Worte des Lebens Mrz11


Worte des Lebens

Der Lyriker Fritz Klingler liest aus seinem neuen Gedichtband.

Der Lyriker Fritz Klingler liest aus seinem neuen Gedichtband. Foto: am

„Vor der nächsten Brücke“ – Neuer Lyrikband von Fritz Klingler

Etwa alle zwei Jahre ist es so weit: Fritz Klingler bannt auf das Papier, was sein Herz und seinen Geist bewegt. „Vor der nächsten Brücke“ heißt sein aktueller, zehnter Gedichtband, den er am 14. März auch bei einer musikalisch-lyrischen Lesung vorstellt.
„Er hat die Brücke zerstört, weil ihm der Umweg gehört“ – sprachliche Prägnanz in zwei Zeilen. Damit beginnt das Buch. Das Thema Brückenbauen oder auch -zerstören scheint Klingler existenziell genug, um es auf den Titel zu übernehmen. Vier Gedichte widmet er dieser Sparte, erhellende wie ernüchternde zugleich. Die Brücke wird dabei zum Symbol, das auch durch ein Lächeln aufgebaut werden kann.
In insgesamt zehn Rubriken hat er 53 Gedichte versammelt, allesamt in den letzten zwei Jahren neu entstanden. Die Vielfalt ist thematisch wie handwerklich beeindruckend. Freie Rhythmen mit reimlosen Versen und ohne feste Strophenform wechseln sich beispielsweise mit Vierzeilern mit umarmendem Reim ab. Und auch ein Sonett ist darunter, eine Gedichtform die im Schaffen des Insinger Lyrikers in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen soll.

An die Sehnsucht
Manchmal
ziehst du den Versäumnissen
die schönsten Kleider an.

Läufst über die Stufen alter Träume
zu den ausgeschmückten Phantasien
verwöhnter Gefühle.

Umarmst die Zeit,
nimmst die großen Flügel der Stille
und schwebst ums Herz des Gewesenen. 

Fritz Klingler

Große Vorbilder
Das inhaltliche Spektrum taucht dazu tief ein in die Spielarten des Lebens. Da geht es um die Gefühle, die verstreut auf den Terrassen der Erinnerung liegen, um den Zufall, der sich Bahn bricht, aber auch um die guten Stunden. „Man muss sich bewusst machen, wie sehr man im Leben von den guten Stunden zehrt“, erklärt Klingler. Vier Zeilen braucht er dafür – und er gibt ihnen in seinem Buch eine ganze Seite Raum, um zu wirken.
Ein großes Feld nimmt natürlich die Liebe und der „Duft der Frauen“ ein. Darunter findet sich auch das „Sonett I“. In der Lyrik ist das Sonett die Königsdisziplin und Klinger sucht sich dafür als Vorbild keinen Geringeren als Shakespeare. Drei Quartette und ein Zweizeiler – und schon ist die Tragik verlorener Gefühle existent.
Klingler ist kein Dichter im Hauptberuf, er betreibt Landwirtschaft in Insingen, aber er ist ein ernstzunehmender Lyriker. Gedichte zu schreiben ist für ihn daher auch ein Stück weit ein Handwerk. Vormittags sei seine Zeit, erzählt er. Musik läuft, vielleicht Debussy, Chopin, Liszt oder die Großen der Filmmusikkomponisten. Er schreibt direkt in den Computer. „Ich tauche dann ein in eine Welt, eine Art Hülle, die ich mir mit Illusionen und Gefühlswelten aufbaue“, erklärt er seine Arbeitsweise. Ein Telefonklingeln nur, und der Nährboden für die Kunstfertigkeit löst sich auf.
Fritz Klingler ist mit seinen Gedichten auch ein Chronist seiner Zeit. Mit drei aktuellen Werken zum Bauernsterben erweist er sich als einfühlsamer Kenner dieses Mikrokosmos. Aber auch Rothenburg als hochgelobte Märchenstadt hat er augenzwinkernd und mit feinem Humor in Reime gebannt. Er scheut sich nicht die großen Themen anzugreifen: Die Willkür von Diktaturen, der Missbrauch von Schutzbefohlenen und gleich auf der nächsten Seite der Zölibat, als Hindernis auf dem Weg zur Lösung. Fritz Klingler beherrscht die große Kunst, jedem Gedicht im richtigen Moment ein Ende zu setzen, und den mündigen Leser so in sein eigenes Gedankenspiel zu entlassen.
Und wie wenige Dichter nur, weiß er auch zu unterhalten. Am 14. März stellt er seine neuen Werke vor. Er liest sie nicht nur selbst, sondern setzt sie mit musikalischer Unterstützung gekonnt in Szene.
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„Lyrik und Musik“: Lesung von Fritz Klingler am 14. März, um 20 Uhr, im Theater am Burgtor. Musikalisch begleitet wird er von Carolin Leyh am Klavier. Eintritt frei.