Hohenloher Träume in Beton – Unternehmer Wolfgang Maier setzt pfiffige Ideen in die Tat um Okt06


Hohenloher Träume in Beton – Unternehmer Wolfgang Maier setzt pfiffige Ideen in die Tat um

Wer eine knifflige Aufgabe gelöst hat, fühlt sich gut. „Heureka“,
rief einst Archimedes. „Ich hab’s“,
jubelt Zeichentrickfigur Wickie. Ein Hohenloher wie Wolfgang Maier würde sagen: „I hob’s!“ Seine vielen Ideen haben dem 58-Jährigen Erfolg gebracht. „Denken, ausklügeln und austüfteln ist das Schönste was es gibt“, schwärmt der Langenburger, der mehrere lukrative Patente angemeldet hat.
Wolfgang Maier entwickelte die wärmegedämmte Betonsandwich­wand für den Stall- und Wohnhausbau ebenso wie die Schirmbar, einen mobilen Partyraum. Überregional wohl bekanntestes Projekt ist sein Wellnesshotel Mawell Resort, das majestätisch über dem Jagsttal thront.
Der Umsatz seiner vier Hauptfirmen beläuft sich insgesamt auf rund 30 Millionen Euro. Etwa 250 Mitarbeiter stehen bei ihm in Lohn und Brot. Den Grundstein seiner Karriere legte Wolfgang Maier als 28-Jähriger mit der Erfindung eines stufenlos verstellbaren Beton-Rundbehälters.

Immer am Puls der Zeit: In seinem Wellnesshotel verwirklicht der Unternehmer außergewöhnliche Ideen. So ermöglicht der neue Wellnesshang Entspannung mitten im Wald. Foto: Mawell

Immer am Puls der Zeit: In seinem Wellnesshotel verwirklicht der Unternehmer außergewöhnliche Ideen. So ermöglicht der neue Wellnesshang Entspannung mitten im Wald. Foto: Mawell

Verbindung mit der Natur
„Neuentwicklungen haben mir schon immer Spaß gemacht“, verrät er. Schon als Kind übte er sich als Erbauer von Erdhöhlen und Baumhäusern. Eigentlich sollte er den elterlichen Hof in Langenburg-Atzenrod übernehmen. Es kam anders: „Mein Vater und ich waren beide dominant. Keiner konnte nachgeben“, erinnert sich der staatlich geprüfte Landwirt. So ging er eigene Wege.
Bei einem Bauunternehmen das sich auf Leichtbauweise spezialisiert hatte, leitete Wolfgang Maier 17 Jahre lang die Montage. In der Ernte half er zu Hause weiterhin mit und blieb eng mit der Landwirtschaft verbunden. In Interviews erklärt der Hohenloher gerne: „Ich bin nach wie vor Bauer – Hallenbauer, Bürobauer, Hotelbauer.“

Nachhaltige Entscheidungen
Vor diesem Hintergrund liegt ihm die Umwelt sehr am Herzen. „Der Mensch ist ein Teil der Natur und wir müssen sie viel mehr wertschätzen, als es im Moment gelebt wird“, sagt er, mit Blick auf den Klimawandel. Deshalb legt der Unternehmer bei seinen Projekten neben Wirtschaftlichkeit auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit besonderen Wert.
Wie aber passt der Werkstoff Beton ins Bild? „Beton ist in meinen Augen nachhaltig. Ich kann ihn kleinmachen und habe dann wieder die einzelnen Komponenten“, informiert er. Sein Antrieb sei der Wunsch, Dinge zu verbessern und zu vereinfachen.
Vor genau 20 Jahren gründete er die Firma Farmbau, um sein patentiertes Betonsandwichelement zu produzieren. Das Wohl der Tiere brachte Wolfgang Maier auf den Gedanken. „In den Ställen in Leichtbauweise war im Sommer immer eine Affenhitze. Wenn man massiv baut, ist eine bessere Klimatisierung möglich.“
Die Farmbau-Mitarbeiter stellen Ställe und Lagerhallen in Beton-Fertigbauweise her – ungeziefersicher und hygienisch. „Wenn Sie heute einen neuen Stall anschauen, der sieht fast aus wie eine Klinik“, weiß der Experte. 2003 verlegte er die Herstellung der Betonfertigteile nach Insingen. Grund war die Topografie
rund um Langenburg. „Mit den schweren Teilen konnten wir nicht durch die Täler fahren.“ Bis auf den Standort Insingen haben alle von Maier gegründeten Firmen ihren Sitz in Langenburg.

Politisches Engagement
Wolfgang Maier lobt die Power,
die in der Region steckt. Die soziale Verflechtung beschreibt er als „gigantisch“ und beziffert seinen Bekanntenkreis auf bis zu 10 000 Menschen. Ganz wichtig ist es ihm, zuzuhören. Seit 2004 sitzt Wolfgang Maier im Langenburger Gemeinderat. An die Mehrheitsentscheidungen musste sich der Unternehmenschef erst gewöhnen. Ob er sich vorstellen kann, auch in der großen Politik mitzumischen? „Wenn, dann gleich als Bundeskanzler“, meint er trocken.
Die besten Einfälle kommen ihm frühmorgens. Lange reifte in ihm der Traum vom Mawell Resort. 20 Millionen Euro investierte er bis zur Eröffnung vor vier Jahren. Den Wellnessbereich ließ er in einen uralten Muschelkalkfelsen bauen. Beim Baden kann der Gast das atemberaubende Panorama des Jagsttals genießen. Entspannen im Einklang mit der Natur, lautet die Devise.

Glänzende Augen
„Von der Auslastung her rauschen wir momentan auf die 90 Prozent zu“, freut sich Wolfgang Maier. Hat er diesen Erfolg erwartet? „Logisch“, grinst er. Überrascht habe ihn aber die überwältigende Resonanz quer durch die Region. „Alle kennen das Mawell und kriegen glänzende Augen“, erzählt der Hotelier sichtlich bewegt.
Momentan entsteht eine neue Empfangshalle. Dort ist Platz für einen Wochenmarkt, sodass die Gäste bei der Abreise noch etwas mitnehmen können. „Wir bringen die Hohenloher und die Gäste zusammen. Dann treffen zwei Welten aufeinander und es gibt bestimmt interessante Gespräche“, prognostiziert er.
Das Land Baden-Württemberg zeichnete das Energiekonzept des Mawell aus. Genutzt wird ausschließlich regenerative Energie aus lokalen Quellen. Das Biogas zum Betrieb des Blockheizkraftwerks stammt aus der Biogasanlage von Familie Schrödel in Ludwigsruhe. Mit der Abwärme wird im Sommer unter anderem das Langenburger Freibad beheizt. Damit leisten Wolfgang Maier und die Schrödels einen wichtigen Beitrag zu dessen Erhalt.
Einen Namen gemacht hat sich Maier auch durch den Bau von Gewerbehöfen für Start-ups. Er schätzt, dass dadurch ungefähr 1 500 Arbeitsplätze neu geschaffen oder erhalten wurden. In seiner Firma Komminvest sind die gewerblichen und kommunalen Investitionen gebündelt. Seine neueste Entwicklung für Farmbau nennt sich „Das Wohnmodul“. Am Stück angeliefert, soll es günstigen Wohnraum schaffen, etwa für Singles, Studenten und Senioren. „Das wird richtig gut ankommen“, ist er sicher.

Arbeit ist keine Belastung
Das Erfolgsgeheimnis von Wolfgang Maier ist vielleicht, dass er Arbeit nicht als Belastung empfindet, trotz seines 16-Stunden-Tags. Einen Ruhestand, in dem er aus der Sofa-Perspektive auf sein Lebenswerk zurückblickt, kann sich der dreifache Vater und Großvater nicht vorstellen. Er will weiterhin Ideen umsetzen. „Ich komm‘ aus der Landwirtschaft. Da schaffen die Leute bis sie umfallen.“
Dabei hält Wolfgang Maier an einem Grundsatz von Albert Einstein fest: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“sab