Kunst im Burgtor Aug01


Kunst im Burgtor

Raum für Kreativität

Es muss nicht immer der Besuch in hochmodernen Museen sein, um Kunst zu erleben. Kunst gedeiht auf kleinstem Raum – beispielsweise in der Galerie im Burggarten. Zum Areal des Burgtors in Rothenburg, um 1460 erbaut, gehören zwei kleinere Torwärterhäuser. Über einem der beiden Eingänge steht in Stein gemeißelt die Jahreszahl 1590.
Nun, über 400 Jahre später, ist der Freigeist der Künstler hier eingezogen. Heinz Ruhl, international agierender Unternehmer aus Ochsenfurt und Kunstmäzen mit einem Herz für Rothenburg, hat vor einigen Jahren das Haus im Burggarten und die beiden Torwärterhäuschen von der Stadt Rothenburg angemietet. „Nach dem Krieg wurden die Räume als Wohnung genutzt, später war es der Brotzeitraum der Stadtgärtner“, erzählt er.

ROTOUR: Heinz Ruhl im Burgtorhäuschen

Heinz Ruhl hat die beiden Häuser im Burgtor restauriert und stellt sie Künstlern zur Verfügung.

Heinz Ruhl hat jedoch mehr in den eigentümlichen Räumlichkeiten gesehen. Er hat die beiden Häuser erst mal entrümpelt, dann nach Denkmalschutzvorgaben und mit viel Liebe zum Detail restauriert. In einem der Türme hat er die mehrgeschossige, runde Dachstuhlkonstruktion aus Fachwerk freigelegt. Hell, freundlich, stimmungsvoll und vor allem wesentlich größer als von außen gedacht, zeigen sich nun die beiden Turmhäuser.
Heinz Ruhl stellt das Ambiente seitdem interessierten Künstlern zur Verfügung. Russische Künstler haben hier gearbeitet und ihre Werkschau gehabt. Schülerausstellungen waren bestens besucht, Bildhauer und regionale Künstlervereinigungen haben ihre Werke in den beiden Turmhäusern gezeigt.
Seit zwei Jahren ist nun die Rothenburger Künstlerin Maria Semmer mit ihrer Druckpresse in einem der beiden Häuser. Fast täglich bedruckt sie hier vor den Augen der Passanten oder Besucher T-Shirts mit ihren eigenen Motiven.

ROTOUR: Maria Semmer im Burgtorhäuschen

Die Künstlerin Maria Semmer arbeitet in einem der Galeriehäuser. Fast täglich bedruckt sie T-Shirts mit eigenen Motiven.

Im zweiten Galeriehaus finden regelmäßig wechselnde Ausstellungen statt. Ab 6. August (bis 3. September) stellen unter dem Motto „und hätte der Liebe nicht …“ drei Rothenburger Künstler aus: Maria Semmer zeigt Fotografien, Patrick Riefer-Kraus Grafik und Installationen und Juliane Sander Schmuckkreationen.
Daran anschließen wird sich eine Ausstellung mit großformatigen Werken von Bettina Semmer (Berlin) und Maria Semmer (Rothenburg).
Für Aufsehen haben in den letzten beiden Jahren auch die Ausstellungen von italienischen Künstlern gesorgt. Künstler der Stamperia del Tevere aus Rom, mit denen Maria Semmer selbst in Italien zusammengearbeitet hat, haben gemeinsam mit Rothenburger Künstlern nicht nur ausgestellt, sondern mit Vorführungen vor Ort das kunstinteressierte Publikum auch an ihrem Schaffensprozess teilhaben lassen.
Fünf länderübergreifende Ausstellungen gab es schon in der Burggarten-Galerie und im Oktober werden erneut Künstler der Stamperia Ripa 69 (ehemals ein Teil der Stamperia del Tevere) hier ausstellen.

ROTOUR: Das Burgtorhäuschen

Die Galeriehäuschen rahmen den Tordurchgang ein. Von außen wirken sie winzig, aber das täuscht. Fotos: am

Nicht nur das Ambiente in den historischen Räumen ist einmalig, sondern auch die exponierte Lage im Burgtor. Touristen kommen an den beiden Galerien auf ihrem Weg in den Burggarten vorbei. „Ich lerne interessante Menschen aus der ganzen Welt kennen“, so Maria Semmer. Die Fenster der Galerien stehen offen, die Türen sowieso, man beobachtet die Künstlerin bei der Arbeit, entdeckt Fotografien, Gemälde, Skulpturen oder fantastische Deckenkonstruktionen. Unkompliziert, stimmig, weltoffen und ohne Eintritt.
Heinz Ruhl zurrt die Galeriehäuser nicht in ein festes Konzept. Passende Künstler können sich gerne interessieren.
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