Szenegeflüster: Am Viehmarkt in Wettringen...

Am Vieh- und Krämermarkt in Wettringen ist im Frühjahr jede Menge los. Aus dem einstigen reinen Viehmarkt ist seit einigen Jahren eher ein bunter Krämermarkt geworden. Zu kaufen gibt es hier allerhand. Zu sehen noch viel mehr. Fehlen darf auf dem Markt, der am 1. März stattfand, auf keinen Fall der Korbmacher Richard Probst, der auch dieses Jahr wieder im alten Schulhaus sein Handwerk vorführte. Beigebracht hat ihm die Flechtkunst vor vielen Jahren ein Nachbar. Richard Probst ist aber nicht nur einer der letzten Vertreter einer vielleicht aussterbenden Handwerkskunst, er ist auch ein Lebenskünstler der besonderen Art. Fernab vom verschwenderischen Konsumdenken lebt er in Gailnau in einem kleinen Anwesen. Sozusagen als Selbstversorger. Einmal im Jahr wird ein Schwein geschlachtet, die Hühner geben die Eier. Im Garten wächst Gemüse und Obst. Hier erzählt er in einem Film von Gerhard Ehrmann von seinem Leben und...

Neue Wege Mrz10

Neue Wege

Lieber Leser, Gerade im Frühjahr, wenn’s draußen sprießt und blüht, dann rührt sich das Gemüt. Die Sonne scheint, man geht einfach mal so vor die Türe – und würde gerne die Welt erobern. Vielleicht schlendert der eine oder andere gerne durch die Gassen Rothenburgs und lässt sich berauschen vom Zauber des neuen Lebens. So frei von Zwängen begegnen einem manchnal die schönsten Überraschungen. Eine Häuserflucht tut sich auf, und dahinter erscheint Vertrautes in ganz neuem Glanz. Der unverfälschte Blick schärft so den emporstrebenden Gedanken. Ähnliches erleben wir in schöner Regelmäßigkeit in unserem Alltag bei ROTOUR. Eine Geschichte bahnt sich an, zuerst bescheiden und unverfänglich. Bei näherem Betrachten zeigt sich die Individualität, das Außergewöhnliche in vielfältiger Spielart. Der Frühling passt daher wunderbar zu ROTOUR. Wir haben für Sie den Fotografen Roland ­Bauer in Winterbach, im tiefsten Hohenlohe besucht (Seite 92). Mit seinen authentischen Fotos von alten Handwerkern hat er sich nicht nur einen Namen in der Riege der Fotografen gemacht, sondern hat dokumentarisch festgehalten, was heute längst in Vergessenheit geraten wäre. Oder lesen Sie von Karsten Gosse, dem Sportpastor (Seite 56). Den Golfern will er am Golfplatz Christus näherbringen, die Christen auf dem Grün zum Golfspiel animieren. Der Frühling hat die Gabe, die Welt mit neuer Strahlkraft zu überziehen. Wir möchten ihm mit dieser Ausgabe unter die Arme greifen. Ihre Rotour...

Buntes Markttreiben Mrz10

Buntes Markttreiben

Der Ostermarkt in Creglingen Die Marktsaison ist eröffnet: Der traditionelle Ostermontagsmarkt in Creglingen lockt alljährlich zahlreiche Besucher an. Etwa 50 Marktbeschicker bieten ihre Waren in den historischen Gassen an. Von der Hauptstraße über die Kreuzstraße in die Neue Straße und wieder zurück in die Hauptstraße lädt das Marktgeschehen zum österlichen Bummel ein. Neben dem breiten Warenangebot auf dem Krämermarkt haben auch die Geschäfte der Innenstadt geöffnet (nachmittags von 13 bis 18 Uhr). Auch am Taubentorplatz werden weitere Marktbeschicker zu finden sein, die von dem ebenso traditionellen Kinderflohmarkt, dem Kinderkarussell und dem beliebten Osterhasen mit seinen Geschenken für die Kleinsten eingerahmt werden. Außerdem bietet die historische Postkutsche Rundfahrten durch Creglingen an. Ein besonderer Höhepunkt ist die beliebte Creglinger Mineralien-, Fossilien- und Schmuckbörse, die ebenso am Ostermontag in der Mehrzweckhalle stattfindet. Zahlreiche Aussteller präsentieren Mineralien, Fossilien, Gold , Edelsteine, Schmuck, Sammlerzubehör und Literatur, und die Besucher können in die Erdgeschichte eintauchen. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. am Info: Ostermarkt in Creglingen am 21. April von 11 bis 18 Uhr. Parallel dazu findet von 10 bis 17 Uhr die 16. Mineralien-, Fossilien- und Schmuckbörse in der Mehrzweckhalle...

Rund um die Welt Mrz10

Rund um die Welt

Tourismusplakate im Knauf-Museum in Iphofen Die Reiselust hat die Deutschen längst gepackt, und das Knauf-Museum in Iphofen blickt mit einer Sonderausstellung vom 30. März bis 29. Juni auf die frühen Wurzeln. „Rund um die Welt – Tourismusplakate aus den Sammlungen des Deutschen Historischen Museums Berlin” heißt die Ausstellung. Zu sehen sind Plakate mit dem Schwerpunkt auf den 1920er und 1930er sowie 1950er und 1960er Jahren. Die Plakate wurden von namhaften Grafikern wie Ottomar Anton, Ludwig Hohlwein, Donald Brun, Herbert Leupin oder Jupp Wiertz gestaltet und werben mit ebenso dekorativen wie verheißungsvollen Motiven für Schifffahrtslinien, Fluggesellschaften und Reiseziele nach nah und fern. Zeitgenössische Fahrzeuge, Reiseführer und Kartenmaterial ergänzen die Ausstellung. am Info: Knauf-Museum Iphofen, direkt am Marktplatz in Iphofen. Geöffnet Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr, Sonntag von 11 bis 17...

Ein Hohenloher bei Christo

Der Fotograf Roland Bauer lebt in Hohenlohe und arbeitet in der ganzen Welt Ein Hoch auf die moderne Technik. Punktgenau leitet das Navi den Suchenden nach Winterberg. Vorbei an Jagst, Kocher und an Schloss Stetten, durch laubverwunschene Wälder und über sanfte Hügel – mitten hinein ins tiefs­te Hohenlohe. Die Zweifel, ob hier wirklich jemand lebt, wachsen mit jeder Wegbiegung. Plötzlich schmiegt sich jedoch ein kleines, wunderschönes Bauernhaus an den Hang zu Füßen von Burg Thierberg. Hier ist Roland Bauer zu Hause – in Winterberg, wo entgegen aller Erwartungen das ganze Jahr über die Sonne scheint. Ein Start auf Umwegen Seit 36 Jahren lebt er hier mit seiner Frau, der Künstlerin Andrea Deininger-Bauer, und mit seinen beiden Töchtern. Und mit ihm lebt dort auch eine Leidenschaft, eine Passion, die ihren Herzschlag aus dem Blut Hohenlohes speist: die Fotografie. Eigentlich ist Roland Bauer Stuttgarter. Genau genommen stammt er aus Bad Cannstatt, seine Eltern waren dort Weingärtner. Die Fotografie war schon in jungen Jahren seine Leidenschaft. Sein Vater meinte aber, der Sohn solle was Richtiges lernen, und so landete er erst einmal bei Bosch. „Die Lehre zum Elektromechaniker hat mir aber nicht geschadet“, erzählt Roland Bauer schmunzelnd. Im schwarzen Jackett, einen weißen Schal um die Schultern gelegt, sitzt er am alten Holztisch in seinem Haus. Im Winter schimmert die Burg Thierberg durch die laublosen Zweige hindurch. Im Kachelofen brodelt das Feuer, auf dem Tisch liegen zahlreiche Bildbände. Die Leidenschaft zur Fotografie ließ sich nicht bezwingen. Roland Bauer studierte von 1974 bis 1980 in Dortmund Fotodesign und Bildjournalismus. Die Abschlussarbeit sollte dann wegweisend für ihn werden. „Letztendlich schreibt immer das Leben die Geschichten“, weiß er heute mit 63 Jahren Lebenserfahrung. Damals, in seinen Zwanzigern, spürte er als Thema für seine ­Abschlussarbeit die bäuerlichen Lebensformen in Hohenlohe auf. „Man merkte in den Achtzigern schon, dass eine Wende eintritt und manche Lebensweisen für immer verschwinden werden“, erinnert er sich. Hohenlohe kannte er bis dorthin nur vom Wanderurlaub. Ein Thierberger Bauer erzählte ihm, dass es „da noch einen Weiler gibt, wo ein altes Geschwisterpaar lebt“. Gemeinsam mit seiner Frau ist er den Berg von der Burg hinuntergelaufen und hat Gottfried und Käthe Wendel, das Geschwisterpaar, in ihrem abgelegenen Weiler in Winterberg gefunden. Die beiden waren damals schon über 80 Jahre alt. „Wir kamen ins Gespräch und wir entdeckten auch das nebenan liegende Haus“, sagt Roland Bauer und schmunzelt, „unser Haus“. Kurz gefasst: Das junge Paar musste den Besitzer des leerstehenden Hauses beharrlich überzeugen, damit sie dort erst in einem Zimmer, dann ganz einziehen durften. Roland Bauer war nun also der Nachbar seiner „Abschlussarbeit“ geworden. „Wir hatten eine tolle Nachbarschaft, ich war jeden Tag bei den Geschwistern“, erinnert er sich. „Da baute sich Vertrauen auf.“ So sind für seine Abschlussarbeit zwischen 1978 und 1980 wunderschöne Fotos entstanden, die nicht nur den Lebensalltag in einem abgelegenen Weiler dokumentieren, sondern auch die Seele berühren. In einer Stuttgarter Galerie zeigte Roland Bauer seine Arbeiten dann bei einer Ausstellung. Daraus entstand ein erstes Buchprojekt, und er erhielt 1983 dafür den renommierten Kodak-Fotopreis. Fotograf mit Rückgrat „In jedem Foto steckt ein Stück von einem selbst“, erklärt Roland Bauer. Fotos haben eine Handschrift, und die hat damit zu tun, wie der Künstler die Welt sieht. Roland Bauer hatte im Laufe der Jahre viele verschiedene Aufträge. Er hat in den 80er Jahren für die Firmenzeitschrift von IBM Reportagen in Schwarz-Weiß fotografiert. Die Themen waren für die damalige Zeit wegweisend: Frauen in Führungspositionen, Behinderte am Arbeitsplatz. Für die Firma Würth in Schwäbisch Hall hat er 1989 den alljährlichen „Modelkalender“ fotografiert. „Als mich die Chefin der Werbeabteilung anrief und sagte, sie wolle mal einen anderen Kalender machen, dachte ich zuerst: ,oje!’“, erinnert er sich. Bestimmte Dinge gehen nicht, machte er schnell klar und ließ sich auf den Auftrag ein. Also hat er schöne Frauen in alten Handwerkswerkstätten von Schuhmacher, Schmied, Steinmetz, Korbmacher, Müller, Sattler und anderen fotografiert. In passender Arbeitskleidung. „Ich musste für die Verwirklichung meiner Fotos...