Königliche Stadt Jan08

Königliche Stadt

Rothenburg als Reichsstadt In Rothenburg gibt es was zu feiern: Vor 750 Jahren, datiert am 15. Mai 1274, hat König Rudolf von Habsburg die Tauberstadt zu einer königlich privilegierten Stadt, einer Reichsstadt erhoben. Das hat Rothenburg und ihre Bewohner geprägt. Einen Herrn vor Ort, einen Fürsten oder einen Bischof, dem sie dienen mussten, hatten sie nicht. Rothenburg unterstand als Reichsstadt dem jeweiligen König bzw. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Aus den ersten Besiedlungsformen der Grafen von Comburg am Essigkrug (gegenüber dem heutigen Burggarten) entstand im 12. Jahrhundert eine Burg im heutigen Burggarten. Die Grafen von Comburg waren vom Geschlecht der Staufer abgelöst worden und der Stauferkönig Konrad III. (reg. 1139 – 1152) ließ die Burg bauen. Rothenburg war ein Herrschaftszentrum der Staufer. Eine Siedlung entwickelt sich, 1227 werden Bürger erstmals genannt, 1239 sind erste Stadtsiegel nachweisbar (in: Historisches Lexikon Bayern, „Rothenburg, Reichsstadt“ von Markus Naser). Etwa Mitte des 13. Jahrhunderts endete auch die Macht der Staufer, denn das Geschlecht starb aus. Ein Vakuum entstand: das Interregnum. In Rothenburg übernahmen die Reichsküchenmeister, ein zuvor im Dienste der Staufer stehendes Geschlecht, weitgehend die Herrschaft. „Gleichzeitig versuchten die Bürger, sich selbst zu organisieren“, so Dr. Florian Huggenberger, Stadtarchivar in Rothenburg. Die Gesellschaft und die politischen Machtverhältnisse waren Mitte des 13. Jahrhunderts im Umbruch. Es waren unruhige Jahrzehnte, bis – ebenfalls nach einigem hin und her – im Jahr 1273 Rudolf von Habsburg zum neuen König des Heiligen Römischen Reichs gewählt wurde. Das Heilige Römische Reich war kein homogener Staat, wie wir ihn heute kennen. Es gab weltliche (Adelige, Fürsten) und kirchliche (Bischöfe, Bistümer) Herrscher, die Gebiete beanspruchten. König Rudolf von Habsburg sicherte sich nach dem Interregnum wieder sein Hoheitsgebiet. Ein Instrument dazu war die Erhebung einer Stadt zur Reichsstadt, denn diese unterstand nur ihm. Eine Urkunde aus...

Fokussiert Jan08

Fokussiert

Liebe Leser, herzlich willkommen im Jahr 2024. Haben Sie es wieder gewagt und sich ein neues Ziel gesetzt? Die Klassiker sind in der Regel mehr Sport, gesünder ernähren, mit dem Rauchen aufhören. Und oftmals ist schon nach wenigen Wochen wieder Schluss mit der neuen Herausforderung. Der Biss fehlt. Das kennen wir alle. Gleichwohl begegnen uns im Leben immer wieder Menschen, die gänzlich fokussiert ihren Weg gehen. Da fragt man sich doch, wo liegt der Unterschied? Wir stellen Ihnen in dieser Ausgabe Lukas Schmidt vor, der seit eineinhalb Jahren in Rothenburg individuelle Gitarren mit besonderer Klangfarbe baut. Außerdem haben wir mit Johannes und Stephan Keitel gesprochen, die bereits in Teenager-Jahren eine Firma gegründet haben, um Veranstaltungen professionell in Szene zu setzen. Mittlerweile sind die beiden bundesweit unterwegs. Oder lesen Sie das Portrait über Inga Benedix, der neuen Leiterin des RothenburgMuseums. Sie ist 27 Jahre alt und schmiedet zielstrebig ihren beruflichen Werdegang. Selbst Rothenburg scheint insgeheim Ziele zu verfolgen. Vor 750 Jahren wurde die Stadt von König Rudolf zur Reichsstadt erhoben – wie viele andere, die längst nicht mehr im Fokus stehen. Aber Rothenburg genießt einen weltweiten Ruf und hat sich positioniert. Das mit den guten Vorsätzen zum Neuen Jahr ist so eine Sache: Nur was man tief im Herzen trägt, das entwickelt Strahlkraft. Daher macht es Sinn, sich fokussiert auf die Spurensuche zu begeben. Ich würde mich freuen, wenn wir Sie mit unseren Berichten dabei inspirieren würden. Ihre Andrea...

Januar/Februar Jan08

Januar/Februar

Das Inhaltsverzeichnis des ROTOUR-Heftes für Januar/Februar Kultur Editorial: Die Ziele im Blick halten 750 Jahre Rothenburger Stadtgeschichte Ehrenamt: Fleißige Kirchendiener Kleinkunstbühne in der Reichsstadthalle Der Rimini-Altar in Schwäbisch Hall Mausoleum Schloss Schillingsfürst Veranstaltungen Rallye-Start in Rothenburg Pferdemärkte Creglingen und Niederstetten Weltgästeführertag: Stadthistorie entdecken Ausgehtermine Rund um die Frankenhöhe Wohin im Hohenloher Land Wirtschaft KR-Wohnbau: Wohnraum für jeden Neuer Handarbeitsladen in Rothenburg Panoramabild: Topplerschlösschen in Weiß Kreative Veranstaltungstechnik Information Rundgang durch die Jahrhunderte Rundgang durch die Jahrhunderte A walk through centuries Sehenswertes in der Umgebung TITELBILD: Wappen der Reichsstadt an der Altane des Rathauses Foto: am Service Wohin ausgehen in Rothenburg? Sehenswürdigkeiten in deutsch/englisch Informationen von A bis Z Freizeitideen Impressum Inserentenübersicht Gesellschaft Personalia: Inga Benedix Schnappschuss: Wintereinbruch Extremsportler Heino Siedentopf Heimatküche: Genuss mit Hirse Musikinstrumentenbauer in Rothenburg Kinder backen für Kinder Fritz Klinglers Gedicht: Sonett...

Spielzimmer im Grünen...

Die Naturkita an der Engelsburg „Ich koche gern in der Matschküche“, erzählt Kayla. Luis dagegen chillt gern in der Hängematte oder klettert im Wald. Die Kinder genießen in der Naturkindertagesstätte an der Engelsburg eine Art von Freiheit, die sie sicherlich für ihr Leben prägt. Seit September hat die erste Gruppe des Naturkindergartens eine Heimat auf der idyllischen Lichtung nahe der Engelsburg gefunden. Von 20 Plätzen sind 14 bereits vergeben. Sechs Kinder können in diesem Kindergartenjahr noch einsteigen. Das ist der zweite Anlauf des Projekts Wald-/Naturkindergarten der Stadt Rothenburg und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) als Betreiber. Der erste Standort am Sengelhof wurde nicht angenommen.„Das war von Rothenburg zu weit weg“, vermutet OB Dr. Markus Naser. Die Stadt und die AWO suchten nach einer Alternative. Mit der idyllischen Wiese, eingerahmt vom ursprünglichen Wald, war der ideale Platz gefunden. Eigentümer Gerhard Kreiselmeier verpachtete der Stadt ein Stück der Wiese, wo nun der schicke Bauwagen wieder eingezogen ist. Die gesamte Wiese mäht er zwei- bis dreimal im Jahr. „Pflanzenschutz oder Dünger kommen hier nicht zum Einsatz“, erklärt er. Bauamt und Forstamt haben die Zufahrt noch fit gemacht für die Jüngsten, denn Rettungswege und Transportmöglichkeiten mussten gegeben sein. „Der die Wiese umrundende Wald gehört der Rothenburger Hospitalstiftung“, so Forstamtsleiter Daniel Gros. Die Kinder können sich hier also unbeschwert austoben. „Wir sind das ganze Jahr über draußen“, erklärt Stephanie Thurau, die mit ihren Kollegen die Naturkindertagesstätte betreut. Auch Regen oder Minustemperaturen stören da nicht. „Wir passen das Programm den Jahreszeiten an“, so die erfahrene Waldpädagogin. Bewegungsspiele oder auch das Aufwärmen an der Feuerstelle gehören dazu. Von Oktober bis Ostern darf der Naturkindergarten in der Mitte des Sitzkreises eine Feuerstelle mit Kochmöglichkeit betreiben. Einmal die Woche soll es ein selbst gekochtes Mittagessen geben. Der moderne Bauwagen, innen ausgestattet mit Bänken, Tischen, einem...

Besonderes aus Leder

Claudia Gadient liebt die kunstvolle Gestaltung von Rindsleder Immer der Nase nach ging es bei Claudia Gadient, die in ihrem Atelier für Lederkunst „Archeria“ in Schön bei Creglingen Ausgefallenes aus Rindsleder fertigt. Die gebürtige Schweizerin ist ländlich aufgewachsen und liebt den Duft von Wiesen und Wäldern. Ihr Großvater war passionierter Jäger und arbeitete als Grafiker und Dekorateur in einer der ältesten Schuhfabriken bei der Firma Bally (Schweiz 1851). Daher also stammt die künstlerische Ader von Claudia Gadient, die ihren Großvater oft in die Schuhfabrik begleiten durfte. „Da roch es immer so gut nach Leder und Farbe“, erinnert sie sich. Das war wohl auch der Grund, warum sie sich als Malerin und Gestalterin von Internetauftritten ausbilden ließ. Als Mutter dreier Söhne hatte sie später Zeit, ihren Faible als Bogenschützin auszuleben. Einen schönen Köcher für ihre Pfeile wollte sie gerne. Er sollte aus Leder sein, weil es doch so gut riecht. Über Tutorials und über Gruppen von Lederkünstlern auf Facebook kam sie an Ideen, um ihren Wunsch in die Tat umzusetzen. Sie besorgte sich Rindsleder, passendes Werkzeug und erarbeitete sich ihren Köcher. „Ich wollte mehr lernen, aber nur von den Besten der Lederkunst“, erzählt sie und entschied sich dafür, erst einmal Englisch zu lernen, um in den Kursen auch möglichst alles verstehen zu können. Denn meist waren die Fortbildungen nicht in Deutschland. Über einen Lederkünstlertreff in Frankreich kam Claudia Gadient zu einem Kurs, bei dem sie einen plastisch hervorgehobenen, alten Baum auf Leder prägen lernte. Dabei ist sie hängen geblieben und lebt jetzt für ihr Atelier in einem ehemaligen Gasthaus in Schön. In den hellen Räumen hängen Lederrohlinge, Schuhmacherwerkzeuge und große Garnrollen. Eine Ledernähmaschine, auf Flohmärkten erstandene mechanische Pressen, um Nieten, Ösen oder Magnetverschlüsse an Gürteln oder Schlüsselanhängern anzubringen, gehören zum Inventar. Alte Gestaltungstechnik Anfangs stellte...