Hilfe per Zweirad – Motorradstreife vom Roten Kreuz Okt01


Hilfe per Zweirad – Motorradstreife vom Roten Kreuz

Braucht man Hilfe, soll es schnell gehen. Und wer kann schneller vor Ort sein, als ein Motorradfahrer. Seit 1983 gibt es die Motorradstreife des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Einst als Modellversuch „Mobile Wache“ gestartet, sind die Motorradstreifen mittlerweile an 16 Standorten mit etwa 100 aktiven Sanitätern, Rettungssanitätern oder Rettungsassistenten in Bayern vertreten. Einer davon ist der Rothenburger Joachim Heldt.
„Die Motorradstreife des BRK ist eine rein ehrenamtliche Initiative“, klärt er auf. Heldt ist seit 26 Jahren hauptberuflich Notfallsanitäter beim Roten Kreuz in Rothenburg. Sein Vater war hier einst der Chef und „ich bin hier aufgewachsen“, sagt er. Als erfahrener Motorradfahrer war es für ihn vor etwa zehn Jahren eine klare Entscheidung, sich der Motorradstaffel anzuschließen.
Die Motorradstaffel ist an den Kreisverband Ansbach des BRK angegliedert und besteht aus zwei Motorrädern und fünf Fahrern, die bis auf einen alle hauptberuflich beim BRK angestellt sind. Ein Motorrad steht in Dinkelsbühl und wird dort von drei Fahrern genutzt, das andere in Rothenburg. Die BMW RT 1200 fahren Joachim Heldt und sein Ansbacher Kollege Klaus Häfelein.
Die Motorradstreife ist von Mai bis in den Herbst hinein ab Freitagmittag bis Sonntagabend auf Autobahnen und Schnellstraßen im Einsatz. Joachim Heldt und Klaus Häfelein sind für das Gebiet der A7 von Gollhofen bis Dinkelsbühl-Fichtenau und der A6 von der Landesgrenze kurz vor Crailsheim bis Kammersteiner Forst zuständig. Starten Joachim Heldt oder seine Kollegen ihre Streife, dann melden sie sich bei der zuständigen Rettungsleitstelle an. Wird ein Notfall gemeldet, erhält der Motorradfahrer die Daten direkt auf sein Navigationsgerät.

Ein Unfall auf der A7 bei Ohrenbach: Im Vordergrund das Motorrad von Joachim Heldt, der als einer der ersten vor Ort war. Foto: Privat


Die Motorradstreife wird bei Bedarf als „First Responder“ (Ersthelfer) eingesetzt. Bis der Rettungswagen eintrifft, sind sie die ersten, die Unfallopfer versorgen oder die Unfallstelle absichern. Alles, was ein erfahrener Sanitäter dazu braucht, ist in den beiden Motorradkoffern verstaut. Joachim Heldt holt farbige Hüllen mit Verbandsmaterial, Infusionen, Intubation und Beatmungsbeutel, Geräte zur Blutdruckmessung und sogar einen Defibrilator aus den Koffern heraus. „Wir können sowohl internistische als auch traumatologische Notfälle behandeln“, erklärt Heldt.
Der Notfalleinsatz bei einem Unfall ist aber nur eine der Aufgaben, die von den wendigen Motorrädern und ihren rettungsmedizinisch ausgebildeten Fahrern erfüllt wird. Ausgestattet mit fahrerischen Sondergenehmigungen wird die Motorradstaffel auch zur Stauabsicherung im Zusammenwirken und Absprache mit der Polizei eingesetzt. „Außerdem sind wir feste Staumelder bei Antenne Bayern“, so Heldt. Auch im Katastrophenschutz ist die Motorradstreife aktiv. Heldt erinnert sich an das Hochwasser im Raum Deggendorf im Jahr 2013. „Beide Maschinen waren 14 Tage im Einsatz“, erzählt er.
Während seiner Einsatzzeit am Wochenende legt ein Fahrer am Tag bis zu 600 km zurück. „Wir fahren auch gezielt Raststätten und große Parkplätze an“, erzählt Joachim Heldt. Mit ihren auffälligen Motorrädern und der orangefarbenen Motorradkombi fallen die Helfer sofort auf. Wie sich der Stau verhält, wann ein Ende abzusehen ist oder wo man in der Zwischenzeit gut essen kann, sind nur einige der Fragen, die die Rettungssanitäter als vertrauensvolle Ansprechpartner gerne beantworten. Manchmal kommen auch Teilnehmer von Busreisen, die medizinische Probleme haben, auf sie zu. „Wir messen dann Blutdruck, helfen bei Übelkeit und beruhigen die Menschen“, erzählt Joachim Heldt.
Als ehrenamtliche Leistung ist diese Hilfe kostenlos. Das Bestehen der Motorradstaffel des BRK Ansbach stand im letzten Jahr auf der Kippe. Es gab keine Fahrer mehr. Aber Joachim Heldt hat vier neue Kollegen dafür gewinnen können. Drei weitere sucht er noch. Die Voraus-
setzung ist ein Mindestalter von 25 Jahren, eine Ausbildung als Rettungssanitäter und langjährige Erfahrung als Motorradfahrer.

Spenden für die Hilfe im Notfall
Die Kosten für den Erhalt der Motorradstaffel werden über Spenden und Fördergelder generiert. Eine nach DIN-Norm zugelassene Kombi für einen Fahrer kostet etwa 800 Euro, ein Helm etwa 1 200 Euro. Die Motorräder müssen mit modernster Technik ausgerüstet sein, müssen unterhalten werden, dazu kommen Spritkosten usw. Über das Spendenkonto des BRK-Kreisverbands Ansbach, Stichwort „Motorradstreife“, IBAN: DE 59 7655 0000 0008 6442 62, BIC BYLADEM1ANS, kann man das Engagement von Joachim Heldt und seinen Kollegen unterstützen.am