Musealer Zeitzeuge – Im Brunnenhausmuseum schufteten einst Ochsen Mai01


Musealer Zeitzeuge – Im Brunnenhausmuseum schufteten einst Ochsen

Martin Löhner, seines Zeichens Brunnenbau- und Röhrenmeister der Reichsstadt Nürnberg zu Beginn des 18. Jahrhunderts, war ein Mann von ausgezeichnetem Ruf. Es hieß, er könne mit Wasser zaubern. Diesen Zaubermeister konnte Graf Philipp Ernst I. zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst gut brauchen, um sein Schloss in Schillingsfürst auf den neuesten Stand zu bringen: Endlich fließend Wasser im neu gebauten Schloss.
Nach zwei Jahren baute Martin Löhner im Jahr 1702 über den „Heiligen Bronnen“ in eineinhalb Kilometern Entfernung zum Fürstenhaus ein technisches Meisterwerk, das selbst heute noch funktioniert. Die geniale Erfindung mit der Ochsentretanlage aus Holz und geschmiedetem Eisen ist einmalig im deutschsprachigen Raum und kann im Technik- und Heimatmuseum besichtigt werden.

Altes Kulturdenkmal
Ochsen als Muskelkraftmotoren hielten das Pumpwerk in Gang, indem sie auf der schrägen Tretscheibe liefen. Aus dem Hochbehälter des barocken Wasserturms floss das Wasser in unterirdischen Holzrohren, den so genannten „Deicheln“, zum Schloss. In der Minute wurden 40 Liter Fördermenge erreicht.
„Diese Pumpanlage ist eines der bedeutendsten technischen Kulturdenkmäler“, erzählt Friedrich Fohrer, der die Gebäudeanlagen liebevoll pflegt und verwaltet. Zusätzlich ist in der ehemaligen Brunnenwärterwohnung die Wohnkultur unserer Region des 18. und 19. Jahrhunderts nachempfunden worden. Ausstellungsstücke aus Schillingsfürst und Umgebung lassen die Atmos-
phäre von damals wieder aufleben. Selbst eine vollausgestattete Küche mit Esse kann besichtigt werden.
An die Wohnung schließt sich der typische Ochsenstall an, von dem aus die Tiere zur Arbeit auf die Tretscheibe geführt wurden. In dem im Jahr 1729 errichteten Wasserturm werden heute handwerkliche Techniken und landwirtschaftliche Methoden aus vergangenen Tagen dargestellt.
Waschküche, Feierabendziegelsammlung, Wagnerei mit Schneider- und Schusterwerkstatt, der Weg vom Flachs zu Leinen, Maße, Gewichte, Waldwerkzeuge, das Verfahren vom Korn zum Brot sowie Zimmereiwerkzeuge können besichtigt werden. Auch die damalige Aufstockung des Turmes im Jahr 1887 von Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst ist noch gut zu erkennen. Die Scheune neben dem Hauptgebäude beherbergt weitere landwirtschaftliche Raritäten und lädt im Sommer zum Feiern mit Gruppen oder zum Verweilen ein. Ein Höhepunkt ist der Kräutergarten am Brunnenhaus. Im Sommer ein absolutes Duft- und Farbenerlebnis für jeden Besucher. Auch heute, nach über 300 Jahren, sind die historischen Gebäude noch im Besitz des Schillingsfürster Adels, werden aber nicht mehr zur Schlossversorgung verwendet. bare

Info: Brunnenhausmuseum Schillingsfürst, Brunnenhausweg 25, 91583 Schillingsfürst. Geöffnet: bis 31. Oktober, Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 13 bis 18 Uhr. Ansprechpartner für Führungen (Dauer knapp 1 Stunde) ist Friedrich Fohrer. Tel: 09868-5889 oder Touristikcenter Schillingsfürst 09868-222.