Erste Eigenproduktion Mrz10

Erste Eigenproduktion

Ein neues Kindermusical von Pro Chor in der Reichsstadthalle Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Erfolgsgeschichte eines über 15 Jahre gewachsenen Chor-Projektes einen neuen Höhepunkt finden würde: Die Rede ist vom Pro Chor Rothenburg und seinem neuem Kindermusical „Du bist einmalig“. Seit drei Jahren arbeiten Chorleiter Andreas Gubo und seine Mitstreiter an der Verwirklichung – und diesmal begeben sie sich auf neues Terrain. Begonnen hat alles Anfang der 90er Jahre. Andreas Gubo spielte in einer Jugendgottesdienstband. Die kam gut an. Also wurde daraus ein Chor, zuerst bekannt unter dem Namen „Jugendchor“. „Wir wollten dann mal so ein richtiges Chorprojekt machen“, erinnert er sich. Unter dem neuen Namen Pro Chor führten rund 80 Teilnehmer im Jahr 2000 das erste christliche Musical „Leesha“ auf. Die Reichsstadthalle war ausverkauft, der Applaus tosend. Seitdem gibt es in regelmäßigen Abständen musikalische Projekte und Musicalaufführungen von Pro Chor. Im Jahr 2004 kam mit „Hoffnungsland“ erstmals ein Kindermusical an den Start. „In unseren Spitzenzeiten hatten wir 180 Sänger und Musiker auf der Bühne“, erzählt Andreas Gubo. Ab 22. März (Premiere) gibt es nun in vorerst drei Aufführungen das neueste Projekt des Chors zu sehen, das Kindermusical „Du bist einmalig“. „Damit haben wir uns nach 15 Jahren auf Neuland gewagt“, sagt Gubo. Nach der Vorlage des gleichnamigen Erfolgsbuches von Max Lucado ist das Musical komplett selbst getextet und komponiert. Die Geschichte dreht sich um die „Wemmicks“, ein Volk aus Holzpuppen, das den ganzen Tag mit nichts anderem beschäftigt ist, als sich gegenseitig zu bewerten. Seit drei Jahren (dazwischen hat der Chor noch andere Projekte verwirklicht) schreibt Andreas Gubo mit seiner Frau und den Musikern der Band an der Bühnengeschichte und den Liedern. Rund 120 Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 16 Jahren bilden den Chor. Die Band aus fünf Musikern und ein Backgroundchor mit vier Erwachsenen runden das musikalische Erlebnis ab. Mit professioneller Unterstützung Professionalität gehört neben dem Spaß, der für Andreas Gubo an oberster Stelle steht, zwingend dazu. Loreen Fajgel, eine professionelle Choreografin, die an der königlichen Balettschule in Großbritannien studiert hat, wurde engagiert, um mit den Chormitgliedern zu arbeiten. Die Profischauspielerin Hanna Steidle hat mit den Solisten und dem Chor die darstellerischen Momente des Musicals einstudiert. „Die Arbeit mit den Profis ist uns sehr wichtig“, stellt Andreas Gubo fest. „Und die Kinder bekommen somit auch einen Einblick in deren Handwerk.“ Die Bühnentechnik hat sich Pro Chor über die Jahre weitgehend selbst angeschafft. So wird der Chor über ein Großraummikrofon abgenommen und die Solisten sind mit Headsets ausgestattet. Die Professionalität von Pro Chor geht sogar so weit, dass das Musical im Vorfeld auf CD aufgenommen wurde. Seit vergangenem Jahr spielt die Band im Tonstudio von Andreas Gubo die Lieder ein. Der Chor sang zu Beginn des Jahres im Gemeindezentrum von St. Jakob die Lieder ein. Dazu wurden spezielle Studiovorhänge aufgehängt, ein Podest wurde eingebaut, die professionelle Studiotechnik installiert. Das Ganze kostet natürlich auch einiges. Bei „Du bist einmalig“ rechnet Gubo mit einem finanziellen Rahmen von etwa 25000 Euro. Die größten Projekte lagen bei etwa 40000 Euro. „Wir haben das bis jetzt immer gestemmt“, sagt er mit Zuversicht. Unverzichtbar ist dabei die Unterstützung von Sponsoren, der Eingang von Spenden und natürlich das ehrenamtliche Engagement. Rund 20 aktive Mitstreiter helfen bei Aufbau, Organisation und Ablauf. Die Eltern kümmern sich um Kostüme. Selbst das Bühnenbild, das aus viel Holz besteht, ist eine Gemeinschaftsarbeit von Profis und zahlreichen Helfern. Die Spannung wächst also. Rund eineinhalb Stunden dauert das Vergnügen – und vielleicht wird es im Herbst noch eine kleine Tournee von „Du bist einmalig“ geben. am Info: Pro Chor Musical „Du bist einmalig“, Aufführungstermine 22., 29. und 30. März, um 17 Uhr (Einlass 16.30 Uhr), in der Reichsstadthalle. Karten erhältlich bei „Natural Beauty“ in der Rödergasse, bei den Chor­mitgliedern und an den sonntäglichen Proben im Gemeindesaal St. Jakob (jeweils 17 bis 18...

Osterspaziergang Mrz10

Osterspaziergang

Osterspaziergang (frei nach Johann Wolfgang von Goethe) Zeichnung: R. Hellenschmidt

Realist mit Stift Mrz10

Realist mit Stift

Der Karikaturist Robert Hellenschmidt Der Tisch liegt berstend voll mit Zeichnungen. Hunderte von weißen DIN-A3-Blättern. Darauf Fassadenromantik, die Auswüchse des Massentourismus oder aus dem Alltag heraus und in die Welt des Bleistifts hineingefallene Politikerköpfe. Dabei ist die gezeichnete Fülle auf dem Tisch nur ein Teil des Ganzen. Im Keller von Robert Hellenschmidt ruhen noch weitere 1000 Karikaturen. Seit 1980, seit 34 Jahren, „strichelt“ Robert Hellenschmidt Woche für Woche für den Fränkischen Anzeiger. Weit über 1200 Karikaturen sind so entstanden. Seit März 2005, dem ersten Erscheinungstermin von ROTOUR, gehört auch hier die letzte Seite des Heftes dem Karikaturisten. Was immer für Rothenburg und das Umland von Bedeutung war, hat er mit wohl überlegtem Strich zugespitzt. Den Nimbus, der ihn umweht, sieht er dabei ganz realistisch. „Man darf nie glauben, dass man als Karikaturist die Welt ver­ändert“, erklärt Robet Hellenschmidt. „Im besten Fall löst man unmittelbare Betroffenheit aus, die sich schnell wieder dem normalen Wahnsinn beugt.“ Zu dieser selbst ernannten Lebensaufgabe hat ein weitsichtiger Zufall geführt: Robert Hellenschmidt war der Malerei schon zu Schulzeiten zugewandt. „Aber selbstkritisch, eher unzufrieden“, beschreibt er. Noch als Jugendlicher hat er die großen Meister entdeckt: Rembrandt und Spitzweg. Er hat sie kopiert, hat das Spiel mit Licht und Schatten, die Dramatik des Momentes mit Perfektion auf die Leinwand gebracht. Weitere Ölgemälde sind entstanden, dazu fotorealistische Bleistiftszeichnungen, die die Missstände der Welt anprangerten oder Collagen, die verbinden was das Auge doch so gerne trennen würde. Im Jahr 1980 wagte er dann den Sprung an die Öffentlichkeit mit einer großen Ausstellung in der Schranne. Die großformatigen Werke haben das Publikum be­geis­tert, darunter auch Dieter Balb, Chefredakteur des Fränkischen Anzeigers. Er sah Substanz in den kritischen Bleistiftzeichnungen und konnte sich daraus entwickelte Karikaturen vorstellen. „Hellenschmidt, probieren Sie es doch mal, hat er zu mir gesagt“, erinnert sich der Karikaturist, „und ich habe im Überschwang des Erfolgs geantwortet: Herr Balb, das mache ich.“ Das war der Anfang – und Robert Hellenschmidt ist danach erst mal verzweifelt. „Das Ergebnis war mehr als dürftig“, erzählt er heute schmunzelnd. Aber nun war er in der Pflicht, und der nötige Ehrgeiz hat ihn angestachelt. „Ich bin beinahe verzweifelt, weil es so schwer war“, erinnert er sich. Die Konfrontation mit der Wirklichkeit und die Auswüchse der Gesellschaft, immer in Bezug zu lokalen Ereignissen, wollte er zum Ausdruck bringen. Einen eigenen Stil dabei zu entwickeln, gehört zur Intention eines jeden Karikaturisten dazu. Nun, nach 34 Jahren und überberstenden Tischen voller Zeichnungen, kann man durchaus von einem Œuvre reden. Die Karikaturen von Robert Hellenschmidt gehören zur Samstagsausgabe des Fränkischen Anzeigers wie der Kaffee zum Frühstück. So mancher Politiker wird sich daran messen, ob er als Sujet für die Karikatur genügt, ebenso wie manches Thema auf dem weißen Papier die Wellen hat hochschlagen lassen – bis hin zur Anzeige. Eine nachdrückliche Bitte Nicht allen hat gefallen, was da auf Seite 1 am seligen Wochenende die Netzhaut irritiert hat. Darunter auch sein einstiger Chef Karl Korn. Robert Hellenschmidt ist nicht nur Karikaturist, sondern war im Berufsleben als Mitarbeiter und „rechte Hand“ von Karl Korn vom Mercedes Autohaus mit viel Technik bewandert. Von Anbeginn bis heute ist er auch für die Auswahl und Organsiation des Kulturprogrammes von Kunst Kultur Korn zuständig. Eines Morgens, gerade war seine Karikatur zur geplanten Autobahn erschienen, kam Karl Korn in sein Büro herein mit der intensiven Bitte, doch mit den Karikaturen aufzuhören. „Wenn wir die Autobahn nicht bekommen, dann bist du schuld, waren seine Worte“, erzählt Robert Hellenschmidt und schmunzelt. Die Autobahn kam, die Karikaturen nahmen kein Ende und auch die beiden Herren verstehen sich nach wie vor bestens. Ehrgeiz treibt an Um 34 Jahre lang Woche für Woche eine Idee in die treffende Bildsprache umzusetzen, dazu bedarf es aber eines besonderen Antriebs. „Ich habe gemerkt, die Leser warten darauf“, erklärt der Künstler, „da hatte ich den nötigen Ehrgeiz.“ Der Donnerstag ist für Robert ­Hellenschmidt immer „Karikaturtag“. Nachdem das Thema steht, entwickelt er in Originalgröße...

Uhren für die Ewigkeit Mrz10

Uhren für die Ewigkeit

Turmuhrenbauer Robert Dürr ist einer der Letzten seines Standes Ein jeder kennt sie, ein jeder hat sich schon einmal daran orientiert, jedes Dorf hat eine und je größer die Städte, desto imposanter und schmuckvoller sieht sie aus: Die Rede ist von den Uhren auf Kirch-, Tor- und Schlosstürmen. Turmuhren waren die ersten mechanischen Uhren und kamen gegen Ende des Mittelalters auf. Der Turmuhrbauer wurde damals zum gesuchten Spezialisten. Die Familie Dürr ist eine der we­nigen, vielleicht sogar die letzte, die die Tradition des historischen Turmuhrenbaus noch pflegt und gleichzeitig den Blick für die Moderne geschärft hat. Ein Handwerk ohne Zunft Robert Dürr, 82 Jahre alt, ist gelernter Turmuhrenbauer. So stand es im Abschlusszeugnis seiner Lehre. Im Jahr 1947 begann er bei Leonhard Holzöder die Ausbildung, der in zweiter Generation den Turmuhrenbaubetrieb in Rothenburg führte und dessen Vater 1910 die Kunstuhr für Rothenburg gebaut hatte. Offiziell hieß der Lehrberuf damals „Mechaniker“. Obwohl der Turmuhrenbau eine lange Tradition hatte, gab es nie eine eigene Zunft. „Meine erste Aufgabe als Lehrling war, die Fahrräder flott zu machen“, erzählt er schmunzelnd. Der Lehrherr Holzöder und sein Lehrling fuhren nach dem Krieg damit bis nach Miltenberg. Ihr Handwerkszeug hatten sie in Rucksäcken dabei. Vor Ort haben sie die Turmuhren gewartet und repariert. „Haben wir Ersatzteile gebraucht, sind wir zum örtlichen Schmied gegangen“, erinnert sich Robert Dürr. In Rothenburg, in der Köhlerstraße, war die Firmenbasis, das „Holzöderhaus“. Hier brannte in der heimischen Schmiede noch das Feuer. Robert Dürr hat hier den Blasebalg gezogen und das Schmieden gelernt. Aber nicht nur das Schmieden gehörte zum Handwerkszeug eines Turmuhrenbauers. Turmuhrenbauer waren und sind breit aufgestellt: Das Handwerk des Schlossers, Klemptners und Malers gehört ebenso dazu wie die Kunst des Fräsens, Drehens oder Vergoldens. In der Neuzeit kamen noch Elektrik und Elektronik dazu. Jeden Morgen auf den Turm Der Alltag von Robert Dürr als Lehrling begann mit dem morgendlichen Aufziehen der Turm­uhren in Rothenburg. „Die genaue Uhrzeit habe ich mir von der Bahnhofsuhr geholt“, erzählt er. Dann hat er die Hälfte der Turmuhren in Rothenburg (Burgturm, Weißer Turm, Klingenturm und Marktplatz) aufgezogen, der Lehrherr kümmerte sich um die Uhren im Hegereiterhaus, im Sieberts­turm und Markusturm. Um 9 Uhr hatte Rothenburg dann überall die richtige Zeit. Bis weit in die 60er Jahre hinein wurden die Turmuhren alle per Hand aufgezogen. Robert Dürr, der 1959 den Betrieb der Firma Holzöder übernommen hat, hat in seiner Lehrzeit und auch später noch selbst mechanische Turmuhren gebaut. Nach dem Krieg wurden für den Weißen Turm und den Markusturm Uhren gebaut, später für Faulenberg und die Detwanger Kirche. „Das war stets etwas Besonderes“, erinnert er sich. War die Uhr fertig, stellten sich alle Beteiligten der Rangordnung folgend um die Uhr auf und ein Fotograf kam, der den Moment festhielt. „Ab etwa 1850 wurden die Einzelteile wie Zahnräder und Füße der Turmuhren nicht mehr geschmiedet, sondern in Serie gegossen“, erklärt Robert Dürr. Als Vorlage für den Guss benutzte man Holzmodelle. Robert Dürr und seine Söhne Gernot und Günter, die die Familientradition gemeinsam weiterführen, haben die „Holzöderschen“ Modelle aufgehoben. „Wir wären daher noch in der Lage, eine alte mechanische Turmuhr zu bauen“, sagt Robert Dürr, und sein Sohn Gernot nickt begeistert. Die Faszination ob dieser Idee ist beiden ins Gesicht geschrieben. Die „Neuzeit“ im Turmuhrenbau brach in den 60er Jahren an. In Rothenburg hatte die Kunstuhr eine Vorreiterrolle. Das tägliche Aufziehen schien zu beschwerlich, eine „moderne“ Lösung musste her. Robert Dürr hat dann ein automatisches Aufzugsgetriebe entwickelt. „Das war ein großer Umbruch“, sagt er. Die anderen Uhren wurden nachgerüstet. Die alte Uhrtechnik, rein mechanisch, wurde mit einer Art Nachrüstsatz der Zeit angepasst. Weiter ging es mit der Entwicklung von Läuteanlagen und Glockentechnik. Die Uhren auf den Türmen sollten nun sekundengenau ticken, die Glocken sollten läuten ohne dass man an Seilen ziehen muss. Moderner, einfacher, praktischer war die Prämisse. Robert, Gernot und Günter Dürr sind mit der Zeit gegangen. Das alte Handwerk und die Anforderungen der Moderne ergänzen sich....

Markt der Genüsse Mrz10

Markt der Genüsse

Zum ersten Mal in Niederstetten In Niederstetten ist eigentlich viel los: Pferdemarkt, alle zwei Jahre Freilichttheater im Tempele, mehrere Theaterinitiativen gibt es im Ort. Im Kult wird über das Jahr Kleinkunst gespielt, in der Alten Schule ist eine Art Kreativwerkstatt mit vielfältigem Angebot entstanden. Nun sind die Niederstettener, allen voran die Kulturschaffenden des Ortes, ein emsiger Kreis. Was könnte man in Niederstetten noch anbieten, war daher die Überlegung – ein Genießermarkt die Lösung. Am 26. und 27. April ist es nun so weit: Der ers­te Genießermarkt Niederstetten geht an den Start. Wer jemals bei einer Theateraufführung im Tempele war oder einen Blick in die Alte Schule geworfen hat, der weiß, dass hier nicht Kultur auf Freizeitniveau betrieben wird. Das Angebot in Niederstetten ist stets von Qualität und Anspruch getragen. Und so soll auch der erste Genießermarkt sowohl mit einem vielfältigen Angebot als auch mit einer stimmungsvollen Gestaltung an den Start gehen. Heidi Maedel vom Kulturamt Niederstetten hat im Vorfeld einen Großteil der Aussteller persönlich besucht, hat sich über Produkte und Firmenphilosophie selbst ein Bild gemacht. Über 30 anspruchsvoll gestaltete Marktstände, alles Selbstvermarkter, konnte sie so für den neuen Genießermarkt gewinnen. Kulinarische Besonderheiten wie selbst hergestelltes Knäckebrot, Chilipasten und Fruchtbalsame, Birnenschaumwein, frisch gebrannte Mandeln und selbst geräucherte Forellen gibt es neben Bienenkosmetik und Schaukochen mit Sterneköchen zu entdecken. Auf der Bühne in der Alten Turnhalle werden Profiküchen für die Kochvorführungen aufgebaut, die stimmungsvolle Bestuhlung hat ihre Wurzeln in der letzten Theateraufführung im Tempele. „Wir möchten einen liebevoll gestalteten Genießermarkt mit ausgewählten Produkten etablieren“, sagt Heidi Maedel. Daran besteht kein Zweifel. am Info: Genießermarkt in und rund um die „Alte Turnhalle” in Niederstetten am 26. und 27. April, jeweils von 11.30 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Am Sonntag finden ebenfalls Generationenfest und Frühlingsmarkt...