Mit Leidenschaft im Job Mai01


Mit Leidenschaft im Job

Wie der Vater, so die Söhne: Stuckateurbetrieb Schmider in Linden
Keine Frage, einen besseren Beruf gibt es für die drei Männer nicht. Für den Stuck, die Farbe und die ganze Vielfalt, die damit zusammenhängt, schlagen ihre Herzen. Peter Schmider merkt man seinen Stolz an. Seine Söhne Tobias und Marco hätten nicht in seine Fußstapfen steigen müssen, aber sie wollten. Also hat er alles richtig gemacht.
Seit 15 Jahren hat er sein eigenes Unternehmen in Linden, den Stuckateurbetrieb Schmider. Peter Schmider kommt aus Schrozberg. Dort hat er die Ausbildung zum Stuckateur und im Anschluss noch zum Polier, dem staatlich geprüften Vorarbeiter, gemacht.

Erfahrungen sammeln
Nach der Ausbildung ging er zu Unternehmen nach Bamberg und Stuttgart und hat nebenbei die Meisterschule abgeschlossen. Mit 24 Jahren war er damals der jüngste Meister im Stuckateurhandwerk in Baden Württemberg. Zehn Jahre war er als Meister im Angestelltenverhältnis in Stuttgart, Offenburg und Ansbach in renommierten Betrieben tätig, bis er es selber angegriffen hat.
„Rothenburg hatte als Bezugspunkt eine gewisse Anziehungskraft“, sagt Schmider. In Linden fand er das passende Grundstück und baute erstmal in kompletter Eigenleistung das Familienwohnhaus. Danach machte er sich an das Betriebsgebäude.
Seine langjährige Erfahrung kam ihm bei der Ausrichtung des eigenen Betriebs zu nutze. Bei Einsätzen in Oberfranken, Schwaben, Straßburg usw. hat er verschiedene Arbeitsweisen kennengelernt und sich daraus sein eigenes System entwickelt.

ROTOUR Stuckateur Schmider

Denkmalschutzgebäude erfordern besondere Herangehensweisen: Nach alter Handwerkskunst stellt die Firma Schmider den Schriftzug nicht nur mit Farbe sondern mit Putz her. Foto: Privat

Qualität muss sein
Peter Schmider hat drei Angestellte. Jeder kann hier alles, das ist dem Chef wichtig, und natürlich die Qualität. „Das ist oberstes Gebot“, stellt er fest. Das wissen auch seine Kunden zu schätzen, denn etwa 80 Prozent kommen auf Empfehlung. Etwa 30 km im Umkreis von Rothenburg, bis nach Baden-Württemberg, ist das Haupteinsatzgebiet des Unternehmens.
Im Portfolio hat der Stuckateurbetrieb die ganze Palette des Gewerkes. Die Beratung ist dem Chef besonders wichtig und er spart dabei nicht an Zeit. Bei der Gestaltung und Renovierung von Außenfassaden verwenden  Schmider und seine Mitarbeiter mineralische Putze, im Innenbereich dagegen Kalkputze, die für ein gutes Raumklima sorgen. Zur Wärmedämmung außen ist mittlerweile auch die Dämmung von Innen gekommen. „Bei denkmalgeschützten Objekten ist das ein großes Thema“, so der Stuckateurmeister.
Das Unternehmen ist ebenso in allen Facetten des Trockenbaus versiert, zum Beispiel auch mit schallverbessernden Akkustikdecken. Mit einer eigenen, modernen Maschine können sie sogar individuelle Gipskartonformteile herstellen. Peter Schmider bietet zusätzlich Estrichlegearbeiten und hat dafür die Prüfung zum Estrichleger aufgesattelt.
„Wir übernehmen auch die Bauleitung bei Gesamtsanierungen“, erklärt Schmider. Er ist bestens mit Handwerkskollegen vernetzt und organisiert so gewerkeübergreifend auf kurzen Wegen den Ablauf der Baustelle. Ob Großbaustelle oder Privatkunde, Peter Schmider legt großen Wert auf eine individuelle Herangehensweise.  Und wer es besonders individuell will, der bekommt von ihm auch noch handgemachten Stuck. „Das war schon immer mein Hobby“, sagt er und fügt an: „Stuck ist die Krönung des Berufs.“
Sein Sohn Tobias Schmider, 20 Jahre alt, zeigt eine Schablone für ein Profil um das Prozedere näher zu erklären. Ebenso wie sein Vater hat er Feuer gefangen an den kreativen Möglichkeiten des Stuckateurberufs. Seine Ausbildung hat er in einem Burgbernheimer Betrieb gemacht und im Januar 2018 als Kammersieger abgeschlossen.

Tobias Schmider fährt zur WM
Mit einer gehörigen Portion Ehrgeiz hat er sich zum Bayerischen Meister und dann zum Deutschen Meister im  Stuckateurhandwerk hochgearbeitet. Tobias Schmider gehört der Nationalmannschaft der Stuckateure an und fährt daher für die nächsten zwei Jahren ein Auto mit der deutschen Fahne auf der Karosserie. Aktuell arbeitet er in einem Betrieb in Augsburg und will dieses Jahr die Meisterprüfung ablegen.
Der Erfolge noch nicht genug, hat er im März auf der Messe Farbe, Ausbau & Fassade in Köln den nationalen Ausscheidungswettbewerb gewonnen und geht nun als Vertreter für Deutschland an den Start der Weltmeisterschaft der Stuckateure. Momentan bereitet sich Tobias Schmider daher auf die WorldSkills des Handwerks der Stuckateure vor, die im August in Kazan in Russland stattfinden. Das motiviert natürlich.
Vater und Sohn schwärmen gemeinsam von den kreativen Möglichkeiten mit Stuck. Die Schablonen, um den Stuck zu ziehen, entwerfen und bauen sie selbst. Den Varianten sind dabei kaum Grenzen gesetzt. „Wir machen aber auch modernen Stuck“, erklärt Peter Schmider. Mit geradlinigen Profilen, hergestellt in uralter Handwerkstechnik, retten die Stuckateure das traditionelle Wissen ein Stück weit vor dem Vergessen. „Es gibt kaum einen Beruf mit derart individuellen Anforderungen“, erklärt Tobias Schmider begeistert.

ROTOUR Stuckateur Schmider

Peter Schmider beherrscht noch die Kunst des Stuckziehens. Foto: Reihs

Zum Stuckateur kommt der Maler
Und auch sein Bruder Marco, fast 17 Jahre alt, hat sich für den Weg ins Handwerk entschieden. Zur Zeit macht er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer in München. Das Unternehmen Schmider in Linden verrichtet alle Malerarbeiten im Umfeld des Stuckateurhandwerks, „aber mit Marco können wir uns in der Zukunft noch besser aufstellen“, sagt Peter Schmider.
Noch machen beide Söhne ihre Erfahrungen in anderen Unternehmen, was dem Vater sehr wichtig ist. Ihre Zukunft sehen sie aber im eigenen Familienunternehmen. „Das ist eine optimale Kombination und wir sind somit bestens aufgestellt“, stellt der Vater fest.

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