Von der Natur inspiriert Jan07


Von der Natur inspiriert

Rainer Hufnagel bannt mit nur einem Sujet das pralle Leben auf die Leinwand

Das Halbrund im Autohaus Korn wird jedes Jahr im Zuge der dortigen Kultursaison von September bis April auch zum Kunsthaus. Alljährlich rahmen besondere Kunstwerke nicht nur die abendlichen Auftritte von Kabarettisten und Musikern ein, sondern sind auch im ganz normalen Alltag (zu den Geschäftszeiten) präsent.
Mal waren es russische Künstler, mal jede Menge Kühe, mal vielfältige Gemeinschaftsausstellungen, die das Auge fasziniert haben. „Ende und Anfang – Samenkapseln – Bilder der letzten Jahre“ ist die aktuelle Werkschau des Rothenburgers Rainer Hufnagel betitelt. Er zeigt 47 Exponate, alle mit dem gleichen Sujet. Immer Samenkapseln. Langweilig? Nein. Eintönig? Nein. Verblüffend? Ja.

ROTOUR Rothenburg: Die Samenkapseln haben es dem Künstler Rainer Hufnagel angetan. Fotos: am

Die Samenkapseln haben es dem Künstler Rainer Hufnagel angetan. Fotos: am

Die ersten Samenkapseln

In der Mitte der Galerie hängt ein Gemälde mit einem blauen Rückenakt. Der sticht ins Auge. Daneben, noch etwas unscheinbar in einem Kreis gehalten, sind zwei Samenkapseln. „Damit begann alles“, erklärt Hufnagel.
Die Kunst war schon immer sein Steckenpferd. Schon im jungen Erwachsenenalter empfand er eine Nähe zu den Surrealisten, die sich aber zwischenzeitlich etwas verlor.
Er studierte Kunst an der Hochschule und war lange Jahre Kunstlehrer am Gymnasium in Neustadt a.d. Aisch. Ab 2003 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2017 war er dann am Reichsstadtgymnasium tätig und lange Jahre Mitglied im Rothenburger Künstlerbund.
Dass sich die Kapseln in sein Œu­v­re eingeschlichen haben, verdankt er auch seinem Großvater. Dieser, selbst kunstbegeistert, hat ihm einst ein Buch über die Wunder der Natur vermacht mit Darstellungen von Farnen oder Samenkapseln. Rainer Hufnagel, prinzipiell ein naturverbundener Mensch, stellte daher einst dem blauen Akt die ersten Samenkapseln zur Seite. Und diese kleinen Naturwunder, die sowohl für das Ende eines Zyklus, als auch für den Neuanfang stehen, haben ihn seit 16 Jahren nicht mehr losgelassen.

ROTOUR Rothenburg: Rainer Hufnagel, Samenkapseln. Kunst Kultur Korn.

Der Beginn einer Passion: In dem Bild mit blauem Akt hat Rainer Hufnagel erstmals die Samenkapseln verewigt. Wenn das Gemälde nicht in der Ausstellung hängt, hat es einen Ehrenplatz über seinem Sofa.

Grenzenlose Vielfalt

Etwa fünf bis sechs großformatige Ölbilder von Samenkapseln malt er pro Jahr. Bis zu 30 Arbeitsstunden stecken in einem Bild. Die Kapseln sind ihm dabei gleichermaßen Vorbild wie Inspiration. Manche Gemälde orientieren sich am Original, andere sind gänzlich seiner Fantasie entsprungen.
Seine gemalten Lotoskapseln, die Vorbilder dafür hat Hufnagel in seinem Garten, sprühen nur so vor Lebensenergie. Wie Augen blicken die Samen den Betrachter aus ihrem Gehäuse heraus an.
Aus anderen Kapseln quellen surrealistisch anmutende Auswüchse. Organisch winden sie sich um die Form und wecken Assoziation an Künstler wie Salvatore Dali. Die kleinen, oft nur millimetergroßen Naturvorbilder, entfalten in der künstlerischen Umsetzung von Rainer Hufnagel eine besondere Strahlkraft. Wie in einem Vulkaninneren brodelt es in mancher Kapsel. Wieder andere, wie eine zweite Lotoskapsel, wirken metallisch kühl. „Diese Samenkapsel war im Eis eingefroren“, erinnert sich Hufnagel.
Die Naturobjekte stehen dabei nie beziehungslos im Bild, sondern sind in eine ausgeklügelte Bildsprache eingebunden. Verschiedene Flächen, teils mit stufenlosem Farbverlauf, geben dem Sujet Halt. Gleichzeitig unterstreicht das kühle Raumgefühl die künstlerische Abstraktion der Naturobjekte.
Nicht nur aus der Ferne entwickeln die Kompositionen Hufnagels einen besonderen Reiz. Sie halten diesem Eindruck auch aus der Nähe stand. Der Künstler variiert zwischen übergangslosen Farbverläufen, pastös aufgetragenen Farbflächen oder Strukturen, die mit Spachtel oder Malergabel aufgebracht werden. Eine reizvolle Haptik entsteht.
Die Detailarbeit wird durch Symbole und Elemente unterstrichen, die die Hintergrundstruktur weiter aufbrechen und gestalten. Wie Schriftzeichen, wie mythische Beigaben, ergänzen sie den Gesamteindruck. am

Die Ausstellung ist zu den üblichen Geschäftszeiten und im Rahmen des Kulturprogramms bei „Kunst Kultur Korn“ noch bis zum 30. April zu sehen.