„Surfen“ für jedermann Mai01


„Surfen“ für jedermann

Das Freifunknetz in Rothenburg

Das Internet ist mittlerweile etwas Elementares. Jeder nutzt es: als Infoplattform, für E-mails, Facebook, Whatsapp, zur Datenübermittlung, zum Telefonieren usw. Hat man kein Netz, fehlt einfach was. Jährlich kommen zwei Millionen Touristen nach Rothenburg, die wollen unterwegs Informationen abrufen, und auch die Einheimischen möchten mit ihren mobilen Endgeräten in Rothenburg beim Essen, beim Bummeln oder im Café mal „ins Netz gehen“. „Da wollten wir einfach was anbieten“, erklärt Alexander Baß, Inhaber der Internet- und Multimedia-Agentur„Die gute Stube“.
Seit März 2014 stehen er und Patrik Herrscher (Leiter des Qualitäts- und Risikomanagement von ANregiomed) hinter der Initiative „Freifunk Rothenburg“, die WLAN im öffentlichen Raum kostenlos und frei zugänglich macht. Über 140 Freifunk-Initiativen gibt es in Deutschland, etwa 10000 Router wurden installiert und das Prinzip der dezentralen Organisation über einzelne Communitys verbietet eine kommerzielle Ausrichtung. Das Projekt mag im ersten Moment verwirren: Keiner verdient was, alle sollen was davon haben und wie sieht das überhaupt rechtlich aus?
„An der Sache ist nichts Illegales“, stellt Patrik Herrscher fest. Mit der Idee des Freifunkes soll ein unabhängiges Netz aufgebaut werden, eine Art Bügernetz. Der freie Internetzugang ist ein angenehmer Nebeneffekt, ebenso wie die damit verbundene rechtliche Erleichterung.
Die Freifunker bedienen sich dabei eines Tricks: Fast jeder Haushalt hat mittlerweile einen Router mit WlAN-Funktion zu Hause. Über die Rothenburger Freifunk Community können Privathaushalte, Hotels, Gastronomen oder Einzelhändler einen speziell programmierten Freifunk-Router beziehen (für 25 Euro beim Stadtmarketing erhältlich). Der wird an den heimischen Router angesteckt und öffnet den Internetzugang. Ohne lästige Passwortvergabe und das rechtliche Problem der Störerhaftung.
Ein Tunnel durch das Internet
Die freie Verbindung über das Internet läuft über eigene Server von Freifunk Rothenburg und wird durch eine gesicherte Verbindung in die Niederlande umgeleitet. Die Nutzer sind somit mit einer niederländischen Kennung im Netz unterwegs, und die Störerhaftung, die sonst den Eigentümer haftbar macht („eine rein deutsche Rechtslage“, so Herrscher), ist außer Kraft gesetzt. Die eigene, private Internetverbindung bleibt dabei unangetastet. „Man muss sich Freifunk wie einen eigenständigen Tunnel durch das Internet vorstellen“, so Alexander Baß.
Die Idee hat in Rothenburg schnell gezündet, wird vom Stadtmarketing mitgetragen und auch finanziell unterstützt. Etwa 500 Euro fallen im Jahr an Kosten für Server u.ä. an, die das Stadtmarketing und die beiden Freifunk-Initiatoren gemeinsam stemmen. Im ersten Jahr konnten Alexander Baß und Patrik Herrscher schon 157 Router (Stand 12. März) in Betrieb nehmen. Ein weiterer Nebeneffekt des Freifunknetzes ist, dass sich die Router in Funknähe (innen etwa 50 Meter, außen 300 Meter) miteinander verbinden und sich die Stabilität der WLAN-Verbindungen verbessert.
In Teilen der Altstadt gibt es nun eine freie Internetverbindung: in der kompletten Hafengasse, in Teilen der Galgengasse, am Marktplatz, in Bereichen der Herrngasse usw. am

Unter www.freifunk-rothenburg.de sind weitere Infos und eine Karte zum Stand des Netzes zu finden.