Täglich ein Lauf

Extremsportler Heino Siedentopf Alles begann vor drei Jahren. Heino Siedentopf, damals 74 Jahre alt, war seit Jahrzehnten begeisterter und erfolgreicher Turnierhundesportler. Dann kam Corona und alle Turniere wurden abgesagt. „Mir war einfach langweilig“, sagt er. Also hat er seine Turnschuhe angezogen und ist losgelaufen. Sein erster Lauf ging sofort über 10 250 Meter. Seitdem läuft er jeden Tag – und zwar mindestens zehn Kilometer. In den letzten drei Jahren ist er etwas über 10 000 Kilometer gelaufen. Sein Ziel ist es, die Erde läuferisch einmal zu umrunden. Also gut 40 000 Laufkilometer. „Dafür brauche ich noch knapp zehn Jahre“, überlegt der 77-Jährige, „es sei denn, ich erhöhe die tägliche Distanz.“ Heino Siedentopf lebt mit seiner Familie seit zehn Jahren mitten in Wettringen. Er stammt aus Mühldorf am Inn und kam einst aus beruflichen Gründen nach Mittelfranken. Als Jugendlicher sei er schon sportlich gewesen und hatte Erfolge in der Kurzstrecke und im Weitsprung, erzählt er. Im Hundesport, seiner langjährigen Leidenschaft, hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten: Sechsmal war er Deutscher Meister, achtmal Verbandssieger des Südwestdeutschen Hundesportverbands. Er war Ausbilder und hat mehrmals die Woche mit seinen drei Hunden gearbeitet. Läufer oder Extremsportler war er jedoch nie. „Laufen ist lebensverlängernd“, sagt er heute mit Überzeugung. Seit seinem ersten Lauf ist er von dem Sport begeistert. Jeden Tag, meist am Vormittag, macht er sich bei Wind und Wetter auf. Selbst Minustemperaturen schrecken ihn nicht ab. Nahe Wettringen hat er eine Laufstrecke ausgemessen, die 2 080 Meter lang ist. Dort dreht er seine Runden. „Ich mache mich nicht warm, sondern laufe einfach los“, erklärt er. Erst langsam, dann die Oberschenkel etwas höher, dann mit ganzer Kraft. Einen Pulsmesser oder ein ausgeklügeltes Trainingsprogramm braucht er nicht. „Ich höre einfach in mich hinein“, so sein Credo. Fühlt er sich wohl, macht er Tempo. Gibt es...

Frische Ideen fürs Museum

Inga Benedix ist die neue Leiterin des RothenburgMuseums Nach knapp zwei Jahren Vakanz hat das RothenburgMuseum wieder eine Leitung: Inga Benedix ist seit Oktober 2023 für das Museum zuständig. „Das ist eine wunderbare Aufgabe“, sagt sie begeistert. Schritt für Schritt will sie das Museum weiter öffnen, sowohl für die Einheimischen wie auch für internationale Gäste. Mit 27 Jahren ist die Übernahme der Leitung eines Museums ein mutiger Schritt, aber Inga Benedix kennt ihre Stärken. Inga Benedix stammt aus Kassel. Dass ihre Leidenschaft der Historie gehört, war klar. Nach dem Abitur wollte sie sich aber etwas Bedenkzeit geben, beim Einschlagen ihres Lebenswegs. „Ich habe damals ein freiwilliges soziales Jahr auf Gran Canaria gemacht“, erzählt sie. Sie war im Kindergarten der deutschen Schule eingesetzt und möchte diese Erfahrungen nicht missen. Eigenständigkeit zu entwickeln, eine andere Kultur zu erleben und mal „über den Tellerrand hinauszuschauen“, das kann sie jedem jungen Menschen nur empfehlen. In dieser gut genutzten Auszeit hat sich dann auch ihr weiterer Werdegang gestaltet. Aus dem ursprünglichen Wunsch, Geschichte zu studieren, wurde der Studiengang Museologie und materielle Kultur. Inga Benedix hat an der Universität Würzburg studiert und im Anschluss an den Bachelor Abschluss noch ihren Master im Bereich Sammlungen, Provenienz und kulturelles Erbe absolviert. Lehre und Forschung Nach Abschluss des Studiums war sie ein Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Museologie tätig. Neben ihrer Lehrtätigkeit betrieb sie im Rahmen eines Projekts, das zwischen 2019 und 2022 vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste finanziert wurde, auch Provenienzforschung. Dabei geht es um die Ermittlung der Herkunft eines Werkes, mitunter in Hinblick an die Aneignung von Kunstgütern während des NS-Regimes. Inga Benedix hat das Gemälde „Geizhals und Tod“ (um 1700 von einem deutschen Meister in Öl auf Kupfer gemalt) aus der Sammlung des Martin von Wagner Museums der Universität Würzburg untersucht und die Würzburger Freimaurerloge als rechtmäßigen Eigentümer bestätigt. Ihre Untersuchung war im Rahmen des Projekts die zweite Restitution (neben dem Renaissance-Altärchen). „Es geht dabei immer auch um das Auffinden einer fairen und gerechten Lösung“, so Benedix. „Geizhals und Tod“ ging zurück an die Freimaurerloge, das Altärchen blieb als Leihgabe im Museum. Von Würzburg zog Inga Benedix weiter nach München. Am renommierten Lenbachhaus war sie ein Jahr in der Provenienzforschung und im Sammlungsarchiv tätig. Über eine Ausschreibung erfuhr sie dann von der Stelle in Rothenburg. „Ich dachte, ich probier‘s mal“, erzählt sie mit einem Lächeln – und es hat geklappt. Mittlerweile arbeitet sie sich mit Elan ein und erkundet die Stadt. „Rothenburg hat etwas Besonderes“, ist sie sich sicher. „Ich habe mich auch gefreut, dass ich wieder zurück nach Franken komme“, fügt sie an. Mit den Menschen hier kann sie gut und die fränkische Mentalität hat sie schon in Würzburg lieben gelernt. Im RothenburgMuseum will sie nun all ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen. Schon während ihrer Studienzeit hat sie mehrere Praktika unter anderem im Hessischen Landesmuseum Kassel, in der Grimmwelt Kassel oder in der Staatsgalerie Stuttgart gemacht. „Außerdem war ich immer viel in Museen unterwegs“, erzählt sie. Die Stärken schätzen Beeindruckt ist sie von der engen Verzahnung des RothenburgMuseums mit der Stadtgeschichte. Das Museum ist im ehemaligen Dominikanerinnenkloster beheimatet. Eine der ältesten Klosterküchen aus dem Jahr 1260 ist hier noch erhalten. Inga Benedix ist begeistert. „Man steht mitten drin in der Geschichte. Darauf kann man stolz sein“, erklärt sie. Schritt für Schritt möchte sie das Museum weiter öffnen. Eng verzahnt mit der Universität und im Kontakt mit Studierenden ist sie nah dran an den aktuellen Kernthemen in der Museumslandschaft. Eine gewisse Interaktivität und moderne Technik, bei der Besucher selbst Hand anlegen können, wäre in der Zukunft schön. Das RothenburgMuseum (im Januar und Februar täglich von 13 bis 16 Uhr geöffnet) hat neben seiner Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt auch in diesem Jahr wieder viele Veranstaltungen und Sonderausstellungen geplant. Inga Benedix stellt in diesem Kontext vor allem die Interimsleitung von Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler mitsamt seinem Team heraus, die in der Vakanz...

Perfekt inszeniert

KombinatBlau: Die Brüder Keitel sind erfolgreich in der Veranstaltungsbranche Eine Scheune nahe Rothenburg: Überall stehen schwarze Kisten mit alufarbenen Beschlägen. Größere und kleinere, sowohl am Boden wie auch in den raumhohen Regalen. Dazwischen sind zahlreiche Lampen und Strahler ordentlich aufgereiht. „Die Technik ist extrem komplex geworden“, sagt Stephan Keitel. Gemeinsam mit seinem Bruder Johannes realisiert er unter dem Firmennamen „KombinatBlau“ veranstaltungstechnische Produktionen. Mittlerweile werden sie in ganz Deutschland für Festivals und zu kreativen Projekten gebucht. Stephan und Johannes Keitel sind in die Welt aus Licht und Ton regelrecht hineingewachsen. Ein früher Start In der dritten Klasse, mit acht Jahren, hat Johannes Keitel mit anderen Freunden eine Band gegründet. Sein drei Jahre älterer Bruder Stephan begann sich um die Technik zu kümmern: Anlage, Mischpult, Mikrofon – die Jungs hatten von Anfang an den Anspruch Qualität abzuliefern. Im Teenageralter wurde die Leidenschaft zur perfekten Inszenierung noch konkreter. „Unser Vater hat dann eine Firma für uns gegründet, damit wir die Dinge machen konnten, auf die wir Lust hatten“, erklärt Johannes Keitel. Als beide volljährig waren, hat ihr Vater Manfred Keitel das Unternehmen auf seine Söhne überschrieben. Vor etwa sieben Jahren gaben die beiden dem Ganzen den Namen „KombinatBlau“. Ihr Wissen und ihre Fertigkeiten in der Realisierung von Veranstaltungen ist mit den Anforderungen stets gewachsen. Parallel dazu haben beide eine fundierte Ausbildung absolviert. Johannes Keitel hat Internationale Wirtschaft und Entwicklung studiert und seinen Masterabschluss in Kulturmanagement gemacht. Stephan Keitel hat nach der Ausbildung zum Veranstaltungstechniker ein Studium der Kommunikationswissenschaften angeschlossen. „Stephan und ich ergänzen uns in unseren Fertigkeiten sehr gut“, so Johannes Keitel. „Und wir sind sehr belastbar“, ergänzt sein Bruder. Die Firma „KombinatBlau“ selbst ist kein Veranstalter, sondern realisiert Projekte mit einem besonderen kreativen Anspruch. Im Rothenburger Umfeld kennt man Raumzeit, Sundowner oder Eulenflug, um nur einige...

Wohnraum schaffen

Die Firma KR-Wohnbau in Anfelden baut schlüsselfertige Wohnungen „Eigentlich sollte ich Metzger werden, wenn es nach meinem Vater gegangen wäre“, sagt Reiner Krämer, Inhaber der Firma KR-Wohnbau in Anfelden bei Oberdachsteten. Irgendwie auch logisch, denn er stammt aus einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Schweinehaltung. Reiner Krämer tat es jedoch den Interessen seines Großvaters gleich, der sich eher der Holzverarbeitung verschrieben hatte. Nach seiner Gesellenprüfung zum Zimmermann blieb Reiner Krämer einige Jahre in seinem Lehrbetrieb in Leutershausen und legte später seine Meisterprüfung ab. Ein Betriebswechsel führte dem Holzfachmann vor Augen, wie man es nicht machen sollte, wie er selber sagt. Damals hat es ihm gereicht. Der Weg in die Selbstständigkeit gab ihm die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen. Eine alte Scheune mit ca. 360 qm auf dem heimatlichen Bauernhof in Anfelden war der erste Standort, der im Jahr 2002 gegründeten Firma KR-Wohnbau. Das ist jetzt 21 Jahre her. Heute erstreckt sich das Firmengelände auf 2,2 ha. „Es gab kein Jahr, in dem wir nichts gebaut haben“, erzählt Krämer. Mit Zimmereiaufträgen und immer neuen Ideen ging alles los. Eine Marktlücke war ein Solarhallen-Konzept für landwirtschaftliche Betriebe in Modulbauweise. Es gab einen Katalog in dem Hallen mit unterschiedlichen Grundrissen, mit fertiger Kalkulation und Preisangaben angeboten wurden. Das ging solange gut, bis die Regierung im Jahr 2012 von jetzt auf gleich die Energieeinspeisungsprämien gestoppt hat. „Unsere Auftragsbücher waren voll und alle wurden storniert“, erinnern sich Reiner und seine Frau Kerstin Krämer. „Kennengelernt haben wir uns durch den Hausbrand meines Elternhauses. Reiner sorgte für einen neuen Dachstuhl“, erzählt Kerstin Krämer. Sie stieg gleich in die Firma ein und absolvierte eine Ausbildung zur Bürokauffrau für Unternehmer. Das Paar ergänzt sich gut. Kerstin Krämer ist im Büromanagement, in der Kundenbetreuung und gemeinsam mit ihrem Mann in der Projektplanung aktiv. Konkurrenzfähig bleiben „Die nächste...

Fürstliche Ruhestätte Jan08

Fürstliche Ruhestätte

Mausoleum Schillingsfürst Das Schloss Schillingsfürst ist seit dem Jahr 1300 Sitz des Fürstenhauses Hohenlohe-Schillingsfürst und befindet sich auch heute noch im Besitz der Familie. Der aktuelle Schlossherr Constantin Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst ist ein großer Musikliebhaber und Förderer der Liszt-Akademie Schloss Schillingsfürst. Er ist auch der Ur-Ur-Enkel von Marie zu Sayn-Wittgenstein, deren Mutter Carolyne zu Sayn-Wittgenstein die Lebensgefährtin von Franz Liszt war. „Genau an der Stelle, an der einst das Liszt-Denkmal im Kardinalsgarten stand, befindet sich seit 1891 das Mausoleum der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst“, sagt Johannes Muniqie, der als Kind den fürstlichen Park als Spiel-Areal zu nutzen wusste. Denn seine Familie war seit Urgroßvaters Zeiten als Hofmaurer auf Schloss Schillingsfürst angestellt und beheimatet. Nachdem Fürst Chlodwig von seinem 1845 verstorbenen Bruder Philipp Ernst den Besitz zu Schillingsfürst geerbt hatte, erfolgte um 1850 eine umfassende Sanierung des Schillingsfürster Schlosses und auch der fürstliche Kardinalsgarten wurde dem Zeitgeist angepasst. Familienmitglieder wurden in der Pfarrkirche beerdigt. Da bei jeder Bestattung die Kirchenbänke in der Pfarrkirche entfernt und der Boden geöffnet werden musste, entschloss sich Fürst Chlodwig um 1880 zum Bau eines Mausoleums und der Anlage eines fürstlichen Privatfriedhofs in der Nähe des Hofgartens. Das Mausoleum der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst wurde als neugotischer Kapellenbau mit Altar und Gebetsstühlen im Jahre 1890/91 erbaut. Der zugehörige Friedhof, umgeben von Hecken, Sandsteinpfosten und einem schmiedeeisernen Zaun mit Eingangspforte entstand um 1890. Die Planungen und die Umsetzung für das fürstliche Mausoleum erstreckte sich zwischen 1889 bis 1891. „Mein Urgroßvater fertigte Entwürfe für das Mausoleum an, die der heutigen Gestalt sehr ähnlich sind“, sagt Munique und zeigt dabei auf eine Kopie der Zeichnung. „Die Planung erstellten der kaiserliche Ministerialrat Olivier Pavelte und das Architekturbüro Raisch aus Metz in Lothringen, da der Fürst als damaliger Statthalter von Elsaß-Lothringen ausgezeichnete Beziehungen zu den Baufachleuten aus Metz hatte“, erklärt Thomas Krause, der als Gästeführer und als Freund dem Fürstenhaus verbunden ist. Die gärtnerische Gestaltung übernahm die eigene fürstliche Hofgärtnerei. Neben dem Kardinalsgarten steht heute ein reich dekorierter zweijochiger neugotischer Sandsteinbau mit Schieferdach und allerhand Verzierungen im Innenraum. Der Kapellen-Entwurf lässt eine „Miniaturkathedrale“ in Anlehnung an die französische Hochgotik entstehen. „Außen treten besonders das schmuckvolle Eingangsportal mit dem Hohenloheschen Familienwappen, den Initialen des Erbauers und seiner Gemahlin, die Fialen, der Dachreiter samt Glocke, eine kleine Fensterrosette und zahlreiche Verzierungen ins Auge“, führt Krause weiter aus. Das im neugotischen Stil erbaute Mausoleum mit seinen reich verzierten, kegelförmigen Türmen ist der Mittelpunkt des fürstlichen Privat- Friedhofs. Der Innenraum der Kapelle besitzt eine vollständig erhaltene neugotische Ausstattung, zu der außer dem Altar die vier farbigen Glasfenster gehören sowie die Bodenfliesen und die Kniebänke. „Die Glasfenster im Mausoleum stellen verschiedene Heilige dar, die sich auf Mitglieder der Familie Hohenlohe-Schillingsfürst beziehen“, führt Thomas Krause weiter aus. Maria Magdalena bezieht sich beispielsweise auf die Fürstin Marie, Gemahlin des Fürsten Chlodwig. Innenraum im Originalzustand Der Innenraum wurde wie es aussieht bis zum Jahr 1996 nie restauriert und besitzt Seltenheitswert. Zuvor wurden lediglich notdürftige Ausbesserungsarbeiten durch das Schließen von Löchern in der Dachfläche mit Blech vorgenommen. Mit dem Entwurf und der Ausführung des Marienaltars beauftragte Fürst Chlodwig die renommierte und in München ansässige Mayer’sche Hofkunstanstalt. Diese ließ die Entwürfe von Künstlern der Münchner Kunstakademie gestalten. Im Oktober 1891 kommt der fertige Altar in Schillingsfürst an. Wesentliche Bestandteile des hölzernen Altars sind die kunstvoll geschnitzten Sockel, die als Stütze für den Schrein dienten, in der die Monstranz (der Hostienbehälter) Platz fand. Heute befindet sich der Marienaltar in der Schlosskapelle. Nach Fertigstellung der Kapelle konnte die eigentliche Gruft, die für Fürst und Fürstin vorgesehen war, jedoch nie genutzt werden, da diese seit der Errichtung viel zu feucht war und die Särge dort unten völlig verfallen wären. Somit entschloss man sich außerhalb des Mausoleums einen Familienfriedhof...