunstanstalt. Diese ließ die Entwürfe von Künstlern der Münchner Kunstakademie gestalten.

Im Oktober 1891 kommt der fertige Altar in Schillingsfürst an. Wesentliche Bestandteile des hölzernen Altars sind die kunstvoll geschnitzten Sockel, die als Stütze für den Schrein dienten, in der die Monstranz (der Hostienbehälter) Platz fand. Heute befindet sich der Marienaltar in der Schlosskapelle.

Nach Fertigstellung der Kapelle konnte die eigentliche Gruft, die für Fürst und Fürstin vorgesehen war, jedoch nie genutzt werden, da diese seit der Errichtung viel zu feucht war und die Särge dort unten völlig verfallen wären.

Somit entschloss man sich außerhalb des Mausoleums einen Familienfriedhof einzurichten.ul