Schicker Schutz Mai12


Schicker Schutz

Modische Masken aus Solidarität und als Standbein in der Krise

Nicht zaudern, sondern machen – so kennt man Anett Utz, Rothenburger Unternehmerin. Drei Modeläden mit selbst entworfener und selbst gefertigter Kleidung für Damen und einer Auswahl für Herren betreibt sie unter dem Labelnamen „AnRa“ in der Altstadt. Anett Utz beschäftigt 22 Mitarbeiter, vorwiegend in Teilzeit. Als im Zuge der Corona-Krise alle Läden schließen mussten, war das für das Unternehmen ein harter Einschnitt.
„Mein Kopf hat Tag und Nacht gerattert“, erzählt Anett Utz, „Bis mir die acht Masken eingefallen sind, die wir bereits im Januar genäht hatten.“ Als Ende Januar die ersten Opfer der Coronapandemie in Italien zu beklagen waren, besorgte die Chefin für ihre Mitarbeiter Masken. Da der Freitag im Unternehmen unter dem kreativen Aspekt steht, wurden daraufhin einfach mal Masken aus Stoff genäht. Acht waren noch da, als sich die Situation in Deutschland verschärfte und Hilfsaktionen in den sozialen Netzwerken Rothenburgs angestoßen wurden.

Anett Utz hat innerhalb von wenigen Tagen ihre Produktion von Mode um Mundschutz erweitert. Foto: am

Anett Utz hat innerhalb von wenigen Tagen ihre Produktion von Mode um Mundschutz erweitert. Foto: am

Über die „Ugain“-Plattform von Facebook, die sich speziell an Rothenburger wendet, hat Anett Utz angeboten, allen Rothenburgern, die ehrenamtlich ihren Mitmenschen helfen, eine ihrer Masken zu schenken. „Die Resonanz war überwältigend“, erzählt Anett Utz. Nicht nur Nachfragen nach Masken erreichten sie, sondern auch die individuellen Geschichten der Helfenden.
Als Unternehmerin hat Anett Utz natürlich auch ihre Mitarbeiter im Blick und will für Beschäftigung sorgen. Also hat sie alle offiziellen Stellen angeschrieben und Firmen, Landratsämtern, Pflegediensten und sogar dem Wirtschaftsministerium und Hubert Aiwanger ihre Masken angeboten. Innerhalb von wenigen Tagen wurden Hunderte von Mundschutzmasken bestellt.
„Unser Mundschutz ist natürlich nicht zertifiziert“, weiß Anett Utz. Einen gewissen Schutz bietet er trotzdem, denn die Gefahr eigene Bakterien zu verteilen wird geringer und die Träger fassen sich nicht ungeschützt an den Mund. „Außerdem merke ich, dass beispielsweise beim Einkaufen die Menschen bewusst Abstand halten, wenn man einen Mundschutz trägt“, hat die Unternehmerin selbst erlebt.
Das Modeunternehmen musste sich innerhalb weniger Tage auf die neuen Gegebenheiten umstellen. In drei Tagen waren die Stoffe geprüft auf ihre Waschbarkeit bei 90 °C, Gummibänder bestellt und die Prototypen entwickelt. In der Innenseite des Mundschutzes befindet sich ein Band, in das z.B. ein Taschentuch gesteckt wird, damit der Stoff nicht feucht wird.
„Ich habe alle Mitarbeiter wieder mobilisieren können“, sagt die Unternehmerin. Wer noch keine Näherfahrung hatte, wurde mit einem Nähführerschein geschult, um bei der Herstellung der Masken mithelfen zu können.
„Das ist eine Win-win-Situation“, sagt Utz. Die Masken können für 10 Euro bestellt werden. Somit gibt es eine gewisse Kontinuität bei den Einnahmen und Arbeitsplätze
bleiben bestehen. Aber Anett Utz geht es dabei nicht allein um den Verdienst, sondern auch um die gemeinsame Solidarität in Zeiten der Krise: Anfang April hat sie daher 50 bunte Masken an die Kinderklinik in München gespendet. am