Musikalische Lebenslinien Jul04


Musikalische Lebenslinien

Karl-Heinz Rehfeld folgt den Spuren seiner Vorfahren

Karl-Heinz Rehfeld liebt es, beim Spiel an seinem Klavier zur Ruhe zu kommen. Foto: Privat

Karl-Heinz Rehfeld liebt es, beim Spiel an seinem Klavier zur Ruhe zu kommen. Foto: Privat

Er stammt aus einer Stuttgarter Musikerfamilie. Karl-Heinz-Rehfeld hat seine Wahlheimat in Creglingen gefunden und ist den musikalischen Spuren seine Vorfahren treu geblieben: der Urgroßvater, ein Militär-Musiker aus Norddeutschland, der um die Jahrhundertwende in Stuttgart ein Konzert-Orchester gründete, und der Großvater Hermann Rehfeld, der Bass spielte und später Orchester-Inspizient bei den Stuttgarter Philharmonikern war.

Und auch sein Vater Kurt Rehfeld folgte schon mit 15 Jahren einem staatlichen Stipendium an die Musikhochschule Stuttgart und wurde zu einem bekannten Musikarrangeur, Dirigent und Komponist beim damaligen Süddeutschen Rundfunks. Für die Fernsehserie „Chronik der Familie Nägele“ mit Willy Reichert schrieb er 1968 die Musik.
Im Chorbereich bearbeitete Kurt Rehfeld viele Titel für Schallplattenproduktionen des Montanara-Chors, des Kurpfalz-Chors sowie für die fränkischen Gebrüder Pfaff und die schwäbischen Künstler Werner Veidt, Willy Seiler, Oscar Müller oder Willy Reichert.
Am bekanntesten in dem Bereich „Schwäbische Mundart“ dürfte die von ihm komponierte „Anna Scheufele“ mit dem Text von Werner Veidt sein. Selbst während seiner Gefangenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg in England und Frankreich stellt er ein Gefangenen-
Orchester auf die Beine.

Die vielfältige Arbeit seines Vaters hat Karl-Heinz Rehfeld geprägt. Schon als kleiner Bub schnupperte er Bühnenluft. Er begleitete ihn bei Aufnahmen in die Villa Berg für den Süddeutscher Rundfunk (SDR), später Südwestrundfunk (SWR). „Ich erinnere mich noch, als ich mit neun Jahren den Aufnahmen hinter der Bühne mit Ilse Werner lauschte, und sie fragte, ob sie denn nicht aufgeregt sei vor ihren Auftritten“,so Rehfeld. Lampenfieber gehört dazu, war ihre Antwort.

Von li.: Karl-Heinz Rehfeld mit Vater Kurt Rehfeld und seinem jüngeren Bruder Eberhard. Foto: Privat

Von li.: Karl-Heinz Rehfeld mit Vater Kurt Rehfeld und seinem jüngeren Bruder Eberhard. Foto: Privat

Hinweis auf die Zukunft

Karl-Heinz Rehfeld entschied sich nach dem Abitur für ein Lehramtsstudium in Tübingen und Schwäbisch Gmünd. „Seltsam, jeden Tag auf dem Weg in die Mensa (in Schwäbisch Gmünd) lief ich an einem Bild, auf dem ein Riemenschneideraltar abgebildet war vorbei“, erinnert er sich. Es war wohl ein Hinweis auf seine spätere Heimat Creglingen.
Denn gleich nach seinem Studium (1965) wurde er als erste kommissarische Leitung an das „Progymnasium“ Creglingen berufen und wechselte später an die neu gegründete Realschule Creglingen als Lehrer für Englisch, Französisch und Musik. „Was, nach badisch Sibirien holen sie Dich?“, war die Reaktion seiner Stuttgarter Freunde.
Heute ist er ein Teil von Creglingen geworden.

Bei der Verleihung der Creglinger Ehrenbürgermedaille in Gold (2020) für sein pädagogisches, musikalisches, historisches und gesellschaftliches Engagement lobten ihn seine Schüler für den begeisternden und facettenreichen Musikunterricht.

Er selbst wurde durch die vielseitigen Musikrichtungen, angefangen von Klassik über Unterhaltungsmusik bis hin zu Kompositionen für Bläserchöre (die „Rothenburger Impressionen“ und die „Hohenloher Tänze“), die er durch seinen Vater kennenlernen durfte, inspiriert. „Ich habe meinen Schülern alle Musikrichtungen nahe gebracht, um den potenziellen Musiker in ihnen wachzurütteln“, sagt er. „The Wall“ von Pink Floyd, Volkslieder als Kulturgut, „Carmina Burana“ von Karl Orff oder Stücke von Banny Goodman gehörten zum Unterrichtsrepertoire.
Im Jahr 1997 heiratete er seine Frau Johanna und wurde Vater eines Sohnes. „Markus tanzt als Archäologe ein wenig aus der Reihe der Musikerfamilie“, sagt Karl-Heinz Rehfeld. Er hat ihm bereits zwei Enkel geschenkt. „Sie sind ein echter Trost, seit ich nach dem Tode meiner Frau alleine in unserem Haus wohne“, sagt er mit leiser Stimme.

Heimatlich – Creglingen ist sein Zuhause

Als engagierter Lehrer und gefragter Chorleiter beim Sängerkranz Creglingen, der Chorgemeinschaft Creglingen-Archshofen-Niederrimbach, beim Jericho-Chor sowie als Kirchenmusiker, Organist, Pianist auf anstehenden Festivitäten und Organisator blieb für weiteres Engagement kaum Zeit. Sollte man meinen. Als Familienmensch unterstützte er aber auch die Aktivitäten von Ehefrau Johanna (im Jahr 2017 verstorben), die als zweite Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins fungierte.
Dem war aber nicht genug, denn für etliche Aktivitäten, wie etwa die Korrektur- und Lektoratsarbeiten für die SPD-Zeitschrift oder die Unterstützung der Bürgerinitiative für die Ausweisung eines Wasserschutzgebietes in den 80er-Jahren (Aufgaben, die seine Frau in ihrer zehnjährigen Funktion als Gemeinderätin innehatte) war er ebenfalls zu haben.
Rehfeld gehörte auch zum Restaurierungsteam des Fördervereins Romschlössle, dem heutigen Kunstverein, der die Creglinger Konzerte unter der Leitung von Christoph von Weitzel (Bariton) arrangiert.

Karl-Heinz Rehfeld folgt den Spuren seiner Vorfahren

Karl-Heinz Rehfeld am Portal der Herrgottskirche. Seine Leidenschaft gilt historischen Führungen. Foto: Holger Schmitt

Karl-Heinz Rehfeld am Portal der Herrgottskirche. Seine Leidenschaft gilt historischen Führungen. Foto: Holger Schmitt

Kenner der Herrgottskirche

Karl-Heinz Rehfeld hatte ein Händchen dafür, Sprachen lebendig zu vermitteln. Heraus kam unter anderem ein leicht verständlicher Kirchenführer in englischer Sprache.
Ein neuer Wirkungsbereich offenbarte sich dem vielseitig veranlagten Pädagogen.
Er vertiefte sich in die Erforschung der Herrgottskirche mit ihrem Riemenschneideraltar als Höhepunkt einer jeden Führung. Sein starkes Geschichtsinteresse ließ ihn zum erfahrenen Kirchenführer der ehemaligen Wallfahrtskirche werden. Mittlerweile ist der 83-Jährige seit 58 Jahren in Creglingen zu Hause. Und so wird es auch bleiben.
Wer so lange an einem Ort in so vielen Gremien engagiert war und ist, kennt sich mit allen Höhen und Tiefen in der Geschichte des Ortes aus. Was liegt näher, als eine Hymne auf die vergangenen 50 Jahre des Tauberstädtchens (aus ehemals 13 Gemeinden zusammengeschlossen) zu verfassen.

Parallel zur musikalischen Komposition von Karl-Heinz Rehfeld textete die ehemalige Leiterin der Stadtbücherei Evelyn Gillig passende Zeilen. „Es wurde ein Lied mit Ohrwurmcharakter“, erzählt Rehfeld.
Dr. Patrick Ball, der mit Frau und Kindern als musikalische Familie auftritt, hat die Creglinger Hymne bei einer Chorprobe aufgenommen und im eigenen Tonstudio bearbeitet. Die Stadt Creglingen hat die CD-Produktion gesponsert, damit Besucher, Einheimische und Freunde das Lied jederzeit hören und mitsingen kön-
nen.

An Aufhören ist nicht zu denken. „Meine Dienste als Kirchenführer, als Organist oder musikalischer Begleiter bei Unternehmungen wie der Senioren-Veranstaltung „Creglingen unterwegs“ werden oft nachgefragt“, sagt Karl-Heinz Rehfeld sichtlich dankbar für immer neue Gelegenheiten, sich zu engagieren.ul